Im Jahre 1993 veröffentlichte der US-amerikanische Politikwissenschaftler Samuel Phillips Huntington einen Beitrag in der Zeitschrift „Foreign Affairs“. Sein Titel: „The Clash of Civilisations?“. Dieser Beitrag löste weltweite Diskussionen aus, ließ er doch die erhoffte Friedensdividende sowie „das Ende der Geschichte“ und damit den Triumph des liberal-demokratischen Gesellschaftsmodells nach dem Kollaps der Sowjetunion in weite Ferne rücken. Zwei Jahre später erschien die These vom Kampf der Kulturen in Buchform, nun ohne Fragezeichen. Doch auch das Werk, das eine „umfassendere, tiefere und gründlicher dokumentierte Antwort“ auf die ursprünglich aufgestellte Frage geben soll, rief und ruft eine Reihe von kritischen Stellungnahmen, sowie Erwiderungen hervor. Zumindest in der deutschen Bevölkerung scheint das Urteil über die Thesen Huntingtons eindeutig zu sein: So gaben im Mai 2006 56 Prozent der befragten Deutschen an, es gebe einen Kampf der Kulturen zwischen Christentum und Islam, nur 25 Prozent lehnten diese These ab. Besonders die Anschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001 führten zu einer erneuten Diskussion der Thesen Huntingtons.
Im ersten Teil dieser Arbeit werden die zentralen Aussagen des „Kampfes der Kulturen“ dargestellt. Wegen des großen Umfangs des Werkes erfolgt eine Beschränkung auf die meistzitierten und meistkritisierten Aspekte. Anschließend werden systematisch politiktheoretische Kritikpunkte an den Aussagen Huntingtons aufgearbeitet. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, sein Buch sei nicht präzise genug (2.1.), es vernachlässige intrakulturelle Konflikte, die die Mehrzahl aller Auseinandersetzungen darstellten (2.2.), außerdem gebe es keine antiwestliche Koalition (2.3.), dafür unter Umständen eine islamische Modernisierung (2.4.). Weitere Kritik entzündet sich an der Auslegung von Identitäten und dem Mangel an interdependenztheoretischer Validität (2.5.).
Im abschließenden Fazit wird gefragt, welchen praktischen Nutzen Huntingtons Theorie trotz aller Kritik haben kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Huntingtons „Kampf der Kulturen“
- Kritik an Huntingtons Thesen
- Mangel an Präzision
- Intrakulturelle Konflikte
- Islamische Modernisierung?
- Keine antiwestliche Koalition
- Weitere Kritik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Huntingtons These vom „Kampf der Kulturen“ im Kontext der politikwissenschaftlichen Debatte. Sie beleuchtet die zentralen Aussagen der Theorie und untersucht kritisch ihre Annahmen und Schlussfolgerungen.
- Die Bedeutung von Kultur und Identität in der Weltpolitik nach dem Kalten Krieg
- Die Verschiebung des Machtgleichgewichts zugunsten nichtwestlicher Kulturen
- Die Rolle des Westens in einem multipolaren und multikulturellen Weltsystem
- Der Einfluss von kulturellen Werten auf die Entstehung neuer Weltordnungen
- Die Kritik an Huntingtons These hinsichtlich ihrer Präzision, ihrer Vernachlässigung intrakultureller Konflikte und ihrer Annahme einer antiwestlichen Koalition
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und stellt den Kontext der Huntingtonschen Theorie dar. Es beleuchtet die Entstehung der „Kampf der Kulturen“-These und ihren Einfluss auf die zeitgenössische Debatte.
Das zweite Kapitel analysiert die zentralen Aussagen Huntingtons. Es beleuchtet die wichtigsten Aspekte seiner Theorie, wie die Bedeutung von Kultur und Identität in der Weltpolitik, die Verschiebung des Machtgleichgewichts und die Entstehung neuer Weltordnungen.
Das dritte Kapitel widmet sich der Kritik an Huntingtons Thesen. Es werden verschiedene Einwände und Kritikpunkte aufgezeigt, die sich unter anderem auf die mangelnde Präzision der Theorie, die Vernachlässigung intrakultureller Konflikte und die Annahme einer antiwestlichen Koalition beziehen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Arbeit sind Kultur, Identität, Weltpolitik, Kalter Krieg, Machtverschiebung, Weltordnung, Konflikte, Islamische Modernisierung, Kritik, Interdependenz, Westliche Kultur, Antiwestliche Koalition.
- Quote paper
- Tim Peters (Author), 2007, Huntingtons Kampf der Kulturen in der politikwissenschaftlichen Debatte, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/83726