Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verbesserten sich zunehmend die mechanischen und chemischen Techniken des Fotografierens. Während viele Nutzer die Kamera verwendeten, um Erinnerungen an Familienmomente zu sichern, entdeckten Experimentierfreudigere die Möglichkeit, Ideen, Konzepte und Weltanschauungen zu visualisieren – unter ihnen der Däne Jacob August Riis. Er gilt als einer der bedeutendsten Dokumentaristen sozialer Missstände. Riis nutzte die Kamera als Instrument für soziales Engagement ebenso, jedoch mit gezielterem Einsatz und mit größerem Erfolg und brachte somit die Sozialdokumentation zu ihrem Höhepunkt. Wie der Däne erkannte, waren Lichtbilder eine stärkere Waffe für die überzeugende Verbreitung von Meinungen, als das geschriebene oder gesprochene Wort. Um die elenden Zustände seiner eigenen Lebenswirklichkeit der Öffentlichkeit bewusst zu machen, schuf der Riis zwischen 1887 und 1892, während des amerikanischen „Gilded Age“, eine Fotoserie über den Slum in New York. Diese nutzte er als Illustration für seine sozialdokumentarischen Vorträge und Bücher, hiervon besonders sein Werk How the Half Lives (‚Wie die andere Hälfte lebt’, 1890) zu erwähnen.
Viele folgten Riis’ Beispiel, wie der Amerikaner Lewis Wickes Hine, der sich besonders auf die Kritik der ökonomischen Ausbeutung von Kindern spezialisierte. Allerdings, im Gegensatz zu Riis, erschien ihm neben einer Botschaft an die Gesellschaft auch die Ästhetik seines fotografischen Schaffens wichtig. Mit ihren informierenden Aufnahmen reihen sich Riis und Hine ein in eine Tradition von Dokumentarfotografen. Hierzu zählen Roger Fenton, der als einer der ersten Kriegsberichterstatter über den Krimkrieg berichtete, und Mathew B. Brady als auch Timothy H. O'Sullivan, die die harte Realität des amerikanischen Bürgerkrieges aufzeigten.
Das Besondere an den Bemühungen von Jacob Riis und Lewis Hine ist jedoch, dass ihre Werke die Lebensbedingungen ihrer Motive positiv veränderten. Dieses war möglich, weil es den beiden Sozialaktivisten durch ihre Werke gelang, die öffentliche Gleichgültigkeit in ein Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortung zu verändern. Die Fotografien dieser Engagierten sind damit ein Beweis, dass Kunst die Wirklichkeit beeinflussen kann. Im Folgenden möchte ich erläutern, welche doch unterschiedlichen Schwerpunkte Riis und Hine bei ihren Arbeiten verfolgten und welchen konkreten Erfolg sie damit erzielten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kunst verändert Wirklichkeit – die sozialkritische Fotografie von Jacob August Riis und Lewis Wickes Hine
- Überblick über Jacob A. Riis' Werdegang und Wirken
- How the Other Half Lives
- Riis als Inspiration und Vorbild: Das Beispiel Lewis Wickes Hine
- Erfolge der frühen sozialkritischen Dokumentarfotografie
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die sozialkritische Fotografie von Jacob August Riis und Lewis Wickes Hine im 19. Jahrhundert. Ziel ist es, die individuellen Arbeitsweisen und die erzielten Erfolge beider Fotografen im Kontext ihrer Zeit zu analysieren und ihre Bedeutung für die soziale Reformbewegung zu beleuchten.
- Der Werdegang und die Arbeitsmethoden von Jacob A. Riis
- Die Wirkung von Riis' Werk "How the Other Half Lives"
- Lewis W. Hine als Nachfolger und dessen Fokus auf Kinderarbeit
- Der Einfluss der sozialkritischen Fotografie auf die öffentliche Meinung und politische Reformen
- Die Rolle der Fotografie als Medium sozialer Veränderung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Anfänge der Fotografie im 19. Jahrhundert ein und beschreibt die Entwicklung von der Daguerreotypie bis hin zur breiten Verfügbarkeit der Kamera. Sie hebt die Bedeutung der Fotografie als authentisches Medium hervor und stellt Jacob August Riis und John Thomson als Pioniere der sozialkritischen Dokumentarfotografie vor. Riis' innovativer Einsatz der Fotografie zur Darstellung sozialer Missstände und seine Wirkung im Vergleich zu geschriebenen oder gesprochenen Worten wird hervorgehoben, seine Arbeit "How the Other Half Lives" als zentrales Beispiel seiner sozialkritischen Fotografie wird genannt. Die Arbeit von Lewis Hine als ein Beispiel für die Fortführung dieses Ansatzes wird erwähnt, wobei seine ästhetische Sensibilität im Gegensatz zu Riis herausgestellt wird. Abschließend wird die besondere Wirkung der Arbeiten von Riis und Hine aufgrund der positiven Veränderung der Lebensbedingungen der dargestellten Menschen und deren Einfluss auf die gesellschaftliche Verantwortung betont.
Kunst verändert Wirklichkeit – die sozialkritische Fotografie von Jacob August Riis und Lewis Wickes Hine: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über das Leben und Werk von Jacob A. Riis. Es beschreibt seine Einwanderungserfahrungen in den New Yorker Slums und seine anschließende Karriere als Journalist und Sozialreformer. Der Fokus liegt auf Riis' Einsatz der Fotografie zur Dokumentation der Armut und der schlechten Lebensbedingungen in den Slums. Seine Methode, Fotografien mit journalistischen Texten zu kombinieren, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, wird ausführlich erläutert. Das Kapitel analysiert die Wirkung seines Buches "How the Other Half Lives" und dessen Einfluss auf die soziale Reformbewegung. Die Verbindung zu Lewis Hine und der Fortführung seiner Ideen wird angesprochen. Die beschriebenen Erfahrungen Riis' in den Slums und seine daraus resultierende sozialkritische Arbeit werden tiefgehend beleuchtet, dabei wird auch auf die Motivation und die Folgen seines Wirkens eingegangen.
Schlüsselwörter
Sozialkritische Fotografie, Jacob August Riis, Lewis Wickes Hine, How the Other Half Lives, Armut, Slums, Kinderarbeit, Sozialreform, Dokumentarfotografie, 19. Jahrhundert, USA, Soziale Ungerechtigkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Sozialkritische Fotografie von Jacob August Riis und Lewis Wickes Hine
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die sozialkritische Fotografie von Jacob August Riis und Lewis Wickes Hine im 19. Jahrhundert. Sie untersucht deren Arbeitsweisen, Erfolge und Bedeutung für die soziale Reformbewegung. Die Analyse umfasst Riis' Werdegang, die Wirkung seines Buches "How the Other Half Lives", Hines Fokus auf Kinderarbeit und den Einfluss der Fotografie auf die öffentliche Meinung und politische Reformen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die sozialkritische Fotografie als Medium sozialer Veränderung, den Werdegang und die Arbeitsmethoden von Jacob A. Riis und Lewis W. Hine, die Wirkung von Riis' "How the Other Half Lives", den Einfluss der Fotografie auf die öffentliche Meinung und politische Reformen, und die Rolle der Fotografie bei der Darstellung von Armut, Slums und Kinderarbeit.
Wer sind die zentralen Figuren?
Die zentralen Figuren sind Jacob August Riis und Lewis Wickes Hine, zwei Pioniere der sozialkritischen Fotografie im 19. Jahrhundert in den USA. Die Arbeit vergleicht und kontrastiert ihre Arbeitsweisen und den Einfluss ihrer Werke.
Was ist das Hauptziel der Arbeit?
Das Hauptziel ist die Analyse der individuellen Arbeitsweisen und der erzielten Erfolge von Riis und Hine im Kontext ihrer Zeit und die Beleuchtung ihrer Bedeutung für die soziale Reformbewegung. Es geht darum, den Einfluss ihrer Fotografie auf die öffentliche Wahrnehmung sozialer Missstände und die daraus resultierenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen zu verstehen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, ein Hauptkapitel über die sozialkritische Fotografie von Riis und Hine, und eine Zusammenfassung. Die Einleitung beschreibt die Anfänge der Fotografie und die Bedeutung der Fotografie als authentisches Medium. Das Hauptkapitel bietet einen umfassenden Überblick über das Leben und Werk von Riis und Hine, mit besonderem Fokus auf Riis' "How the Other Half Lives" und Hines Arbeit zur Kinderarbeit. Die Zusammenfassung fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Sozialkritische Fotografie, Jacob August Riis, Lewis Wickes Hine, How the Other Half Lives, Armut, Slums, Kinderarbeit, Sozialreform, Dokumentarfotografie, 19. Jahrhundert, USA, Soziale Ungerechtigkeit.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist übersichtlich strukturiert mit einem Inhaltsverzeichnis, einer Zielsetzung und Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörtern. Dies ermöglicht eine einfache Navigation und ein schnelles Verständnis des Inhalts.
Welche Rolle spielt die Fotografie in dieser Arbeit?
Die Fotografie steht im Mittelpunkt dieser Arbeit. Sie wird nicht nur als Medium der Dokumentation, sondern auch als Instrument der sozialen Veränderung analysiert. Die Arbeit untersucht, wie Riis und Hine die Fotografie einsetzten, um die Öffentlichkeit auf soziale Missstände aufmerksam zu machen und politische Reformen anzustoßen.
- Quote paper
- Gunnar Linning (Author), 2007, Kunst verändert Wirklichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/83251