In einer Zeit des imperialen Ehrgeizes und wirtschaftlichen Wettstreits entfaltet sich das packende Drama der Kontinentalsperre, ein von Napoleon Bonaparte inszenierter Wirtschaftskrieg, der das europäische Festland in seinen Bann zog. War es ein genialer Schachzug zur Schwächung des britischen Empires oder ein verhängnisvoller Fehler, der letztlich Frankreichs eigenen Untergang beschleunigte? Diese tiefgreifende Analyse enthüllt die komplexen Verflechtungen von Macht, Handel und Widerstand, die diese Ära prägten. Tauchen Sie ein in die Welt der Blockaden und Dekrete, der Schmuggler und Spekulanten, während die Kontinentalsperre die Beziehungen zwischen England und den europäischen Nationen neu definierte. Erfahren Sie, wie sich der Konflikt auf den Alltag der Menschen auswirkte, von steigenden Weizenpreisen bis hin zur verzweifelten Suche nach Kaffee-Alternativen. Entdecken Sie die Widerstandsfähigkeit des britischen Empires, das dank seiner Kolonien neue Absatzmärkte fand, und die zunehmende Abhängigkeit Deutschlands von Frankreich. Verfolgen Sie das Schicksal von Industriezweigen, die unter dem Mangel an Rohstoffen litten, und die kreativen Strategien, mit denen man versuchte, die Sperre zu umgehen. Von den geheimen Routen der Schmuggler bis zu den politischen Intrigen der europäischen Höfe – dieses Buch zeichnet ein lebendiges Bild einer Epoche, in der der Handel zur Waffe wurde und das Schicksal Europas auf dem Spiel stand. Untersuchen Sie die Auswirkungen auf Preußen und den Rheinbund, analysieren Sie die Veränderungen im Import- und Exportgeschehen und bewerten Sie die langfristigen Konsequenzen dieser ambitionierten Wirtschaftsblockade. Am Ende steht die Frage: War die Kontinentalsperre ein Akt der Stärke oder ein Zeichen der Verzweiflung, und welche Lehren können wir aus diesem historischen Experiment für die heutige globalisierte Welt ziehen? Begeben Sie sich auf eine fesselnde Reise durch ein entscheidendes Kapitel der europäischen Geschichte, das von wirtschaftlichem Kalkül, politischem Machtstreben und menschlicher Innovationskraft geprägt ist. Ergründen Sie die Ursachen und Folgen dieser maritimen und merkantilen Auseinandersetzung, die das Gesicht Europas für immer veränderte.
Die Kontinentalsperre
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1806 bis 1812/13
Die Kontinentalsperre war eine Handelsblockade des europäischen Festlandes gegen England. Sie wurde am 21. November 1806 durch Napoleon in den ,, Berliner Dekreten 1 " ausgesprochen. Sie gilt auch als Wirtschaftskrieg der französischen gegen die englische Bourgeosie 2 und als Versuch der ökonomischen Unterwerfung Europas durch Frankreich. Die Kontinentalsperre scheiterte an der wirtschaftlichen Überlegenheit Großbritanniens und der Unentbehrlichkeit seiner Produkte. Nach der Niederlage Frankreichs in Russland wurde sie 1812 faktisch aufgelöst.
Beziehung beider Staaten zu den anderen Ländern Europas
England beherrschte im 19. Jahrhundert die Weltmeere und besaß die meisten Kolonien, wodurch es politisch und wirtschaftlich sehr stark wurde. Es unterstützte viele europäische Länder finanziell und verkaufte für die Industrie notwendige Materialien nach Deutschland (Vgl. Diagramm1). Es benutzte diese Länder aber auch als Festlandsdegen 3, um seinen schärfsten Konkurrenten, Frankreich, zu bekämpfen. Die französischen, holländischen und spanischen Kolonien in Ostindien, Südafrika und der westlichen Inselwelt wurden erobert und es fanden so genannte Kaperkriege 4 statt. Es wurden keine Unterschiede zwischen der frz. Handelsflotte und privaten Schiffen gemacht. Zwischen 1801 und 1807 wurden ca. 18 273 Schiffe durch Großbritannien beschlagnahmt und England angeeignet.
Napoleon, der die Hegemonie Europas anstrebte, stoppte auch vor England nicht. Auf dem Festland spielte Frankreich ohne Frage eine wichtige Rolle, hatte es doch immerhin die 3 großen Mächte Russland, Preußen und Österreich in die Knie gezwungen, doch gegen England hatte es stets verloren. Nachdem Napoleon auch den 4. Koalitionskrieg 1806 verlor, rief er am 21. November 1806 in Berlin das Dekret der Kontinentalsperre aus.
Das Berliner Dekret
In diesem Dekret, welches am 21. November 1806 in Berlin erschien, wurden, durch das frz. Regime 5 (unter Napoleon), allen europäischen Festlandstaaten Verbindungen mit England untersagt und englisches Eigentum und Handelswaren beschlagnahmt. Englischen Schiffen oder Kolonieschiffen wurde das Anlaufen europäischer Häfen verboten.
Auszug aus dem Berliner Dekret:
Die britischen Inseln sind in Sperrzustand erklärt.
2. Jeder Handelsverkehr und jeder Briefwechsel mit den britischen Inseln ist untersagt.
Folgeweise sind Briefe oder Pakete, welche nach England oder an einen Engländer gerichtet oder in englischer Sprache geschrieben sind, vom Postenlauf ausgeschlossen und werden weggenommen.
3. Jeder Engländer, der sich in den von Frankreich oder seinen Verbündeten besetzten Ländern aufhält, wird als Kriegsgefangener erklärt.
7. Kein Fahrzeug, das unmittelbar aus England oder den englischen Colonien kommt oder dort seit Veröffentlichung dieses Dekrets gewesen ist, wird in irgend einem Hafen aufgenommen.
Wirkungen der Kontinentalsperre
Zunächst kamen in England tatsächlich wirtschaftliche Probleme auf. So wurde beispielsweise Weizen in der Zeit der Kontinentalsperre teurer. Dieser war 1812 mit 1470 Pence mehr als zweimal so teuer wie 1803 mit 690 Pence. Hafer, Bo hnen und Erbsen zum Beispiel blieben preislich relativ konstant, es gab nur geringfügige Preiserhöhungen, teilweise eher Senkungen (Vgl. Diagramm 2). Für die Bevölkerung hatte der Anstieg natürlich zur Folge, dass sie sich Getreide, speziell Weizen, kaum noch leisten konnte und somit ein Mangel an Brot und anderen Nahrungsmitteln auftrat.
Durch seine unzähligen Kolonien fand jedoch England seine notwendigen Produkte bald schon auf anderen Märkten, was den europäischen Marktverlust wettmachte.
Größere Probleme traten dagegen auf dem Festland auf. Für viele Manufakturbesitzer brachte die Kontinentalsperre den Ruin. Die Industrie, vor allem die, die von der Seefahrt abhängig war, geriet in Schwierigkeiten. Man versuchte dafür ein Lösung zu finden, indem man die Industrie im Binnenland ausweitete. Metallwaren- und Textilindustrien waren stark abhängig vom Außenhandel. Es fehlten Produkte wie Eisenwaren aber auch das Volk hatte schon bald einigen Hürden zu überwinden. So fehlten alltägliche Produkte wie Zucker, Kaffee oder Tee. Als Alternative für Rohrzucker beispielsweise begann man bald mit der Produktion von Zucker aus der Zuckerrübe. 1810 wurden nicht nur keine englischen Waren eingeliefert sondern alle englischen Produkte vernichtet.
Trotz gefundenen Alternativen begann der Handel mit Schmuggelware. Um das Schmuggeln zu unterbinden hätte Napoleon die Küsten ganz Europas lückenlos kontrollieren müssen. Die meisten Küstenanlieger wurden in das Zwangssystem der Kontinentalsperre einbezogen. Die Niederlande wurden- nach Zwischenstadien als ,,Bavatische Republik" und ,,Königreich Holland"- ebenso wie die deutsche Nordseeküste dem Kaiserreich Frankreich direkt einverleibt, ebenso der Kirchenstaat Italien und später das spanische Katalonien. Russland schloss sich der Kontinentalsperre an und eroberte das schwedisch besetzte Finnland. Spanien und Portugal allerdings weigerten sich. Es gelang Napoleon also nicht, Europa von England, bzw. England von Europa lückenlos zu trennen.
Immer wieder kam es zu Überführungen von Schmugglern. Sie wurden dann entweder zu Zwangsarbeiten oder zum Tode verurteilt. Auch öffentliche Brandmarkungen wurden oft angewandt. Trotz dieser Strafen, ließen sich die Schmuggler nicht abschrecken. Sie bekamen einen ganzen Tageslohn, wenn sie ein Pfund Kaffe nach Deutschland oder andere europäische Länder brachten. Bald schon wurden Dienstmädchen, Witwen und Köchinnen zu ,,Berufsschmugglern".
Auswirkungen der Kontinentalsperre auf Deutschland
Napoleon gelang es nicht, die Einfuhren nach Deutschland zu stoppen. In Preußen sanken diese Einfuhren ein wenig, jedoch im ,, Dritten Deutschland"6 waren kaum Senkungen zu verzeichnen, es wurden zumindest noch immer mehr Waren eingefahren, als in Preußen. Im Vergleich zu 1800 bis ca. 1804 sanken die Importe stark nach unten. Besonders bemerkbar machte sich die Kontinentalsperre jedoch auf die englischen Unterstützungsgelder an deutsche Fürsten, welche ab 1808 ausfielen (Vgl. Diagramm 1).
Während sich Import und Export von 1800 bis etwa 1804 ungefähr die Wage hielten, wurden gegen 1806 etwa doppelt so viele Waren aus Frankreich importiert, als nach Frankreich exportiert. Dieses machte sich in der Zeit von 1806 bis 1812 sehr stark bemerkbar (Vgl. Diagramm 3). Deutschland gab sich mehr und mehr in Abhängigkeit Frank reichs.
1803 erlebte der Export nach England im Rheinbundgebiet eine Senkung, die sich bis etwa 1809 fortsetzte. Zwei Jahre vor Ende der Kontinentalsperre stiegen die Exporte noch einmal an, fielen aber 1811/12 wieder. In Preußen dagegen lagen die Exporte 1806 bis 1812/13 durchgehend unter dem Durchschnitt (Vgl. Diagramm 4) .
Wahrscheinlich konnte das Rheinbundgebiet mehr Waren exportieren, da es an der Grenze zu Dänemark lag, welches 1807 ohne Kriegserklärung von den Engländern erobert wurde. Die Besetzung Dänemarks war eine weitere große Lücke in der Abschirmung Europas. Deutsche Exporte nach England bestanden hauptsächlich aus Weizen und Holz. Schon vor der Absperrung wurden wesentlich mehr Produkte dieser Art ausgefahren als Bohnen und Wolle (Vgl. Diagramm 5). Doch während der Zeit von 1806 bis 1812/13 wurden weniger als die Hälfte Weizen, im Vergleich zu 1800, exportiert. Mit 10 000 Pfund lag der Export 1808 am niedrigsten.
Mehr Bohnen dagegen wurden 1809 ausgefahren. Allerdings fielen zu Ende der Absperrung diese Exporte ganz aus, ähnlich wie bei den Wolleprodukten.
Holz wurde 1806 bis 1812/13 am meisten nach England gefahren. Zwar erlitt es mit 180 000 Pfund 1808 und 1812 seinen Tiefpunkt, allerdings fiel es erst 1813 ganz aus. Trotzdem liegt es mit 1180 Pfund im etwaigen Bereich der durchschnittlichen Holzexporte, die natürlich mit 2040 000 Pfund 1803 immer noch am höchsten waren (Vgl. Diagramm 5).
Das Ende der Kontinentalsperre
England war durch seine Kolonien nicht mehr auf den europäischen Markt angewiesen, im Gegenteil zu den Festlandsländern Europas. Sie waren abhängig vom Außenhandel und erlitten durch die Kontinentalsperre einen starken Tiefschlag. England war dem Rest Europas wirtschaftlich überlegen.
Nachdem Napoleon 1812 in Russland eine Niederlage erlitt, wurde die Kontinentalsperre aufgehoben.
Worterklärungen:
1- Verfügung einer Behörde; Anordnung, Bestimmung, Verordnung
2- wohlhabendes Bürgertum
3- in dem Fall: England nutzte die andern Ländern aus (finanzielle Unterstützung, Liefern notwendiger Kolonialwaren...), um Konkurrenz Frankreichs zu bekämpfen 4- Krieg gegen frz. Handelsflotte; Schiffe werden überfallen, ausgeraubt, u. U. beschlagnahmt
5- Regierungsform
Diagramme
Diagramm 1:
Diagramm 2:
Diagramm 3:
Diagramm 4:
Diagramm5
Quellenangabe:
Text:
- Bertelsmann Lexikonverlag Weltgeschichte in 12 Bänden, Band 8 S. 307;
- Meyers Kleines Lexikon, Band 2;
- Neues Großes Lexikon in Farbe, Band 2;
- Compton`s Infopedia 2.0, Universallexikon, Fremdwörter
- W. Schmidt u.a., Die bürgerliche Umwälzung von 1789 - 1871. Deutsche Geschichte in 12 Bänden, Bd. 4, Köln 1984, s. 75
Diagramme:
- Zahlen nach M. Kutz, Deutschlands Außenhandelvon der französischen Revolution bis zur Gründung des Zollvereins.
Vierteljahresschrift für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Beiheft 61,
- Tab. 21 & 29
- Tab. 13
- Tab14 & 23
- Tab. 3
Häufig gestellte Fragen
Was war die Kontinentalsperre?
Die Kontinentalsperre war eine von Napoleon Bonaparte im Jahr 1806 verhängte Handelsblockade gegen Großbritannien. Ziel war es, England wirtschaftlich zu schwächen, indem der Handel mit dem europäischen Festland unterbunden wurde.
Wann dauerte die Kontinentalsperre?
Die Kontinentalsperre dauerte von 1806 bis 1812/13.
Was waren die Berliner Dekrete?
Die Berliner Dekrete, erlassen am 21. November 1806, waren die Grundlage für die Kontinentalsperre. Sie verboten allen europäischen Festlandstaaten den Handel mit England und ordneten die Beschlagnahmung englischen Eigentums an.
Welche Auswirkungen hatte die Kontinentalsperre auf England?
Anfangs führte die Kontinentalsperre zu wirtschaftlichen Problemen in England, insbesondere zu einem Anstieg der Weizenpreise. England konnte diese jedoch durch den Handel mit seinen Kolonien kompensieren.
Welche Auswirkungen hatte die Kontinentalsperre auf das europäische Festland?
Die Kontinentalsperre hatte negative Auswirkungen auf das europäische Festland. Viele Manufakturbesitzer wurden ruiniert, die Industrie geriet in Schwierigkeiten und es kam zu einem Mangel an Alltagsgütern wie Zucker, Kaffee und Tee.
Wie wurde versucht, die Kontinentalsperre zu umgehen?
Durch Schmuggel wurde versucht, die Kontinentalsperre zu umgehen. Trotz strenger Strafen florierte der Schmuggelhandel.
Welche Auswirkungen hatte die Kontinentalsperre auf Deutschland?
In Deutschland sanken die Einfuhren aus England, besonders in Preußen. Die englischen Unterstützungsgelder an deutsche Fürsten fielen weg. Deutschland geriet in eine zunehmende wirtschaftliche Abhängigkeit von Frankreich.
Warum scheiterte die Kontinentalsperre?
Die Kontinentalsperre scheiterte, weil England durch seine Kolonien wirtschaftlich nicht auf den europäischen Markt angewiesen war und weil der Schmuggel nicht vollständig unterbunden werden konnte. Die Abhängigkeit des Kontinents vom britischen Handel war zu groß.
Wann endete die Kontinentalsperre?
Die Kontinentalsperre endete nach der Niederlage Napoleons in Russland im Jahr 1812.
Was waren Festlandsdegen?
Festlandsdegen bezieht sich auf die Rolle, die England anderen europäischen Ländern zuwies, indem es sie finanziell unterstützte und mit Materialien belieferte, um Frankreich zu bekämpfen.
- Quote paper
- Claudia Gelbricht (Author), 2001, Die Kontinentalsperre Napoleons gegen England, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/99888