Der Begriff ,,Öffentliche Meinung" wurde schon in der römischen und griechischen Antike wie selbstverständlich gebraucht. Seit Menschendenken thematisiert, hat sich seine Definition im Laufe der Zeit dabei jedoch erheblich verändert. Noch im 17. und 18. Jahrhundert schloss der Begriff - wie auch schon in der Antike - das gesamte gesellschaftliche Leben, wie z.B. auch die Mode mit ein. Mit öffentlicher Meinung waren auch häufig Urteile gemeint, ,,die (...) wegen ihrer moralischen Qualität Druck auf einzelne Gesellschaftsmitglieder ausübten." 1 Im 19. und 20. Jahrhundert verengte sich die Betrachtungsweise dann überwiegend auf den Aspekt der Politik, woraus eine große Verwirrung darüber entstand, wie nun öffentliche Meinung richtig zu definieren sei.2 Nicht zuletzt aufgrund dieser Begriffsverschiebung haben sich ,,schon Generationen von Philosophen und Juristen, Historikern, Politologen und Publizistikwissenschaftlern die Zähne [an dem Versuch, öffentliche Meinung zu definieren] ausgebissen."3 Harwood Childs zitiert in seinem Werk ,,Public Opinion: Nature, Formation and Role" (1965) insgesamt 50 verschiedene Definitionen, die im Laufe der Zeit aufgestellt wurden. In den 50er und 60er Jahren führte die allgemeine Verwirrung - nicht zuletzt auch durch Childs Veröffentlichung genährt - sogar vermehrt zu Forderungen nach Aufgabe des Begriffs, da es sich bei ihm um reine Fiktion handele. Am Ende dieser Arbeit soll unter anderem beantwortet werden können, ob diese Forderung ihre Berechtigung hat(te) oder nicht. Es scheint aber, ,,daß der Begriff öffentliche Meinung eine Wirklichkeit trifft, auch wenn es noch Schwierigkeiten macht, diese Wirklichkeit präzise zu fassen."4 Denn nicht nur in der Umgangssprache wird nach wie vor an diesem Begriff festgehalten, ,,auch die Wissenschaften, vor allem Jurisprudenz, Politik und Soziologie, sind offensichtlich außerstande, traditionelle Kategorien wie...>öffentliche Meinung< durch präzisere Bestimmungen zu ersetzen."5 Was also ist öffentliche Meinung?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsgeschichte
- Öffentliche Meinung als Raisonnement
- Öffentliche Meinung als soziale Kontrolle
- Vergleich der Konzepte
- Unterschiede in den Begriffsdefinitionen
- Exkurs: Meinungsforschung
- Wissenschaftstheoretischer Vergleich
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung und der Definition des Begriffs „Öffentliche Meinung“ und analysiert verschiedene Konzepte zur Funktionsweise öffentlicher Meinung. Der Fokus liegt auf der Unterscheidung zwischen öffentlicher Meinung als manifeste Funktion (Raisonnement) und als latente Funktion (soziale Kontrolle).
- Die Entwicklung des Begriffs „Öffentliche Meinung“ im historischen Kontext
- Der Wandel der Bedeutung von „Öffentlicher Meinung“ von der Antike bis ins 20. Jahrhundert
- Die Funktionen von „Öffentlicher Meinung“ als rationaler Prozess der Meinungsbildung in der Demokratie
- Die Rolle von „Öffentlicher Meinung“ als soziale Kontrolle und Instrument des gesellschaftlichen Zusammenhalts
- Der Vergleich verschiedener Konzepte von „Öffentlicher Meinung“ und deren wissenschaftliche Einordnung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit beschäftigt sich mit der Definition von „Öffentlicher Meinung“ und stellt die Problematik der Begriffsverschiebung im Laufe der Zeit heraus.
- Begriffsgeschichte: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung des Begriffs „Öffentliche Meinung“ von der Antike bis ins 20. Jahrhundert und stellt die verschiedenen Funktionen der Konzepte dar.
- Öffentliche Meinung als manifeste Funktion: Raisonnement: Dieses Kapitel beschreibt das Konzept von „Öffentlicher Meinung“ als rationaler Prozess der Meinungsbildung, der im 18. Jahrhundert an Bedeutung gewonnen hat.
- Öffentliche Meinung als latente Funktion: Soziale Kontrolle: Dieses Kapitel beschreibt das Konzept von „Öffentlicher Meinung“ als soziale Kontrolle und Instrument des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
- Vergleich der Konzepte: Dieses Kapitel analysiert die Unterschiede der Konzepte von „Öffentlicher Meinung“ in Bezug auf Definitionen, Meinungsforschung und wissenschaftstheoretische Einordnung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Begriff „Öffentliche Meinung“, seinen verschiedenen Konzepten und Funktionen. Die zentralen Themen sind die Begriffsgeschichte, die Funktionen von „Öffentlicher Meinung“ als Raisonnement und als soziale Kontrolle, der wissenschaftstheoretische Vergleich verschiedener Konzepte sowie die Berücksichtigung von Meinungsforschung und dem Vergleich von manifesten und latenten Funktionen.
- Quote paper
- Nannette Remmel (Author), 2002, Was ist öffentliche Meinung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/9231