Die Berliner Mauer
Lena Stern
In den fr ü hen Morgenstunden des 13. Augusts 1961 marschierten am Brandenburger Tor bewaffnete DDR-Grenzpolizisten und Teile der Kampfgruppen 1 auf und riegelten die innerst ä dtische Sektorengrenze zwischen Ost und West ab. In den folgenden Stunden wurde in der gesamten Stadt die Demarkationslinie durch Grenzpolizisten mit Stacheldraht, Pflastersteinen und Betonpf ä hlen verbarrikadiert.
1.Hintergrund: Wie konnte es zu dieser Trennung Berlins kommen?
Aufgrund der Unzufriedenheit mit den ökonomischen und politischen Verhältnissen in der DDR verließen immer mehr Menschen die DDR um sich im Westen Deutschlands eine Existenz aufzubauen und teilzuhaben an der Demokratie der BRD und den besseren wirtschaftlichen Verhältnissen. Im Zuge dieser Auswanderungsbewegung wurde Berlin zum Korridor in die westliche Welt. Von Januar bis Anfang August 1961 wurden rund 160.000 Flüchtlinge2 gezählt.
Auch die internationale Lage war gespannt. Am 17.11.'58 hatten die Sowjets unter Chruschtschow in einem Berlinultimatum gefordert, die westalliierte Besatzung sollte aus Berlin abziehen und West-Berlin somit innerhalb von sechs Monaten zu einer ,,Freien Stadt" gemacht werden. Am 17.2.'59 folgte darauf bekräftigend noch die Drohung eines separaten Friedensvertrags mit der DDR3, der bereits die Trennung Deutschlands bedeutet hätte. Das Treffen zwischen US-Präsident Kennedy und UdSSR-Minister Chruschtschow, von den sich die Öffentlichkeit eine Entspannung erwartet hatte, endete ohne erkennbare Ergebnisse und verstärkte eher noch die Möglichkeit eines Waffeneinsatzes.
Allgemein wurden Maßnahmen der DDR erwartet, die Fluchtwelle zu unterbinden. Auf einer internationalen Pressekonferenz am 15.6.'61 fragte eine Journalistin der FR Walter Ulbricht, ob die angestrebte Bildung einer freien Stadt bedeute, dass ,,die Staatsgrenze am Brandenburger Tor errichtet" werde. Ulbricht antwortete hierauf ,, Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" Hatte Ulbricht mit dieser Antwort bereits mehr gesagt, als er wollte? Nach einer Mauer war er nicht gefragt worden.
2.Errichtung der Mauer
In den folgenden Tagen wuchs in der DDR-Führung die Befürchtung eines ökonomischen Ausblutens der DDR, da die Auswanderer hauptsächlich junge Menschen waren und bereits erste Anzeichen eines Arbeitskräftemangels auftraten. So erhielt Ulbricht schließlich von Moskau grünes Licht zur Schließung der ,,..Grenze zu Westberlin.." Mit der Durchführung der Abriegelung wurde Erich Honecker beauftragt und die Vorbereitungen fanden unter höchster Geheimhaltung statt, bis schließlich wie beschrieben die Polizisten und Kampfgruppen-Mitglieder an jenem Sonntagmorgen Straßensperren errichteten und das öffentliche Verkehrsnetz an den Grenzstellen unterbrachen.
Die Westmächte reagierten verhalten, da die drei Essentials der amerikanischen Berlinpolitik gewahrt wurden:
- Anwesenheit der westlichen Truppen
- Freier Zugang nach Berlin
- Gewährleistung der Selbstbestimmung der Westberliner und der freien Wahl ihrer Lebensform
Die Westberliner fühlten sich verunsichert, hatten das Gefühl, von ihrer Schutzmacht im Stich gelassen worden zu sein und so setzte der damalige Westberliner Bürgermeister Willy Brandt schließlich bei den westlichen Stadtkommandanten eine Verstärkung der Streitkräfte in Westberlin durch.4 Ansonsten ließen sich die Westalliierten wenig beeindrucken.
Ab dem 23.8.'61 durften Westberliner nicht mehr in den Osten, am 20.9.'61 begann die Zwangsräumung der Häuser unmittelbar an der Sektorengrenze.
Skizze der Grenzanlage
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.Die Mauer wird zur Sperrzone
Am 17.8. '61 wurde der achtzehnjährige Ostberliner Peter Fechter bei einem Fluchtversuch im Grenzstreifen angeschossen.5 Auf westlicher Seite stand eine empörte Menschenmenge, ohnmächtig dem Verletzten zu helfen. Konnten, wollten oder durften die DDR-Grenzer nicht eingreifen? Peter Fechter war das erste Todesopfer der Mauer.
In den Wochen nach der Errichtung der provisorischen Absperrungen wurde die Grenzanlage zu einem weitgehend unüberwindbaren System ausgebaut. Auf der 166 km langen Grenze rund um Westberlin stand auf 107 km eine vier Meter hohe Betonmauer. Dahinter verlief auf östlicher Seite der sogenannte ,,Todesstreifen", ein beleuchtetes Kontrollgebiet. Flüchtlinge, die bis hierher gelangt waren, wurden ohne Vorwarnung beschossen. Darauf folgte ein Graben, der Kfzs an der Durchfahrt hinderte. Abgeschlossen wurde die Anlage schließlich von einer weiteren Mauer. Zwischen den jeweiligen Absperrungen befanden sich noch Zäune und in unregelmäßigen Abständen patrouillierten Gruppen der Grenzsoldaten. Der Schießbefehl, der diesen Wachen die Legitimation zum Waffengebrauch gab, wurde '74 von Erich Honecker nochmals bekräftigt, der drei Jahre zuvor Walter Ulbricht abgelöst hatte. Insgesamt wurden zwischen '61 und'89 an der Mauer mehrere Hundert Menschen getötet und mehr als eintausend zum Teil schwer verletzt.
Die Mauer im Jahre 1986
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4.Der Fall der Mauer
Ende der achtziger Jahre verschärfte sich der Widerstand gegen die Mauer und die Diktatur in der DDR. Aber auch die Blocksolidarität der UdSSR begann zu bröckeln. Als am 2.5.'89 Ungarn den ,,eisernen Vorhang" nach Österreich hin zu öffnen begann, gelangten viele DDR- Bürger über diesen Weg in den Westen.6 In den folgenden Monaten verlor die SED-Führung mehr und mehr die Kontrolle über die Auswanderungsbewegung und die Diskussion über ein neues Ausreisegesetz führte schließlich dazu, dass der Ostberliner SED-Bezirkschef Günter Schabowski am 9.11.'89 gegen 19.00 Uhr fast beiläufig die Öffnung der Grenze bekanntgab.7 Wenig später begann ein Sturm der Ostberliner nach Westberlin, es gab Freudenfeiern am Brandenburger Tor und auf dem Kurfürstendamm. Am 10.11.'89 wurde am Brandenburger Tor mit den Abrissarbeiten der Mauer begonnen um zusätzliche Grenzübergänge zu schaffen.
5.Wo ist die Mauer heute?
Sogenannte ,,Mauerspechte" hämmerten Bruchstücke aus der Mauer, die dann vielfach als Souvenirs verkauft wurden. Der DDR-Widerständler Wolf Biermann schrieb in seinem Lied ,,Mimi mit die Kuschelmollis" zu diesem Thema kritisch:
,,Der Stacheldraht is weg und längst verjammelt Die Mauer wird vakooft als Souvenir Und dass er echte Grabstein-Stücke sammelt Det merkt von die Touristen keener hier."8
Einige größere Segmente wurden auch von offizieller Seite an Museen sowie öffentliche Interessenten auf der ganzen Welt verkauft. Insgesamt konnte der Gewinn aus diesem Verkauf aber nur knapp die Abrisskosten der Mauer decken. Die Mauer verschwand bis zum Jahr 1991 beinahe vollständig aus dem Stadtbild. Reste blieben u.a. an der Bernauer Straße, in der Niederkirchnerstraße und in Form der 1,3km langen East-Side-Gallery gegenüber dem Ostbahnhof bestehen.9
Besichtigungstips:
- Am 13.8.'98 wurde ein Mauermahnmal an der Bernauer Straße Ecke Ackerstraße eingeweiht, bestehend aus einem Rest der Berliner Mauer von 70 m Länge mit Sehschlitzen in der Innenmauer und Stahlplatten an den Enden.
- Im letzten bestehenden Wachturm der ehemaligen Mauer in Treptow/Kreuzberg besteht eine ständige Ausstellung über die Mauer und wechselnde Ausstellungen von Künstlern aus der ehemaligen DDR. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 12-18 Uhr, der Eintritt ist frei, Näheres unter 030/2292877
Links:
www.Berliner-Mauer.de
www.die-berliner-mauer.de
Quellen:
- Flemming, Thomas/ Koch, Hagen Die Berliner Mauer, Berlin-Brandenburg 1999 be.bra Verlag
- CD-ROM ,,...zur Freiheit - Die Geschichte der Berliner Mauer", Stuttgart 1996 Next Edit GmbH
- Kirste, Burkhard Berliner Mauer, http://alanin.chemie.fu-berlin.de 1999
- Ramm, Frederik Der Fall der Berliner Mauer 1989 www.remonte.org 1999
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1 Flemming, Thomas/ Koch, Hagen Die Berliner Mauer, Berlin-Brandenburg 1999 be.bra Verlag
2 Kirste, Burkhard Berliner Mauer, http://alanin.chemie.fu-berlin.de 1999
3 Aus: CD-ROM ,,...zur Freiheit - Geschichte der Berliner Mauer", Stuttgart 1996 Next Edit GmbH
4 Flemming, Thomas/ Koch, Hagen Die Berliner Mauer, Berlin-Brandenburg 1999 be.bra Verlag
5 Kirste, Burkhard Berliner Mauer, http://alanin.chemie.fu-berlin.de 1999
6 Hans-Hermann Hertle,Hans-Hermann Wir wollen raus, erschienen in ,,Das Parlament" 49.Jahrgang, Nr. 43-44 Bonn 1999 ,hrsg. Bundeszentrale für politische Bildung
7 Ramm, Frederik Der Fall der Berliner Mauer, www.remonte.org/frederik/culture/berlin/index.html.de 1999
8 Biermann, Wolf Mimi mit die Kuschelmollis, erschienen in ,,Paradies uff Erden", Köln 1999 Verlag Kiepenheuer & Witsch
Häufig gestellte Fragen zu Die Berliner Mauer
Worum geht es in dem Text "Die Berliner Mauer"?
Der Text beschreibt die Geschichte der Berliner Mauer, von den Ursachen für ihren Bau im Jahr 1961 bis zu ihrem Fall im Jahr 1989 und den heutigen Überresten. Er behandelt die politische und wirtschaftliche Situation in der DDR, die internationale Lage, die Reaktion der Westmächte, die Eskalation der Grenzsicherung, die Fluchtversuche und Todesopfer, sowie die Ereignisse, die zum Fall der Mauer führten. Abschließend wird auf die heutige Präsenz der Mauerreste im Stadtbild und Besichtigungsmöglichkeiten eingegangen.
Was waren die Hauptgründe für den Bau der Berliner Mauer?
Die Hauptgründe waren die wachsende Unzufriedenheit mit den ökonomischen und politischen Verhältnissen in der DDR, die zu einer starken Auswanderungswelle in den Westen führte, sowie die angespannte internationale Lage und das Berlin-Ultimatum der Sowjetunion.
Wie reagierten die Westmächte auf den Bau der Berliner Mauer?
Die Westmächte reagierten verhalten, da die drei wesentlichen Punkte ihrer Berlinpolitik (Anwesenheit der westlichen Truppen, freier Zugang nach Berlin, Gewährleistung der Selbstbestimmung der Westberliner) zunächst nicht direkt beeinträchtigt wurden. Westberlin fühlte sich jedoch im Stich gelassen und forderte eine Verstärkung der Streitkräfte.
Was war der "Todesstreifen" an der Berliner Mauer?
Der "Todesstreifen" war ein beleuchtetes Kontrollgebiet auf östlicher Seite der Mauer, das sich hinter der eigentlichen Betonmauer befand. Flüchtlinge, die bis hierher gelangten, wurden ohne Vorwarnung beschossen.
Wann und wie fiel die Berliner Mauer?
Die Berliner Mauer fiel am 9. November 1989, nachdem der Ostberliner SED-Bezirkschef Günter Schabowski beiläufig die Öffnung der Grenze bekanntgab. Dies führte zu einem Ansturm der Ostberliner nach Westberlin und zum Beginn des Mauerabrisses.
Wo kann man heute noch Reste der Berliner Mauer sehen?
Reste der Berliner Mauer sind unter anderem an der Bernauer Straße, in der Niederkirchnerstraße und in Form der East-Side-Gallery gegenüber dem Ostbahnhof zu finden. Es gibt auch ein Mauermahnmal an der Bernauer Straße.
Welche Personen werden im Text im Zusammenhang mit der Berliner Mauer erwähnt?
Der Text erwähnt unter anderem Walter Ulbricht, Erich Honecker, US-Präsident Kennedy, UdSSR-Minister Chruschtschow, Willy Brandt, Peter Fechter und Wolf Biermann.
Welche Quellen werden im Text genannt?
Genannte Quellen sind unter anderem: Flemming, Thomas/ Koch, Hagen Die Berliner Mauer, Berlin-Brandenburg 1999 be.bra Verlag; CD-ROM ,,...zur Freiheit - Die Geschichte der Berliner Mauer", Stuttgart 1996 Next Edit GmbH; Kirste, Burkhard Berliner Mauer, http://alanin.chemie.fu-berlin.de 1999; Ramm, Frederik Der Fall der Berliner Mauer 1989 www.remonte.org 1999; Hans-Hermann Hertle,Hans-Hermann Wir wollen raus, erschienen in ,,Das Parlament" 49.Jahrgang, Nr. 43-44 Bonn 1999; Biermann, Wolf Mimi mit die Kuschelmollis, erschienen in ,,Paradies uff Erden", Köln 1999 Verlag Kiepenheuer & Witsch; Förster, Andreas Einige hat der antifaschistische Schutzwall reich gemacht, erschienen in ,,Das Parlament" 49.Jahrgang, Nr. 43-44 Bonn 1999.
Gibt es im Text Links zu weiteren Informationen?
Ja, es werden die Links www.Berliner-Mauer.de und www.die-berliner-mauer.de genannt.
- Quote paper
- Lena Stern (Author), 2000, Die Berliner Mauer, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/97176