Dass es eine Wechselwirkung zwischen Seele und Körper gibt, die durch Musik auf gesundheitsfördernde Weise angeregt werden kann, wie Kant es darstellt, ist eine seit Menschengedenken bekannte Tatsache, derer man sich heute wieder verstärkt zu besinnen scheint. Der rasante demografische Wandel und die damit in vielfältiger Weise verbundene Zunahme des Interesses an Fragen der Gesundheitsförderung, an Themen wie „Anti Aging“ und „Wellness“ dürfen hier als verstärkende Faktoren vermutet werden.
Längst ist Musik nicht mehr „Ausnahmezustand“, wie Adorno beklagte (vgl. Adorno 1968, 139f.), sondern hat sowohl im pädagogischen als auch im therapeutischen Kontext als Medium sozialer Praxis zentrale Bereiche unseres privaten wie gesellschaftlichen Alltags besetzt und bildet in allen ihren Facetten und in allen Altersgruppen einen wichtigen Lebensfaktor. Zunehmend bestehen Programme für ältere Menschen, die Musikhören, eigenes Musizieren, Chorsingen, Opern- und Konzertbesuche, auch Tanz und Rhythmik, Lesungen mit Musikbegleitung sowie Musiktheater- und Musicalbesuche umfassen. Dabei stehen Interesse und Teilnahme an diesen Angeboten keineswegs allein unter dem Aspekt des Selbstzwecks, sondern umfassen weitere Intentionen – teils mit musikpädagogischer, teils mit musiktherapeutischer Schwerpunktsetzung: Austausch mit Anderen, Übung und Aneignung weiterer musischer Elemente, Kontakt mit der Umwelt, das Erleben von Spannung und Entspannung sowie die Entwicklung kreativer körperlicher und geistiger Fähigkeiten, die nötig werden, wenn aufgrund der durch das Altern veränderten Lebenslage Aufgaben neu zu bewältigen sind (vgl. Blancken-burg 2004, 82).
Bei der Entwicklung und Vermittlung solcher musikalischen Zielgruppenangebote sind neben fachspezifischen und medizinischen Aspekten vor allem soziodemo-grafische Gesichtspunkte zu berücksichtigen, wie die Binnendifferenzierung zwischen „jungen Alten“ und „alten Alten“, Geschlechts- und Migrantenspezifika sowie die Standortnähe von Angeboten. Laut Bundestags-Enquete-Kommission „Demo-graphischer Wandel“ zeigt sich im Zusammenhang mit dem Altersstrukturwandel (vgl. Tews 1990) nämlich folgendes Bild: Eine frühe Entberuflichung schon vor dem 60. Lebensjahr, eine länger währende nachberufliche Phase mit Verjüngungseffekten in den ersten Jahren und eine zunehmende Hochaltrigkeit der Bevölkerung mit überwiegendem Anteil von Frauen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Alleinstellungsmerkmale von Musik
- Singen als Unterrichtsgegenstand und Mittel therapeutischer Intervention
- Musikunterricht für alte Menschen
- Geriatrische Musiktherapie
- Anwendungsbeispiele
- Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Bedeutung von Musik für Senioren und untersucht die Möglichkeiten von Musikunterricht und Musiktherapie im Kontext des Alterns.
- Die Wechselwirkung zwischen Seele und Körper durch Musik
- Die Rolle von Musik als Lebensfaktor in allen Altersgruppen
- Die Bedeutung von soziodemografischen Aspekten bei der Entwicklung musikalischer Angebote für Senioren
- Die Alleinstellungsmerkmale von Musik im Vergleich zu anderen Freizeit- und Therapieangeboten
- Die positive Wirkung von Musik auf das zentrale Nervensystem und die affektive Bindung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Zusammenhang zwischen Musik und Gesundheit im Kontext des Alterns her und beleuchtet den wachsenden Bedarf an musikpädagogischen und musiktherapeutischen Angeboten für Senioren.
- Alleinstellungsmerkmale von Musik: Dieses Kapitel analysiert die besonderen Vorteile von Musik im Vergleich zu anderen Freizeit- und Therapieangeboten. Es werden die positiven Effekte von Musik auf das zentrale Nervensystem und die affektive Bindung hervorgehoben.
- Singen als Unterrichtsgegenstand und Mittel therapeutischer Intervention: Dieses Kapitel fokussiert auf die vielseitigen Möglichkeiten des Singens als Unterrichts- und Therapiemittel. Es werden verschiedene Ansätze und Anwendungsbereiche des Singens im Kontext des Alterns präsentiert.
- Musikunterricht für alte Menschen: Dieses Kapitel behandelt die verschiedenen Formen und Inhalte von Musikunterricht für Senioren. Es beleuchtet die spezifischen Bedürfnisse älterer Menschen und zeigt auf, wie Musik zur Förderung der kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung eingesetzt werden kann.
- Geriatrische Musiktherapie: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Musiktherapie im geriatrischen Bereich. Es werden verschiedene musiktherapeutische Methoden vorgestellt, die zur Behandlung von altersbedingten Krankheiten und zur Verbesserung der Lebensqualität von Senioren eingesetzt werden können.
Schlüsselwörter
Musik, Senioren, Alter, Musikunterricht, Musiktherapie, Geriatrie, Gesundheit, Lebensqualität, Soziodemografie, Zentrales Nervensystem, Affektive Bindung, Singen, Kognitive Entwicklung, Emotionale Entwicklung, Soziale Entwicklung, Musikpädagogik, Musiktherapie, Altersbedingte Krankheiten.
- Quote paper
- Katja Rommel (Author), 2007, Senioren und Musik - Musikunterricht und Musiktherapie für alte Menschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/90060