Der Weimarer Republik standen nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg außenpolitisch äußerst schwierige Zeiten bevor. Der erste deutsche demokratische Staat musste mit dem Versailler Friedensvertrag sehr harte Bedingungen hinnehmen, wie z.B. die erheblichen Reparationszahlungen, die militärischen Beschränkungen und natürlich die beträchtlichen Gebietsverluste. Neben der Notwendigkeit, die innenpolitischen und wirtschaftlichen Krisen zu lösen, die unter anderem auch eine Folge des Vertragswerkes von Versailles waren, galt es also ebenso, die Bedingungen der Friedensverträge für die Weimarer Republik in der Hinsicht erträglicher zu machen, dass der Spielraum in der Außenpolitik erweitert und die eingesetzte Isolation durchbrochen werden konnte.
Waren die ersten Jahre noch von starkem gegenseitigem Misstrauen zwischen Siegermächten und Besiegten des Ersten Weltkriegs geprägt, so kam es ab 1924 zu einer Entspannung der außenpolitischen Situation und im weiteren Verlauf der Jahre sogar zu weiteren Annäherun-gen. Dies war vor allem Gustav Stresemann zu verdanken, der im Dezember 1923 nach etwa 100-tägiger Kanzlerschaft das Außenministerium des Weimarer Staates weiterführte und dieses Amt bis zu seinem Tode im Oktober 1929 innehatte.
Der folgende Beitrag untersucht nun die Außenpolitik der Weimarer Republik in der Ära Stresemann von 1924 bis 1929. Es soll vor allem die Frage beantwortet werden, ob Deutschland durch die stresemannsche Außenpolitik eine Besserstellung in der internationalen Staatengemeinschaft erfahren hat. Um den Kontext nicht zu gefährden, sollen bei der Untersuchung des Problems die innenpolitischen Entwicklungen Deutschlands weitestgehend außen vor gelassen werden. Zu Beginn wird noch kurz auf die außenpolitische Lage Deutschlands bis 1924 eingegangen, um eine mögliche Besserstellung der Weimarer Republik nach dem Tode Stresemanns auch vergleichend beurteilen zu können.
Die Literatur über Stresemann und die Außenpolitik in seiner Zeit ist umfangreich. Besonders erwähnenswert ist hier die erst vor kurzem erschiene Monographie von Gottfried Niedhart , die die gesamte Außenpolitik der Weimarer Zeit prägnant darstellt. Um etwas mehr über die Person Gustav Stresemanns zu erfahren, sind dessen Biographien von John P. Birkelund und Jonathan Wright empfehlenswert. Und wenn die Materie etwas tiefgründiger untersucht werden soll, ist hier auf die umfassenden Werke von Peter Krüger und Ludwig Zimmermann zu verweisen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die außenpolitische Ausgangslage der Weimarer Republik vor 1924
- Zur Person Stresemanns und seinen außenpolitischen Zielen
- Verbesserung der europäischen Beziehungen
- Von der Ruhrkrise zum Dawes-Plan
- Der Vertrag von Locarno und Deutschlands Beitritt zum Völkerbund
- Der Berliner Vertrag
- Außenpolitische Stagnation und Young-Plan
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Außenpolitik der Weimarer Republik unter Gustav Stresemann von 1924 bis 1929. Das Hauptziel ist die Beantwortung der Frage, ob Deutschland durch Stresemanns Politik eine verbesserte Stellung in der internationalen Staatengemeinschaft erlangte. Die innenpolitischen Entwicklungen werden dabei weitestgehend ausgeklammert. Die Analyse berücksichtigt die außenpolitische Lage vor 1924 als Vergleichsbasis.
- Die außenpolitische Ausgangslage der Weimarer Republik nach dem Ersten Weltkrieg.
- Gustav Stresemanns Rolle und seine außenpolitischen Ziele.
- Die Verbesserung der Beziehungen zu den europäischen Mächten durch den Dawes-Plan, den Locarno-Vertrag und den Beitritt zum Völkerbund.
- Die Auswirkungen des Berliner Vertrags und die spätere außenpolitische Stagnation.
- Eine abschließende Bewertung der Erfolge und Misserfolge von Stresemanns Politik.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die schwierige außenpolitische Lage der Weimarer Republik nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund des Versailler Vertrages und der daraus resultierenden Reparationen, militärischen Einschränkungen und Gebietsverluste. Sie führt ein in die Thematik der Arbeit, die die Außenpolitik unter Gustav Stresemann von 1924 bis 1929 untersucht und die Frage nach einer Besserstellung Deutschlands in der internationalen Gemeinschaft behandelt. Die Arbeit kündigt an, innenpolitische Entwicklungen weitestgehend außen vor zu lassen und relevante Literatur zu nennen.
Die außenpolitische Ausgangslage der Weimarer Republik vor 1924: Dieses Kapitel beleuchtet die ungünstigen außenpolitischen Bedingungen der Weimarer Republik vor 1924. Es werden die harten Bedingungen des Versailler Vertrages, die hohen Reparationen und die militärischen Beschränkungen hervorgehoben. Die anfängliche Isolation Deutschlands wird beschrieben, und es wird der Versuch der Durchbrechung dieser Isolation durch das Rapallo-Abkommen mit der Sowjetunion 1922 erläutert, das jedoch zu erhöhtem Misstrauen bei den Westmächten führte und zur Besetzung des Ruhrgebietes durch französische und belgische Truppen im Jahr 1923 führte. Das Kapitel zeigt die prekäre Situation Deutschlands vor Stresemanns Amtszeit auf.
Zur Person Stresemanns und seinen außenpolitischen Zielen: Dieses Kapitel skizziert kurz die politische Karriere Gustav Stresemanns, seines Weges vom Monarchisten zum bedeutenden Politiker der Weimarer Republik, und setzt seinen Eintritt ins Amt in den Kontext der Ruhrkrise. Es betont seine Bedeutung für die Weimarer Außenpolitik und kündigt die weitere Untersuchung seiner außenpolitischen Ziele und Erfolge an. Die kurze Biografie dient als Einleitung zu den folgenden Kapiteln über die konkrete Umsetzung seiner Politik.
Schlüsselwörter
Gustav Stresemann, Weimarer Republik, Außenpolitik, Versailler Vertrag, Reparationen, Ruhrkrise, Dawes-Plan, Locarno-Vertrag, Völkerbund, Berliner Vertrag, Young-Plan, internationale Beziehungen, deutsch-französische Beziehungen, deutsche Isolation.
FAQ: Außenpolitik der Weimarer Republik unter Gustav Stresemann (1924-1929)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Außenpolitik der Weimarer Republik unter Führung von Gustav Stresemann zwischen 1924 und 1929. Im Mittelpunkt steht die Frage, ob Stresemanns Politik zu einer Verbesserung der internationalen Stellung Deutschlands geführt hat. Innenpolitische Entwicklungen werden dabei weitgehend ausgeklammert.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die außenpolitische Ausgangslage der Weimarer Republik vor 1924, die Rolle und Ziele Stresemanns, die Verbesserung der Beziehungen zu europäischen Mächten (durch den Dawes-Plan, den Locarno-Vertrag und den Beitritt zum Völkerbund), die Auswirkungen des Berliner Vertrags und die spätere außenpolitische Stagnation. Abschließend wird eine Bewertung der Erfolge und Misserfolge von Stresemanns Politik vorgenommen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur außenpolitischen Ausgangslage vor 1924, zu Stresemann und seinen Zielen, zur Verbesserung der europäischen Beziehungen (einschließlich Ruhrkrise, Dawes-Plan, Locarno-Vertrag, Berliner Vertrag und Young-Plan), und ein Fazit. Zusätzlich enthält sie ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und Schlüsselwörter.
Welche Quellen werden verwendet?
Die genaue Quellenangabe ist in der bereitgestellten Vorschau nicht enthalten. Die Einleitung erwähnt jedoch, dass relevante Literatur genannt wird.
Welche Schlüsselereignisse werden analysiert?
Wichtige Ereignisse, die analysiert werden, sind die Ruhrbesetzung, der Dawes-Plan, der Locarno-Vertrag, der Beitritt Deutschlands zum Völkerbund, der Berliner Vertrag und der Young-Plan. Die Arbeit untersucht auch den Einfluss des Versailler Vertrags auf die außenpolitische Lage Deutschlands.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Erreichte Deutschland durch Stresemanns Außenpolitik eine verbesserte Stellung in der internationalen Staatengemeinschaft?
Welche Rolle spielt Gustav Stresemann?
Gustav Stresemann ist die zentrale Figur der Arbeit. Seine politische Karriere, seine außenpolitischen Ziele und die Umsetzung seiner Politik stehen im Fokus der Analyse.
Wie wird die außenpolitische Ausgangslage vor 1924 dargestellt?
Die außenpolitische Ausgangslage vor 1924 wird als schwierig dargestellt, geprägt von den harten Bedingungen des Versailler Vertrags, hohen Reparationen, militärischen Einschränkungen und der anfänglichen Isolation Deutschlands. Das Rapallo-Abkommen wird als Versuch der Durchbrechung dieser Isolation erwähnt, der jedoch zu Misstrauen bei den Westmächten führte.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Gustav Stresemann, Weimarer Republik, Außenpolitik, Versailler Vertrag, Reparationen, Ruhrkrise, Dawes-Plan, Locarno-Vertrag, Völkerbund, Berliner Vertrag, Young-Plan, internationale Beziehungen, deutsch-französische Beziehungen, deutsche Isolation.
- Quote paper
- Felix Reibestein (Author), 2006, Die Außenpolitik der Weimarer Republik unter Gustav Stresemann von 1924-1929, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/86478