Die Arbeit beschäftigt sich mit der Diskussion um die Bedeutung der Paralipomena in Walpurgisnacht bei Goethes Faust. Zu Beginn wird das Problem um die Deutung der Paralipomena erläutert. Daran anschließend werden verschiedene Positionen in Bezug auf die Bedeutsamkeit der Paralipomena und deren Relevanz für die Konzeption der Walpurgisnacht im Faust aufgezeigt. Dabei handelt es sich einerseits um die Interpretation Albrecht Schönes aus dem Jahr 1982 über einen metaphysischen Dualismus im Faust und andererseits um die Antwort von Thomas Zabka aus dem Jahr 1998, der die These einer dialektischen Konzeption des Werkes vertritt.
Mit dem Begriff Paralipomena werden in der Literaturwissenschaft diejenigen Passagen, Aufzeichnungen und Notizen eines Autors bezeichnet, die keine Berücksichtigung in der Endfassung eines Werkes erhielten. In Bezug auf Goethes Faust handelt es sich zwar um ausgelassene, jedoch nicht endgültig gestrichene und vernichtete Textstücke, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass der Autor diese eventuell noch verwenden wollte. Die Paralipomena schienen in der gegenwärtigen Situation aufgrund ihrer Unvollständigkeit oder aus Rücksicht auf die Resonanz des Publikums zur Publikation nicht geeignet, stünden aber für die Entwicklung weiterer Ausgaben für zukünftige Veröffentlichungen zur Verfügung, weshalb sie sorgfältig aufbewahrt wurden.
In der Faust-Forschung gibt es viele verschiedene Zusammenstellungen und Versuche der Systematisierung sowie Deutungsversuche der Paralipomena. Die Frage danach, welche Beweggründe Goethe hatte, bestimmte Passagen nicht zu veröffentlichen, sie aber dennoch zu bewahren, ist unter Literaturwissenschaftlern sehr umstritten. Dabei handelt es sich um ein Thema von großer Bedeutung, wenn man bedenkt, welche Auswirkungen die Textstellen in der Gesamtkonzeption auf Aussagen und Interpretationen der Tragödie haben könnten, falls sie miteinbezogen würden. Nicht nur strukturell würde sich die Konzeption des Dramas verändern, sondern auch inhaltlich würden sich neue Sinnzusammenhänge erschließen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung: Paralipomena als Gegenstand der Faust-Forschung
- 2. Die Kontroverse um die Paralipomena
- 3. Deutungsversuche der Paralipomena in der „Walpurgisnacht“
- 3.1 Metaphysischer Dualismus bei Albrecht Schöne
- 3.2 Dialekt des Guten und des Bösen bei Thomas Zabka
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Kontroverse um die Paralipomena in Goethes Faust I, insbesondere im Kontext der „Walpurgisnacht“. Sie analysiert unterschiedliche Interpretationen dieser ausgelassenen Textstellen und deren Bedeutung für das Verständnis des Gesamtwerks. Die Arbeit konzentriert sich auf die Auseinandersetzung zwischen Albrecht Schönes Fokus auf den metaphysischen Dualismus und Thomas Zabkas These einer dialektischen Konzeption.
- Die Rolle und Funktion von Paralipomena in der Literaturwissenschaft
- Die Kontroverse um die Einbeziehung von Paralipomena in die Interpretation von Goethes Faust I
- Der Einfluss der Paralipomena auf die Deutung der „Walpurgisnacht“
- Vergleichende Analyse der Interpretationen von Albrecht Schöne und Thomas Zabka
- Die Bedeutung des Textbegriffs für die Behandlung von Paralipomena
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Paralipomena als Gegenstand der Faust-Forschung: Die Einleitung führt in das Thema der Paralipomena ein, definiert den Begriff und erläutert seine Bedeutung für die Faust-Forschung. Sie hebt die Kontroverse um die Einbeziehung dieser ausgelassenen Textstellen in die Interpretation von Goethes Werk hervor und benennt die zentrale Forschungsfrage: Welche Auswirkungen hätten die miteinbezogenen Textstellen auf die Gesamtkonzeption, Aussagen und Interpretationen der Tragödie? Die Arbeit skizziert den weiteren Verlauf, der sich auf die Analyse der Positionen von Albrecht Schöne und Thomas Zabka konzentriert.
2. Die Kontroverse um die Paralipomena: Dieses Kapitel beleuchtet die Schwierigkeiten bei der Einordnung und Interpretation der Paralipomena. Die zentrale Frage ist, ob Goethe diese ausgelassenen Passagen als integralen Bestandteil des Werkes verstand. Die Diskussion umfasst editorische Herausforderungen, unterschiedliche Textbegriffe (statisches Produkt vs. dynamischer Prozess) und den Einfluss auf die inhaltliche und konzeptionelle Interpretation des Werkes. Das Kapitel unterstreicht die Unsicherheit, ob die Auslassungen zufällig oder aufgrund gewichtiger Gründe erfolgten. Die Berücksichtigung der Paralipomena beeinflusst sowohl die Textkonstitution als auch die inhaltliche Aussage.
3. Deutungsversuche der Paralipomena in der „Walpurgisnacht“: Dieser Abschnitt analysiert verschiedene Deutungsansätze der Paralipomena innerhalb der „Walpurgisnacht“. Im Mittelpunkt steht der Vergleich zwischen Albrecht Schönes Interpretation eines metaphysischen Dualismus und Thomas Zabkas These einer dialektischen Konzeption des Werkes. Die unterschiedlichen Perspektiven verdeutlichen den komplexen Einfluss der Paralipomena auf das Verständnis der „Walpurgisnacht“ und des Gesamtwerkes. Die Diskussion um Goethes „Walpurgissack“ und die darin enthaltenen, nicht veröffentlichten Textstellen illustriert die potentiellen Auswirkungen auf die inhaltliche und konzeptionelle Bedeutung dieser Szene.
Schlüsselwörter
Paralipomena, Goethe, Faust I, Walpurgisnacht, Albrecht Schöne, Thomas Zabka, metaphysischer Dualismus, Dialektik, Textkonstitution, Textbegriff, Literaturwissenschaft, Interpretationsansätze, editorische Fragen.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse der Paralipomena in Goethes Faust I
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Kontroverse um die Paralipomena in Goethes Faust I, insbesondere in der „Walpurgisnacht“. Sie untersucht verschiedene Interpretationen dieser ausgelassenen Textstellen und deren Bedeutung für das Verständnis des Gesamtwerks. Im Mittelpunkt steht der Vergleich der Interpretationen von Albrecht Schöne (metaphysischer Dualismus) und Thomas Zabka (dialektische Konzeption).
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Rolle und Funktion von Paralipomena in der Literaturwissenschaft, die Kontroverse um deren Einbeziehung in die Interpretation von Goethes Faust I, den Einfluss der Paralipomena auf die Deutung der „Walpurgisnacht“, einen Vergleich der Interpretationen von Albrecht Schöne und Thomas Zabka, und die Bedeutung des Textbegriffs für die Behandlung von Paralipomena.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Kontroverse um die Paralipomena, ein Kapitel zu Deutungsversuchen der Paralipomena in der „Walpurgisnacht“ (mit Unterkapiteln zu Schönes und Zabkas Interpretationen) und ein Fazit.
Wie wird die Kontroverse um die Paralipomena dargestellt?
Das Kapitel zur Kontroverse beleuchtet die Schwierigkeiten bei der Einordnung und Interpretation der Paralipomena. Es diskutiert editorische Herausforderungen, unterschiedliche Textbegriffe (statisches Produkt vs. dynamischer Prozess) und den Einfluss auf die inhaltliche und konzeptionelle Interpretation des Werks. Die Unsicherheit, ob die Auslassungen zufällig oder beabsichtigt erfolgten, wird hervorgehoben.
Wie werden die Interpretationen von Albrecht Schöne und Thomas Zabka verglichen?
Das Kapitel zu den Deutungsversuchen in der „Walpurgisnacht“ vergleicht Schönes Interpretation eines metaphysischen Dualismus mit Zabkas These einer dialektischen Konzeption. Die unterschiedlichen Perspektiven verdeutlichen den komplexen Einfluss der Paralipomena auf das Verständnis der „Walpurgisnacht“ und des Gesamtwerks. Die Diskussion um Goethes „Walpurgissack“ und die darin enthaltenen, nicht veröffentlichten Textstellen wird miteinbezogen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Paralipomena, Goethe, Faust I, Walpurgisnacht, Albrecht Schöne, Thomas Zabka, metaphysischer Dualismus, Dialektik, Textkonstitution, Textbegriff, Literaturwissenschaft, Interpretationsansätze, editorische Fragen.
Was ist die zentrale Forschungsfrage der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage ist: Welche Auswirkungen hätten die miteinbezogenen Textstellen (Paralipomena) auf die Gesamtkonzeption, Aussagen und Interpretationen der Tragödie?
Welche Bedeutung haben die Paralipomena für das Verständnis von Goethes Faust I?
Die Arbeit argumentiert, dass die Paralipomena einen signifikanten Einfluss auf das Verständnis von Goethes Faust I haben, da ihre Einbeziehung oder Auslassung die Textkonstitution und die inhaltliche Aussage des Werkes beeinflusst. Die unterschiedlichen Interpretationen der Paralipomena zeigen die Komplexität und Vielschichtigkeit des Werkes auf.
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- Niklas Hannott (Author), 2018, Die Paralipomena in der Szene "Walpurgisnacht" aus Goethes "Faust". Zur Forschungsdiskussion von Zabka und Schön, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/923889