Durch die rezeptionsästhetische Schule ist der Lesevorgang als bedeutungs-konstruierender Prozess in der didaktischen Literaturforschung allgemein anerkannt. Als ebenso selbstverständlich gilt es heutzutage, dass der Leser bei der Lektüre auf sein Vorwissen zurückgreift. Während die zentrale Aussage eines Sachtextes noch weitgehend durch die Dekodierung der einzelnen Bedeutungselemente und -ketten, also der Wörter und Sätze, verstanden werden kann, lässt sich die Intention eines literarischen Textes nur durch das Hinzuziehen von bestimmtem Weltwissen, literarischem Vorwissen und persönlichen Erfahrungen erfassen. Lesen ist somit ein aktiver Vorgang, bei dem der Leser Schlussfolgerungen ziehen, geschilderte Situationen miteinander in Bezug setzen und sie an sein Vorwissen anknüpfen muss. Wolfgang Iser bezeichnet diese offenen Bezüge in seinem Aufsatz „Die Appellstruktur von Texten“ von 1970 als „Leerstellen“ . In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, wie weit der Begriff „Leerstelle“ bei Iser und in nachfolgenden Theorien gefasst ist – und inwiefern das Wissen um den Umgang des Lesers mit Leerstellen zur Förderung des Textverstehens im Unterricht beitragen kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Relevanz offener Stellen für die Intention literarischer Texte - am Beispiel der Kurzgeschichte „Nacht schlafen die Ratten doch“ von Wolfgang Borchert
- Zum Inhalt
- Zur literarischen Gestaltung
- Der Aufbau
- Die Erzähltechnik
- Sprachliche Stilmittel
- Die Intention des Textes und ihre Abhängigkeit vom Ausfüllen offener Stellen
- Theoretische Grundlage: Die von Wolfgang Iser begründete „Leerstellen“-Theorie
- Die „Leerstelle“ auf syntagmatischer Ebene
- Die „Leerstelle“ auf der paradigmatischen Ebene
- Notwendige Ergänzungen für eine didaktische Anwendung der Theorie
- Analyse der Leerstellen und Unbestimmtheiten in Borcherts „Nachts schlafen die Ratten doch“
- Schlussfolgerungen
- Zur Möglichkeit und Problematik einer didaktischen Implementierung - am Beispiel einer Übung zur Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ für eine 7. und 8. Gymnasialklasse
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Bedeutung offener Stellen („Leerstellen“) in literarischen Texten und deren didaktische Implementierung im Literaturunterricht. Sie analysiert, wie der Leser diese Leerstellen aktiv mit seinem Vorwissen füllt und wie dies zum Textverständnis beiträgt. Die Arbeit nutzt die Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ von Wolfgang Borchert als Fallbeispiel.
- Die Relevanz offener Textstellen für das Verständnis literarischer Intentionen
- Wolfgang Isers „Leerstellen“-Theorie und ihre Anwendung auf literarische Texte
- Analyse der Leerstellen in Borcherts Kurzgeschichte
- Didaktische Möglichkeiten und Herausforderungen der Implementierung der „Leerstellen“-Theorie im Unterricht
- Förderung des Textverstehens durch die Auseinandersetzung mit offenen Stellen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die rezeptionsästhetische Perspektive des Leseprozesses ein und betont die aktive Rolle des Lesers beim Verstehen literarischer Texte. Sie hebt die Bedeutung von Vorwissen und die Notwendigkeit, Schlussfolgerungen zu ziehen, hervor. Wolfgang Isers Begriff der „Leerstellen“ wird eingeführt als zentraler Untersuchungsgegenstand, der die Frage nach der didaktischen Förderung des Textverständnisses durch den Umgang mit diesen offenen Stellen beleuchtet.
Die Relevanz offener Stellen für die Intention literarischer Texte - am Beispiel der Kurzgeschichte „Nacht schlafen die Ratten doch“: Dieses Kapitel analysiert Wolfgang Borcherts Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“. Es beschreibt den Inhalt, die literarische Gestaltung (Aufbau, Erzähltechnik, sprachliche Stilmittel) und untersucht, wie die offenen Stellen des Textes zum Verständnis der Intention beitragen. Die düstere Stimmung am Anfang und die hoffnungsvolle Wendung werden im Detail beschrieben, und es wird verdeutlicht, wie der offene Schluss verschiedene Interpretationen zulässt.
Theoretische Grundlage: Die von Wolfgang Iser begründete „Leerstellen“-Theorie: Dieses Kapitel stellt Isers „Leerstellen“-Theorie vor, differenziert zwischen syntagmatischen und paradigmatischen Leerstellen und diskutiert notwendige Anpassungen für die didaktische Anwendung. Es bildet die theoretische Grundlage für die Analyse von Borcherts Kurzgeschichte und die anschließenden didaktischen Überlegungen.
Schlüsselwörter
Leerstellen-Theorie, Wolfgang Iser, Rezeptionsästhetik, Textverstehen, Literaturdidaktik, Wolfgang Borchert, „Nachts schlafen die Ratten doch“, offene Stellen, Textintention, Lesevorgang, didaktische Implementierung.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse offener Stellen in Wolfgang Borcherts "Nachts schlafen die Ratten doch"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Bedeutung offener Stellen ("Leerstellen") in literarischen Texten und deren didaktische Anwendung im Literaturunterricht. Sie analysiert, wie der Leser diese Leerstellen mit seinem Vorwissen füllt und wie dies zum Textverständnis beiträgt. Als Fallbeispiel dient die Kurzgeschichte "Nachts schlafen die Ratten doch" von Wolfgang Borchert.
Welche theoretische Grundlage wird verwendet?
Die Arbeit basiert auf Wolfgang Isers "Leerstellen"-Theorie. Diese Theorie wird vorgestellt und auf ihre Anwendbarkeit im Literaturunterricht hin untersucht. Die Unterscheidung zwischen syntagmatischen und paradigmatischen Leerstellen wird erläutert.
Wie wird die Kurzgeschichte "Nachts schlafen die Ratten doch" analysiert?
Die Analyse umfasst den Inhalt, die literarische Gestaltung (Aufbau, Erzähltechnik, sprachliche Stilmittel) und die Untersuchung, wie offene Stellen zum Verständnis der Intention des Textes beitragen. Es wird gezeigt, wie der offene Schluss verschiedene Interpretationen zulässt.
Welche didaktischen Aspekte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit den Möglichkeiten und Herausforderungen der Implementierung der "Leerstellen"-Theorie im Unterricht. Es wird ein Beispiel für eine didaktische Übung für eine 7. und 8. Gymnasialklasse vorgestellt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Leerstellen-Theorie, Wolfgang Iser, Rezeptionsästhetik, Textverstehen, Literaturdidaktik, Wolfgang Borchert, "Nachts schlafen die Ratten doch", offene Stellen, Textintention, Lesevorgang, didaktische Implementierung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zur Relevanz offener Stellen in Borcherts Kurzgeschichte, ein Kapitel zur theoretischen Grundlage (Isers Leerstellen-Theorie), eine Analyse der Leerstellen in der Kurzgeschichte, Schlussfolgerungen, ein Kapitel zur didaktischen Implementierung, eine Zusammenfassung und ein Literaturverzeichnis.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung offener Stellen für das Textverständnis zu verdeutlichen und die didaktischen Möglichkeiten ihrer Nutzung im Literaturunterricht aufzuzeigen. Sie möchte die aktive Rolle des Lesers beim Erschließen von Texten hervorheben.
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- Juliana Hartwig (Author), 2007, Die "Leerstellentheorie", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/84518