Christian Panck
Referat:
Rübenzucker
1. Die Rübe:
Die Zuckerrübe ist eine Kulturform von Beta vulgaris ( biol. Bezeichnung für einige Rübensorten nicht dazu gehört die Mohrrübe Daucus Carota) aus der Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae). Systematisch wird sie als Beta vulgaris var. altissima eingeordnet.
Die Zuckerrübe ist eine zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr wird an einer gestauchten Achse eine Blattrosette und die fleischige Rübe gebildet. Die Rübe ist oben breit und nach unten fast linear zugespitzt. Im zweiten Jahr bilden sich nach Auflösung der Blattrosette bis zu 2 m hohe, verzweigte Blütenstände mit grünen zwittrigen Blüten. In der Regel kommt es dazu nicht, weil die Ernte der Zuckerrübe am Ende des ersten Jahres erfolgt. Damit man das erwünschte Ergebnis erhält, also eine fleischige Rübe mit einem möglichst hohem Zuckergehalt, muss der Anbau und die Ernte gut geplant werden. Die Zuckerrübe gedeiht am besten auf nährstoffreichen, tiefgründigen Lehmböden in einem Klima, dass während der Wachstumsperiode eine mittlere Temperatur von 20°C und nicht zu hohe Niederschläge hat. Die Bodenbearbeitung beginnt häufig direkt nach der letzten Ernte um die Überreste gut einzuarbeiten, damit diese im Frühjahr verrotten können. Der Boden muss absolut perfekt für den Anbau sein, weil jede Kleinigkeit kann nicht nur Auswirkungen auf die Menge, sondern auch auf die Qualität der Rübe haben (Beispiel: Bodenstruktur, Bodenart, Vorfrucht, Düngung). Und die Qualität ist besonders wichtig, weil die Zuckerhersteller nicht nach Größe der Rübe zahlen, sondern Zuckergehalt. Die Ernte muss rechtzeitig sein, weil die Rübe frostempfindlich ist. Deswegen findet die Ernte im September statt.
Die Zusammensetzung der Zuckerrübe zeigt folgende Grafik:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Geschichte des Rübenzuckers:
Der Ursprung der Zuckerrübe für Europa ist im 18. Jahrhundert zu suchen. 1747 erkannte nämlich der Apotheker Andreas Sigismund Marggraf, dass der in der damaligen, heimischen Runkelrübe enthaltene Zucker mit dem teuren, aus Übersee importiertem Rohrzucker identisch war. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Rübe einen Zuckergehalt von geringen 4 %. Die Geschichte des Rübenzuckers führte der Schüler von Marggraf, Franz Karl Achard, fort. Durch Versuche zum Anbau und durch Züchtung schaffte er es den Zuckergehalt weiter steigern. Die Fabrikation des Zuckers erschien aber sehr kostspielig und aufwendig, so dass der Rübenzucker scheinbar nicht konkurrenzfähig zum billigeren Rohrzucker aus Übersee. Aber Achard ließ sich nicht entmutigen und präsentierte 1799 dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. die erste Probe seines Zuckers. Darauf gewährte der König ihm ein Darlehen mit dem Archard das Gut Cunern in Niederschlesien kaufte. Dort entstand 1801 die erste Rübenzuckerfabrik der Erde. Sie wäre wahrscheinlich auf Widerstände gestoßen, wenn Napoleons Kontinentalsperre nicht den überseeischen Rohrzucker vom europäischen Markt ausgeschlossen hätte. Als im Dezember 1810 die Kontinentalsperre aufgehoben wurde, war der Rübenzucker von Achard schon längst wettbewerbsfähig. Kolonialzuckelfabrikanten versuchten mit 200 000 Talern Achard zu überzeugen seine Zuckerherstellung einzustellen, doch der lehnte sofort ab. Der Rübenzucker musste allerdings auch Rückschläge hinnehmen. Als England nach dem Sieg über Napoleon alle karibischen Inseln in seine Gewalt gebracht hat, wurden die britischen Zuckerlager bis zum Rand mit Rohrzucker aufgefüllt. Durch die großen Mengen konnte der billig in Europe verkauft werden und der Rübenzucker konnte nicht mehr konkurrieren. Die Folge war das fast alle europäischen Rüberzuckerfabriken schließen mussten. Nur Frankreich blieb den Rüben treu und über diesem Umweg kam der Rübenzucker 1850 zurück nach Deutschland. Der Zuckergehalt wurde weiter gesteigert und es wurden 100 Fabriken neu gegründet. Die Einfuhr von Rohrzucker wurde mit Steuern belegt um die heimische Produktion zu schützen. Ab da begann der Siegeszug des Rübenzuckers. Der Konkurrenzkampf zwischen Rohr und Rübe sorgt für einen drastischen Preisverfall (von 59,10 DM für 100 Kilo auf 19,44 DM) und Zucker wird zum täglichen Bedarfsgut.
3. Rübenzucker heute:
Heutzutage ist der Zweikampf weiterhin riesengroß. Und im Gegensatz zum Rohr schneidet die Rübe nicht schlecht ab. Die Rübe hat mit über 20 % einen höheren Zuckeranteil als das Zuckerrohr mit 14 %. Dafür hat man beim Rohr höhere Erntemengen je Hektar. Zur Zeit hat Rohrzucker 60 % an der Weltzuckerproduktion, Rübenzucker 40 %. Die Länder der EU werden fast ausschließlich mit Rübenzucker beliefert. Die Verhältniszahlen zwischen Rübenzucker und Rohrzucker können sich aber in der Zukunft zu Gunsten des Rübenzuckers ändern, weil in südamerikanischen Ländern, in denen Zuckerrohr angebaut wird und die ein rasches Bevölkerungswachstum haben, darüber diskutiert wird, die Wasserreserven künftig mehr für die Bevölkerung als für das Zuckerrohr zu verwenden.
4. Die Zuckergewinnung aus Zuckerrüben:
Entladung und Reinigung; Mit der Rübenernte im September beginnt die Zuckergewinnung. Beim Entladen entnimmt man jeder angelieferten Fuhre Proben, die auf Zuckergehalt und auf weitere wichtige Inhaltsstoffe untersucht werden. Nach einer gründlichen Wäsche gelangen die Zuckerrüben in die Fabrik. Saftgewinnung; Die Rüben werden zu Schnitzeln zerkleinert und im Brühtrog vorgewärmt. In 70°C heißem Wasser löst sich der Zucker aus den Rübenzellen - es entsteht der Rohsaft. Saftreinigung; Durch Trennung von Zucker- und Nichtzuckerstoffen wird der Rohsaft gereinigt. Hierzu werden die natürlichen Stoffe Kalk und Kohlendioxid zugesetzt. Diese werden in der Zuckerfabrik selber gewonnen. Der Kalk in Form von Kalkmilch bewirkt eine Ausflockung der Nichtzuckerstoffe. In der Hauptkalkung wird dieser Vorgang wiederholt. Nachdem der mit Kalk versetzte Rohsaft erwärmt worden ist, schließt sich die erste Carbonatation an. Der überschüssige Kalk wird mit Kohlendioxid in Calciumcarbonat verwandelt und ausgefällt. Dieser wird über ein Filter abgetrennt und der Vorgang des Einleitens von Kohlendioxid mit anschließender Filtration wird wiederholt. Es bleibt ein klarer Dünnsaft mit ca. 16 % Zuckergehalt zurück.
Safteindickung; Der Dünnsaft wird in mehreren Stufen durch Verdampfen eingedickt, bis ein goldbrauner Dicksaft mit ca. 67 % Zuckergehalt Zuckergehalt zurückbleibt. Kristallisation; Der Dicksaft wird gekocht, bis sich goldgelb leuchtende Kristalle bilden, die mit Sirup überzogen sind. Dieser wird durch Zentrifugieren und Spülen mit Wasser und Dampf von den Kristallen getrennt. Durch mehrfache Wiederholung dieser Vorgänge entsteht die Raffinade: weißer Kristallzucker von höchster Reinheit und Qualität. Wiederverwertung; Die Reste der Zuckergewinnung sind die Blätter, die Schnitzel, Calciumcarbonat und Melasse. Rübenblätter, Schnitzel und Melasse sind wertvolle Viehfuttermittel. Calciumcarbonat ist ein ausgezeichneter Dünger. Melasse wird allerdings noch anders verwertet.
Melasse ist der letzte Rest des Zuckerrübensaftes, aus dem sich eine weitere Zuckergewinnung nicht mehr lohnt. Der Dunkelbraune Siruprückstand enthält noch etwa 45 - 48 % Zucker und daneben viele Nichtzuckerstoffe. Melasse dient als Rohstoff für die Alkoholgewinnung. Echter Rum aus Zuckerrohrmelasse ist die berühmteste Kredenz der Melassebrennerei in den Zuckerrohrländern. Melasse ist ebenfalls ein wichtiger Rohstoff zur Gewinnung von Backhefen, von Lebensmittelsäuren, von lebenswichtigen Eiweißbausteinen (Aminosäuren) und von dem weitverbreiteten Würzstoff Glutamat. Ebenso dient Melasse als Rohstoff zur Gewinnung bedeutender Arzneimittel wie z. B. einiger Antibiotika und Herzmittel.
5. Schlusswort:
Dichtung aus der Zeit: Es sind nicht immer die großen Ereignisse, die man in Romanen, Erzählungen und Gedichten wiederfindet, sondern mehr die kleinen alltäglichen Dinge. Und vor 200 Jahren ist auffällig viel über Zuckerrüben, oder Runkelrüben, wie sie damals genannt wurden, geschrieben worden. Ein Vers aus der Zeit sagt: „ Lass Dir doch den Verstand nicht trüben und halte Dich an Runkelrüben. “
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Ursprung der Zuckerrübe?
Die Zuckerrübe ist eine Kulturform von Beta vulgaris, die zur Familie der Gänsefußgewächse gehört. Systematisch wird sie als Beta vulgaris var. altissima eingeordnet.
Wie ist der Lebenszyklus der Zuckerrübe?
Die Zuckerrübe ist eine zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr bildet sie eine Blattrosette und die fleischige Rübe. Im zweiten Jahr bilden sich Blütenstände. In der Regel wird sie aber am Ende des ersten Jahres geerntet.
Welche Bedingungen benötigt die Zuckerrübe zum Wachsen?
Die Zuckerrübe gedeiht am besten auf nährstoffreichen, tiefgründigen Lehmböden in einem Klima mit einer mittleren Temperatur von 20°C und nicht zu hohen Niederschlägen während der Wachstumsperiode.
Wann findet die Ernte der Zuckerrübe statt?
Die Ernte der Zuckerrübe findet im September statt, da die Rübe frostempfindlich ist.
Wer erkannte, dass der Zucker in der Runkelrübe mit Rohrzucker identisch ist?
Der Apotheker Andreas Sigismund Marggraf erkannte 1747, dass der Zucker in der Runkelrübe mit Rohrzucker identisch ist.
Wer baute die erste Rübenzuckerfabrik?
Franz Karl Achard baute 1801 die erste Rübenzuckerfabrik der Erde in Cunern, Niederschlesien.
Warum war die Kontinentalsperre Napoleons wichtig für die Rübenzuckerproduktion?
Napoleons Kontinentalsperre schloss den überseeischen Rohrzucker vom europäischen Markt aus, was der Rübenzuckerproduktion zugutekam.
Wie hat der Konkurrenzkampf zwischen Rohr- und Rübenzucker den Preis beeinflusst?
Der Konkurrenzkampf zwischen Rohr- und Rübenzucker führte zu einem drastischen Preisverfall, wodurch Zucker zum täglichen Bedarfsgut wurde.
Wie hoch ist der Zuckeranteil von Zuckerrübe und Zuckerrohr?
Die Zuckerrübe hat mit über 20 % einen höheren Zuckeranteil als das Zuckerrohr mit 14 %.
Wie erfolgt die Zuckergewinnung aus Zuckerrüben?
Die Zuckergewinnung umfasst Entladung und Reinigung, Saftgewinnung, Saftreinigung, Safteindickung und Kristallisation.
Welche Reststoffe fallen bei der Zuckergewinnung an und wie werden diese verwertet?
Die Reststoffe sind Blätter, Schnitzel, Calciumcarbonat und Melasse. Rübenblätter, Schnitzel und Melasse sind wertvolle Viehfuttermittel. Calciumcarbonat ist ein ausgezeichneter Dünger. Melasse dient als Rohstoff für die Alkoholgewinnung und andere Produkte.
Was ist Melasse und wofür wird sie verwendet?
Melasse ist der letzte Rest des Zuckerrübensaftes, aus dem sich keine weitere Zuckergewinnung mehr lohnt. Sie dient als Rohstoff für die Alkoholgewinnung, Backhefen, Lebensmittelsäuren, Aminosäuren, Glutamat und Arzneimittel.
Wie werden die Rüben in der Zuckerfabrik verarbeitet?
Die Rüben werden in Schnitzel zerkleinert, in heißem Wasser erwärmt, um den Zucker zu lösen (Rohsaft). Der Rohsaft wird gereinigt, eingedickt und kristallisiert, um Zucker zu gewinnen.
Was passiert in der Saftreinigung?
In der Saftreinigung werden Zucker- und Nichtzuckerstoffe getrennt. Kalk und Kohlendioxid werden zugesetzt, um die Nichtzuckerstoffe auszufällen und zu entfernen, was einen klaren Dünnsaft ergibt.
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- Christian Panck (Author), 2000, Rübenzucker, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/96860