Stellen Sie sich vor, Sie verlieren Ihre Identität, tauchen ein in eine Welt der Ausbeutung und des Hasses, und das alles im Herzen Deutschlands. Günter Wallraffs erschütternde Reportage „Ganz unten“ ist weit mehr als nur ein Buch; es ist ein verstörender Spiegel unserer Gesellschaft, der die dunklen Abgründe von Fremdenfeindlichkeit und sozialer Ungerechtigkeit aufdeckt. Wallraff verwandelt sich in Ali, einen türkischen Gastarbeiter, und erlebt am eigenen Leib die entwürdigenden Bedingungen, unter denen viele Migranten in den 1980er Jahren leben und arbeiten mussten. Er schuftet für Hungerlöhne in Fabriken, auf dem Bau und sogar in einem Atomkraftwerk, stets konfrontiert mit Diskriminierung, rassistischen Beleidigungen und gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen. Die Reportage schildert auf beklemmende Weise, wie Profitgier und Menschenverachtung Hand in Hand gehen, und wie skrupellose Unternehmer die Notlage von Ausländern ausnutzen. Wallraffs mutiger Selbstversuch ist ein Weckruf, der die Frage aufwirft, wie weit wir als Gesellschaft bereit sind zu gehen, um wirtschaftlichen Erfolg zu erzielen. Er entlarvt die Doppelmoral einer Leistungsgesellschaft, die einerseits Integration fordert, andererseits aber systematisch Menschen aufgrund ihrer Herkunft ausgrenzt und benachteiligt. „Ganz unten“ ist ein aufrüttelndes Dokument, das bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat und uns zwingt, über unsere eigenen Vorurteile und die Verantwortung jedes Einzelnen für eine gerechtere Gesellschaft nachzudenken. Ein Muss für alle, die sich für soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und die Lebensrealität von Migranten in Deutschland interessieren. Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag zur Auseinandersetzung mit Rassismus und Ausländerfeindlichkeit und regt zu einer kritischen Reflexion über die deutsche Gesellschaft an. Wallraffs schonungslose Schilderung der Arbeitsbedingungen, der Demütigungen und der alltäglichen Diskriminierung, denen Ali ausgesetzt ist, lässt den Leser sprachlos zurück. Ein verstörendes und zugleich wichtiges Buch, das zum Nachdenken anregt und die Augen öffnet für die Realität vieler Menschen in unserer Gesellschaft. Die Themen Migration, Integration, Ausbeutung und soziale Ungleichheit sind heute aktueller denn je.
Günter Wallraff
,,Ganz unten."
Bibliographische Angaben
Günter Wallraffs Werk ,,Ganz unten." erschien erstmalig 1985 in Köln beim Verlag Kiepenheuer und Witsch. Das Buch selbst, eine Ausgabe für die Deutsche Demokratische Republik, erschien 1987 beim Aufbau-Verlag Berlin und Weimar. Es umfaßt 287 Seiten, und ist in 13 Kapitel unterteilt, welche teilweise inhaltlich zusammenhängen. Auf dem Buchumschlag befindet sich ein Foto Wallraffs, wie er verkleidet aussieht, und die Umschlagrückseite gibt einen Überblick über weitere Werke von ihm nebst seinem Foto ohne Verkleidung. Auf Seite 1 befindet sich eine knappe inhaltliche Zusammenfassung aus der hervorgeht, daß es sich um eine Autobiographie handelt. Auf Seite 6 ist ein Dank an ,,Freunde und Mitarbeiter, die beim Zustandekommen dieses Buches geholfen haben". Von Seite 7 bis 280 ist das eigentliche Werk abgedruckt. In den Text sind authentische Fotos eingebunden, die ein Bekannter Wallraffs während seiner Zeit als ,,Ali Levent Sinirlioglu" machte. Im Anhang ab Seite 282 sind Leseempfehlungen von Büchern aus dem Aufbau-Verlag Berlin und Weimar zu finden. Seite 281 enthält ein Inhaltsverzeichnis des Buches.
Inhalt und Wertung
Um einen kurzen Überblick über das Buch zu schaffen, möchte ich zunächst eine Leseempfehlung anbringen:
Leseempfehlung [Quelle: Internet]
»Könnt Ihr Euch vorstellen, für zwei Jahre in die Rolle eines anderen zu schlüpfen, anders auszusehen, anders sprechen, ganz neu zu beginnen..., als Ausländer, als Türke? Vor einigen Jahren verfaßte der Schriftsteller Günter Wallraff eine Reportage, die uns die andere Seite des Lebens erzählen sollte.
In "Ganz unten" verwandelt sich Wallraff für zwei Jahre in den Türken Ali Levent Sinirlioglu, um an seiner Stelle Arbeit zu finden. Mit dunklen Kontaktlinsen und einem schwarzen Haarteil macht er sich um zwanzig Jahre jünger und beginnt, mit einem unbeholfenem Ausländerdeutsch zu sprechen. Bald spürt er die Eiseskälte unserer demokratischen Gesellschaft. Wallraff begibt sich nach "Ganz unten". Er wohnt meistens im 'letzten Dreck', wird von den Menschen ignoriert und setzt seine Gesundheit bei erniedrigender Arbeit aufs Spiel.
'Ali' bewirbt sich bei einem Kernkraftwerk, dem ältesten und sanierungsbedürftigsten Deutschlands zu jener Zeit. "Für die Jahresdurchsicht werden noch zuverlässige Leute gesucht...", heißt es. "Ausländer, besonders Türken werden bevorzugt!" Grund sind die häufigen 'geringen' Strahlendosen, das heißt sie werden in die strahlungsintensivsten Bereiche geschickt - sie werden verheizt.
Weiterhin findet er Arbeit beim Fast-Food-King McDonald's und bekommt als kleine Hilfskraft, bei einem Stundenlohn von DM 8,55 brutto, die Feinheiten des Jobs und der Edelküche mit und lernt wieder einmal den Ausländerhaß unserer Gesellschaft kennen. [...] ...dieses Buch ist auf jeden Fall lesenswert!«
Ich gehe nun näher auf den Inhalt des Buches ein: Zunächst muß man festhalten , daß das Buch eine Autobiographie von Günter Wallraff ist. Es ist also sicher, daß die beschriebenen Ereignisse real sind und wirklich stattgefunden haben. Wallraff verkleidet sich in den Türken Ali Levent Sinirlioglu, indem er sich dunkel gefärbte Kontaktlinsen, die er immer tragen kann. Er setzt sich eine schwarze Perücke auf die er mit seinen eigenen Haaren verknotet. Um glaubwürdig zu erscheinen, bedient er sich eines gebrochenen ,,Kölsch", das heißt er läßt einfach ein paar Silben am Ende der Wörter weg und vertauscht den Satzbau. Das Ergebnis klingt so: ,,Was passiere, wenn is Unfall?". Das verblüffende ist, daß niemand seine Maskierung erkennt, er sagt selbst: ,,...daß jeder, der sich Mühe gemacht hat, [...] hätte merken müssen, daß mit mir etwas nicht stimmte.". Er ist betroffen von dem, was Ausländer zu seiner Zeit ertragen müssen, um zu Überleben (,,Ich weiß inzwischen immer noch nicht, wie ein Ausländer die täglichen Demütigungen, die Feindseligkeiten und den Haß verarbeitet. Aber ich weiß jetzt, was er zu ertragen hat und wie weit die Menschenverachtung in diesem Land gehen kann."). Seine über zwei Jahre andauernde Zeit als Türke hat ihn aber nicht nur zermürbt, sondern auch auf eine Art ,,psychisch aufgebaut".
Zunächst testet er die Blickfestigkeit seiner Maskerade. Er schmuggelt sich in einem Kamerateam auf eine Wahlsiegfeier der CDU, doch niemand enttanrt ihn. Nach dem Gelingen dieses Versuchs nimmt er einige Arbeiten an, die er aufgrund seiner Anzeige in der Zeitung (,,Ausländer, kräftig, sucht Arbeit, egal was, auch Schwerst- und Drecksarb., auch für wenig Geld. Angebote unter 358 458") bekommt. Er streicht in einem Villenvorort Decken, schuftet auf einem Bauernhof, wo er Kontaktsperre zur Außenwelt bekommt. Seine Wohnung kann er frei wählen: rostiger Wagen, verfallener stinkender Stall oder Raum auf einer ,,abgebrochenen Baustelle", für den er sich dann entscheidet. Trotz das er alle Arbeiten, die er kriegen konnte annahm, konnte er kaum überleben. Er wechselt für einen Großgastronomen und Kinokettenbesitzer Bestuhlungen aus, schaufelt in einer Fischfabrik Fischmehl, versucht sich als Drehorgelmann. Für all diese Arbeiten erhält er einen Stundnlohn zwischen 5 und 9 DM. In Kneipen kann er keine Bestellungen aufgeben, denn er wird ignoriert. Als er ins Stadion zum Spiel zwischen Deutschland und der Türkei geht und im deutschen Fanblock steht, bekommt er Todesangst vor Skinheads. Er spricht wieder hochdeutsch und feuert Deutschland an, nachdem er seine türkische Fahne versteckt hat - und das nur vor Angst.
Im nächsten Kapitel ist Ali beim Passauer Aschermittwochsspektakel. In der Nibelungenhalle hält Strauß vor 7000 Gästen eine Rede. Ali findet nur schwer einen Platz, er bekommt an der Theke kein Bier. Er nimmt sich eins und hinterlegt Geld. Als die Rede nach sieben Sunden vorbei ist, wollen viele von Strauß ein Autogramm haben. Niemand außer Ali kommt an Strauß heran- denn Ali gibt sich für einen Vertreter des türkischen Faschistenführers Türkes aus und bekommt prompt ein Autogramm, welches im Buch auch abgedruckt ist.
Er arbeitet bei McDonalds unter üblen Bedingungen - er muß lange Zeit ohne Pause und unter Zeitdruck (die Bearbeitung einer Bestellung bei McDonalds darf nicht länger als 30 Sekunden in Anspruch nehmen) zwischen siedendem Frittierfett und Heizplatten schuften. Und das bis tief in die Nacht hinein - für einen Hungerlohn von 7,55 DM brutto. Er verrichtet Schwerstarbeit auf dem Bau: Das Arbeitstier Ali muß überladene Schubkarren mit Beton hin- und herfahren. Als ihn die Kräfte verlassen, kippt seine Schubkarre um. Der Polier brüllt ihn an, beleidigt ihn und seine Nationalität als Türke. Trotz Flehen, die nächste Karre nicht so voll zu machen, wird sie trotzdem bis an den Rand gefüllt. Ali fällt sie in der ersten Kurve wieder um - die deutschen Arbeiter stehen ringsherum und sehen ihm beim schaufeln zu und lachen ihn aus. Er ist Sündenbock für alles - zum Beispiel als 100 DM verschwinden, ist er es einhellig gewesen. Er muß außerdem Toiletten reinigen, in denen der Urin Knöchelhoch steht, und das nur aus reiner Schikane. Jeder weiß, daß die Klos schon lange verstopft sind. Arbeitsschutz ist ein Fremdwort - alles was er zum Putzen hat ist ein Eimer und ein Lappen. Für diese Arbeit erhält er 9 DM Stundenlohn.
Als Wallraff (In Gestalt von Ali) versucht, sich umtaufen zulassen, stößt er sogar bei der katholischen Kirche auf Abweisung, und das nicht nur einmal, sondern fünf mal. Erst in einem weit entfernten Dorf gelingt ihm problemlos die Umtaufe. Auch von der Baghwansekte wird er fortgeschickt, als er mit einem Freund beitreten will. In einem Bestattungsinstitut gibt er vor, in zwei Monaten das Zeitliche zu segnen, und will sich einen Sarg aussuchen, welcher dann auch in die Türkei überführt werden soll. Er wird als normaler Kunde behandelt, allerdings bringen ihm die Angestellten wenig Mitleid entgegen. Sie versuchen, ihm das Teuerste aufzudrängen. Ich finde, dieses Kapitel zeigt auch eine andere Seite in Bezug auf Ausländerfeindlichkeit, denn ich denke, daß die Angestellten auch bei jedem beliebigen Deutschen versucht hätten, den teuersten Sarg zu verkaufen. Also ist nicht immer die (offensichtliche) Nationalität ausschlaggebend. Er wird nämlich trotz seines orientalischen Aussehens nicht abfällig oder minderwertig behandelt - im Gegenteil, die Verkäufer sind nett und offen, wenn auch nicht ganz fair (in Bezug auf den Preis).
Ab dem nächsten Kapitel (,,Im letzten Dreck") verläuft die Handlungslinie streng in linearer zeitlicher Abfolge. Er beschreibt seine Arbeit bei einem Subunternehmen, daß beispielsweise für Thyssen oder das Atomkraftwerk Würgassen Arbeiter zur Verfügung stellt. Natürlich hat keiner der Arbeiter irgendwelche Papiere, und wenn etwas passiert, dann meldet das Unternehmen den Verunglückten rückwirkend bei einer Krankenkasse an. Dies ist aber nur möglich, wenn der Arbeiter erst seit einem Monat im Unternehmen arbeitet - doch da es keinen Arbeitsvertrag gibt, sind offiziell alle Verunglückten erst seit einem Monat dabei. Solches und noch gravierenderes Hintergehen der Gesetze ist bei diesem, und nicht nur bei diesem Subunternehmen an der Tagesordnung. Er, Ali, ist also nun Arbeiter bei der Firma von Adler, einem skrupellosen Unternehmer. Ali erledigt alle erdenklichen Drecks- und Schwerstarbeiten, die man sich vorstellen kann. In der August- Thyssen- Hütte muß er bei -10 - -17°C auf riesigen Stahltürmen festgefrorene Schlacke entfernen. Da die wenigsten warme Kleidung besitzen, arbeiten alle doppelt so schnell, um sich von innen Aufzuwärmen. Hacken und Schaufeln sind die Arbeitsgeräte, sie sind allerdings denkbar ungeeignet für diese Arbeit. Später müssen sie (Ali hat schon mit einigen anderen Arbeitern Kontakt aufgenommen) alle in einer Koksmühle mit einem Preßluftgebläse fingerdicken Staub aufwirbeln, so daß sie Hand nicht mehr vor Augen sehen. Da es natürlich keine Staubmasken oder ähnliches gibt, müssen sie den Staub mit einatmen. Manche müssen sich übergeben, denn der Staub wird unbeabsichtigt auch geschluckt. Als sie dann mit dem Aufwirbeln fertig sind, müssen sie den ganzen Staub in Plastiksäcke schaufeln und hinaustragen. Auch zählt zu den Arbeiten, verschlackte Maschinen von innen zu reinigen. In total engen Rohren der Maschine müssen sie verkrustete Masse abhacken, daß alles in einer absoluten Hitze, und unter dem Druck der Vorarbeiter. Zu dieser untersten Arbeit kommt noch hinzu, daß die Arbeiter regelmäßig gezwungen werden, 2 oder noch mehr Schichten durchzuarbeiten. Er erzählt von Arbeitskollegen, die teilweise bis zu 72 Stunden am Stück unter Tage gearbeitet haben. Da ist offensichtlich, das nach spätestens einem halben oder ganzen Jahr bleibende Langzeitschäden eintreten. In einem Pausengespräch mit 3 Deutschen, von denen einer absolut von Hitler begeistert und absolut ausländerfeindlich ist, muß Ali einiges über sich ergehen lassen. Sie reißen Witze über Türken, die für solche Arbeiter wie Ali normalerweise tiefste Beleidigungen und Demütigungen darstellen würden. Von einem der drei Deutschen wird Ali ausnahmsweise in Schutz genommen. Wallraff erzählt weiterhin von Unfällen, die größtenteils auf Müdigkeit zurückzuführen sind. Hier ist immer der kleine Mann der leidtragende: er erhält kein Geld von den Krankenversicherungen, und muß, sobald er aus dem Krankenhaus kommt, ranklotzen wie eh und jeh, weil er auf das Geld angewiesen ist und ohne es nicht überleben kann. In einem Gespräch mit einem türkischen Kollegen sind sich die beiden einig: diese Arbeit ist das schlimmste, was man sich vorstellen kann, sie halten Tod oder Gefängnis in allem Ernst für besser. Wallraff hat von all seinen Arbeitsplätzen Proben des Staubs entnommen und im Labor untersuchen lassen: die Laborgeräte hatten Probleme mit den Proben, da sie nicht für so enorm hohe Schadstoffkonzentrationen ausgelegt sind. Und Ali hatte diesen Staub immer und immer wieder eingeatmet...
Ali versucht, als Versuchsperson in einem Forschungsinstitut Geld zu verdienen. Dort werden Pharmaprodukte auf ihre Nebenwirkungen hin untersucht. Er erhält 2000,- DM für 11 Wochen in totaler Isolation. Er soll also unter ärmlichsten Bedingungen 11 Wochen lang Schmerzen und Leiden der schlimmsten Art ertragen. Wallraff bricht diese Versuchsreihe nach dem ersten Medikamententest ab, da er nicht auf das Geld angewiesen ist. Er bedauert die, die auf den Lohn solcher Versuche angewiesen sind. Auch geht er nicht auf ein Angebot ein, bei dem er für 15 Tage vollstationär 2500,-DM erhalten soll - es handelt sich dabei um ein Entschlackungsmittel, das als Nebenwirkung Feminisierung und Impotenz zur Folge hat. Er kann es sich leisten, ,,dankend abzulehnen".
Ali geht es so schlecht, daß er nicht mehr für Adler bei Thyssen arbeiten will. Er erschwindelt sich eine Geschichte, die er Adler glaubwürdig macht, und wird als Folge dessen als Chauffeur und Leibwächter von Adler eingestellt. So ist es ihm möglich, viel über Adler und seine Geschäfte, Ansichten, seine Art und seine Gewohnheiten zu erfahren. Er erfährt auch, daß Adler sein ganzes Geld aus dem Betrügen seiner Arbeiter hat - er läßt sie schuften und zahlt ihnen nie den versprochenen Lohn. Als ein Arbeiter zum Beispiel kündigen, und woanders neu anfangen will, kommt er zu Adler und will seine Steuerkarte haben. Doch Adler gibt sie ihm erst, nach dem der Arbeiter einen Zettel unterschrieben hat, das Adler ihm nichts mehr schuldet. Der Arbeiter hat das Nachsehen und mehrere Tage umsonst gearbeitet. Ali erfährt auch noch von vielen ähnlichen Schicksalen.
Ali will auch in einem Atomkraftwerk im kontaminierten Bereich arbeiten, unterläßt dies jedoch aufgrund des Drängens seines Arztes hin. Er berichtet dem Leser jedoch von einigen Fällen, von denen er gehört hat. Er inszeniert jedoch mit Hilfe einiger Freunde einen Auftrag für Adler, in dem es um gefährlichste Arbeiten im Strahlungsbereich des AKW's geht. Adler weiß, daß eine solche Arbeit schwerste körperliche Schäden bei den Arbeitern hervorruft, und doch geht er auf das Angebot der vermeintlichen Sicherheitsinspektoren ein. Immerhin sollen für ihn an die 130000,- DM herausspringen. Es kommt zur ,,Lieferung" der Arbeiter, die den verseuchten Bereich betreten sollen. Doch bevor die Arbeiter von dem Kleinbus (den die Freunde Wallraffs stellen wollen) abgeholt werden, kommt es zu einer inszenierten Verhaftung der 6 türkischen Arbeiter. Als sie vor Adlers Augen verhaftet werden (unter ihnen auch Ali), flüchtet Adler mit seinem Mercedes. Wallraff ist der Sache entkommen, denn er wurde ja ,,verhaftet", und Adler will nichts mit der Polizei zu tun haben. Er besorgt sich einen neuen Chauffeur. Wallraff beendet das Buch mit einem Epilog, in dem er das Erlebte kurz zusammenfaßt. Er hält fest, das Adler nicht als Sündenbock hingestellt werden soll, sondern daß dieser eher im Durchschnitt dessen liegt, was sich in Deutschland zu dieser Zeit (und vielleicht auch noch heute) abspielt.
Zusammenfassend kann ich sagen, daß mich dieses Buch tief beeindruckt hat. Die nackte Wahrheit wird so hautnah wiedergegeben, und das in einer so anschaulichen und ansprechenden Weise, daß ich mir die gesamten Erlebnisse Alis bildlich vorstellen konnte. Ich habe, bevor ich dieses Buch gelesen habe, nicht gewußt, daß es so etwas in Deutschland gibt- das ist für mich in erster Linie schockierend. Es hat mir die Augen darüber geöffnet, wie es heute, oder zumindest vor 15 Jahren, in unserem eigenen Staat zuging, und daß es nicht nur woanders skrupellose Menschen und Verbrechen gibt. Ich denke auch heute gibt es noch solche Fälle. Ich bewundere den Mut und das Durchhaltevermögen Günter Wallraffs, denn er hat seine Gesundheit und sein Leben aufs Spiel gesetzt, um die Wahrheit zu beweisen. Und ich habe großen Respekt vor der Nervenstärke, mit der er die ganzen psychischen Belastungen ertragen hat.
Häufig gestellte Fragen zu Günter Wallraffs ,,Ganz unten."
Was ist ,,Ganz unten."?
,,Ganz unten." ist eine Reportage des Schriftstellers Günter Wallraff, in der er sich für zwei Jahre in den türkischen Arbeiter Ali Levent Sinirlioglu verwandelt, um die Lebensbedingungen und Diskriminierung von Ausländern in Deutschland aus erster Hand zu erfahren.
Worum geht es in dem Buch?
Das Buch beschreibt Wallraffs Erfahrungen als Ali, der verschiedene Jobs annimmt, oft unter prekären Arbeitsbedingungen und zu niedrigem Lohn. Er arbeitet unter anderem in einem Kernkraftwerk, bei McDonald's und auf dem Bau, wobei er Ausbeutung, Rassismus und Menschenverachtung erlebt.
Wie hat sich Wallraff in Ali verwandelt?
Wallraff trug dunkel gefärbte Kontaktlinsen und eine schwarze Perücke. Außerdem sprach er gebrochenes Deutsch, um den Eindruck eines ausländischen Arbeiters zu erwecken.
Welche Arbeitsbedingungen hat Wallraff als Ali erlebt?
Wallraff arbeitete unter anderem im Atomkraftwerk mit Strahlenbelastung, bei McDonalds unter Zeitdruck und niedrigem Lohn und auf dem Bau unter gefährlichen und ausbeuterischen Bedingungen. Er reinigte auch Toiletten unter unmenschlichen Bedingungen.
Welche Rolle spielt die Ausländerfeindlichkeit in dem Buch?
Ausländerfeindlichkeit ist ein zentrales Thema des Buches. Wallraff erlebt Diskriminierung, Ignoranz und offene Feindseligkeit aufgrund seiner vermeintlichen türkischen Herkunft.
Wie wurde Wallraff bei der katholischen Kirche behandelt, als er sich umtaufen lassen wollte?
Wallraff wurde bei der katholischen Kirche mehrfach abgewiesen, als er sich umtaufen lassen wollte. Erst in einem weit entfernten Dorf gelang ihm die Umtaufe problemlos.
Was hat Wallraff bei der Firma Adler erlebt?
Wallraff arbeitete bei der Firma Adler, einem Subunternehmen, das Arbeiter an Thyssen und das Atomkraftwerk Würgassen vermittelte. Dort erlebte er skrupellose Geschäftspraktiken, Ausbeutung und gefährliche Arbeitsbedingungen. Er arbeitete bei extremen Temperaturen, atmete giftigen Staub ein und wurde zu langen Schichten gezwungen.
Was hat Wallraff in Bezug auf Atomkraftwerke herausgefunden?
Wallraff deckte auf, dass Ausländer in Atomkraftwerken bevorzugt für strahlungsintensive Arbeiten eingesetzt wurden, oft ohne ausreichenden Schutz und unter Inkaufnahme gesundheitlicher Risiken.
Wie beurteilt der Autor des Referats das Buch?
Der Autor des Referats ist von dem Buch tief beeindruckt. Er lobt die anschauliche Darstellung der Ereignisse und die Offenlegung der Ausländerproblematik in Deutschland. Er empfiehlt das Buch für den Lehrplan an Schulen, um das Bewusstsein für diese Themen zu schärfen.
Was war das Ergebnis der Laboruntersuchung der Staubproben, die Wallraff von seinen Arbeitsplätzen entnommen hatte?
Die Staubproben enthielten so hohe Schadstoffkonzentrationen, dass die Laborgeräte damit überfordert waren.
Wie endete Wallraffs Zeit als Ali bei der Firma Adler?
Wallraff inszenierte mit Freunden eine Verhaftung von sich und anderen türkischen Arbeitern, um Adler bloßzustellen. Anschließend beendete er sein Experiment als Ali.
- Arbeit zitieren
- Martin Vogt (Autor:in), 2000, Wallraff, Günter - Ganz unten., München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/97947