Was wäre, wenn die tiefsten Geheimnisse unserer Psyche nicht in der Ratio, sondern im Reich des Unbewussten verborgen lägen? Tauchen Sie ein in die revolutionären Theorien Sigmund Freuds, die das Verständnis der menschlichen Natur für immer verändert haben. Diese tiefgründige Analyse enthüllt Freuds Entwicklung vom Verfechter des Selbsterhaltungstriebs zum Entdecker des Todestriebs, einer dunklen Kraft, die unser Verhalten unaufhaltsam beeinflusst. Erkunden Sie, wie Freud die bürgerliche Gesellschaft kritisierte, ihre Moral als Ursache für Neurosen entlarvte und die Vorstellung vom Menschen als rationalem Wesen in Frage stellte. Entdecken Sie die Konflikte zwischen Lebenstrieb und Todestrieb, Rationalität und Irrationalität, Determinismus und Indeterminismus, die unser innerstes Wesen prägen. Ergründen Sie Freuds Sicht auf das Unbewusste, jenen geheimnisvollen Ort, der unser Handeln lenkt, oft gegen unseren Willen. Untersuchen Sie, wie das Gewissen entsteht, nicht als Ausdruck objektiver Gültigkeit, sondern als Produkt frühkindlicher Erfahrungen und gesellschaftlicher Normen. Wagen Sie es, die dunklen Ecken der menschlichen Psyche zu erkunden, die von Trieben, Verdrängung und der ewigen Suche nach Lust und Befriedigung beherrscht werden. Erfahren Sie, wie Freuds Theorien bis heute unser Verständnis von Sexualität, Moral und der conditio humana prägen und uns dazu zwingen, unsere tiefsten Überzeugungen über uns selbst zu hinterfragen. Dieses Buch ist eine Reise in die Tiefen der Seele, ein Muss für jeden, der die Komplexität des menschlichen Geistes verstehen will. Es beleuchtet die Freudsche Psychoanalyse, Ödipuskomplex, das Es, Ich und Über-Ich, und die Bedeutung von Träumen und unbewussten Wünschen. Eine spannende Lektüre für Psychologen, Studenten und alle, die sich für die verborgenen Kräfte interessieren, die unser Leben bestimmen.
Alexander Scheerbaum
Als Psychotherapeut war Freud der Ansicht, dass die psychischen Krankheiten in der
Gesellschaft durch Verdrängungsmechanismen im Sexualleben entstehen, welche durch die herrschende Moral hervorgerufen wurde ( ,,Das Unbehagen in der Kultur", 1930). Freud war ebenfalls ein liberaler Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft, welche seiner Meinung nach den Menschen ,besonders im Gebiet der Sexualmoral, unnötige Härten und Einschränkungen auferlegt, die zu Neurosen führen.
Seine Thesen (z.B. psychischer Apparat) empfand die Gesellschaft als Provokation, da die Überzeugung, der Mensch sei der Herr seiner selbst, erschüttert wurde. Gläubige sahen sich mit einer unerfreulichen Interpretation von Religion konfrontiert.
Im laufe der Zeit entwickelte Freud vier verschiedene Bilder vom Menschen:
1. Selbsterhaltungstrieb - Sexualtrieb
Def.: Ein Trieb ist ein vererbter bzw. angeborener Zustand, der die Richtung des Verhaltens bestimmt (n. Hall).
- Mensch ist ein geschlossenes System, dem zwei Kräfte inne wohnen:
- Selbsterhaltungstrieb
- Sexualtrieb (1. Phase: steigende Spannung --> Unlust; 2. Phase: Entspannung --> "Lust")
- Primäres Interesse gilt der Befriedigung des Ichs und der libidinösen Wünsche
- Zärtlichkeit und Liebe sind Phänomene der libidinösen Wünsche
- ,,homme machine" (isoliertes Wesen)
- aber: · Mensch ist gleichfalls ein soziales Wesen, weil er andere Menschen zur Befriedigung seiner Triebe braucht ( Kind - Mutter; Erwachsener - Sexualpartner)
- Individuen bedürfen einander zur Befriedigung ihrer verwurzelten Triebe
- Primär hat der Mensch keine Beziehung
- Sekundär wird der Mensch in eine Beziehung hineingezwungen/ verführt
2. Lebenstriebe - Todestriebe (ab 1920)
- Libido (Energie des Eros) ist nicht im Genitalbereich lokalisiert, sondern wirkt unabhängig in jeder Zelle
- Lebenstrieb (Eros) vereinigt und integriert
- Todestrieb (Thanatos) desintegriert und zerstört
- führt Organismus in anorganen Zustand zurück
- Wurzel menschlicher Destruktivität die sich gegen sich selbst oder die Außenwelt richtet
- Beide Triebe sind ständig wirksam und vereinigen bzw. bekämpfen einander, bis der Todestrieb die Oberhand erringt ,,und seinen letzten Triumph beim Tode des Individuums feiert".
- Freuds Denken nicht mehr materialistisch - mechanisch, sondern biologisch - vitalistisch (Trend der Zeit)
- Destruktivität nicht mehr der Selbsterhaltung untergeordnet
--> Rivalin/ Siegerin über Libido/ Ich - Trieb
- Mensch muß zerstören wollen
--> verankert in biologischer Konstitution
--> Mensch kann Destruktivität bis zu einem gewissen Grad bekämpfen, aber nie eliminieren
--> Mensch hat die Wahl die Destruktivität gegen sich selbst oder die Außenwelt zu richten
3. Irrationalität - Rationalität
Freud ist, als Nachfolger der Philosophen der Aufklärung, Rationalist und setzte somit auf die Macht der Vernunft und der Kraft des menschlichen Willens.
Böses im Menschen basiert deshalb auf die Umstände in der Erziehung des Kindes. Der Vernunftglaube Freuds ging allerdings verloren:
- Stärke menschlicher Irrationalität
- Schwäche der Vernunft
- Das ,, Unbewußte" ist die Brücke dieser zwei gegensätzlicher Pole:
,,Wäre alles, was wirklich ist, bewußt, dann wäre der Mensch ein ganz und gar rationales Wesen,
dessen bewußtes Denken ganz den Gesetzen der Logik folgt. Aber der überwiegende Teil
seiner inneren Erfahrung ist unbewußt und unterliegt aus diesem Grund weder den Gesetzen der Logik
noch der Kontrolle des vernünftigen Wollens."
- Im Unbewußten dominiert Irrationalität · Logik regiert im Bewußten
Aber: · Das Unbewußte steuert das Bewußte, und damit das Verhalten!
4. Determinismus - Indeterminismus
- Der Mensch ist determiniert und nicht frei wegen dem Es und Über - Ich
- Aber: Mit Hilfe der analytischen Methode kann man Kontrolle über das Unbewußte bis zu einem beträchtlichen Grad erhalten
- Es gibt keine moralische Instanz
- Entwicklung des Menschen unter Einfluß des Selbstinteresses
- Befriedigung libidinöser Impulse im Rahmen der Selbsterhaltung · Einzige Triebkraft: Egoismus ( libidinöser --> materieller )
Diese Definition des Egoismus folgt Leitvorstellungen des bürgerlichen Denkens.
Freud zufolge ist das Gewissen ein wirksames und mächtiges Element im Modell der menschlichen Natur, wird aber gleichzeitig durch Freuds Erklärung seiner objektiven Gültigkeit beraubt:
Gewissen ist das Über- Ich _ Nachbildung aller Befehle und Verbote des Vaters mit denen sich der kleine Junge identifiziert, wenn er seine ödipalen Strebungen überwindet. Diese Erklärung zeigt das ,,Wie", die Gewissensbildung, und das ,,Was", den Inhalt des Gewissens.
- väterliche Normen und väterliches Über- Ich ist persönliche Aneignung gesellschaftlicher Normen
- Relativierung aller moralischen Normen (Naturgesetze der Vernunft)
Normen haben ihre Bedutung. Aber nicht wegen der Gültigkeit ihres Gehalts, sondern basieren auf dem psychischen Mechanismus durch den sie akzeptiert wird.
- Gut ist, was die (gegenwärtige) gesellschaftliche Autorität befiehlt
- Schlecht, was sie verbietet
Referent: Alexander Scheerbaum Kurs: k3
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Kernaussage von Freuds Ansichten als Psychotherapeut?
Freud war der Ansicht, dass psychische Krankheiten in der Gesellschaft durch Verdrängungsmechanismen im Sexualleben entstehen, die durch die herrschende Moral verursacht werden. Er kritisierte die bürgerliche Gesellschaft, die seiner Meinung nach unnötige Härten und Einschränkungen auferlegt, was zu Neurosen führt.
Welche vier verschiedenen Bilder vom Menschen entwickelte Freud im Laufe der Zeit?
Freud entwickelte vier verschiedene Bilder vom Menschen: 1. Selbsterhaltungstrieb - Sexualtrieb, 2. Lebenstriebe - Todestriebe, 3. Irrationalität - Rationalität, und 4. Determinismus - Indeterminismus.
Was versteht Freud unter dem Selbsterhaltungstrieb und dem Sexualtrieb?
Nach Freud ist ein Trieb ein vererbter oder angeborener Zustand, der die Richtung des Verhaltens bestimmt. Der Mensch ist ein geschlossenes System mit zwei Kräften: Selbsterhaltungstrieb und Sexualtrieb. Das primäre Interesse gilt der Befriedigung des Ichs und der libidinösen Wünsche. Zärtlichkeit und Liebe sind Phänomene der libidinösen Wünsche.
Was sind Lebenstriebe (Eros) und Todestriebe (Thanatos) nach Freud?
Der Lebenstrieb (Eros) vereinigt und integriert, während der Todestrieb (Thanatos) desintegriert und zerstört. Der Todestrieb führt den Organismus in einen anorganischen Zustand zurück und ist die Wurzel menschlicher Destruktivität. Beide Triebe sind ständig wirksam und vereinigen bzw. bekämpfen einander.
Wie betrachtete Freud Irrationalität und Rationalität im menschlichen Wesen?
Ursprünglich ein Rationalist, erkannte Freud die Stärke menschlicher Irrationalität und die Schwäche der Vernunft an. Das Unbewusste dient als Brücke zwischen diesen gegensätzlichen Polen. Während im Unbewussten Irrationalität dominiert, regiert im Bewussten die Logik, wobei das Unbewusste das Bewusste und damit das Verhalten steuert.
Wie definierte Freud Determinismus und Indeterminismus im Zusammenhang mit dem Menschen?
Freud sah den Menschen als determiniert und nicht frei aufgrund des Es und Über-Ich. Er glaubte jedoch, dass mit Hilfe der analytischen Methode Kontrolle über das Unbewusste bis zu einem beträchtlichen Grad erlangt werden kann. Die Entwicklung des Menschen erfolgt unter dem Einfluss des Selbstinteresses, wobei die Befriedigung libidinöser Impulse im Rahmen der Selbsterhaltung stattfindet.
Wie beschrieb Freud das Gewissen?
Freud zufolge ist das Gewissen ein wirksames Element im Modell der menschlichen Natur, wird aber gleichzeitig durch seine Erklärung seiner objektiven Gültigkeit beraubt. Das Gewissen ist das Über-Ich, eine Nachbildung aller Befehle und Verbote des Vaters, mit denen sich das Kind identifiziert. Normen basieren nicht auf der Gültigkeit ihres Gehalts, sondern auf dem psychischen Mechanismus, durch den sie akzeptiert werden.
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- Alexander Scheerbaum (Author), 1999, Das Menschenbild Sigmund Freuds, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/96525