„Die Reinheit ist ohne ihr Gegenteil, die Wollust, nicht zu denken.“ Diesem Gedanken zufolge ist das Thema gewählt. „Miss Sara Sampson“ ist ein Trauerspiel, das sich ausschließlich mit dem Thema „Tugend und Laster“ beschäftigt. Lessing wählte die Figur der Sara als Beispiel der Tugend und Lady Marwood als Beispiel des Lasters. Alle Figuren in dem Stück unterliegen dem Spannungsfeld dieser beiden Begriffe. Mellefont unterlag jahrelang den Reizen der verführerischen Marwood, bis er Sara traf und erfuhr, was Liebe ist. Sir William Sampson verlor durch Saras Bruch mit der Tugend seine Tochter und Sara selbst verzweifelte fast an ihrer Tat. Marwood hat damit zu kämpfen, dass sie als das angesehen wird, was sie ist und muss erleben, wie die Tugend über das Laster siegt. Sie verliert ihren Geliebten und somit ihren Lebensinhalt. Das Geschehen gipfelt in einem dramatischen Ende, in der Marwood zum äußersten schreitet und die Tugend in Sara doch noch hervortritt.
Im Folgenden werde ich mich zunächst dem Verständnis der Frau zu Zeiten des Bürgertums und dessen Idealbildern, sowie der Begriffsklärung von Tugend und dessen Verständnis im 18. Jahrhundert, zuwenden. Auch möchte ich den Grundgedanken des bürgerlichen Trauerspiels darstellen, da das Stück nach diesen Gedanken zu analysieren ist. Danach gehe ich auf die Konzeption Lessings ein, dessen Charakterkonzeption ausschlaggebend und signifikant für dieses Stück sind. Hauptsächlich werde ich mich intensiv mit der Figur der Lady Marwood befassen, ihren Charakter untersuchen, ihr Zusammenspiel mit Sara analysieren und ihre Funktion als Kontrastfigur versuchen herausstellen. Aber auch die Figur der Sara und ihre Tugendhaftigkeit wird einen großen Anteil der Untersuchungen ausmachen.
In diesem Zusammenhang entwickeln sich einige Fragen. Ist Marwood wirklich die von Grund auf böse Verführerin, eine allegorische Figur des Lasterhaften? Und Sara der Inbegriff von Tugendhaftigkeit? Wo kreuzen sich ihre Charakterzüge und wo spalten sie sich wieder?
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Historischer Kontext
- 1. Das Frauenbild des 18. Jahrhunderts
- 2. Der Tugendbegriff im Sinne des Bürgertums
- III. „Miss Sara Sampson“
- 1. Konzeption nach Lessing
- 1.1. Das bürgerliche Trauerspiel im Sinne Lessings
- 1.2. Die Konzeption der Charaktere nach Lessing: die „gemischten Gefühle“
- 2. Marwood und ihre Funktion
- 2.1. Die Figur "Lady Marwood"
- 2.2. Marwood und die Tugend
- 2.3. Das Zusammenspiel mit Sara - das Spannungsfeld von Tugend und Laster
- 2.4. Marwoods Funktion im Trauerspiel
- IV. Schluss
- V. Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Spannungsfeld von Tugend und Laster in Lessings „Miss Sara Sampson“, insbesondere die Rolle der Lady Marwood. Die Analyse beleuchtet den historischen Kontext des Frauenbildes und des Tugendbegriffs im 18. Jahrhundert und setzt dies in Beziehung zur Dramenkonzeption Lessings. Ziel ist es, Marwoods Funktion als Kontrastfigur zu Sara zu verstehen und die Komplexität ihrer Charakterzeichnung zu ergründen.
- Das Frauenbild im 18. Jahrhundert und seine Widersprüche
- Der Tugendbegriff im bürgerlichen Kontext des 18. Jahrhunderts
- Lessings Konzeption des bürgerlichen Trauerspiels
- Die Charakterisierung von Lady Marwood und Sara Sampson
- Das Spannungsverhältnis zwischen Tugend und Laster in der Handlung
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Tugend und Laster in Lessings „Miss Sara Sampson“ ein und stellt die zentrale Rolle von Sara Sampson als Inbegriff der Tugend und Lady Marwood als Repräsentantin des Lasters heraus. Sie skizziert die Forschungsfrage nach der tatsächlichen Natur der beiden Figuren und deren komplexen Interaktion im Stück. Der Fokus liegt auf der Analyse der Figur Marwood und ihrem Verhältnis zu Sara im Kontext des bürgerlichen Trauerspiels.
II. Historischer Kontext: Dieses Kapitel beleuchtet das Frauenbild und den Tugendbegriff im 18. Jahrhundert. Es zeigt den Wandel vom Ideal der gelehrten Frau in der Frühaufklärung hin zum Bild der Hausfrau und Mutter im bürgerlichen Kontext. Die Tugend wird mit weiblicher Unschuld und Jungfräulichkeit verbunden, im Gegensatz zum lasterhaften Verhalten. Das Kapitel verdeutlicht die gesellschaftlichen Zwänge und Erwartungen an Frauen dieser Zeit und die damit verbundene Neudefinition des Tugendbegriffs.
Schlüsselwörter
Miss Sara Sampson, Gotthold Ephraim Lessing, Bürgerliches Trauerspiel, Frauenbild 18. Jahrhundert, Tugend, Laster, Lady Marwood, Moral, Empfindsamkeit, Charakteranalyse, Kontrastfigur.
Häufig gestellte Fragen zu „Miss Sara Sampson“ - Tugend und Laster im bürgerlichen Trauerspiel
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Spannungsfeld zwischen Tugend und Laster in Gotthold Ephraim Lessings „Miss Sara Sampson“, wobei der Fokus insbesondere auf der Rolle der Lady Marwood liegt. Die Analyse untersucht den historischen Kontext des Frauenbildes und des Tugendbegriffs im 18. Jahrhundert und setzt diesen in Beziehung zur Dramenkonzeption Lessings.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Das Frauenbild des 18. Jahrhunderts und seine Widersprüche; den Tugendbegriff im bürgerlichen Kontext des 18. Jahrhunderts; Lessings Konzeption des bürgerlichen Trauerspiels; die Charakterisierung von Lady Marwood und Sara Sampson; und das Spannungsverhältnis zwischen Tugend und Laster in der Handlung. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Funktion Marwoods als Kontrastfigur zu Sara.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum historischen Kontext (Frauenbild und Tugendbegriff im 18. Jahrhundert), ein Kapitel zu „Miss Sara Sampson“ (Lessings Konzeption, die Analyse der Figur Marwood und deren Funktion im Stück), einen Schluss und ein Literaturverzeichnis. Das Inhaltsverzeichnis bietet einen detaillierten Überblick über die einzelnen Kapitel und Unterkapitel.
Welche Rolle spielt Lady Marwood in der Analyse?
Lady Marwood steht im Zentrum der Analyse. Die Arbeit untersucht ihre Funktion als Kontrastfigur zu Sara Sampson und beleuchtet die Komplexität ihrer Charakterzeichnung. Es wird analysiert, wie Marwood das Spannungsfeld zwischen Tugend und Laster repräsentiert und wie sie die Handlung beeinflusst.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt?
Die zentrale Forschungsfrage ist die Ergründung der tatsächlichen Natur der Figuren Sara Sampson und Lady Marwood und deren komplexen Interaktion im Stück. Es geht darum, die Funktion Marwoods im Kontext des bürgerlichen Trauerspiels zu verstehen und die Ambivalenz ihrer Rolle zu beleuchten.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Miss Sara Sampson, Gotthold Ephraim Lessing, Bürgerliches Trauerspiel, Frauenbild 18. Jahrhundert, Tugend, Laster, Lady Marwood, Moral, Empfindsamkeit, Charakteranalyse, Kontrastfigur.
Welchen historischen Kontext beleuchtet die Arbeit?
Die Arbeit beleuchtet den historischen Kontext des Frauenbildes und des Tugendbegriffs im 18. Jahrhundert. Es wird der Wandel des Frauenbildes von der gelehrten Frau der Frühaufklärung hin zur Hausfrau und Mutter im bürgerlichen Kontext dargestellt. Der Tugendbegriff wird im Zusammenhang mit weiblicher Unschuld und Jungfräulichkeit erörtert und in Relation zu lasterhaftem Verhalten gesetzt.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, Marwoods Funktion als Kontrastfigur zu Sara zu verstehen und die Komplexität ihrer Charakterzeichnung zu ergründen. Es soll das Spannungsfeld von Tugend und Laster in Lessings „Miss Sara Sampson“ im Kontext des bürgerlichen Trauerspiels und des historischen Frauenbildes analysiert werden.
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- Nora Krämer (Author), 2007, Das Spannungsfeld von Tugend und Laster, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/87516