Das Jahr 1943 ist zweifelsfrei eines der dramatischsten der neueren italienischen Geschichte: Das faschistische Italien, das 1940 an der Seite Deutschlands in den Zweiten Weltkrieg eingetreten war, wurde mit der Landung der Alliierten auf Sizilien im Juli 1943 unmittelbares Kampfgebiet. Nur zwei Wochen später wurde der Diktator Benito Mussolini abgesetzt. Italien schloss im September einen Waffenstillstand mit den Alliierten und erklärte im Oktober dem vormaligen Verbündeten Deutschland den Krieg.
Gleichzeitig hatte Mussolini in den von den Deutschen besetzten Nordgebieten die „Repubblica Sociale Italiana“ (RSI) gegründet, die im offiziellen Geschichtsbild Italiens als das düsterste Kapitel bezeichnet wird (vgl. Reinhardt 2003: 289). Die radikalen und kompromisslosen Tendenzen des Faschismus, die in Italien seit der Machtergreifung Mussolinis 1922 bis zu dessen Absetzung im Juli 1943 nicht voll zur Geltung gekommen waren, äußerten sich nun in der von deutschen Truppen besetzten RSI. Die repressive Verfolgung der „Verräter“ des 25. Juli und der Partisanen, die Verfolgung und Deportation von italienischen Juden, für die die RSI-Regierung mitverantwortlich war, sowie das „Programm von Verona“ der Faschistischen Partei, das eine Wendung zu einem Linksfaschismus beinhaltete, waren die Bestandteile dieses radikalen Faschismus.
Die vorliegende Arbeit hat zwei Schwerpunkte: Zum einen werden die Ursachen für den Zusammenbruch des ersten faschistischen Regimes in Italien aufgezeigt. Zum anderen werden die Merkmale des radikalen Faschismus in der RSI herausgearbeitet. Die Ausarbeitung kann sich nicht nur auf die Umbruchsjahre 1943 bis 1945 beschränken, im Rahmen der bereits erwähnten Ursachenforschung muss auch auf die Außen- und Innenpolitik Italiens der 1930er Jahre eingegangen werden. Im ersten Hauptteil werden die Ursachen für das Ende der Herrschaft Mussolinis im Juli 1943 untersucht. Nach einer knappen Abhandlung über die Bildung der Regierung Badoglio und die Waffenstillstandsverhandlungen mit den Alliierten geht es im zweiten Hauptteil um die Analyse der Kennzeichen des radikalen Faschismus in der RSI. Da sich vor allem der Linksfaschismus und die Bekämpfung der Antifaschisten in der RSI an den Werten und Programmen aus der faschistischen Anfangszeit orientierten, wird in diesem Zusammenhang auch auf den Aufstieg und die Etablierung des Faschismus in Italien Bezug genommen. Es schließen sich Schlussbetrachtung und Fazit an.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Zusammenbruch des faschistischen Regimes 1943
- Der Sturz Mussolinis und das Ende der faschistischen Herrschaft
- Die Ursachen für den Zusammenbruch des faschistischen Regimes
- Die wachsende Abhängigkeit vom Deutschen Reich und die militärischen Niederlagen im Zweiten Weltkrieg
- Mögliche innenpolitische Ursachen
- Zwischenfazit zur Ursachenforschung
- Die Bildung der Regierung Badoglio und der Waffenstillstand vom September 1943
- Die „Repubblica di Salò“
- Die Gründung der „Repubblica di Salò“ im September 1943
- Die Kennzeichen des radikalen Faschismus
- Die Abrechnung mit den „Verrätern“ des 25. Juli 1943
- Die Bekämpfung des antifaschistischen Widerstandes
- Die Judenverfolgung
- Der Linksfaschismus
- Der Untergang der „Repubblica di Salò“ im April 1945
- Schlussbetrachtung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Ursachen für den Zusammenbruch des faschistischen Regimes in Italien im Juli 1943 und analysiert die Merkmale des radikalen Faschismus in der „Repubblica Sociale Italiana“ (RSI). Die Arbeit betrachtet dabei die Umbruchsjahre 1943 bis 1945 und geht im Zusammenhang mit der Ursachenforschung auch auf die Außen- und Innenpolitik Italiens der 1930er Jahre ein.
- Analyse der Ursachen für den Sturz Mussolinis und das Ende der faschistischen Herrschaft
- Untersuchung der Kennzeichen des radikalen Faschismus in der RSI
- Beurteilung der Rolle des Deutschen Reichs und der militärischen Niederlagen im Zweiten Weltkrieg
- Auswertung der möglichen innenpolitischen Ursachen für den Zusammenbruch des faschistischen Regimes
- Hervorhebung der Merkmale des Linksfaschismus und der Bekämpfung des antifaschistischen Widerstandes in der RSI
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Jahr 1943 als ein Jahr der dramatischen Umbrüche in der italienischen Geschichte dar. Sie beschreibt die Landung der Alliierten auf Sizilien und die Absetzung Mussolinis im Juli 1943 sowie die Gründung der RSI durch Mussolini in den von den Deutschen besetzten Nordgebieten. Die Arbeit fokussiert sich auf die Ursachen für den Zusammenbruch des faschistischen Regimes sowie die Kennzeichen des radikalen Faschismus in der RSI.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Sturz Mussolinis und dem Ende der faschistischen Herrschaft. Es analysiert die Entstehung der Opposition gegen Mussolini und die Rolle des Großen Faschistischen Rates bei seiner Absetzung. Die Kapitel beleuchtet die Reaktion der Bevölkerung auf das Ende der faschistischen Herrschaft.
Das dritte Kapitel widmet sich der Gründung der „Repubblica di Salò“ und ihren Kennzeichen. Es untersucht die Verfolgung der „Verräter“ des 25. Juli 1943, die Bekämpfung des antifaschistischen Widerstandes und die Judenverfolgung. Außerdem betrachtet das Kapitel die Entwicklungen des Linksfaschismus im Rahmen der RSI.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der Geschichte des italienischen Faschismus, dem Zusammenbruch des Regimes 1943, dem Aufstieg und den Merkmalen des radikalen Faschismus, der „Repubblica Sociale Italiana“ (RSI), der Rolle des Deutschen Reichs, der militärischen Niederlagen im Zweiten Weltkrieg, der innenpolitischen Ursachen des Regimewandels, dem antifaschistischen Widerstand, der Judenverfolgung und dem Linksfaschismus.
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- Philipp Schnorbus (Author), 2006, Das Ende des Faschismus in Italien, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/89605