Diese Arbeit versucht die Methodologie Bourdieus in die sozialräumliche Diskussion in der Sozialen Arbeit einzubringen und nähert sich diesem Ziel in drei Schritten. Der erste Schritt ist die Darstellung der Thematisisierungslinien sozialräumlicher Vorstellungen Sozialer Arbeit, insbesondere der Gemeinwesenarbeit. Dabei geht es auf der einen Seite darum, Ziele und Methoden gemeinwesenorientierter Sozialer Arbeit aufzuzeigen, aber auch andererseits die Verlagerung der Sichtweise auf soziale Räume deutlich zu machen.
Der zweite Schritt bildet die Auseinandersetzung um Raumvorstellungen in der Sozialforschung. Analog der Historie der Sozialen Arbeit werden kurz die Entwicklungslinien der Raumvorstellungen in der Sozialforschung dargestellt. Um die Dynamik innerhalb des Sozialraums darzustellen sowie die Möglichkeit der Verbindung zur Sozialen Arbeit aufzuzeigen, steht der Ansatz von Pierre Bourdieu dabei im Mittelpunkt. Pierre Bourdieu definiert den Sozialraum durch die Verteilung bestimmter Kapitalsorten in Abhängigkeit zu den darin liegenden Feldern. Diese Faktoren werden im Einzelnen erläutert.
Ausgehend von der abstrakten Darstellung des Sozialraums bei Bourdieu geht es in einem dritten Schritt darum, zu zeigen, wie fruchtbar die Theorie für die sozialräumliche Diskussion innerhalb der Sozialen Arbeit sein kann. Anhand der Untersuchungsergebnisse der hannoverschen Forschungsgruppe agis, die unter Bezugnahme der Methode Bourdieus im Auftrag des Kommunalen Sozialdienstes der Stadt Hannover mehrere Stadtteile untersucht hat, soll die Praxisrelevanz gezeigt werden.
Anschließend erfolgt eine Auseinandersetzung dieser Umsetzung mit aktuellen Konzepten sozialräumlicher Sozialarbeit wie dem Community Organizing (CO) und den traditionellen Modellen der Gemeinwesenarbeit. Die einzelnen Aspekte von Gemeinwesenarbeit sollen mit den dargestellten Ergebnissen sowie der theoretischen Grundlage Bourdieus in Beziehung gesetzt werden. Dies erfolgt auf drei Ebenen, nämlich hinsichtlich der konkreten Ebene der Gemeinwesenarbeit, der gesellschaftspolitischen und der professionstheoretischen Ebene.
Zum Schluß werden die Grenzen der Möglichkeit einer solchen Übertragung sowie einige abschließende Überlegungen dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklungslinien der sozialräumlichen Sozialen Arbeit
- Anfänge der Sozialen Arbeit und Beginn ihrer Differenzierung
- Das Rauhe Haus
- Das Elberfelder System zur strukturellen Armutsbekämpfung
- Die Straßburger Modell
- Gemeinwesenarbeit als sozialräumliche Soziale Arbeit
- Grundlegung der Gemeinwesenarbeit
- Gemeinwesenarbeit in der BRD nach 1945
- Aktuelle Tendenzen
- Anfänge der Sozialen Arbeit und Beginn ihrer Differenzierung
- Die Konstruktion des Sozialraums bei Pierre Bourdieu
- Absoluter und Behälter-Raum
- Sozialer Raum, Kapitalstruktur und Habitus
- Ökonomisches Kapital
- Soziales Kapital
- Kulturelles Kapital
- Habitus und Feld
- Eine Sozialraumanalyse mit Hilfe der Methodik Bourdieus
- Fragestellung und Untersuchungsmethoden der agis Forschungsgruppe
- Ausgewählte Probleme der Integration und der Identitätsbildung
- Ausgewählte Probleme der Machtverteilung
- Sozialräumliche Soziale Arbeit mit Bourdieu gedacht
- Die Ebene der Gemeinwesenarbeit
- Erforschung der Macht- und Kapitalverhältnisse
- Aktivierung
- Beteiligung
- Lernen
- Aspekte des Community Organizing
- Die gesellschaftspolitische Ebene
- Die professionstheoretische Ebene
- Die Ebene der Gemeinwesenarbeit
- Grenzen für die Soziale Arbeit
- Das doppelte Mandat
- Raum- und Kapitalgrenzen
- Probleme der Ausstattung
- Zusammenfassung und Ausblick für die Soziale Arbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit analysiert die Relevanz der Theorie von Pierre Bourdieu für die Soziale Arbeit, insbesondere im Kontext der sozialräumlichen Dimension. Sie untersucht, wie Bourdieus Konzepte des Sozialen Raumes, des Kapitals und des Habitus zur Analyse und Gestaltung sozialer Arbeit in unterschiedlichen Feldern beitragen können.
- Die Bedeutung des Sozialraums für die Soziale Arbeit
- Die Anwendung von Bourdieus Kapitaltheorie auf die Analyse sozialer Ungleichheit
- Die Rolle des Habitus in der Sozialisation und in der Interaktion zwischen Menschen
- Die Relevanz von Bourdieus Theorie für die Praxis der Gemeinwesenarbeit
- Die Herausforderungen und Grenzen der Anwendung von Bourdieus Theorie in der Sozialen Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit führt in das Thema der sozialräumlichen Sozialen Arbeit ein und beleuchtet die Bedeutung des Sozialraums in der Diskussion um Stadterneuerung, Jugendhilfeplanungen und die Neuorganisation sozialer Dienste. Sie stellt das Förderprogramm „Soziale Stadt“ als ein Beispiel für die zunehmende Bedeutung der sozialräumlichen Dimension in der Sozialen Arbeit vor und hebt die Relevanz der Gemeinwesenarbeit in diesem Kontext hervor.
- Entwicklungslinien der sozialräumlichen Sozialen Arbeit: Dieses Kapitel zeichnet die historische Entwicklung der sozialräumlichen Sozialen Arbeit nach. Es beleuchtet die Anfänge der Sozialen Arbeit und ihre Differenzierung, insbesondere durch die Entwicklung des Rauhen Hauses, des Elberfelder Systems und des Straßburger Modells. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung der Gemeinwesenarbeit, ihrer Grundlegung, ihrer Bedeutung in der BRD nach 1945 und aktuellen Tendenzen.
- Die Konstruktion des Sozialraums bei Pierre Bourdieu: Das Kapitel stellt Bourdieus Theorie des Sozialen Raums und dessen Konstruktion vor. Es analysiert die Konzepte des absoluten und des Behälter-Raumes, sowie die Verbindung des Sozialen Raumes mit der Kapitalstruktur und dem Habitus. Die verschiedenen Kapitalformen (ökonomisches, soziales, kulturelles Kapital) werden erläutert, sowie die Beziehung zwischen Habitus und Feld.
- Eine Sozialraumanalyse mit Hilfe der Methodik Bourdieus: Dieses Kapitel untersucht die Anwendung von Bourdieus Methodik in der Sozialraumanalyse, am Beispiel der agis Forschungsgruppe. Es beleuchtet die Fragestellungen und Untersuchungsmethoden der Forschungsgruppe und analysiert ausgewählte Probleme der Integration und der Identitätsbildung sowie der Machtverteilung im Sozialen Raum.
- Sozialräumliche Soziale Arbeit mit Bourdieu gedacht: Das Kapitel analysiert die Relevanz von Bourdieus Theorie für die sozialräumliche Soziale Arbeit auf verschiedenen Ebenen: der Ebene der Gemeinwesenarbeit, der gesellschaftspolitischen Ebene und der professionstheoretischen Ebene. Es untersucht, wie Bourdieus Konzepte zur Erforschung der Macht- und Kapitalverhältnisse, zur Aktivierung, Beteiligung, zum Lernen und zu Aspekten des Community Organizing beitragen können.
- Grenzen für die Soziale Arbeit: Dieses Kapitel beleuchtet die Grenzen der Anwendung von Bourdieus Theorie in der Sozialen Arbeit. Es thematisiert das doppelte Mandat der Sozialen Arbeit, Raum- und Kapitalgrenzen sowie Probleme der Ausstattung.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der sozialräumlichen Sozialen Arbeit, der Theorie von Pierre Bourdieu, insbesondere seinen Konzepten des Sozialen Raumes, des Kapitals und des Habitus. Die Anwendung von Bourdieus Theorie auf die Praxis der Gemeinwesenarbeit, sowie die Herausforderungen und Grenzen der Anwendung seiner Theorie in der Sozialen Arbeit stehen im Fokus.
- Quote paper
- Markus Engelmann (Author), 2006, Sozialer Raum, Soziales Kapital und Soziale Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/89357