In den Jahren 1888 (Juni) bis 1891(November) entstand Arthur Schnitzlers Anatol-Zyklus, der als sein Erstlingswerk große Anerkennung erhielt. Das Schauspiel unterliegt einer besonderen und sehr geschickt gewählten Form: Der des Einakterzyklus’.
Im Jahre 1893 wurde der erste Einakter, Abschiedssouper, uraufgeführt und der Zyklus unter dem Titel Anatol.
Anatol steht im gesamten Zyklus uneingeschränkt im Mittelpunkt, sodass das Geschehen, das sich um seine ständig wechselnden Liebschaften dreht, fast zur Nebensache wird, da das eigentliche Augenmerk auf der Psychologie des Protagonisten und seiner Selbstwahrnehmung liegt.
Dass der naturwissenschaftlich äußerst bewanderte Arthur Schnitzler sich eingehend mit der Psychoanalyse beschäftigt hat, spiegelt sich in seinem Anatol deutlich wieder. Häufig wurden deshalb auch Parallelen zwischen Autor und Titelfigur gesehen, ja sogar versucht, die beiden gleichzusetzen. Sicherlich sind Parallelen nicht abzustreiten, aber darauf soll das Hauptaugenmerk in dieser Hausarbeit nicht gerichtet werden. Viel interessanter ist die Psychologie der Figur, die Schnitzler geschaffen hat. Diese Figur, die ständig auf der Suche nach dem eigenen Ich zu sein scheint und sich scheinbar ununterbrochen versucht selbst zu reflektieren, dieser Mann, der sein Leben aus Erinnerungen, Stimmungen und Illusionen aufbaut, hat viele charakteristische Züge des typischen impressionistischen und auch des dekadenten Menschentypus, die zur Zeit Schnitzlers literarisch weit verbreitete Typen war.
Die Analyse Anatols und die Elemente des impressionistischen und dekadenten Menschentypus’, die Schnitzler zur Zeichnung seiner Figur verwendet hat, sollen hier Gegenstand der Betrachtung sein. Deshalb werden die literarischen Menschentypen, nach einer eingehenden Beschreibung der einzelnen Einakter auf inhaltlicher Ebene, genauer beschrieben. Danach soll schließlich Anatol charakterisiert und seine Psyche analysiert werden, damit letztendlich eine eventuelle Einordnung der Figur in einen Bestimmten Typus erfolgen kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Inhalt des Anatol- Zyklus
- 2.1 Die Frage an das Schicksal
- 2.2 Weihnachtseinkäufe
- 2.3 Episode
- 2.4 Denksteine
- 2.5 Abschiedssouper
- 2.6 Agonie
- 2.7 Anatols Hochzeitsmorgen
- 2.8 Anatols Größenwahn
- 2.9 Die beiden fehlenden Szenen: Süßes Mädel und Das Abenteuer seines Lebens
- 3. Die literarischen Menschentypen der Jahrhundertwende
- 3.1 Der impressionistische Menschentypus
- 3.2 Der dekadente Typus
- 4. Eine Analyse Anatols
- 5. Welchen Typus verkörpert Anatol?
- 6. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert die Darstellung des impressionistischen und dekadenten Menschentypus in Arthur Schnitzlers Anatol-Zyklus. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Titelfigur Anatol, deren Psychologie und Selbstwahrnehmung im Kontext der literarischen Typen der Jahrhundertwende untersucht werden.
- Analyse der einzelnen Einakter des Anatol-Zyklus
- Beschreibung der literarischen Menschentypen der Jahrhundertwende
- Charakterisierung von Anatol und seiner Psyche
- Einordnung Anatols in den impressionistischen und/oder dekadenten Typus
- Untersuchung der Beziehung zwischen Autor und Figur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Anatol-Zyklus von Arthur Schnitzler vor und beschreibt seinen Entstehungsprozess sowie die Bedeutung der Figur Anatol. Das zweite Kapitel bietet eine Zusammenfassung der einzelnen Einakter des Zyklus, wobei die Handlung und die wichtigsten Figuren kurz vorgestellt werden. Das dritte Kapitel widmet sich den literarischen Menschentypen der Jahrhundertwende, insbesondere dem impressionistischen und dem dekadenten Typus, um diese später mit Anatol in Verbindung setzen zu können. Die Analyse Anatols und seine Einordnung in einen bestimmten Typus erfolgt im vierten und fünften Kapitel.
Schlüsselwörter
Anatol-Zyklus, Arthur Schnitzler, impressionistischer Menschentypus, dekadenter Typus, Jahrhundertwende, Wiener Moderne, Psychologie, Selbstwahrnehmung, Charakteranalyse, Einakter, Liebesgeschichte.
- Quote paper
- Martina Jansen (Author), 2007, Eine Analyse der Darstellung des impressionistischen und dekadenten Menschentypus’ in Arthur Schnitzlers Werk "Anatol", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/84711