Die vorliegende Arbeit widmet sich dem bedeutenden literarischen Werk "Germinal" des französischen Schriftstellers Émile Zola. Dieser Roman, der im Jahr 1885 veröffentlicht wurde, bildet einen zentralen Bestandteil von Zolas zwanzigbändigem Opus "Das Leben der Familie Rougon-Macquart". "Germinal" ist nicht nur ein herausragendes Beispiel des europäischen Naturalismus des 19. Jahrhunderts, sondern auch eine kraftvolle soziale Studie über die unmenschlichen Bedingungen in den französischen Bergwerken während des 19. Jahrhunderts.
Die Gliederung dieser Arbeit führt den Leser zunächst in die allgemeinen Aspekte des Werks ein. Dabei wird nicht nur der Autor, Émile Zola, näher betrachtet, sondern auch eine umfassende Beschreibung des Romans und seiner literarischen Einordnung vorgenommen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf einem ausgewählten Textausschnitt, der Einblick in die prägnante Sprache und bildhafte Darstellung des Autors gewährt.
Die Übersetzung des Werktitels "Germinal" sowie ausgewählte Wort- und Satzebenen werden analysiert, wobei die Herausforderungen und Entscheidungen bei der Übertragung ins Deutsche erläutert werden. Anhand von Beispielen aus dem Text werden die Anpassungen, die Berücksichtigung von Metaphern und die Verwendung von Konnotationen verdeutlicht.
Abgerundet wird die Arbeit durch einen Einblick in die Biografie des Autors Émile Zola und eine eingehende Betrachtung der Entstehungsgeschichte und des Inhalts von "Germinal". Durch diese umfassende Analyse möchte die Arbeit einen Beitrag dazu leisten, das literarische und soziale Erbe von Émile Zola, insbesondere im Kontext von "Germinal", zu würdigen und zu verstehen.
Germinal
1 Allgemeines
1.1 Autor
2 Beschreibung des Werks
2.1 Allgemeines
2.2 Inhalt
2.3 Literarische Zuordnung
3 Textausschnitt
4 Die Übersetzung
4.1 Titel
4.2 Wort- und Satzebene
5 Beispiele
6 Quellenangaben
1 Allgemeines
1.1 Autor
Der Autor des Werkes Germinal heißt Émile Zola und wurde am 2.April.1840 in Paris geboren. Sein Vater stammte aus Italien und war Ingenieur, während seine Mutter Französin war. Zuerst wohnte Zola in Aix-en-Provence, er zog jedoch 1858 zu seiner Mutter nach Paris, wo er beim Hafenzoll beschäftigt war. Später wurde er ein freier Journalist und erhielt 1862 einen Job im Verlagshaus „Hachette“. Dieses verließ er aber wieder. Bekannt wurde Zola durch die Dreyfus-Affäre, bei der er sich mit dem Werk „J’accuse“ für die Unschuld von Alfred Dreyfus einsetzte. Dafür musste er nach England fliehen – er kehrte jedoch später nach Paris zurück, wo er auch 1902 verstarb.
Die folgende Aufzählung beinhaltet einige bekannte Werke von Émile Zola:
- 1879: Nana
- 1885: Germinal
- 1894-1898: Die drei Städte
- 1887: Die Beichte eines Knaben
- 1888: Das Geständnis eines Jünglings
- 1893: Der Zusammenbruch
- 1898: J'accuse (vgl. http://gutenberg.spiegel.de/autor/emile-zola-663, 20.12.2015)
2 Beschreibung des Werks
2.1 Allgemeines
Das Werk Germinal erschien im Jahr 1885 und gilt als das Hauptwerk von Émile Zolas zwanzigbändigem Werk „Das Leben der Familie Rougon-Macquart“. Dieser Teil spielt während des 19. Jahrhunderts und beschreibt die unmenschlichen Verhältnisse in französischen Bergwerken. Im Allgemeinen werden im Roman verschiedene Konflikte dargestellt; es geht nicht nur um das Pendant zwischen armen und reichen Menschen, sondern auch um die Probleme, die entstehen, wenn man für Gerechtigkeit sorgen möchte. Vom Roman gibt es zahlreiche Verfilmungen – die letzte erschien im Jahr 1993 (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Germinal_(Roman), 19.12.2015).
2.2 Inhalt
Die Hauptperson des Werkes heißt Etienne Lantier; er ist der Sohn einer Wäscherin (Gervaise). Etienne ist auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz und findet diesen in einem Bergarbeiter-Schacht gennant „Le Voreux“ in einer kleinen Siedlung. Ebenso kann er bei einer Bergarbeiterfamilie leben (Familie Maheu) und verliebt sich in die Tochter (Catherine).
Trotz seines Glücks, Arbeit gefunden zu haben, ist er schockiert über die Lebens- und Arbeitsumstände und will diese um jeden Preis verändern: Er motiviert die Familien zu einem Aufstand und Streik. Da aber nicht alle daran teilnehmen, verschlechtert sich das Leben noch mehr – die Arbeiter erhalten keine Löhne mehr.
Daraufhin wird eine fremde Kohlengrube von den „Le Voreux“-Bergarbeitern zerstört. Während diese wieder aufgebaut werden sollte, schreitet das Militär ein und es kommt zum Kampf, der in vielen Toten und Verletzten resultiert. Die Arbeiter erhalten im Anschluss zwar wieder Löhne, aber sie müssen viel mehr dafür arbeiten.
Leider wird auch der Schacht der „Le Voreux“ durch Überflutung zerstört und einige Arbeiter darin verschüttet; darunter Etienne, Catherine und Catherines Liebhaber. Die anderen Leute graben einen Tunnel, um sie zu retten – jedoch kommen sie zu spät: Etienne hat inzwischen Catherines Liebhaber getötet und Catherine selbst ist verhungert. Nur Etienne selbst hat überlebt. Er verlässt die Bergleute wieder, gibt den Gedanken an den Erfolg des Sozialismus jedoch nicht auf.
2.3 Literarische Zuordnung
Der Roman ist dem europäischen Naturalismus des 19. Jahrhunderts zugeordnet; eine Strömung, die sich auf die genaue Beobachtung der Natur bzw. auf das „Zurück zur Natur“ beruft. Der Naturalismus selbst entstand als Gegenbewegung zur Industriellen Revolution und auch zum Imperialismus.
Besonders der Aspekt der Industrialisierung wird im Werk hervorgehoben – man erfährt über die Hintergründe und schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in den Kohlewerken und Schächten.
Die „Beobachtung der Natur“ hat Zola dadurch erfahren, dass er selbst mit Bergleuten kooperiert hat und schuf mit seinem Werk die Realität – ohne Schwarzweiß-Malerei (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Germinal_(Roman)#Einordnung, 21.12.2015).
3 Textausschnitt
Der Textausschnitt umfasst Kapitel 1 und 2 von Teil I des Werkes und beschreibt die Hauptakteure, die im Buch vorkommen.
Das erste Kapitel beschreibt Etienne Lantier, einen armen Maschinisten, der auf dem Weg nach Montsou ist, um Arbeit zu finden. Er erreicht schließlich ein Kohlebergwerk, wo er um einen Job bittet. Nachdem ein alter Mann namens Bonnemort Mitleid mit ihm hat, stellt er sich ihm vor und erzählt ihm, dass er schon lange in den Schächten des Bergwerks Voreux arbeite, das Herrn Hennebeau gehört. Etienne trifft dann später den Kärrner namens Vincent Maheu und erfährt, dass bereits Generationen vor ihm in Voreux beschäftigt waren. Als Etienne von den Arbeitsbedingungen in den Kohleschächten hört, zögert er, ob er diesen Job wirklich annehmen sollte. Ihm ist aber gleichzeitig klar, dass es wenig bis keine Alternativen gibt.
Der zweite Abschnitt schildert das Leben der Familie Maheu. Man erfährt in diesem Kapitel auch, dass es der Familie finanziell schlecht geht und ihre Umstände eher miserabel sind. Catherine, die Tochter, hat die Aufgabe, die Eltern und die Geschwister zu wecken - bereits um vier Uhr morgens. Sie verlassen kurze Zeit später auch das Haus, um in der Grube zu arbeiten.
Die Nachbarn der Maheus heißen Levaque; man erfährt, dass Frau Levaque ihrem Mann untreu ist – ansonsten spielt die Familie aber eher eine weniger wichtige Rolle.
4 Die Übersetzung
4.1 Titel
Das Wort „Germinal“ ist sowohl ein Nomen als auch ein Adjektiv; im Deutschen steht es als Nomen ebenfalls für „Germinal“; als Adjektiv für „keimhaft“.
Die Herkunft ist lateinisch-französisch und das Wort bezeichnet den siebten Monat des französischen Revolutionskalenders – den sogenannten „Keimmonat“ (=21.März bis 19.April).
Der Leser erfährt erst am Ende des Buches, was es mit dem Titel auf sich hat: Die Bevölkerung möchte zwar Veränderungen und einen Umschwung – doch ihre Versuche sind nur wie ein Keim, der aus der Erde herausdringt (vgl. Welter 2013 und http://www.duden.de/rechtschreibung/Germinal, 22.12.2015).
4.2 Wort- und Satzebene
- Adjektive: Zola verwendet sehr treffende und tiefgehende Adjektive, die auch in der Übersetzung ihren Platz finden.
- Anpassungen an die jeweilige Situation/wenn kein Äquivalent existiert
- sehr direkte Sprache – im Deutschen wird hier „verschönert“ (siehe Beispiele)
- Metaphern: diese werden übersetzt und es wird versucht, den Stil beizubehalten
- Verwendung von Konnotationen im Deutschen
- Satzbau: im Französischen oft mit dem Subjekt begonnen – im Deutschen mit dem Objekt
- direkter Einstieg in die Kapitel
- Verwendung von typischen Redewendungen – in der Übersetzung wurde nach deutschen Pendants gesucht
- Dialoge werden in der Originalversion durch Bindestriche am Zeilenanfang gekennzeichnet (nur ein Anführungszeichen zu Beginn und am Dialogende); in der Übersetzung jedoch als neue Sätze mit zwei Anführungszeichen pro Satz.
5 Beispiele
Adjektive:
- sous la nuit sans étoiles, d’une obscurité et d’une épaisseur d’encre à unter der sternlosen, undurchdringlichen, pechschwarzen Nacht
- de terres nues à nackte Felder
Anpassungen:
- Anpassung von Bonjour à Guten Morgen (da es zu dieser Zeit sehr früh ist)
Metaphern/Satzstellung:
- il n’avait la sensation de l’immense horizon plat que par les souffles du vent de mars, des rafeales larges comme sur une meer, glacées d’avoir balayé des lieues de marais et de terres nues à den unendlichen, weiten Horizont ahnte er nur durch den in breiten Böen wie über ein Meer anbrandenden Märzwind, der beim Dahinfegen über sumpfige Gebiete und nackte Felder eisig geworden war
Konnotationen im Deutschen:
- manger le monde à die Welt verschlingen
- la nuit noire à die dunkle Nacht
Direkte Sprache:
- cracha noir (wörtlich: schwarz spucken) à spuckte seinen schwarzen Auswurf auf den Boden
Direkter Einstieg in die Kapitel:
- Au milieu des champs de blé et de betteraves, le coron des Deux-Cent-Quarant dormait sous la nuit noire à Mitten zwischen Getreide- und Rübenfeldern schlief die Arbeitersiedlung der Zweihundertundvierzig in der dunklen Nacht.
Redewendungen:
- Sacré nom à Zum Donnerwetter (deutsche Version)
- Va te faire fiche à Scher dich zum Teufel
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- Quote paper
- Helene Wagner (Author), 2015, Émile Zolas "Germinal". Besonderheiten bei der Übersetzung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/934077