In dieser Facharbeit wird die Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus untersucht. Dabei wird vor allem analysiert, wie der Nationalsozialismus zur Kirche stand und die Kirche zum Judentum.
Die 1930er Jahre waren geprägt von einer Weltwirtschaftskrise und den daraus resultierenden Problemen. Vor allem die Weimarer Republik war stark von ihr betroffen, weshalb die Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Unzufriedenheit in der Bevölkerung sehr hoch war. Denn die Menschen hatten wenig Geld und nicht ausreichend zu Essen. Zwar war der Großteil der Bevölkerung arbeitswillig, aber sie fanden trotzdem kaum Arbeit. Deshalb mussten die Arbeitslosen zur Erwerbslosenfürsorge, von der sie aber nicht genug Geld bekamen, um menschenwürdig zu leben. Viele machten die Politik für diese Missstände verantwortlich und sehnten sich nach einer Veränderung. Die Nationalsozialisten versprachen in dieser Situation die Wiederherstellung der nationalen Ehre, Überwindung der Not und Arbeitslosigkeit sowie die Beseitigung der Klassenunterschiede. Somit gewann die Partei immer mehr Wähler und schuf so und mit der skrupellosen Beseitigung politischer Gegner den Weg für die Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933.
Da damals etwa 96% der deutschen Bevölkerung in der Kirche waren, wurde die Partei natürlich auch von vielen Christen gewählt. Denn die Nationalsozialisten und besonders Hitler gaben sich vor der Machtergreifung sehr kirchenfreundlich, um ein möglichst großes Spektrum von Wählern anzusprechen. Dabei sind die grundsätzlichen Wertevorstellungen der Kirche und des Nationalsozialismus unvereinbar: Denn die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus steht im kompletten Gegensatz zur Gleichheit der Menschen und zur Nächstenliebe, die in der christlichen Religion gepredigt wird.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Haltung des Nationalsozialismus zur Kirche
3. Anfängliche Reaktion der Kirchen auf den aufkommenden Nationalsozialismus
3.1 Evangelische Kirche und Nationalsozialismus
3.2 Katholische Kirche und Nationalsozialismus
4. Kirchen während des Nationalsozialismus
4.1 Katholische Kirche
4.2 Evangelische Kirche
5. Haltung von Kirche und Nationalsozialismus zum Judentum
5.1 Nationalsozialismus und Judentum
5.2 Kirche und Judentum
6. Widerstand
6.1 Widerstand im Allgemeinen
6.2 Bekennende Kirche
6.3 Widerstand Einzelner
7. Schlussbetrachtung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die 1930er Jahre waren geprägt von einer Weltwirtschaftskrise und den daraus resultierenden Problemen. Vor allem die Weimarer Republik war stark von ihr betroffen, weshalb die Arbeitslosigkeit und die damit verbundene Unzufriedenheit in der Bevölkerung sehr hoch war. Denn die Menschen hatten wenig Geld und nicht ausreichend zu Essen. Zwar war der Großteil der Bevölkerung arbeitswillig, aber sie fanden trotzdem kaum Arbeit. Deshalb mussten die Arbeitslosen zur Erwerbslosenfürsorge, von der sie aber nicht genug Geld bekamen, um menschenwürdig zu leben. Viele machten die Politik für diese Missstände verantwortlich und sehnten sich nach einer Veränderung. Die Nationalsozialisten versprachen in dieser Situation die Wiederherstellung der nationalen Ehre, Überwindung der Not und Arbeitslosigkeit sowie die Beseitigung der Klassenunterschiede. Somit gewann die Partei immer mehr Wähler und schuf so und mit der skrupellosen Beseitigung politischer Gegner den Weg für die Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933.
Da damals etwa 96% der deutschen Bevölkerung in der Kirche waren, wurde die Partei natürlich auch von vielen Christen gewählt. Denn die Nationalsozialisten und besonders Hitler gaben sich vor der Machtergreifung sehr kirchenfreundlich, um ein möglichst großes Spektrum von Wählern anzusprechen. Dabei sind die grundsätzlichen Wertevorstellungen der Kirche und des Nationalsozialismus unvereinbar: Denn die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus steht im kompletten Gegensatz zur Gleichheit der Menschen und zur Nächstenliebe, die in der christlichen Religion gepredigt wird. Des Weiteren war im Nationalsozialismus kein Platz für Religion, da dieser selbst wie eine Religion gelebt werden sollte. Dies verdeutlicht auch ein Zitat Hitlers aus dem Jahr 19411: „Der Krieg wird sein Ende nehmen, und ich werde meine letzte Lebensaufgabe darin sehen, das Kirchenproblem noch zu klären. Erst dann wird die deutsche Nation ganz gesichert sein.“ Hier wird deutlich, dass ein Konflikt zwischen Kirche und Nationalsozialismus vorprogrammiert war.
Doch all dies ignorierte die Kirche, so dass es zu keinem großen, vereinten Widerstand ihrerseits kam. Zum einen, weil viele Menschen Angst vor den möglichen Konsequenzen hatten, zum anderen aber auch, weil die Kirche und der Nationalsozialismus einige gemeinsame Interessen und Ziele hatten. Dabei hat die Kirche, wie so viele, die Politik der Nationalsozialisten und deren Auswirkungen unterschätzt, bis es letztlich zu spät war.
In der Nachkriegszeit verneinte die Kirche ihre Mitschuld an den Verbrechen der Nationalsozialisten. Doch ist es sehr fraglich, ob der Nationalsozialismus in diesem Ausmaß hätte geschehen können, wenn es keine Zusammenarbeit mit der Kirche gegeben hätte. Denn die Kirche hatte damals noch einen wesentlich größeren Einfluss auf die Gesellschaft als heute.
2. Haltung des Nationalsozialismus zur Kirche
Zur Zeit der Gründung der NSDAP Anfang der 1920er Jahre gab sich die Partei öffentlich größtenteils kirchenfreundlich. Dies geht auch aus dem Parteiprogramm vom 24. Februar 1920 hervor, in dem in Artikel 24 die christliche Grundhaltung betont wird2: „Die Partei als solche vertritt den Standpunkt eines positiven Christentums, ohne sich konfessionell an ein bestimmtes Bekenntnis zu binden.“ Weiterhin hatte Hitler die Vorstellung, dass er in der Bekämpfung des Judentums als Werkzeug einer „göttlichen Vorsehung“ handele. Es gab aber auch einige sehr kirchenkritische Positionen in der Partei, für die es keinen Platz für die Kirche in der Gesellschaft gab. Hitler wusste aber natürlich, dass er bei einer zu kirchenfeindlichen Position keine Chance auf politischen Erfolg gehabt hätte. So formulierte Hitler im Jahr 19243: „Es konnte in den Reihen unserer Bewegung der gläubigste Protestant neben dem gläubigsten Katholiken sitzen, ohne je in den geringsten Gewissenskonflikt mit seiner religiösen Überzeugung geraten zu müssen.“ So wurden die extrem kirchenkritischen Parteimitglieder in ihre Grenzen verwiesen oder sogar, wie 1928 der NS-Gauleiter Artur Dinter, aus der Partei entfernt4.
Auch während der weiteren Entwicklung der Partei gaben sich die Nationalsozialisten kirchenfreundlich. So betonten sie vor der Machtergreifung am 30. Januar 1933 noch einmal, wie wichtig das Christentum für sie sei. In einer Rundfunkansprache im Februar 1933 sagte Hitler5: „Möge der allmächtige Gott unsere Arbeit in seine Gnade nehmen, unseren Willen recht gestalten, unsere Einsicht segnen und uns mit dem Vertrauen unseres Volkes beglücken.“ Nach Strohm hoben führende Nationalsozialisten immer wieder die Bedeutung der christlichen Kirchen im Kampf gegen den Bolschewismus hervor.6
In seiner Regierungserklärung sicherte Hitler den christlichen Kirchen nicht nur ganz allgemein den Schutz und die Förderung des Staates zu, sondern garantierte zudem ihre rechtliche Unantastbarkeit7. Tatsächlich aber kam es bereits im Frühjahr 1933 „zu vielfachen Bedrohungen, Belästigungen und Misshandlungen von Mitgliedern katholischer Verbände“8. So bezeichnet Ludwig Wolker das, was den katholischen Verbänden angetan wird, als „maßlose Hetze“9. Somit versuchte Hitler die katholische Kirche von Anfang an zu unterdrücken und zu beherrschen.
Diese von Strohm so genannte „Beschwichtigungstaktik“10 führte dazu, dass viele Kirchenangehörige den wahren Charakter des Regimes verkannten und es unterstützten. Auch wurden die ersten Vorfälle, die in keiner Weise mit der Idee des Christentums und vor allem der Nächstenliebe vereinbar waren, nicht bewusst genug wahrgenommen. So z.B. der „Nichtarier-Paragraphen“, der am 7. April 1933 erlassen wurde und die Entlassung aller Beamten mit einem jüdischen Eltern- oder Großelternteil verfügte.11 Denn hier „zeigten sich erstmals die konkreten Auswirkungen der nationalsozialistischen, pseudoreligiösen Rasseidee auf die Umgestaltung des Reiches.“12 So kam es nach und nach zu immer mehr kirchenfeindlichen Maßnahmen des Regimes. Auch das im Sommer 1933 mit der katholischen Kirche vereinbarte Konkordat führte nicht zu einer Besserung, da die Nationalsozialisten die dort beschlossenen Regelungen nicht einhielten.
Ein nächster Schritt in der Entwicklung ereignete sich im Juli 1934, als führende Repräsentanten der katholischen Kirche ermordet wurden. Überdies wurden 1936 eine Vielzahl von Prozessen gegen katholische Geistliche wegen angeblicher Sittlichkeitsverbrechen geführt13.
Nach der Eingliederung Österreichs am 13. März 1938 beseitigten die Nationalsozialisten nahezu sämtliche Privatschulen, vor allem die Ordens- und Klosterschulen.
Zu Beginn des Kriegs im Jahr 1939 änderte sich die Haltung zu den Kirchen. Hitler verbot jede Maßnahme gegen die katholische oder evangelische Kirche. Im Jahr 1940 betonte er, dass „alle nicht unbedingt notwendigen Maßnahmen zu vermeiden“ seien „die das Verhältnis des Staates und der Partei zur Kirche verschlechtern könnten.“14 Diese Anweisungen veranlassten größtenteils einen vorläufigen Aufschub des Vernichtungskampfes der Nationalsozialisten gegen die Kirche. Aber es kam immer noch zu einigen Maßnahmen gegen die Kirche wie z.B. den im Januar 1941 von Martin Bormann veranlassten Klostersturm, dem innerhalb eines halben Jahres 120 Kloster zum Opfer fielen.15
In den im Osten eroberten Gebieten ging das Regime, anders als im „Altreich“, sehr viel strikter gegen die Kirchen vor. So gab es am 14. März 1940 eine 13 Punkte umfassende Anordnung des Gauleiters des Reichsgaues Wartheland, Arthur Grieser, in der die Kirchen zu Religionsvereinen ohne staatskirchenrechtliche Relevanz herabgestuft wurden16. Diese Anordnung rief viele Proteste hervor, weit über die betroffenen Gebiete heraus, da es offensichtlich war, dass es sich hier um ein „Modell für die zukünftige Liquidierung der Kirchen auch für andere Gebiete“ handelte17.
Gegen Ende des Krieges wurde die Situation der Kirchen immer aussichtsloser, die kirchlichen Einrichtungen wurden weitgehend für Zwecke der Kriegsführung vereinnahmt. Trotzdem bemühte sich Hitler aber, den Konflikt nicht eskalieren zu lassen, da für ihn der Krieg und die „Judenfrage“ an erster Stelle standen. Angesichts der aufkommenden Gegenoffensive war in den letzten beiden Jahren des Krieges keine Zeit mehr, um den Vernichtungskampf gegen die Kirche zu beenden.
3. Anfängliche Reaktion der Kirchen auf den aufkommenden Nationalsozialismus
3.1 Evangelische Kirche und Nationalsozialismus
In der evangelischen Kirche gingen die Meinungen über den Nationalsozialismus weit auseinander.18 Dabei hielten sich vor allem die Kirchenleitungen zurück, da sie politisch neutral bleiben wollten. Im Gegensatz dazu waren das Kirchenvolk und die Pfarrer nationalsozialistischem Gedankengut oft wohlgesonnen. So geht aus einer Analyse des Wahlverhaltens am Ende der Weimarer Republik hervor, dass „eine im Vergleich zu katholischen Milieus relativ große Offenheit der protestantischen Bevölkerung gegenüber den nationalsozialistischen Versprechungen bestand“.19
Aber es gab auch viele sehr kritische Meinungen zum Nationalsozialismus aus den Reihen der evangelischen Kirche, was später auch in der Gründung der Bekennenden Kirche zum Ausdruck kam. Insgesamt kann man die anfängliche Haltung der Evangelischen Kirche zum Nationalsozialismus also als von „großer Pluralität gekennzeichnet“ beschreiben.20 Das mag auch am Bestehen von insgesamt 28 Landeskirchen gelegen haben.
3.2 Katholische Kirche und Nationalsozialismus
In der katholischen Kirche gingen die Meinungen nicht so weit wie bei der evangelischen Kirche auseinander, Strohm spricht von einem „vergleichsweise geschlossenen Block“.21 Anders als die in viele Landeskirchen zersplitterte evangelische Kirche orientierte sich die katholische Kirche geschlossen an Rom.
Während der 1920er Jahre lehnte die katholische Kirche noch offiziell größtenteils die Wertevorstellungen des Nationalsozialismus klar ab. Die Bischöfe sahen das Parteiprogramm im offenen Gegensatz zur katholischen Religion.22 Nazis wurden nicht kirchlich beerdigt und hatten keinen Zugang zu den Sakramenten.
Diese „unmissverständlichen Verurteilungen nationalsozialistischer Lehren durch die Bischöfe“ stellten ein großes Problem für die Bildung von nationalsozialistischen Gruppierungen in der katholischen Kirche dar. Die Verurteilungen wurden jedoch im März 1933 wieder zurückgenommen, und immer mehr Katholiken freundeten sich mit den Ideen der Nazis an. Des Weiteren waren viele Bischöfe zu dieser Zeit der Meinung, dass „für die kirchlichen Oberbehörden […] weit wichtigere Gegenwartsfragen“ zu diskutieren wären.23
4. Kirchen während des Nationalsozialismus
4.1 Katholische Kirche
Nachdem die Verurteilungen aus den Jahren vor 1933 zurückgenommen wurden und sich immer mehr Katholiken eine „engagiertere Mitarbeit“ mit dem Nationalsozialismus wünschten, waren die Nationalsozialisten darauf aus, ein Reichskonkordat mit Rom abzuschließen. Denn sie erhofften sich durch den möglichen Segen des Papstes die katholische Kirche noch besser kontrollieren zu können.24
4.1.1 Konkordat der katholischen Kirche
Im Juli 1933 kommt es zu einem Konkordat zwischen Hitler und dem Papst Pius XI., in dem den Nazis der Segen der katholischen Kirche gegeben wird. Im Gegenzug sichert Hitler den katholischen Organisationen einmal mehr Schutz zu. Die katholischen Geistlichen dürften sich aber nicht mehr politisch betätigen.25 Welche Organisationen und Verbände hiervon betroffen waren, sollte in späteren Verhandlungen geklärt werden, diese fanden aber nie statt, und dies stellte somit ein großes Problem für die Zukunft da.
Für die Nazis war hingegen bereits der Abschluss des Konkordats ein Erfolg: Der „Völkische Beobachter“ schrieb, dass der Nationalsozialismus durch die Unterzeichnung des Konkordates feierlich von der katholischen Kirche anerkannt werde, dies bedeute eine moralische Stärkung der Regierung.
Der katholische Kampf gegen den Nationalsozialismus war in den darauf folgenden Jahren also vor allem ein Kampf gegen das Reichskonkordat. Denn da die Verhandlungen zu Artikel 31 nie stattfanden, war die katholische Kirche willkürlichen Definitionen des Konkordats durch die Nationalsozialisten ausgeliefert. Somit war das Opfer des Politikverzichtes umsonst.
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1 Zitiert nach Strohm, Die Kirchen im Dritten Reich, München 2011, S. 7.
2 http://www.documentarchiv.de/wr/1920/nsdap-programm.html; zuletzt aufgerufen 15.03.2016.
3 Strohm, S. 13.
4 Vgl. Strohm, S. 13.
5 Strohm, S. 17.
6 Strohm, S. 18.
7 Strohm, S. 19.
8 Strohm, S. 31.
9 A.a.O.
10 Strohm, S. 19.
11 http://www.zeitklicks.de/nationalsozialismus/zeitklicks/zeit/politik/begriffe/arierparagraph/, zuletzt aufgerufen 15.03.2016.
12 Strohm, S. 24.
13 Strohm, S. 65.
14 Strohm, S. 82.
15 http://www1.wdr.de/stichtag/stichtag5162.html, zuletzt aufgerufen am 15.03.2016.
16 Strohm, S. 84.
17 Strohm, S. 85.
18 Strohm, S. 15.
19 Strohm, S. 16.
20 Strohm, S. 15.
21 Strohm, S. 30.
22 Golo Mann, Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Frankfurt 1992, S. 817.
23 Zitiert nach Strohm, S. 31.
24 Strohm, S. 32.
25 Strohm, S. 31.
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- Anonymous,, 2016, Die Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus. Konformität oder Widerstand?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/990855