Was trieb den jungen Georg Büchner an, sich so leidenschaftlich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen und gleichzeitig bahnbrechende literarische Werke zu schaffen? Diese Biographie enthüllt das vielschichtige Leben eines Mannes, der in einer Zeit des Umbruchs zwischen Tradition und Moderne nach Antworten suchte. Geboren in Hessen, geprägt von den gegensätzlichen Einflüssen seines Vaters, einem aufgeklärten Arzt, und seiner Mutter, einer warmherzigen Literaturliebhaberin, entwickelte Büchner schon früh ein Gespür für die Ungerechtigkeiten seiner Zeit. Sein Medizinstudium in Straßburg und Gießen führte ihn in politische Zirkel, wo er sich für die Rechte der Armen und Unterdrückten engagierte. Dieses Engagement gipfelte in der Verfassung des "Landboten", einer revolutionären Flugschrift, die ihn ins Visier der Behörden brachte. Gezwungen zur Flucht, fand Büchner Zuflucht in Straßburg und später in Zürich, wo er sich seinen naturwissenschaftlichen Studien widmete und gleichzeitig literarische Meisterwerke wie "Dantons Tod", "Lenz" und "Woyzeck" schuf. Diese Werke, geprägt von einem tiefen Verständnis für die menschliche Natur und die sozialenRealitäten, machten ihn zu einem der bedeutendsten Dramatiker des 19. Jahrhunderts. Doch Büchners rastloser Geist und sein unermüdlicher Einsatz für seine Ideale forderten ihren Tribut. Zerrissen zwischen wissenschaftlicher Forschung, politischem Engagement und literarischerSchöpfungskraft, kämpfte er mit Depressionen und gesundheitlichen Problemen. Diese Biographie zeichnet ein umfassendes Bild von Georg Büchner, dem Revolutionär, dem Wissenschaftler, dem Dichter und dem Menschen, der in seinem kurzen Leben die Welt verändern wollte und dessen Werke bis heute nichts von ihrer Brisanz verloren haben. Eine fesselnde Reise in das Leben eines außergewöhnlichen Denkers undHumanisten, der die Literatur und das politische Denken nachhaltig beeinflusste. Entdecken Sie die Hintergründe seiner Werke, seine Beziehungen und die inneren Konflikte, die ihn zu einem der wichtigsten Vertreter des Vormärz machten. Tauchen Sie ein in eine Epoche des Umbruchs und lernen Sie einen Mann kennen, der seiner Zeit weit voraus war und dessen Stimme auch heute noch gehört werden muss.
Georg Büchner - Eine Biographie
- Georg Büchner am 17. Okt. 1813 in Dorf bei Darmstadt (Hessen) geboren
- älteste Sohn von Eltern Ernst Karl Büchner und Caroline Louise
- 5 Geschwister folgten (alle überdurchschnittliche Begabungen)
- Vater: Arzt, Atheist, Anhänger der Monarchie, Frankreich verbunden (Sprache, Kultur, Fortschritt faszinierend), strenge Natur, Vater brachte Sohn Geschichte der franz. Revolution nahe
- Mutter: warmherzige Frau, literaturverbunden, liberal, antinapoleonisch gesinnt
- ==> gegensätzliche Eltern (Auffassungen), trotzdem relativ harmonisch gelebt
- Georg hauptsächlich von Mutter beeinflußt: Lesen, Schreiben, Rechnen, erzählte Volksmärchen
- Nachkriegsnot und geringe polit. Mitspracherecht in Hessen sollte spätere Leben Büchners beeinflussen
- mit Alter von 8 Jahren besuchte er privates Institut
- nach 4 Jahre kam er ans Darmstädter Obergymnasium
- fleißiger, ehrgeiziger Schüler
- damaliger Schulfreund über ihn: "Für Unterhaltungslektüre hatte er keinen Sinn; er mußte beim Lesen zu denken haben" - laß Shakespeare, Goethe, antike Dichtung ...
- beschäftigte sich schon früh mit dem Tod insbesondere mit dem Selbstmord: "Über den Selbstmord"
- Griechisch, Latein, Italienisch, Französisch mächtig
- mit 17 erlangte Büchner Reifezeugnis - viel Lob von seinen Lehrern
- mit 18 nach Straßburg (Frankreich) um Medizinstudium zu beginnen (Einfluß des Vaters)
- lernte dort zukünftige Verlobte kennen: Loise Wilhelmine Jaeglè (ruhige Person), Tochter des Hauswirts
- fand schnell Freunde: Diskussionen in Weinstuben hauptsächlich über Politik und Gesellschaft
- ==> vermehrtes Interesse für diese Themen
- nahm an Zusammenkünften der Straßburger "Gesellschaft der Menschenrechte" teil
- "der Krieg der Armen gegen die Reichen habe begonnen", "Wenn in unserer Zeit etwas helfen soll so ist es Gewalt..."
- ==> verließ Straßburg, verlobte sich mit Loise
- Herbst 1833 Einschreibung in Gießener Uni (Gesetz: letzte 4 Semester in Hessen)
- wurde depressiv, körperlich unwohl, lebte isoliert; Grund: Hirnhautentzündung, Heimweh nach Braut und Freunden, beklemmenden Verhältnisse in Hessen - rückständig
- Freundschaft mit August Becker (Außenseiter): "verlottertes und verlumptes Genie"
- überwindet Krisenzustand langsam, Verbindung zur Opposition festigt sich: Kontaktaufbau mit Haupt der hessischen Oppositionsbewegung Friedrich Ludwig Weidig
- ==> wurde zum anerkannten Agitator: "durch die Neuheit seiner Ideen, als auch durch den Scharfsinn, mit welchem er sie vortrug" (August Becker)
- illegale Gründung der Gießener "Gesellschaft der Menschenrechte": Vorbereitung einer gesellschaftlichen Umwälzung
- Büchner hielt, die für ihn notwendige Revolution nur erfolgversprechend, wenn sie durch die große Masse des Volkes getragen wird ==> Idee zur Verfassung einer Flugschrift
- Engagement so groß, daß sogar den regelmäßigen Briefwechsel mit seiner Verlobten vernachlässigte
- zentrale Versammlung hessischer Demokraten beschloß Durchführung einer größeren Flugblattaktion (Pfarrer Weidig übernahm eine Art Führerrolle):
- Büchners "Landboten" Manuskript diente als Vorlage
- wollte Geldinteressen des Bauern ansprechen, da materielle Not das primäre Problem war
- Hauptfeinde sollten Großherzog, Hof, Beamtenschaft, Heer sein
- Statistiken zu Staatsausgaben
- völlig überarbeitete Flugblatt wurde in Offenbacher Geheimdruckerei gedruckt
- Boten brachten es in die 3 größten Städte, von dort Verteilung in umliegenden Dörfer; einer der 3 Boten entdeckt mit 139 Exemplaren (Verrat)
- turbulente Tage, immer mit einem Bein schon im Gefängnis
- ==> September 1834 von Vater aufgefordert Gießen sofort zu verlassen und nach Hause kommen (in Obhut des Vaters Studium weiterführen
- Vater war mit Arbeit seines Sohns zufrieden
- Büchner beschäftigte sich jedoch weiterhin heimlich mit philosophisch - historischen Schriften (Bruder half ihn dabei)
- warb auch weiterhin Mitglieder für die "Gesellschaft der Menschenrechte" und nahm an ihren Versammlungen teil
- schrieb Drama "Dantons Tod" innerhalb von nur 5 Wochen
- Danton: franz. Revolutionär, veranlaßte durch Rede Sturm auf Bastille, Robespierre ließ ihn köpfen
- verbindet Historie (akribisch zusammengesuchte Originaltexte) mit eigenen Gedanken und Gefühlen
- Revolution wird diskutiert: Ergebnis muß die Lösung der "Brotfrage" sein
- hier Einfluß des Vaters erkennbar, da er von ihm viel darüber erfuhr
- wurde von Spitzeln beschattet, entkam nur durch Glück einer Verhaftung
- ==> Flucht aus Darmstadt im Frühjahr 1835
- kommt keine 2 Wochen später in Straßburg an
- wird nun per Steckbrief gesucht, in Straßburg polizeilich geduldet, ohne Paß
- stellte fest, daß politische Opposition in Straßburg schwieriger geworden ist (zerstückelt, strenge Überwachung)
- Freunde waren inhaftiert, ausgewandert oder zu Tode gefoltert worden
- schrieb Novelle "Lenz" (erst nach seinem Tode gefunden) : Beschreibung des unglücklichen Schicksals von Lenz, einem Freund des jungen Goethes; Langeweile, Unruhe, Empörung gegen Gott (läßt Leid zu) werde zu Motiven in der Erzählung
- widmete sich nun wieder mehr den naturwissenschaftlichen Studien
- veröffentlichte eine Abhandlung "Über das Nervensystem der Barben", hohe Arbeitsintensität in relativ kurzen Zeitraum
- ihm wurde daraufhin im September 1836 der Doktortitel verliehen
- für ein Preisausschreiben verfaßte er Lustspiel "Leonce und Lena" in nur 2 Monaten, jedoch 2 Tage zu spät eingetroffen
- das unablässige Arbeiten zeichnete Büchner (Mutter: 0"zwar gesund, aber doch in einer großen nervösen Aufgeregtheit und ermattet von den anhaltenden geistigen Anstrengungen")
- Herbst 1836 Übersiedlung nach Zürich
- fühlte sich dort wohl, Umgebung war für ihn entspannend
- Ernennung zum Privatdozenten
- hielt an dortiger Uni Vorlesungen u.a. "Über Schädelnerven"
- Versöhnung mit Vater aufgrund einer sich abzeichnenden glänzenden akademischen Laufbahn
- in einsamen den Wintermonaten erwachte wiederum seine literarische Schöpferkraft
- "Ich sitze am Tage mit dem Skalpell und die Nacht mit den Büchern"
- schrieb bzw. beschrieb dramatischen authentischen Kriminalfall "Woyzeck", nicht fertiggestellt,:
- Ermordung seiner Geliebten, Schuldfrage, letztendlich Gang ins Wasser
- Tragödie des Ärmsten, dem alles genommen wird
- Frage des Warum, wird mit den gesellschaftlichen Verhältnissen beantwortet
- Büchners anfänglich zufriedener Zustand verschlechterte sich
- labil, unruhig, reizbar, rechthaberisch
- mit starker Erkältung rapide Verschlechterung seines Zustandes: Mutlosigkeit, Ermattungsgefühle, das Bewußtsein mit den Kräften am Ende zu sein prägt sein Leben zu dieser Zeit: "Ich fühle keinen Ekel, keinen Überdruß, aber ich bin müde, sehr müde. Der Herr schenke mir Ruhe."
- starb schließlich am 19. Februar 1837 an Typhus
- liegt heute immer noch in Zürich am Zürichberg begraben
Häufig gestellte Fragen
Wer war Georg Büchner?
Georg Büchner wurde am 17. Oktober 1813 in Dorf bei Darmstadt (Hessen) geboren und starb am 19. Februar 1837 in Zürich an Typhus. Er war der älteste Sohn von Ernst Karl Büchner und Caroline Louise. Er hatte fünf Geschwister.
Welche Einflüsse prägten Georg Büchners Leben?
Büchners Vater war Arzt, Atheist und Anhänger der Monarchie. Seine Mutter war warmherzig, literaturverbunden und liberal. Beide Eltern hatten gegensätzliche Auffassungen, lebten aber relativ harmonisch. Büchner wurde hauptsächlich von seiner Mutter beeinflusst, die ihm Lesen, Schreiben und Rechnen beibrachte und ihm Volksmärchen erzählte. Die Nachkriegsnot und das geringe politische Mitspracherecht in Hessen beeinflussten sein späteres Leben.
Wo studierte Georg Büchner?
Büchner besuchte zunächst ein privates Institut und danach das Darmstädter Obergymnasium. Später studierte er Medizin in Straßburg und Gießen.
Womit beschäftigte sich Büchner während seines Studiums?
In Straßburg lernte er seine zukünftige Verlobte Loise Wilhelmine Jaeglè kennen und fand Freunde, mit denen er hauptsächlich über Politik und Gesellschaft diskutierte. Er nahm an Zusammenkünften der Straßburger "Gesellschaft der Menschenrechte" teil. In Gießen festigte sich seine Verbindung zur Opposition, und er wurde zum Agitator. Er gründete die Gießener "Gesellschaft der Menschenrechte" und verfasste die Flugschrift "Landbote".
Was ist "Dantons Tod"?
"Dantons Tod" ist ein Drama, das Büchner in nur fünf Wochen schrieb. Es verbindet Historie (akribisch zusammengesuchte Originaltexte) mit Büchners eigenen Gedanken und Gefühlen. Es diskutiert die Revolution und die Notwendigkeit, die "Brotfrage" zu lösen.
Was ist "Lenz"?
"Lenz" ist eine Novelle, die Büchner erst nach seinem Tod gefunden wurde. Sie beschreibt das unglückliche Schicksal von Lenz, einem Freund des jungen Goethes. Langeweile, Unruhe und Empörung gegen Gott werden zu Motiven in der Erzählung.
Womit beschäftigte sich Büchner nach seiner Flucht aus Darmstadt?
Nach seiner Flucht aus Darmstadt im Frühjahr 1835 ging Büchner nach Straßburg. Er widmete sich wieder mehr den naturwissenschaftlichen Studien und veröffentlichte eine Abhandlung "Über das Nervensystem der Barben".
Was ist "Leonce und Lena"?
"Leonce und Lena" ist ein Lustspiel, das Büchner für ein Preisausschreiben verfasste. Es kam jedoch zwei Tage zu spät an.
Was ist "Woyzeck"?
"Woyzeck" ist ein dramatischer authentischer Kriminalfall, den Büchner nicht fertigstellte. Es handelt von der Ermordung seiner Geliebten, der Schuldfrage und dem Gang ins Wasser. Es ist eine Tragödie des Ärmsten, dem alles genommen wird.
Wie starb Georg Büchner?
Büchners anfänglicher zufriedener Zustand verschlechterte sich. Er wurde labil, unruhig, reizbar und rechthaberisch. Mit starker Erkältung verschlechterte sich sein Zustand rapide, und er starb schließlich am 19. Februar 1837 an Typhus in Zürich.
- Quote paper
- Eric Thiermann (Author), 1997, Büchner, Georg - Eine Biographie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/95494