Zwei verschiedene Medien, wie das des Films und das der Literatur, miteinander in Verbindung zu bringen, scheint als Vorgehen trotz seiner mittlerweile anerkannten Etablierung als Methode gewagt, in Anbetracht der Tatsache, dass die „Wahrnehmung wesentlich durch das Medium der Inszenierung bzw. durch die je spezifische Medialität des Wahrzunehmenden bestimmt ist.“. Als problematischer wird das Unterfangen, diese zwei medialen Formen in Beziehung zueinander zu setzen, zu bewerten sein, wenn sich diese dieser Medien zur Grundlage gemachten künstlerischen Konzepte ein knappes Jahrhundert in ihrer Entstehungszeit voneinander unterscheiden, sind sie doch in ihren jeweiligen historischen Kontexten fest verortet und unter Rückgriff auf diese zu befragen. Doch die Frage der Legitimation eines solchen Vorhabens stellt sich in einem anderen Maße, handelt es sich um die Transformation eines wenn nicht im Zielmedium identischen, so doch motivisch ähnlichen Stoffes in ein anderes Medium. So verhält es sich mit Fjodor Michailowitsch Dostoevskijs bündiger Erzählung „Krotkaja. Fantastičeskij rasskaz“ (1876), die in Anbetracht der „5 Elefanten“ des für seine psychologische Erzählweise bekannten russischen Vertreters des Realismus, in literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzungen nur peripher Beachtung gefunden hat, aber als Randerscheinung trotz dessen von dem französischen Filmregisseur Robert Bresson aufgegriffen und in das filmische Medium überführt wurde − eine Arbeit Bressons, betitelt mit „Une femme douce“ (1969), die sich weit über den Titel hinaus Dostoevskijs Erzählung als literarische Vorlage zum Ansatz einer wenngleich doch filmisch stark differenzierten Umsetzung nahm.
Der Anspruch der Vergleichbarkeit erwächst hierbei aus der thematischen Schwerpunktbildung, die diesen Ausführungen Gerüst und Legitimation zugleich sein soll, die jeweils danach fragt, welche dem Genre bzw. Medium möglicherweise inhärenten strategischen Mittel zur Verfügung stehen bzw. dezidiert zur Anwendung gebracht werden, um im Rahmen des Künstlerischen Authentizität als eine literarisch bzw. filmisch konstruierte Wirklichkeit zu evozieren, die aufgrund ihrer Sprachverfasstheit bzw. Visualität als eine in der Kunst verhafteten Wirklichkeit wirksam wird.
Inhaltsverzeichnis
- Fragestellung
- Krotkaja: Authentizitätssuggestion durch mimetisch generierte Illusion
- Schnittstelle: Literatur - Film
- Une femme douce: Authentizitätserzeugung durch Nachahmungsverbot
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Umsetzung von Dostoevskijs Erzählung „Krotkaja“ in Bressons Filmadaption „Une femme douce“ und untersucht, wie beide Werke Authentizität durch unterschiedliche medienspezifische Strategien evozieren. Dabei wird der Fokus auf die Rolle von Mimesis und Theatralisierung gelegt.
- Authentizitätssuggestion in der Literatur
- Authentizitätserzeugung im Film
- Vergleich der medienspezifischen Strategien
- Rolle von Mimesis und Theatralisierung
- Konstruktion von Wirklichkeit in Kunst und Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
- Fragestellung: Die Arbeit stellt die Frage, wie Dostoevskijs „Krotkaja“ und Bressons „Une femme douce“ Authentizität im jeweiligen Medium evozieren, wobei die unterschiedlichen Konzepte von Mimesis und Theatralisierung im Zentrum stehen.
- Krotkaja: Authentizitätssuggestion durch mimetisch generierte Illusion: Dieses Kapitel analysiert die narrative Struktur und den Stil der Erzählung „Krotkaja“ und untersucht, wie Dostoevskij durch den Einsatz mimetischer Elemente eine Illusion von Authentizität erzeugt. Dabei wird die Rolle der Vorrede, die monologische Rede des Pfandleihers und die Verwendung direkter Rede beleuchtet.
- Schnittstelle: Literatur - Film: Das Kapitel stellt die Verbindung zwischen Literatur und Film her und erläutert die Herausforderungen bei der Adaption literarischer Texte in das filmische Medium.
- Une femme douce: Authentizitätserzeugung durch Nachahmungsverbot: Dieses Kapitel analysiert Bressons filmische Adaption „Une femme douce“ und untersucht, wie er Authentizität durch die Vermeidung von Nachahmung und die Konzentration auf die visuelle Darstellung evoziert. Dabei wird der Stil des Films, die Kameraführung und die Inszenierung analysiert.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Themenbereiche Authentizität, Mimesis, Theatralisierung, Literatur und Film. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Dostoevskijs „Krotkaja“, Bressons „Une femme douce“, mimetisch generierte Illusion, Nachahmungsverbot, Authentizitätssuggestion, Authentizitätserzeugung, Inszenierungsbegriff, künstlerisch erwirkte Wirklichkeit, literarische und filmische Gestaltungsmittel, medienspezifische Strategien.
- Arbeit zitieren
- Susanne von Pappritz (Autor:in), 2011, Zwischen mimetisch generierter Illusion und Nachahmungsaversion, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1453804