Die vorliegende Arbeit nimmt die Problematik der historischen Differenz, also den Zeitabstand, der den Interpreten vom auszulegenden Text trennt, in der Hermeneutik Schleiermachers in den Blick.
Schleiermachers Hermeneutik gilt als die wirkmächtige der Romantik. Sie wird als diejenige angesehen, welche die Grundlagen für den Übergang zur modernen Hermeneutik lieferte. Auf Schleiermacher bezogen sich affirmativ oder kritisch unter anderem Wilhelm Dilthey, Hans-Georg Gadamer, Peter Szondi, Karl-Otto Apel und Jürgen Habermas. Schleiermachers Bedeutung für neuere hermeneutische Positionen reicht bis in die heutige Zeit.
Diese wird auf der einen Seite durch Schleiermachers hermeneutische Konzepte, also die grammatische und die psychologische Interpretation sowie das komparative und das divinatorische Verfahren, auf der anderen Seite im Vergleich mit Diltheys und Gadamers Hermeneutikonzepten entfaltet. Als Fazit wird ein genereller Zusammenhang zwischen der Vorstellung von Hermeneutik als (un)abschließbarem Verfahren und dem Einbezug historischer Differenz postuliert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Hermeneutik Friedrich Schleiermachers: Verstehen über den Abstand der Zeit hinweg
- 2.1 Die Berücksichtigung der geschichtlichen Distanz bei der grammatischen und der psychologischen Interpretation
- 2.2 Die Verfeinerung des Verstehens im Bewusstsein des zeitlichen Abstands: das komparative und das divinatorische Verfahren
- 2.2.1 Die Rezeption des Divinationstheorems unter dem Aspekt der historischen Differenz
- 2.2.2 Das divinatorische Verfahren bei Dilthey
- 2.2.3 Gadamer über den divinatorischen Vorgang
- 2.3 Über den Zeitabstand hinweg „die Rede zuerst ebenso gut und dann besser verstehen als ihr Urheber“
- 3. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, inwieweit Friedrich Schleiermacher die historische Differenz in seine Hermeneutik integriert. Es wird analysiert, wie der Zeitabstand zwischen Interpret und Text das Verständnis beeinflusst und welche Methoden Schleiermacher entwickelt, um diese Differenz zu überwinden.
- Schleiermachers Hermeneutik und ihre Bedeutung für die moderne Hermeneutik
- Die Rolle der historischen Differenz in Schleiermachers Auslegungslehre
- Analyse der grammatischen und psychologischen Interpretationsmethoden
- Das komparative und divinatorische Verfahren und deren Umgang mit der Zeitdistanz
- Rezeption des Divinationstheorems durch Dilthey und Gadamer
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt die Bedeutung von Schleiermachers Hermeneutik für die moderne Hermeneutik. Sie hebt die Forschungslücke bezüglich der expliziten Berücksichtigung der historischen Differenz in Schleiermachers Werk hervor und skizziert den Forschungsansatz der vorliegenden Arbeit. Es wird auf die verschiedenen Ebenen der hermeneutischen Differenz (linguistisch, poetologisch-rhetorisch, historisch) hingewiesen und deren Überlagerung bei Schleiermacher angekündigt. Die Einleitung legt den Fokus auf die Untersuchung des Umgangs Schleiermachers mit der geschichtlichen Distanz, wobei verschiedene, zum Teil divergierende, Interpretationen in der Forschung angesprochen werden. Die verwendeten Quellen werden kurz vorgestellt.
2. Die Hermeneutik Friedrich Schleiermachers: Verstehen über den Abstand der Zeit hinweg: Dieses Kapitel stellt Schleiermachers Hermeneutik vor und analysiert seine Methoden zur Bewältigung der historischen Differenz. Es werden die grammatische und psychologische Interpretationsmethoden im Detail betrachtet und ihr Bezug zur historischen Distanz untersucht. Anschließend werden das komparative und das divinatorische Verfahren analysiert, ihre Beziehung zueinander und zu den bereits beschriebenen Methoden erläutert. Die Rezeption des umstrittenen Divinationstheorems durch bedeutende Denker wie Dilthey und Gadamer wird unter dem Aspekt der historischen Differenz eingehend diskutiert. Abschließend wird die Frage des „Besserverstehens“ über den Zeitabstand hinweg thematisiert.
Schlüsselwörter
Friedrich Schleiermacher, Hermeneutik, historische Differenz, Zeitabstand, grammatische Interpretation, psychologische Interpretation, komparatives Verfahren, divinatorisches Verfahren, Dilthey, Gadamer, Verstehen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Die Hermeneutik Friedrich Schleiermachers: Verstehen über den Abstand der Zeit hinweg
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht, wie Friedrich Schleiermacher die historische Differenz in seine Hermeneutik integriert. Im Fokus steht die Analyse, wie der Zeitabstand zwischen Interpret und Text das Verständnis beeinflusst und welche Methoden Schleiermacher entwickelt, um diese Differenz zu überwinden.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit Schleiermachers Hermeneutik und ihrer Bedeutung für die moderne Hermeneutik, der Rolle der historischen Differenz in seiner Auslegungslehre, der Analyse seiner grammatischen und psychologischen Interpretationsmethoden, dem komparativen und divinatorischen Verfahren und deren Umgang mit der Zeitdistanz sowie der Rezeption des Divinationstheorems durch Dilthey und Gadamer.
Welche Methoden werden von Schleiermacher zur Bewältigung der historischen Differenz eingesetzt?
Schleiermacher verwendet grammatische und psychologische Interpretationsmethoden. Die Arbeit analysiert detailliert deren Bezug zur historischen Distanz und untersucht das komparative und divinatorische Verfahren, deren Beziehung zueinander und zu den bereits beschriebenen Methoden.
Welche Rolle spielt das „divinatorische Verfahren“?
Das umstrittene „divinatorische Verfahren“ wird eingehend analysiert. Die Arbeit untersucht seine Beziehung zu den anderen Methoden und diskutiert seine Rezeption durch bedeutende Denker wie Dilthey und Gadamer unter dem Aspekt der historischen Differenz.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Hauptkapitel zur Hermeneutik Schleiermachers und eine Zusammenfassung mit Schlussfolgerungen. Das Hauptkapitel analysiert die verschiedenen Interpretationsmethoden Schleiermachers im Detail und beleuchtet die Frage des „Besserverstehens“ über den Zeitabstand hinweg.
Welche Quellen werden verwendet?
Die verwendeten Quellen werden in der Einleitung kurz vorgestellt. Die Arbeit bezieht sich auf Schleiermachers Schriften und die Rezeption seiner Ideen durch bedeutende Hermeneutiker.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Friedrich Schleiermacher, Hermeneutik, historische Differenz, Zeitabstand, grammatische Interpretation, psychologische Interpretation, komparatives Verfahren, divinatorisches Verfahren, Dilthey, Gadamer, Verstehen.
Welche Forschungslücke schließt die Arbeit?
Die Arbeit hebt eine Forschungslücke bezüglich der expliziten Berücksichtigung der historischen Differenz in Schleiermachers Werk hervor und untersucht diese Lücke mit einem spezifischen Forschungsansatz.
Welche Ebenen der hermeneutischen Differenz werden berücksichtigt?
Die Arbeit weist auf verschiedene Ebenen der hermeneutischen Differenz hin (linguistisch, poetologisch-rhetorisch, historisch) und deren Überlagerung bei Schleiermacher.
- Quote paper
- Yvonne Joosten (Author), 2016, Die hermeneutische Bedeutung des Zeitabstands. Der Aspekt der historischen Differenz bei Friedrich Schleiermacher, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/940779