Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit untersucht die soziale Definition von Kindheit sowie deren Einfluss auf den Lebenslauf. Dabei wird eine soziologische Annäherung an das Konzept der Kindheit vorgenommen, die über biografische Merkmale hinausgeht und die Bedeutung von sozialen und historischen Kontexten betont. Historische Veränderungen in der Wahrnehmung von Kindheit werden analysiert, von der Mittelalter bis zur modernen Industriegesellschaft, wobei ökonomische, politische und soziale Entwicklungen eine entscheidende Rolle spielen.
Die gegenwärtige Forschung konzentriert sich auf drei Hauptbereiche: die Vorstellungen Erwachsener von Kindheit, die Rolle von Kindern als Akteure in der Gesellschaft und die Soziographie der Kindheit, welche die sozialen Indikatoren und Bedingungen für Kinder untersucht. Dabei wird deutlich, dass Kindheit nicht als isoliertes Phänomen betrachtet werden kann, sondern eng mit gesellschaftlichen Strukturen verbunden ist. Des Weiteren werden verschiedene Theorien der Lebenslaufforschung vorgestellt, darunter die quantitative Lebensverlaufforschung, die Theorie der Altersschichtung und die Biographieforschung. Diese untersuchen die Entwicklung des Individuums in verschiedenen Lebensphasen und betonen die Bedeutung individueller Erfahrungen sowie gesellschaftlicher Normen für den Lebensverlauf.
Ein zentraler Aspekt ist der Einfluss von Kindheitserfahrungen auf den späteren Lebenslauf eines Individuums. Kindheitserfahrungen prägen den Lebensverlauf in verschiedenen Lebensbereichen wie Bildung und Familie. Dabei spielen die institutionelle Einbettung der Kindheit sowie gesellschaftliche Veränderungen eine wichtige Rolle.
Insgesamt liefert die Arbeit einen umfassenden Einblick in die soziologische Erforschung der Kindheit und zeigt deren Bedeutung für den Lebenslauf auf. Durch die Berücksichtigung historischer Entwicklungen sowie gegenwärtiger sozialer und institutioneller Einflüsse wird ein ganzheitliches Verständnis von Kindheit im soziologischen Kontext vermittelt.
Inhaltsverzeichnis
Kindheitssoziologie
I. Die soziale Definition von Kindheit
1. Entwurf einer soziologischen Annäherung an Kindheit
2. Allgemeine Auffassungen von Kindheit
3. Themen der gegenwärtigen Soziologie der Kindheit
4. Paradoxien moderner Kindheit
II. Kindheit im Lebenslauf
1. Was bedeutet Lebensverlaufforschung
2. Grundsätze der Lebensverlaufforschung
3. Einfluß von Kindheitserfahrungen auf den späteren Lebenslauf
I. Die soziale Definition von Kindheit
1. Entwurf einer soziologischen Annäherung an Kindheit
Wenn man versucht, Kindheit zu definieren, ist zunächst ein ein gemeinsames biographisches Merkmal notwendig, hierzu bietet sich einfacher Weise das Alter an.
Dies reicht allerdings nicht aus,wenn man das Phänomen soziologisch zu betrachten versucht. Dies zeigt sich darin, wenn man sich vorstellt, daß sich Kindheit zu beispielsweise verschiedenen Zeitepochen anders gestaltet, beziehungsweise gestaltet hat, obwohl gleiches Alter vorhanden ist, da aber ja unterschiedliche gesellschaftliche Parameter vorherrschen, die dann für Kinder dieser historischen Epoche allgemeingültig sind. Außerdem ist auch die jeweilige Gesellschaft in Klassen aufzuteilen. Denn hat ja zum Beispiel ein Kind der Arbeiterklasse eine andere Kindheit als ein Kind, welches einer anderen Gesellschaftsschicht zugehörig ist. Überdies könnte man auch die gesellschaftlichen Einflüsse, die in anderen Ländern herrschen als Definitionskriterium für Kinder ansehen. Damit ist gemeint, daß beispielsweise Kinder aus einem Land der ,,Dritten Welt" anders lebt, als es ein Kind tut, welches in einem westlichen Land sein Zuhause hat. Sobald nun man nun für Kindheit genügend Parameter gefunden kann, ist es möglich geworden, Kindheit mit anderen gesellschaftlichen Gruppen zu vergleichen, mit welchen die Kindheit interagiert. Somit ist sie auch zu einem Bestandteil der sozialen Struktur geworden und dies ist gleichzeitig die Voraussetzung dafür, daß Kindheit Gegenstand der Soziologie wird.
2. Allgemeine Auffassungen von Kindheit:
Um die gegenwärtige ,,industrielle" Kindheit erforschen zu können, sind einige Elemente von großer Wichtigkeit, zum Beispiel die Zeitlichkeit. Wenn man Veränderungen im historischen Kontext, sowohl in den Einstellungen gegenüber Kindheit, als auch die Kindheitsbedingungen untersucht, muß man auch nach dem Grund für diese Veränderungen fragen. Ariès beispielsweise behauptet, daß der mittelalterlichen Gesellschaft die Erkenntnis fehlte, Kindheit von Jugendlichen oder Erwachsenen zu unterscheiden. Die Ursachen für diesen Wandel der Einstellung gegenüber Kindheit, kann man herausfinden, indem man versucht Zusammenhänge herzustellen, die zwischen der geschichtlichen Veränderung von Kindheit undökonomischen, politischen und sozialen Entwicklungen einer Gesellschaft bestehen. Für Ariès dagegen stehen eher Religion, Moral und Glaubenssysteme als Gründe im Vordergrund. (S.114)
Getrieben von ähnlichen Vorstellungen bildeten sich Bewegungen, deren Intention es war ,,jedem Kind eine Kindheit" zu sichern. Diese sogenannten ,,child-savers" organisierten Aktionen, basierend auf wissenschaftlich belegten Ideen, welche im Interesse der Kinder sein sollten. Dies fand zwischen Ende des 19. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts statt. Als Faktoren zum Verständnis der Kindheit dieser Zeit wären zu nennen:
- Soziale Ereignisse, wie zum Beispiel Mechanisierung, Urbanisierung Proletarisierung. Diese Ereignisse bewirkten einen grundlegenden Wandel des räumlichen und sozialen Umfelds der Kinder.
- Es bildeten sich psychologische und pädagogische Fachgebiete, die Hilfestellung leisten sollten, wie das Leben von Kindern auszusehen hat und die Ideologien über die Familien schufen.
- Der demographische Wandel: an der rückgängigen Geburtenrate zeigt sich die veränderte Einstellung gegenüber Kindern. Man sieht, daß Kinder nicht mehr so ,,erwünscht" sind, wie sie es einmal waren.
- Die Schulpflicht, die alle Kinder betraf, was zur Folge hatte, daß Kinder weniger von ihren Eltern für diverse Hausarbeiten eingespannt werden konnten.
Was noch zu bemerken ist, die Tatsache, daß auf der einen Seite die Tendenz zum sogenannten ,,protectionism". Der Autor erwähnt hier einen gewissen Zelizer, welcher den ,,protectionsm" als ,,Sakralisierung" der Kinder bezeichnet.
Von Kulturwissenschaftlern kritisch gesehen, wird der ,,protectionism" auf der anderen Seite von den ,,child-savers" gezielt praktiziert wird. Außerdem kann man sagen, daß Kindheit im zunehmenden Maße zu einer institutionalisierten Lebensform gemacht wird. Darauf wird noch etwas später zurückgekommen.
Überdies werden Kinder immer mehr als Akteure in der Gesellschaft angesehen. Hierbei werden trotz bereits zitierter ,,Sakralisierung" Kinder materiell abgewertet, da sie nicht mehr so nützlich sind, wie sie es in der vorindustriellen Zeit waren, als es noch Kinderarbeit gab. Die neuesten soziologischen Forschungen kritisieren allerdings diese Sichtweise.
3. Themen der gegenwärtigen Soziologie der Kindheit:
Zwar kann man bisher nicht von etablierten Traditionen der Kindheitsforschung sprechen, jedoch haben sich 3 Interessenschwerpunkte herausgebildet:
1) Kindheit in den Vorstellungen Erwachsener
2) Kinder als Akteure in der Gesellschaft
3) Soziographie der Kindheit
Diese 3 Schwerpunkte sollen im Folgenden kurz erläutert werden.
Kindheit in der Vorstellung Erwachsener: Geprägt ist das Bild von Kindern, das Erwachsene in ihrem Kopf haben, durch das Attribut ,,Minderwertigkeit". Typische Charakteristika sind ,,unreif", ,,unfähig"; man könnte diese Liste fast beliebig lang ergänzen. Dies impliziert scheinbar, daß Erwachsene genau gegensätzlich charakterisiert sind. Da nun der Unterschied offensichtlich erscheint, ist unterschiedliche Behandlung die Folge. Kindern wird nichts zugetraut. Deswegen wird ihnen auch jegliche Entscheidungskraft genommen. Ihnen wird von Erwachsenen immer nur gesagt, was sie tun sollen, da der Erwachsene, ja denkt, daß er selbst es besser weiß und das Kind nicht.
Jedoch sind Kinder wohl vielmehr als Akteure zu betrachten, die nicht nur handeln, um Erwachsenenverhalten zu kopieren. Vielmehr ist zu vermuten, daß ihren Handlungen eigene Handlungsmotive zugrundeliegen.
Kinder als Akteure: Auf den ersten Blick beschränkt sich das Verständnis kindlicher Verhaltensweisen lediglich auf spielerische Aktivitäten. Dies war dagegen in vorindustriellen Gesellschaften nicht der Fall. Hier muß man sich nur an Kinderarbeit denken. In modernen Industriegesellschaften wird diesem Aspekt nur wenig Bedeutung beigemessen. Es wird übersehen, daß Kinder auch in der Schule Arbeit verrichten, deren Früchte sich ja schließlich nach Jahren auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar macht. Auch arbeiten Schüler häufig noch neben der Schule oder verrichten daheim häusliche Arbeiten. So kann man sie wohl doch als ,,nützliche" Mitglieder einer (Industrie-)Gesellschaft betrachten. Der dritte Interessenschwerpunkt ist die Soziographie der Kindheit, welche versucht, soziale Indikatoren für Kinder zu entwickeln. Tatsächlich erscheinen Kinder in Forschungen lediglich als Familienmitglieder in Beobachtungskategorien, jedoch aber nicht als eigene Personen. Es wird die Institutionalisierung der Kindheit erfaßt, nicht aber Kinder selbst in ihrem eigenen Handeln. Um eine eigene soziale Kategorie für Kinder zu schaffen, bedarf es Informationen über Lebensbedingungen und Gewohnheiten der Kinder. Dies wiederum erfordert eine Verbesserung des Informationssystems über Kinder.
4. Paradoxien moderner Kindheit:
Moderne Gesellschaften sind dadurch gekennzeichnet, daß immer mehr ihr zugehörige Personen auch als Individuen angesehen werden. Das gleiche gilt auch für Kinder. Dies wird am besten durch die Institutionalisierung der Kindheit deutlich. Am Beispiel Schulpflicht kann man dies sehen, denn alle Kinder eines bestimmten Alters sind davon betroffen. Genau wie ihre Eltern verlassen auch sie das zu Hause, um arbeiten zu gehen, mit dem Unterschied, daß es sich eben um Schularbeit handelt. Auch Kleinkinder verlassen ihr Heim, um beispielsweise Kindergärten oder Horte zu besuchen. Auch für ältere Kinder gibt es Möglichkeiten, ihre Freizeit in diversen institutionalisierten Einrichtungen zu verbringen. Es gibt noch weitere zahlreiche Beispiele, welche demonstrieren, in welchem zunehmenden Maße Kinder den Status ,,Individuum" erlangen. Zu nennen wären der eigene Wohnungsschlüssel, eigenes Geld, die eigene Uhr und viele mehr. Immer früher kommen Kinder in Kontakt mit bürokratisch organisierten Strukturen, die der Arbeitswelt der Erwachsenen ähnlich sind. Was nun daran paradox ist, das Phänomen daß im Grunde, so zitiert Qvortrup Turner, der angeblich gemeint hat, daß ,,alle gleichgemacht werden, indem alle verschieden gemacht werden", so daß ,,die soziale Kontrolle vieler Menschen bürokratisch möglich, und politisch effektiv durchgeführt werden kann." Als Folge davon kommt es zu einer zunehmenden Standardisierung individueller Lebensläufe. Zum einen ist die Institutionalisierung der Kindheit wichtig, da sie Kindern mehr Eigeninitiative verleiht, jedoch darf man einen wichtigen Aspekt nicht ignorieren, nämlich den, daß Kindheit und Familie noch immer ideologisch verbunden sind. Mit dem Begriff ,,Kind" wird automatisch der Begriff ,,Eltern" asoziiert. Somit ist eine gedankliche Verbindung hergestellt.
Die Grundidee der Lebensverlaufforschung im Bezug auf Kindheit ist der Gedanke, welche Bedeutung die Kindheit auf den gesamten Lebensverlauf hat. Inwieweit prägt die Zeit der Kindheit das Leben des Individuums.
II. Kindheit im Lebenslauf
1. Was bedeutet Lebensverlaufforschung?
Um die Bedeutung der Kindheit für den Lebenslauf zu erörtern, bedarf es zunächst einer kurzen Erklärung, was Lebenslaufforschung überhaupt bedeutet.
Man unterscheidet in der Soziologie 3 verschiedene Theorien der Lebenslaufforschung.
a) Die quantitative Lebensverlaufforschung:
Der Lebenslauf des Individuums wird bestimmt durch die Abfolge von Aktivitäten und Ereignissen in verschiedenen Handlungsfeldern sowie im historischen Kontext. Somit können verschiedene Lebensstationen eines Individuums dargestellt und sowohl sozialstrukturellen als auch institutionellen Rahmenbedingungen zugeordnet werden.
b) Die Theorie der Altersschichtung:
In dieser Theorie wird der Lebenslauf des Einzelnen in verschiedene Altersphasen unterteilt, wie beispielsweise frühe Kindheit, späte Kindheit, Adoleszens etc. Soziale und institutionelle Normen grenzen verschiedene Phasen voneinander ab. Die jeweiligen Phasen sind nun durch altersspezifische Erwartungen und Anforderungen an das Individuum gekennzeichnet. Dieses Gesamtgefüge soll dann den Lebenslauf darstellen.
c) Die Biographieforschung:
Die Theorie der Biographie sieht den Lebenslauf als Konstrukt subjektiver individueller Erfahrungen. Die Summe aller Erfahrungen ergeben den Lebenslauf des Einzelnen.
2. Grundsätze der Lebensverlaufforschung:
Huinink und Grundmann nehmen an, daß ein Individuum sein Handeln bestimmten Situationen von bereits erlebten ähnlichen Situationen abhängig macht, das heißt: das Individuum wägt anhand der eigenen Erfahrung ab, welche Handlungsweise in entsprechenden Lebenssituationen für es selbst angemessen erscheint.
Huinink und Grundmann stellen dar, wie man den Lebenslauf in verschiedene Lebensbereiche unterteilen kann. Diese Lebensbereiche stehen wechselseitig zueinander in Beziehung. Zu nennen wären zum Beispiel der Bildungsverlauf, der Familienverlauf , die kognitve Entwicklung oder ähnliche.
Diese Verläufe kann man als zahlreiche Entwicklungsdimensionen des Individuums betrachten, die im Wechselspiel zueinander den Lebenslauf ergeben.
Zuletzt kann man den individuellen Lebensverlauf als Teil eines Mehrebenenprozesses betrachten. Das bedeutet, daß der eigene Lebensverlauf mit zahlreichen anderen Lebensverläufen aus dem sozialen Umfeld, aus dem man selbst stammt, interagiert. Dadurch wird der individuelle Lebenslauf geprägt. Der Lebenslauf wird überdies auch durch diverse gesellschaftliche Normgebungsinstanzen (Zum Beispiel: staatliche Institutionen) bestimmt. Dies wiederum bedeutet, daß der Mensch nicht einfach nach seinen eigenen Vorstellungen sein Leben gestaltet, sondern er hat sich bereits bestehenden Regeln zu unterwerfen, um ,,gesellschaftsfähig" zu sein.
3. Einfluß von Kindheitserfahrungen auf den späteren Lebenslauf:
Sozialisationsforscher vermuten einen erheblichen Einfluß von Kindheitserfahrungen, auf den späteren Lebenslauf eines Individuums. Inwieweit und in welchem Maße dies der Fall ist, ist jedoch noch nicht bekannt. In diesem Sinne versucht man empirisch zu erforschen, wie sich Erfahrungen während der Kindheit auf später folgende Lebensbereiche auswirken; zum Beispiel: Bildungserfolg oder Familienbildung. Bisher wurde in der Forschung Kindheit jedoch mehr oder weniger als Variable betrachtet, nicht jedoch als eigener mehrdimensionaler Prozeß. Erst nachdem die Forschungen über die Entwicklung zum Erwachsenenalter ausgeweitet wurden, begann man die Bedeutung der Kindheit für den Lebenslauf zu entdecken.
Aus bestimmten zeitlich zugeordneten Lebensereignissen während der Kindheit lassen sich Daten gewinnen, mit denen man eine genaue Geschichte über Ereignisse und Zustand des Individuums im Bezug auf institutionelle Lebensbereiche erstellen kann. Als Beispiele kann man anführen: das Alter beim Schuleintritt, die Position in der Familienhierarchie etc. Von Bedeutung sind eben die individuellen Lebensbedingungen, welche die Lebenssituation des Einzelnen beschreiben und unter denen er aufwächst. Man nimmt an, daß diese Faktoren wohl einen Einfluß auf das spätere Leben haben. Den Grund hierfür sieht man in dem psychischen Aufwand, der betrieben werden muß, um diverse familiäre Probleme bewältigen zu können, welcher vermutlich die Persönlichkeitsentwicklung des Individuum ganz erheblich beeinflußt. Je intensiver eine solche Lebensphase durchlebt wird, desto prägender wirkt sie sich wohl aus.
Mit diesen Daten über die Lebensereignisse und ihren Einfluß auf die Psyche des Individuums lassen sich Rückschlüsse auf die Beziehung des Einzelnen zu seiner Herkunftsfamilie ziehen. So lassen sich individuelle Entwicklungsschritte erkennen, die aber nicht nur durch die Familiensituation, in der das Kind lebt, geprägt sind, sondern auch durch gesellschaftliche Veränderungen. Solche könnten beispielsweise sein die gegenwärtigeökonomische Situation der Gesellschaft.
Ein anderes Beispiel hierfür wärenVeränderungen in den Normvorstellungen einer Gesellschaft.
Auch die zunehmende Institutionalisierung der Kindheit wirkt sich im erheblichen Maße auf den Lebensverlauf der Kindheit aus. Die Bedeutung diese Faktors für die Kindheit, wurde in bereits im ersten Teil dieses Textes angesprochen.
Quellenverzeichnis:
Jens Qvortrup : Die soziale Definition von Kindheit
Häufig gestellte Fragen
Was ist Kindheitssoziologie?
Kindheitssoziologie ist ein Teilgebiet der Soziologie, das sich mit der sozialen Definition und Konstruktion von Kindheit, der Rolle von Kindern in der Gesellschaft und dem Einfluss von Kindheitserfahrungen auf den Lebenslauf beschäftigt.
Wie definiert die Soziologie Kindheit?
Die Soziologie definiert Kindheit nicht nur durch das Alter, sondern auch durch soziale, kulturelle, historische und ökonomische Faktoren. Kindheit ist abhängig von der jeweiligen Gesellschaft, der sozialen Schicht und den gesellschaftlichen Einflüssen eines Landes.
Welche allgemeinen Auffassungen von Kindheit gibt es?
Die Auffassung von Kindheit hat sich historisch gewandelt. Im Mittelalter wurde Kindheit weniger als eigenständige Phase wahrgenommen. Die "child-savers"-Bewegung setzte sich im 19. und 20. Jahrhundert für eine "geschützte" Kindheit ein. Heutzutage wird Kindheit zunehmend als institutionalisierte Lebensform und Kinder als Akteure in der Gesellschaft betrachtet.
Welche Themen werden in der gegenwärtigen Soziologie der Kindheit behandelt?
Die gegenwärtige Soziologie der Kindheit konzentriert sich auf drei Schwerpunkte: Kindheit in den Vorstellungen Erwachsener, Kinder als Akteure in der Gesellschaft und Soziographie der Kindheit (Entwicklung sozialer Indikatoren für Kinder).
Was sind Paradoxien moderner Kindheit?
Moderne Kindheit ist von einer zunehmenden Institutionalisierung (z.B. Schulpflicht, Kindergarten) und Individualisierung geprägt. Kinder kommen immer früher mit bürokratischen Strukturen in Kontakt. Gleichzeitig besteht eine ideologische Verbindung zwischen Kindheit und Familie, die die Eigenständigkeit von Kindern einschränken kann.
Was bedeutet Lebensverlaufforschung?
Lebensverlaufforschung untersucht, wie sich Ereignisse und Erfahrungen im Laufe des Lebens, insbesondere in der Kindheit, auf spätere Lebensbereiche auswirken. Es gibt verschiedene Theorien der Lebensverlaufforschung, darunter quantitative Lebensverlaufforschung, die Theorie der Altersschichtung und die Biographieforschung.
Welche Grundsätze gelten in der Lebensverlaufforschung?
Die Lebensverlaufforschung geht davon aus, dass Individuen ihr Handeln an bereits erlebten Situationen orientieren. Der Lebenslauf wird in verschiedene Lebensbereiche unterteilt (z.B. Bildung, Familie), die miteinander in Beziehung stehen. Der individuelle Lebensverlauf wird durch soziale Normen und die Interaktion mit anderen Lebensverläufen geprägt.
Wie beeinflussen Kindheitserfahrungen den späteren Lebenslauf?
Sozialisationsforscher gehen davon aus, dass Kindheitserfahrungen einen erheblichen Einfluss auf den späteren Lebenslauf haben. Es wird untersucht, wie sich Erfahrungen in der Kindheit auf Bildungserfolg, Familienbildung und andere Lebensbereiche auswirken. Faktoren wie Lebensbedingungen, familiäre Probleme und gesellschaftliche Veränderungen können die Persönlichkeitsentwicklung und den weiteren Lebensweg beeinflussen.
- Arbeit zitieren
- Daniel Boeder (Autor:in), 1997, Kindheitssoziologie, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/99716