Der ‚Klassiker’ Hot Shots! hat 1991 vorgeführt, wie es geht, mittlerweile gibt es so gut wie kein Genre mehr, dass noch keine parodistische Verarbeitung erfahren hat. Filmparodien haben Konjunktur und locken Millionen von Zuschauern in die Kinos. Es ist offensichtlich, dass die Werke in vielerlei Hinsicht alles andere als niveauvoll sind und meist haufenweise platte und geschmacklose Witzeleien enthalten. Außerdem scheinen sie viele filmische Regeln des klassischen Hollywood-Kinos bewusst zu missachten. Wie kommt es dennoch, dass diese Filme solch enorme Publikumserfolge werden konnten bzw. können, und welche Konsequenzen hat die parodistische Form somit für die Filmrezeption?
Zur Beantwortung dieser Fragen macht sich vorliegende Arbeit zum Ziel, Parodien bezüglich ihrer außergewöhnlichen formalen Eigenarten zu untersuchen. Hierbei wird hauptsächlich interessant sein zu erforschen, wie Parodien mit eingefahrenen Filmkonventionen umgehen. Als theoretischer Ansatz, anhand dessen die Genretechniken untersucht werden können, bieten sich vor allem formal-orientierte Konzepte an. Ein Mann genießt aufgrund derartiger theoretischer Denkanstöße seit einiger Zeit besonders große Popularität: der amerikanische Filmwissenschaftler David Bordwell. Bordwell hat sich im filmtheoretischen Diskussionsraum der 80er Jahre einen Namen als Hauptvertreter des Neoformalismus gemacht. Seine Ansätze sind kognitiv orientiert und versuchen, „das interaktive Verhältnis von Zuschauer und filmischer Textstruktur zu bestimmen und den Prozeß filmischer Textverarbeitung schematheoretisch zu modellieren.“ Der Filmtheoretiker nimmt dabei insbesondere Bezug auf die geschichtliche Poetik des Films, reflektiert also die methodologischen Grundlagen der Ausbildung von filmischen Stilen in ihrer zeitlichen Entwicklung. Seine Überlegungen beschäftigen sich somit nicht nur mit reiner Filmtheorie, sondern auch -analyse und -geschichte. Ziel Bordwells neoformalistischer Ausführungen ist es, eine möglich geschlossene filmische Theorie zu liefern, die das Medium mit all seinen formalen, stilistischen, technischen und rezeptionsästhetischen Details erfasst.
Es gilt nun im Folgenden zu beleuchten, wie sich Bordwells Kategorien und theoretische Entwürfe mit dem Genre der Parodie vertragen. Sind sie auch auf diese Filmform anwendbar? Oder ergeben sich hier vielleicht unvereinbare Widersprüchlichkeiten? Diese Überlegungen stellen den Ausgangspunkt meiner Arbeit dar.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung: Fragestellung und Ziel
- 2. Die Parodie
- 2.1 Parodistische Eigenarten
- 2.2 Parodistische Methoden
- 2.3 Die untersuchten Parodien
- 3. Bordwells Filmtheorie
- 3.1 Kognitive Aspekte
- 3.2 Das generelle neoformalistische Konzept
- 3.2.1 Exkurs: Genretheorie
- 3.2.2 Stilbruch
- 3.2.3 Bruch mit Normen
- 3.2.4 Irrealer Einsatz von filmtechnischen Mitteln
- 3.2.5 Bruch mit Soundkonventionen
- 3.2.6 Gebrochene Narrativik
- 3.2.7 Folge-Szenen-Fehler
- 4. Fazit und weiterführender Ansatz
- 4.1 Bordwells Bilanz
- 4.2 Erfordertes Rezeptionsverhalten
- 4.3 Abschließender Ausblick: Exemplarische Überprüfung weiterer Filmtheorien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die formalen Eigenarten von Filmparodien und deren Verhältnis zu etablierten Filmkonventionen. Der Fokus liegt auf der Anwendung von David Bordwells neoformalistischer Filmtheorie auf das Genre der Parodie. Die Arbeit fragt nach den Gründen für den Erfolg von Filmparodien trotz bewusster Missachtung filmischer Regeln und den daraus resultierenden Konsequenzen für die Filmrezeption.
- Analyse der formalen Eigenarten von Filmparodien
- Anwendung von Bordwells neoformalistischer Filmtheorie auf Filmparodien
- Untersuchung des Verhältnisses von Parodie und Filmkonventionen
- Erforschung der Rezeptionsästhetik von Filmparodien
- Beurteilung der Anwendbarkeit von Bordwells Theorie auf das Genre der Parodie
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Fragestellung und Ziel: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach dem Erfolg von Filmparodien trotz bewusster Verletzung filmischer Konventionen. Sie führt Beispiele wie "Hot Shots!" und "Scary Movie" an und legt den theoretischen Fokus auf David Bordwells neoformalistischen Ansatz, um das interaktive Verhältnis zwischen Zuschauer und filmischer Textstruktur zu untersuchen. Die Arbeit beabsichtigt zu ergründen, inwiefern Bordwells Kategorien auf das Genre der Parodie anwendbar sind und welche Widersprüche sich möglicherweise ergeben.
2. Die Parodie: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in das Genre der Parodie, wobei die umfangreiche Forschungsliteratur, vorwiegend aus der Literaturwissenschaft, erwähnt wird. Es wird eine einfache Definition der Parodie gegeben und auf verschiedene parodistische Methoden hingewiesen. Die Bedeutung der Parodie als "Prototyp der Moderne" (Altman) wird betont, die durch die Neubewertung bekannten Materials und das Mischen künstlerischer Elemente gekennzeichnet ist. Das Kapitel unterstreicht die Notwendigkeit des Vorwissens beim Rezipienten, da der parodistische Effekt sonst verloren geht.
3. Bordwells Filmtheorie: Dieses Kapitel präsentiert Bordwells neoformalistischen Ansatz, der sich durch eine kognitive Orientierung und die Berücksichtigung der geschichtlichen Poetik des Films auszeichnet. Bordwells Ziel ist es, eine umfassende Filmtheorie zu entwickeln, die alle formalen, stilistischen, technischen und rezeptionsästhetischen Aspekte des Mediums erfasst. Es werden verschiedene Aspekte von Bordwells Theorie, wie der Umgang mit Genretheorie, Stilbrüchen, und der gebrochenen Narrativik, erläutert. Diese theoretischen Grundlagen bilden die Basis für die Analyse der Filmparodien.
Schlüsselwörter
Filmparodie, David Bordwell, Neoformalismus, Filmkonventionen, Rezeptionsästhetik, Genre, Kognitivismus, Filmtheorie, Stilbruch, Narrativik.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse von Filmparodien anhand der neoformalistischen Filmtheorie Bordwells
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit analysiert die formalen Eigenarten von Filmparodien und ihr Verhältnis zu etablierten Filmkonventionen. Der Fokus liegt dabei auf der Anwendung von David Bordwells neoformalistischer Filmtheorie auf das Genre der Parodie. Die Arbeit untersucht, warum Filmparodien trotz bewusster Missachtung filmischer Regeln erfolgreich sind und welche Konsequenzen dies für die Filmrezeption hat.
Welche Theorien werden angewendet?
Die zentrale Theorie ist David Bordwells neoformalistischer Ansatz der Filmtheorie. Dieser Ansatz zeichnet sich durch eine kognitive Orientierung und die Berücksichtigung der geschichtlichen Poetik des Films aus. Die Arbeit untersucht, inwieweit Bordwells Kategorien (wie der Umgang mit Genretheorie, Stilbrüchen und gebrochener Narrativik) auf das Genre der Parodie anwendbar sind.
Welche Filmparodien werden untersucht?
Die Arbeit nennt zwar explizit "Hot Shots!" und "Scary Movie" als Beispiele, benennt aber keine spezifischen Filmparodien, die im Detail analysiert werden. Die Auswahl der untersuchten Parodien wird vermutlich im Haupttext der Arbeit detaillierter beschrieben.
Welche Aspekte der Filmparodie werden analysiert?
Die Analyse umfasst die formalen Eigenarten von Filmparodien, die Anwendung von Bordwells neoformalistischer Filmtheorie, das Verhältnis von Parodie und Filmkonventionen, die Rezeptionsästhetik von Filmparodien und die Beurteilung der Anwendbarkeit von Bordwells Theorie auf das Genre der Parodie.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einführung mit Fragestellung und Zielsetzung, ein Kapitel zur Parodie (inkl. parodistischen Eigenarten und Methoden), ein Kapitel zu Bordwells Filmtheorie (mit detaillierter Erläuterung verschiedener Aspekte seiner Theorie), und ein Fazit mit weiterführenden Ansätzen. Das Inhaltsverzeichnis im HTML-Snippet zeigt die detaillierte Kapitelstruktur.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Filmparodie, David Bordwell, Neoformalismus, Filmkonventionen, Rezeptionsästhetik, Genre, Kognitivismus, Filmtheorie, Stilbruch und Narrativik.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt?
Die zentrale Forschungsfrage ist: Warum sind Filmparodien trotz der bewussten Verletzung filmischer Konventionen erfolgreich? Die Arbeit untersucht dies anhand der Anwendung von Bordwells neoformalistischer Filmtheorie.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die konkreten Schlussfolgerungen werden im Kapitel "Fazit und weiterführender Ansatz" präsentiert und beinhalten eine Bilanz von Bordwells Theorie im Kontext der Filmparodie, die Betrachtung des erforderlichen Rezeptionsverhaltens und einen Ausblick auf die exemplarische Überprüfung weiterer Filmtheorien.
- Quote paper
- Sabine Buchholz (Author), 2006, Parodie trifft Filmtheorie , Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/82597