Der Utilitarismus ist eine der wichtigsten grundsätzlichen Richtungen in der Ethik. Trotzdem -oder vielleicht besonders deshalb- sind ihm seit seiner Entwicklung durch Jeremy Bentham im 18.Jahrhundert aus völlig verschiedenen Richtungen immer wieder starke Vorwürfe gemacht worden.
Die Marxisten beispielsweise werfen ihm vor, er sei ein unbarmherziger Manchester-Liberalismus; viele Liberale hingegen beklagen, der Utilitarismus sei geradezu der Alptraum einer Wohlfartsdiktatur, die den Menschen zu einem Glück zwinge, das er eigentlich gar nicht haben wolle. Für Kant war der Utilitarismus gar völlig indiskutabel, da er jede eudämonistische Ethik grundsätzlich ablehnte1.
Die Folge derartiger Vorwürfe und Bewertungen ist, daß der Ausdruck ,Utilitarismus′ auch in der heutigen, im weitesten Sinne ethischen Diskussion besonders in Deutschland noch vielfach negativ konnotiert ist und teilweise eine geradezu denunziatorische Funktion erfüllt.
Grund genug, sich im folgenden mit dem Uitilitarismus etwas näher zu be-
schäftigen, um herauszufinden, ob solche Beurteilungen tatsächlich zutreffen oder ob sie vielleicht doch auf einer zu oberflächlichen Beschäftigung mit dem Thema beruhen und also vorschnell getroffen wurden. Dabei soll aber nicht nur der grundsätzliche Kerngehalt dieser Lehre, also der klassische Utilitarismus, vergegenwärtigt werden; sondern es sollen auch die in der aktuellen Diskussion relevanten Unterpositionen kurz beschrieben und diskutiert werden. Denn im Laufe seiner Entwicklung ist der Utilitarismus keineswegs eine in sich homo- gene Theorie geblieben; er hat sich vielmehr in eine beinahe verwirrende Zahl von Positionen ausdifferenziert. So unterscheiden wir derzeit den subjektiven und objektiven, den positiven und negativen, den Glücks- und den Präferenz-, den Nutzensummen- und den Durchschnittsnutzen-, sowie besonders den Handlungs- und den Regel-Utilitarismus.
Überdies sollen die Verbindungen dieser ethischen Lehre zur Ökonomie diskutiert werden. Denn unter den Theorien der normativen Ethik hat der Utilitarismus unbestritten die größte Affinität zu ökonomischen Überlegungen.
Besonders was die sogenannte Wohlfahrtsökonomie betrifft, diente er in vielen Fällen - allerdings besonders im anglo-amerikanischen Raum - als eine wesentliche Entscheidungsgrundlage.
Im folgenden wollen wir uns also zunächst den Kerngehalt des klassischen Utilitarismus vergegenwärtigen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Der Kerngehalt des klassischen Utilitarismus
- 2.1 Der subjektive und der objektive Utilitarismus
- 2.2 Der positive und der negative Utilitarismus
- 2.3 Der Glücks- und der Präferenzutilitarismus
- 2.4 Der Nutzensummen- und der Durchschnittsnutzenutilitarismus
- 2.5 Der Handlungs- und der Regelutilitarismus
- 3. Die Gemeinsamkeiten von Utilitarismus und Ökonomie
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit dem Utilitarismus, einer zentralen Richtung in der Ethik, und dessen Verbindung zur Ökonomie. Ziel ist es, den klassischen Utilitarismus in seinen verschiedenen Unterpositionen zu beleuchten und seine Relevanz für ökonomische Fragestellungen aufzuzeigen.
- Der Kerngehalt des klassischen Utilitarismus
- Die verschiedenen Unterpositionen des Utilitarismus
- Die Gemeinsamkeiten von Utilitarismus und Ökonomie
- Die Relevanz des Utilitarismus für die Wohlfahrtsökonomie
- Die Kritik am Utilitarismus aus verschiedenen Perspektiven
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Utilitarismus als eine einflussreiche ethische Richtung vor und beleuchtet die Kritikpunkte, die ihm von verschiedenen Seiten entgegengebracht wurden. Sie verdeutlicht die Notwendigkeit, sich genauer mit dem Utilitarismus zu befassen, um seine Gültigkeit und seine verschiedenen Facetten zu erforschen.
1. Der Kerngehalt des klassischen Utilitarismus
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Grundprinzip des Utilitarismus, das auf der Maximierung des Glücks oder der Nutzenmaximierung für alle Beteiligten basiert. Es wird die ethische Grundlage des Utilitarismus erläutert und seine zentrale These vorgestellt.
2.1 Der subjektive und der objektive Utilitarismus
Hier werden die unterschiedlichen Perspektiven auf den Utilitarismus diskutiert: der subjektive, der die individuelle Nutzenmaximierung im Vordergrund sieht, und der objektive, der sich auf die Maximierung des gesellschaftlichen Nutzens konzentriert. Die Vor- und Nachteile beider Positionen werden beleuchtet.
2.2 Der positive und der negative Utilitarismus
Dieses Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Schwerpunkte innerhalb des Utilitarismus. Der positive Utilitarismus konzentriert sich auf die Steigerung von Wohlstand und Glück, während der negative Utilitarismus die Vermeidung von Leid und Schmerz in den Vordergrund stellt.
2.3 Der Glücks- und der Präferenzutilitarismus
Die Diskussion dreht sich um die unterschiedlichen Definitionen des „Guten“ innerhalb des Utilitarismus. Der Glücksutilitarismus definiert das Gute als Glück, während der Präferenzutilitarismus den Fokus auf die Befriedigung von Präferenzen legt.
2.4 Der Nutzensummen- und der Durchschnittsnutzenutilitarismus
Dieses Kapitel befasst sich mit den unterschiedlichen Methoden zur Berechnung des Nutzens. Der Nutzensummenutilitarismus addiert den Nutzen aller Individuen, während der Durchschnittsnutzenutilitarismus den Durchschnitt des individuellen Nutzens betrachtet.
2.5 Der Handlungs- und der Regelutilitarismus
Hier werden zwei unterschiedliche Ansätze zur Anwendung des Utilitarismus vorgestellt. Der Handlungs-Utilitarismus beurteilt jede Handlung anhand ihrer unmittelbaren Folgen, während der Regel-Utilitarismus auf die Einhaltung allgemeiner Regeln setzt, die langfristig den größten Nutzen versprechen.
3. Die Gemeinsamkeiten von Utilitarismus und Ökonomie
Dieses Kapitel untersucht die Verbindungen zwischen dem Utilitarismus und der Ökonomie. Es wird deutlich gemacht, dass der Utilitarismus in vielen Fällen als Grundlage für ökonomische Entscheidungen verwendet wird, insbesondere im Bereich der Wohlfahrtsökonomie.
Schlüsselwörter
Der Utilitarismus, Ethik, Ökonomie, Wohlfahrtsökonomie, Nutzenmaximierung, Glück, Präferenzen, Handlungs- und Regelutilitarismus, subjektiv, objektiv, positiv, negativ, Glücks- und Präferenzutilitarismus, Nutzensummen- und Durchschnittsnutzenutilitarismus.
- Quote paper
- Marco Lagger (Author), 2002, Der Utilitarismus und seine Verbindungen zur Ökonomie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/9618