Im Gegensatz zur Kunst, die sich zugunsten der ,Innovation’ vom Kriterium der Schönheit abgewandt hat, kommt es im Alltag oft vor, dass etwas als ,schön’ bezeichnet wird. Gebäude, Kleidung, Gegenstände, Musik, literarische Werke, und auch Menschen werden ,schön’ genannt. Damit ist gemeint, dass etwas gefällt – also sinnlich ansprechend ist. Das Urteil ,schön’ wird heute nicht nur in der Kunst, sondern im Allgemeinen als subjektives Urteil anerkannt, wie die Sprichwörter „Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters“ und „Über Geschmack lässt sich nicht streiten, zeigen. Im Alltag ist dennoch zu beobachten, dass der Einzelne in Diskussionen seine Mitmenschen dazu auffordert, sein Urteil wenn nicht zu teilen, dann wenigstens nachzuvollziehen. Das Moment der Allgemeingültigkeit im Schönen anzunehmen, und seine Erkenntnis als förderlich zu betrachten, scheint in der Natur des Menschen zu liegen . Diese Tendenz findet sich auch in der gesamten Entwicklungsgeschichte des Schönheitsbegriffes. So galt die Schönheit im vorchristlichen Zeitalter für viele griechische Philosophen als Zeichen für eine gegebene Weltordnung göttlichen Ursprungs. Überlegungen zum Schönen waren früher in ontologische Gedankensysteme eingebunden, den philosophischen Teilbereich Ästhetik gab es nicht. Vor allem bei Platon (427 v. Chr. - 347 v. Chr.) und seinem gedanklichen Nachfolger Plotin (204 n. Chr. - 270 n. Chr.) zeigt sich das enge Verhältnis von Schönheitstheorie und Weltbild. In ihren Konzeptionen gerät das Schöne nicht nur in den transzendenten Bereich, sondern enthält zudem ein erkenntnistheoretisches und moralisches Moment. Das ansprechende Gefühl, welches das Schöne auslöst, wird ebenfalls thematisiert: Für Platon und Plotin ist das Schöne nicht ohne die Liebe denkbar. In ihren Theorien finden sich alle Elemente, die dem Schönen von nachfolgenden Philosophen abwechselnd zu- und abgesprochen werden. Vor dem Hintergrund, dass „[das] Gemeinsame [im vermeintlich Schönen] zu finden [bis heute] das Hauptproblem der Schönheitsdiskussion geblieben [ist]“ , erweisen sich Platons und Plotins Konzeptionen des Schönen als noch immer diskussionswürdig. Durch den aristotelischen Einfluss ist Plotins Schönheitstheorie trotz ihrer transzendenten Grundlage mehr als Platons Konzeption auf das sinnlich Schöne bezogen, und liefert damit zumindest Ansätze einer Ästhetik.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die ersten Ansätze einer Theorie des Schönen.
- Das Schöne bei Platon
- Das Schöne im ,Hippias Maior': Schönheit als Teilhabe am Schönen.
- Das Schöne im‚Phaidros²: Erkenntnis, Liebe und Glücksseligkeit...........
- Das Schöne im ,Symposion': Das Schöne als Wegweiser zum Guten und Wahren .
- Das absolute Schöne.......
- Plotins Theorie des Schönen
- Die Stufenleiter des Schönen
- Die,,sinnliche Schönheit“ – Plotins Ästhetik
- Seelische Schönheiten
- ,Innere Schönheit durch Geist..\n
- Die „höchste[ ] Schau“ – Verschmelzung mit dem ersten Schönen
- Zusammenfassung.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Entwicklung des Schönheitsbegriffs von Platon bis Plotin und zeigt auf, wie das Schöne in ihren philosophischen Systemen mit Erkenntnistheorie, Moral und Liebe verbunden ist.
- Die Bedeutung des Schönen in der Philosophie Platons und Plotins
- Die transzendentale Grundlage des Schönen
- Die Verbindung von Schönheit, Erkenntnis und Moral
- Die Rolle der Liebe im Erleben des Schönen
- Der Einfluss der pythagoreischen und sophisten Ansätze auf die Platonsche und Plotinsche Schönheitstheorie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Text beleuchtet die Bedeutung des Schönheitsbegriffs in der Philosophie und stellt die Entwicklung vom antiken Verständnis des Schönen bis hin zur modernen Ästhetik dar.
- Die ersten Ansätze einer Theorie des Schönen: Der Text analysiert die pythagoreischen und sophisten Auffassungen des Schönen und ihre Bedeutung für Platons Schönheitstheorie.
- Das Schöne bei Platon: Der Text untersucht die Rolle des Schönen in Platons Dialogen, wie dem ,Hippias Maior', ,Phaidros', und ,Symposion', und analysiert Platons Vorstellung vom absoluten Schönen.
- Plotins Theorie des Schönen: Der Text beschreibt Plotins Stufenleiter des Schönen, von der sinnlichen Schönheit bis hin zur Verschmelzung mit dem ersten Schönen, und analysiert den Einfluss von Platon auf Plotins Theorie.
Schlüsselwörter
Der Text konzentriert sich auf die zentralen Konzepte des Schönen bei Platon und Plotin, wie transzendentale Schönheit, Erkenntnis, Liebe, Moral, pythagoreische Harmonie, sophisten Relativismus, sinnliche Schönheit, seelische Schönheit, und die Verschmelzung mit dem ersten Schönen.
- Quote paper
- Juliana Hartwig (Author), 2007, "Das Schöne" in der Entwicklung von Platon zu Plotin, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/84744