Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem deutschen Bürgertum des 19. Jahrhunderts und den spezifisch bürgerlichen Lebensweisen, die sich im Zuge der politischen und ökonomischen Veränderungen in der Öffentlichkeit und neuen Privatsphäre entwickelten. Diese Fragestellung soll am Beispiel der Unternehmerfamilie Zenetti im Lauinger Zweig veranschaulicht werden.
Aus der sozialen Gruppe jenes neuen Bürgertums wählte ich das Beispiel der Familie Zenetti, weil deren Aufstieg sich in der eigentlichen Formationsphase des Bürgertums, dem endenden 18. und dem beginnenden 19. Jahrhundert vollzog. Auch lag die Wahl dieser Familie nahe, da es sich bei dieser um wirkliche ‚Newcomer' handelte, ohne breitere Basis im alten, gar patrizischen Stadtbürgertum. Gerade dies charakterisierte auch die Mehrzahl der dann führenden Vertreter und Familien des neuen Bürgertums. Der Blick richtet sich auf eine Familie, deren Aufstieg sich zunächst auf den wirtschaftlichen Erfolg, auf die schöpferische Ausnützung neuer Möglichkeiten und Chancen gründete. Auf das Wirken aller einzelnen Mitglieder der Familie Zenetti kann hier natürlich nicht eingegangen werden, jedoch beschäftigt sich diese Arbeit mit einigen typischen Vertretern des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens dieser Zeit.
Diese repräsentative und doch unverwechselbare Familie erschien mir auch deswegen besonders geeignet, weil in den von mir historisch betrachteten acht Generationen auch ihre herausragenden Mitglieder, bei aller ausgeprägter Individualität und persönlichen Lebensleistung, vor allem in ihren typisch bürgerlichen Verhaltensweisen und Auffassungen bemerkenswert sind.
Auch wenn die ideale Gesellschaft des Bürgertums ständeübergreifend und individualistisch sein sollte, ganz auf die individuelle Fähigkeit und Leistung gegründet, kann das Bürgertum nicht als Einheit gesehen werden. Das gesellschaftliche Gefüge der Zeit veränderte sich entscheidend, auch wenn die einzelnen Chancen aufgrund unterschiedlicher Herkunft und Ausbildung unverändert verschieden waren.
Auch wenn familiäre Abstammung und soziale Bindungen zu keinem Zeitpunkt an Bedeutung verloren, gab es doch eine außergewöhnlich große Zahl an Newcomern. Das lange 19. Jahrhundert war gekennzeichnet als eine Epoche der sozialen Mobilität. Gerade hierfür ist die Familie Zenetti ein gutes Beispiel. Sie stehen als Exempel für eine Kaufmannsfamilie, die sich mit dem Ziel des ökonomischen und sozialen Aufstiegs in Bayerisch-Schwaben niederließen.
Inhaltsverzeichnis
- Das Bürgertum im “langen 19. Jahrhundert”.
- Das Milieu des Besitzbürgertums
- Die bürgerliche Familie
- Kultur und Grundwerte des Bürgertums.
- Die Unternehmerfamilie Zenetti in Lauingen.
- Herkunft und Laufbahn
- Kaufleute (Gemischtwaren)
- Joseph Anton I (1770-1845)
- Joseph Anton II (1810 - 1879)
- Joseph Anton III (1861 - 1937).
- Kaufleute (Salz- und Eisenhandel)
- Eduard Ludwig (1814 - 1882).
- Joseph Maria Oskar (1851 – 1907).
- Weiterführung der Eisenwarenhandlung in der Familie Zenetti.
- Apotheker
- Johann Carl (1811 - 1887).
- Ferdinand (1839 – 1902).
- Weiterführung der Apotheke in der Familie Zenetti.
- Akademiker
- Dr. Paul Karl Zenetti (1866 – 1943).
- Einordnung der bürgerlichen Rolle der Familie Zenetti
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem deutschen Bürgertum des 19. Jahrhunderts und den spezifisch bürgerlichen Lebensweisen, die sich im Zuge der politischen und ökonomischen Veränderungen in der Öffentlichkeit und neuen Privatsphäre entwickelten. Am Beispiel der Unternehmerfamilie Zenetti im Lauinger Zweig soll die Situation, Position und Rolle des Wirtschaftsbürgertums im gesellschaftlichen Transformationsprozess dieser Epoche beleuchtet werden.
- Das deutsche Bürgertum im “langen 19. Jahrhundert” und dessen spezifische Lebensweisen
- Die Rolle des Wirtschaftsbürgertums im gesellschaftlichen Transformationsprozess
- Die Unternehmerfamilie Zenetti als Beispiel für das Besitzbürgertum
- Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des “langen 19. Jahrhunderts”
- Die Rolle von Familie und Tradition im Wirtschaftsbürgertum
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet das Bürgertum im „langen 19. Jahrhundert“ im Kontext der politischen und ökonomischen Veränderungen der Epoche. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Milieu des Besitzbürgertums, insbesondere mit der Bedeutung der bürgerlichen Familie und den kulturellen Grundwerten des Bürgertums. Im dritten Kapitel wird die Unternehmerfamilie Zenetti in Lauingen vorgestellt. Die Herkunft und Laufbahn der Familie, ihre verschiedenen Berufszweige sowie die Entwicklung der einzelnen Generationen werden näher betrachtet. Das vierte Kapitel befasst sich mit der Einordnung der bürgerlichen Rolle der Familie Zenetti in den Kontext des “langen 19. Jahrhunderts”.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen des deutschen Bürgertums, des Besitzbürgertums, des Wirtschaftsbürgertums, der Unternehmerfamilie Zenetti in Lauingen, des „langen 19. Jahrhunderts“, der bürgerlichen Lebensweisen, der sozialen Transformation, der Familie und Tradition, der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung und der gesellschaftlichen Hierarchie.
- Quote paper
- Felicitas Söhner (Author), 2007, Das Besitzbürgertum des "langen 19. Jahrhunderts" in Bayerisch-Schwaben unter Betrachtung der Unternehmerfamilie Zenetti in Lauingen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/84871