Die Arbeit soll einen Überblick über Zusammenhänge zwischen Sozialisation und sozialer Ungleichheit geben. Schlagworte wie Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit prägen derzeit das sozialstaatliche Handeln. Das klingt gut. Schließlich ist Freiheit ein hohes Gut unserer Gesellschaft. Aber ist auch jeder Mensch in der Lage, eigenverantwortlich für seine Gesundheit und das Auskommen im Alter sorgen? Kann sich jeder ausreichend gegen Lebenskrisen wappnen?
Bildung und Einkommen sind ungleich verteilt. Diese Größen sind es aber, die das selbstbestimmte, freiheitliche Handeln maßgeblich beeinflussen. Der Matthäus-Effekt – „wer hat, dem wird gegeben“ – konstatiert eine Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland, die besorgniserregend ist. Ganz nach Wolfgang Kerstings Sichtweise soll jeder Mensch für sich selbst verantwortlich und durch persönliches Engagement im ständigen Wettbewerb erfolgreich sein. Das Bekämpfen von ungleichen Lebensbedingungen durch sozialstaatliches Handeln als Einmischung in die persönliche Freiheit zu begreifen, führt den Begriff des Sozialstaates ad absurdum. Dieser liberalen, leistungsorientierten Sichtweise steht entgegen, dass ungleiche Lebensbedingungen per se keiner genetischen Veranlagung entspringen. Sie entstehen unter anderem durch Einflüsse, denen Individuen machtlos gegenüberstehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 1.1. Der Matthäus-Effekt
- 1.2 Aufbau-Methoden - Stand der Forschung
- 2. Sozialisation. Eine Begriffsbestimmung
- 3. Bildungsinstitution Schule und Sozialisation
- 4. Soziale Ungleichheit
- 5. Sozialisationstheorien
- 5.1. Kompetenztheorie - Habermas
- 5.2. Milieutheorie - Bourdieu
- 5.3. Modell der produktiven Realitätsverarbeitung (MpR) - Hurrelmann
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Sozialisationstheorien und sozialer Ungleichheit. Ziel ist es, einen Überblick über die relevanten Theorien zu geben und deren Bedeutung für die Entstehung und Reproduktion sozialer Ungleichheit im Bildungskontext aufzuzeigen.
- Der Matthäus-Effekt und seine Auswirkungen auf soziale Ungleichheit
- Der Einfluss von Sozialisationsprozessen auf die Bildungskarriere
- Die Rolle von Bildungsinstitutionen (insbesondere Schulen) in der Reproduktion sozialer Ungleichheit
- Verschiedene Sozialisationstheorien (Kompetenztheorie, Milieutheorie, Modell der produktiven Realitätsverarbeitung)
- Zusammenhang zwischen Sozialisation und Lebenschancen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einleitung beleuchtet den Matthäus-Effekt ("Wer hat, dem wird gegeben") und seine Relevanz im Kontext sozialer Ungleichheit in Deutschland. Sie kritisiert eine rein leistungsorientierte Sichtweise, die ungleiche Lebensbedingungen ignoriert und kündigt die Absicht an, die Zusammenhänge zwischen Sozialisation und sozialer Ungleichheit zu untersuchen. Der Fokus liegt auf der Eingrenzung des Themas auf Sozialisation im Bildungskontext und der Methodik der Arbeit, die auf soziologischer und pädagogischer Literatur sowie aktuellen Studien basiert.
2. Sozialisation: Dieses Kapitel definiert den Begriff Sozialisation als den interaktiven Prozess des Hineinwachsens eines Individuums in seine Gesellschaft. Es unterscheidet zwischen primärer (frühe Kindheit), sekundärer (Jugendalter, institutionalisierte Settings wie Schule) und tertiärer Sozialisation (Erwachsenenalter). Der Schwerpunkt liegt auf der sekundären Sozialisation im Jugendalter und der Rolle von Bildungsinstitutionen.
3. Bildungsinstitution Schule und Sozialisation: Das Kapitel analysiert die Rolle der Schule als Sozialisationsinstanz. Es differenziert zwischen Erziehung (Vermittlung von Normen und Rollen) und Bildung (Wissensaneignung) im schulischen Kontext. Die Schule wird als ein Ort betrachtet, an dem soziale Ungleichheit durch Leistungsbewertung und Selektionsprozesse reproduziert werden kann. Parsons' Sichtweise der Schule als Selektions- und Verteilungsinstanz wird diskutiert.
4. Soziale Ungleichheit: Dieses Kapitel definiert soziale Ungleichheit als die ungleiche Verteilung von Lebenschancen, einschließlich Einkommen und geschlechtsspezifischer Ungleichheiten. Es betont den dauerhaften Charakter dieser Ungleichheiten und legt den Grundstein für die spätere Analyse, wie Sozialisationsprozesse diese Ungleichheiten beeinflussen und verstärken können.
Schlüsselwörter
Sozialisation, soziale Ungleichheit, Bildung, Schule, Matthäus-Effekt, Sozialisationstheorien, Kompetenztheorie (Habermas), Milieutheorie (Bourdieu), Modell der produktiven Realitätsverarbeitung (Hurrelmann), Chancengleichheit, Bildungsgerechtigkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Sozialisation und Soziale Ungleichheit im Bildungskontext
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Sozialisationstheorien und sozialer Ungleichheit im Bildungskontext. Sie analysiert, wie Sozialisationsprozesse die Entstehung und Reproduktion sozialer Ungleichheit beeinflussen und welche Rolle Bildungsinstitutionen dabei spielen.
Welche Sozialisationstheorien werden behandelt?
Die Arbeit behandelt drei zentrale Sozialisationstheorien: die Kompetenztheorie von Habermas, die Milieutheorie von Bourdieu und das Modell der produktiven Realitätsverarbeitung (MpR) von Hurrelmann. Diese Theorien werden im Kontext sozialer Ungleichheit analysiert.
Welche Rolle spielt der Matthäus-Effekt?
Der Matthäus-Effekt ("Wer hat, dem wird gegeben") wird als ein zentrales Element der sozialen Ungleichheit betrachtet. Die Arbeit untersucht, wie dieser Effekt die Chancenungleichheit im Bildungssystem verstärkt.
Wie wird der Begriff Sozialisation definiert?
Sozialisation wird als ein interaktiver Prozess des Hineinwachsens eines Individuums in seine Gesellschaft definiert. Die Arbeit unterscheidet zwischen primärer, sekundärer und tertiärer Sozialisation, wobei der Fokus auf der sekundären Sozialisation im Jugendalter und der Rolle von Bildungsinstitutionen liegt.
Welche Rolle spielt die Schule in diesem Kontext?
Die Schule wird als zentrale Sozialisationsinstanz analysiert. Die Arbeit untersucht, wie Erziehung (Vermittlung von Normen und Rollen) und Bildung (Wissensaneignung) in der Schule zur Reproduktion sozialer Ungleichheit beitragen können. Parsons' Sichtweise der Schule als Selektions- und Verteilungsinstanz wird diskutiert.
Wie wird soziale Ungleichheit definiert?
Soziale Ungleichheit wird als ungleiche Verteilung von Lebenschancen definiert, einschließlich Einkommen und geschlechtsspezifischer Ungleichheiten. Die Arbeit betont den dauerhaften Charakter dieser Ungleichheiten und analysiert, wie Sozialisationsprozesse diese beeinflussen und verstärken.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung (mit Fokus auf den Matthäus-Effekt und Forschungsmethodik), Sozialisation (mit Definition und Unterscheidung von Sozialisationsstufen), Bildungsinstitution Schule und Sozialisation, Soziale Ungleichheit, Sozialisationstheorien (Kompetenztheorie, Milieutheorie, MpR) und Fazit.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Sozialisation, soziale Ungleichheit, Bildung, Schule, Matthäus-Effekt, Sozialisationstheorien, Kompetenztheorie (Habermas), Milieutheorie (Bourdieu), Modell der produktive Realitätsverarbeitung (Hurrelmann), Chancengleichheit, Bildungsgerechtigkeit.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, einen Überblick über relevante Sozialisationstheorien zu geben und deren Bedeutung für die Entstehung und Reproduktion sozialer Ungleichheit im Bildungskontext aufzuzeigen.
- Quote paper
- Birgit Zeitler (Author), 2018, Sozialisationstheorien in Zusammenhang mit sozialer Ungleichheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/985831