In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welche Parallelen zwischen Eichendorffs Hexe Lorelay sowie der Lorelay in der Volkssage und dem Hexenmotiv in der Romantik existieren. Zu diesem Zweck wird kurz auf die Volkssage Lorelay eingegangen. Unter dem zweiten Gliederungspunkt erfolgt die Darstellung des Hexenmotives in der Romantik, das aufgrund des begrenzten Umfangs der Arbeit durch Jacob Grimm, Jules Michelet sowie durch zwei ausgewählte Märchentexte, "Der blonde Eckbert" und "Hänsel und Gretel", repräsentiert wird.
Der dritte Gliederungspunkt analysiert das Hexenmotiv im Waldgespräch. Konkret soll untersucht werden, aus welcher Intention heraus Eichendorff die Lorelay dämonisiert, sie reiten lässt und in den Wald verortet. Das unübersehbare Spannungsverhältnis im Gedicht, der Fluchtbefehl und die Gefangennahme durch die Hexe Lorelay, soll ebenso unter diesem Punkt untersucht werden. In einem abschließenden Fazit werden die Gemeinsamkeiten der Hexenmotive dargestellt.
Das von Joseph Freiherrn von Eichendorff verfasste Gedicht Waldgespräch ist erstmals im 15. Kapitel seines 1815 in Nürnberg veröffentlichten Romans Ahnung und Gegenwart erschienen. Die Entstehung des Gedichtes wird nicht vor 1812 vermutet, da die Novelle Wintergarten von Arnims erst im Dezember 1811 von Eichendorff rezipiert wurde und ihn beim Verfassen des Waldgesprächs beeinflusst haben soll. Das Gedicht wurde erstmals 1837 unter dem Titel Waldgespräch gedruckt. Das Waldgespräch ist eine Romanze, allerdings ist die Form nicht wie für eine Romanze üblich locker gefügt, sondern streng geregelt.
Im Kontext des Romanes Ahnung und Gegenwart wird das Gedicht als "Lied über ein am Rhein bekanntes Märchen" bezeichnet, welches im strophenweisen Wechsel von Leontin und einem Jäger gesungen wird. In der dritten Strophe des Gedichtes wird deutlich, um was für ein "Märchen" es sich handelt, wenn der männliche Er-Erzähler des Gedichtes sein weibliches Gegenüber, welches er noch in der ersten Strophe als „Braut“ bezeichnet, als "Hexe Lorelay" identifiziert.
Der aufmerksame Rezipient wird sofort zur Assoziation mit der Sage der Lorelay am Rheinufer angeregt. Hinderlich beziehungsweise verwirrend bei dieser Verknüpfung erscheint jedoch die Lorelay als Reiterin in der Waldlandschaft. Auch die Dämonisierung der Lorelay durch Eichendorff weicht von der typischen Lorelay am Rheinufer ab.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Thematik
- 1.2 Zielsetzung und Vorgehensweise
- 2. Volkssage Lorelay
- 3. Hexenmotive in der Romantik
- 3.1 Hexenmotive
- 3.1.1 Jacob Grimm
- 3.1.2 Jules Michelet
- 3.2 Hexen im Märchen
- 3.2.1 Der blonde Eckbert
- 3.2.2 Hänsel und Gretel
- 3.1 Hexenmotive
- 4. Hexenmotiv im Waldgespräch
- 4.1 Erkennen und Bekennen der Hexe Lorelay
- 4.1.1 Identifizierungsprozess
- 4.1.2 Selbstbekennung
- 4.2 Charakterisierung der Hexe Lorelay
- 4.2.1 Lorelay als Reiterin
- 4.2.2 Verortung im Wald
- 4.2.3 Motive der Gefangennahme
- 4.1 Erkennen und Bekennen der Hexe Lorelay
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Parallelen zwischen Eichendorffs Darstellung der Lorelay im "Waldgespräch", der Lorelay-Volkssage und dem Hexenmotiv in der Romantik. Die Zielsetzung besteht darin, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Darstellungen aufzuzeigen und Eichendorffs Interpretation des Mythos zu analysieren.
- Die Lorelay-Volkssage und ihre verschiedenen Interpretationen
- Das Hexenmotiv in der Romantik, repräsentiert durch Grimm, Michelet und ausgewählte Märchen
- Eichendorffs Darstellung der Lorelay im "Waldgespräch" und deren Abweichungen von der traditionellen Sage
- Die Charakterisierung der Lorelay bei Eichendorff: Reiterin, Waldlandschaft, Motive der Gefangennahme
- Vergleich der verschiedenen Darstellungen und Identifizierung von Parallelen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt das Gedicht "Waldgespräch" von Eichendorff in den Kontext seines Romans "Ahnung und Gegenwart" sowie dessen Entstehungsgeschichte. Sie skizziert die Problematik der Identifikation der Lorelay im Gedicht als Hexe und die Abweichungen von der traditionellen Lorelay-Sage. Die Arbeit kündigt die vergleichende Analyse von Eichendorffs Lorelay mit der Volkssage und dem Hexenbild der Romantik an.
2. Volkssage Lorelay: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entstehung und den verschiedenen Interpretationen der Lorelay-Sage. Es diskutiert die umstrittene Frage nach der Urheberschaft der Figur (Brentano vs. frühere Überlieferungen) und beschreibt die gängige Darstellung der Lorelay als verführerische Frau mit betörender Stimme, die Männern zum Verhängnis wird. Der Einfluss von Heine auf das heutige Bild der Lorelay wird ebenfalls thematisiert.
3. Hexenmotive in der Romantik: Hier werden verschiedene Aspekte des Hexenmotivs in der Romantik untersucht, basierend auf den Werken von Jacob Grimm und Jules Michelet sowie den Märchen "Der blonde Eckbert" und "Hänsel und Gretel". Das Kapitel analysiert die jeweiligen Darstellungen von Hexen und ihren Funktionen innerhalb der Romantik.
4. Hexenmotiv im Waldgespräch: Dieser Abschnitt analysiert die Darstellung der Lorelay im "Waldgespräch". Es werden Eichendorffs Intentionen hinter der Dämonisierung der Lorelay, ihrer Darstellung als Reiterin und ihrer Verortung im Wald untersucht. Das Spannungsverhältnis zwischen Flucht und Gefangennahme wird detailliert analysiert, um die Besonderheiten von Eichendorffs Interpretation aufzuzeigen.
Schlüsselwörter
Lorelay, Eichendorff, Waldgespräch, Hexenmotiv, Romantik, Volkssage, Jacob Grimm, Jules Michelet, Märchen, "Der blonde Eckbert", "Hänsel und Gretel", Dämonisierung, Reiterin, Wald, Gefangennahme, Parallelen, Vergleichende Analyse.
Häufig gestellte Fragen (FAQs) zu: Analyse der Lorelay-Darstellung bei Eichendorff
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Parallelen zwischen Eichendorffs Darstellung der Lorelay im "Waldgespräch", der Lorelay-Volkssage und dem Hexenmotiv in der Romantik. Sie untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Darstellungen und analysiert Eichendorffs Interpretation des Mythos.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Lorelay-Volkssage und ihre verschiedenen Interpretationen, das Hexenmotiv in der Romantik (Grimm, Michelet, Märchen wie "Der blonde Eckbert" und "Hänsel und Gretel"), Eichendorffs Darstellung der Lorelay im "Waldgespräch" (Abweichungen von der traditionellen Sage), die Charakterisierung der Lorelay bei Eichendorff (Reiterin, Waldlandschaft, Motive der Gefangennahme) und einen Vergleich der verschiedenen Darstellungen zur Identifizierung von Parallelen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung (Thematik, Zielsetzung), Volkssage Lorelay, Hexenmotive in der Romantik, Hexenmotiv im Waldgespräch (Identifizierung, Charakterisierung der Lorelay) und Fazit. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Auseinandersetzung mit den jeweiligen Aspekten.
Wie wird die Lorelay in Eichendorffs "Waldgespräch" dargestellt?
Eichendorffs "Waldgespräch" präsentiert eine von der traditionellen Lorelay-Sage abweichende Interpretation. Die Arbeit untersucht Eichendorffs Intentionen hinter der Dämonisierung der Lorelay, ihre Darstellung als Reiterin, ihre Verortung im Wald und das Spannungsverhältnis zwischen Flucht und Gefangennahme.
Welche Rolle spielen Jacob Grimm und Jules Michelet in der Analyse?
Die Arbeit bezieht die Werke von Jacob Grimm und Jules Michelet mit ein, um das Hexenmotiv in der Romantik umfassend zu beleuchten und Eichendorffs Darstellung im Kontext der zeitgenössischen Vorstellungen von Hexen zu analysieren.
Welche Märchen werden in der Analyse berücksichtigt?
"Der blonde Eckbert" und "Hänsel und Gretel" dienen als Beispiele für die Darstellung von Hexen in Märchen der Romantik und werden im Hinblick auf ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Eichendorffs Lorelay-Interpretation analysiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Lorelay, Eichendorff, Waldgespräch, Hexenmotiv, Romantik, Volkssage, Jacob Grimm, Jules Michelet, Märchen, "Der blonde Eckbert", "Hänsel und Gretel", Dämonisierung, Reiterin, Wald, Gefangennahme, Parallelen, Vergleichende Analyse.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Eichendorffs Darstellung der Lorelay, der Volkssage und dem Hexenmotiv der Romantik aufzuzeigen und Eichendorffs Interpretation des Mythos zu analysieren.
- Quote paper
- Svenja Briese (Author), 2009, Parallelen zwischen Eichendorffs Hexe Lorelay, der Lorelay aus der Volkssage und dem Hexenmotiv in der Romantik, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/900199