Seit einigen Jahren dominiert die Diskussion um Modernisierung und Finanzierung der
Sozialsysteme die deutsche Politik. Gleichzeitig steht die Wirtschaft durch Globalisierung
und Europäisierung vor enormen Herausforderungen, was nur geringe fiskalische Spielräume
zur Entlastung der öffentlichen Haushalte zulässt. Angesichts der Komplexität und Bedeutung
der Herausforderungen, wird von den Entscheidungsträgern (inkl. der Wähler) Rationalität
angenommen und verlangt, um die Auswahl der bestmöglichen Strategie zu gewährleisten.
Interessanter Weise stellen zeitgleich experimentelle Ergebnisse die Annahme der
Rationalität bei Entscheidungen in Frage. Die Erwartungsnutzentheorie, die lange Zeit als die
Standardtheorie zur Modellierung von Entscheidungen galt, wird zunehmend auf ihre
normative Gültigkeit zurückgedrängt. Als Alternative entwickelte sich die Prospect Theory
zum deskriptiv erfolgreichsten Ansatz, um Präferenzen bei Entscheidungen unter Risiko zu
erfassen. Diese von Kahneman und Tversky (1979) entwickelte Theorie zweifelt am stets
rationalen Entscheider und rüttelt an den Prinzipien der Erwartungsnutzentheorie. Sie ist
dabei nicht als Ausdruck für mangelnde Intelligenz oder Unfähigkeit zu verstehen, sondern
soll vielmehr die Ursachen für Verzerrungen und Fehler bei Entscheidungen aufzeigen.
Ziel der Arbeit ist die kritische Auseinandersetzung mit der Prospect Theory sowie das
Auffinden von Anwendungsmöglichkeiten, um Entscheidungen im politischen, wirtschaftlichen
und privaten Umfeld besser verstehen, voraussagen und ggf. beeinflussen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erwartungsnutzentheorie als rationaler Ansatz
- Homo oeconomicus
- Grundlagen der Erwartungsnutzentheorie
- Prospect Theory
- Motivation der Prospect Theory
- Entscheidungsprozess
- Wertfunktion
- Cumulative Prospect Theory
- Prospect Theory und Myopic Loss Aversion
- Empirische Studien zur Überprüfung der Prospect Theory
- Studie von Quattrone und Tversky (1988)
- Studie von Brumagim und Wu (2005)
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich kritisch mit der Prospect Theory und untersucht ihre Anwendbarkeit im politischen, wirtschaftlichen und privaten Umfeld. Sie analysiert, wie die Theorie Entscheidungen unter Risiko erklärt und wie sie zur Verbesserung des Verständnisses, der Vorhersage und der möglichen Beeinflussung von Entscheidungen beitragen kann.
- Die Grenzen der Erwartungsnutzentheorie und die Notwendigkeit eines alternativen Ansatzes
- Die Kernaussagen und zentralen Mechanismen der Prospect Theory
- Die Bedeutung der Wertfunktion und der Framing-Effekte
- Die Rolle der Prospect Theory im Kontext der Entscheidungspsychologie
- Praktische Anwendungen der Prospect Theory im realen Leben
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die aktuelle Diskussion um die Modernisierung und Finanzierung von Sozialsystemen im Kontext der Globalisierung und Europäisierung. Sie stellt die Notwendigkeit eines neuen Ansatzes zur Modellierung von Entscheidungen unter Risiko heraus, da die klassische Erwartungsnutzentheorie zunehmend in Frage gestellt wird.
- Erwartungsnutzentheorie als rationaler Ansatz: Dieses Kapitel erläutert das Konzept des homo oeconomicus und die Grundlagen der Erwartungsnutzentheorie. Es beschreibt die axiomatischen Grundlagen der Theorie und die Anforderungen an rationale Entscheidungen unter Risiko.
- Prospect Theory: Dieses Kapitel stellt die Prospect Theory von Kahneman und Tversky (1979) vor. Es beschreibt die Motivation der Theorie, die zentralen Elemente des Entscheidungsprozesses, die Wertfunktion sowie die Cumulative Prospect Theory und Myopic Loss Aversion.
- Empirische Studien zur Überprüfung der Prospect Theory: Dieses Kapitel präsentiert zwei empirische Studien, die die Prospect Theory untersuchen. Es analysiert die Ergebnisse der Studien von Quattrone und Tversky (1988) sowie Brumagim und Wu (2005).
Schlüsselwörter
Prospect Theory, Erwartungsnutzentheorie, Risikoaversion, Wertfunktion, Framing-Effekte, Entscheidungen unter Risiko, Entscheidungsverhalten, Verhaltensökonomie, Entscheidungspsychologie, Homo oeconomicus.
- Quote paper
- Martin Apfel (Author), 2007, Losses loom larger than gains - Die Prospect Theory, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/84168