Die bürgerliche Gesellschaft durchläuft im 19. Jahrhundert eine Zeit der Umbrüche; gravierende ökonomische, kulturelle und politische Entwicklungen fördern sowohl ein neues bürgerliches Selbstbewusstsein wie auch in einigen Bereichen ein Biedermeier´schen, romantischen Rückzug ins Private.
Im Folgenden sollen die Tischkulturen, die Bedeutungen des Essens in Gesellschaft, die kulturellen Nuancen und zeitgenössischen Stimmungen vornehmlich anhand der Texte Die Kunst des Essens von W. Fred und Grundzüge des gastronomischen Anstands von Grimod de la Reynière aufgezeigt werden.
Doch vorab stellt sich die Frage, wer waren die Menschen, deren Esskultur erläutert werden soll? Was war das, die bürgerliche Gesellschaft?
Hier soll im Wesentlichen die Kultur einer Gesellschaftsschicht behandelt werden, die im 19. Jahrhundert aufstrebend gewisse Freiheiten genießen konnte: Das Bürgertum hatte ein wirtschaftliches Auskommen, das in der Regel über dem Existenzminimum lag und ihm somit Freizeitaktivitäten und den Verzicht der Mitarbeit der Kinder, oft auch der Frauen ermöglichte. Einige wesentliche gemeinsame Merkmale – ohne eine schablonenhafte Typisierung vorzunehmen – sind unter anderem: die Aufwertung der individuellen Leistung, das Streben nach wirtschaftlichem Nutzen und sozialem Ansehen sowie nach politischem Einfluss. Regelmäßige Arbeit, Bildung, Vereinsorganisation, familiäre Hierarchien, Rationalität und Selbstständigkeit sind Schlagworte, die dem Freiheitsdrang und der Autoritätsskepsis, aber auch dem Ordnungsstreben und der Fokussierung auf die Familie vieler Bürger im 19. Jahrhundert entsprechen und die Widersprüche dieser Gruppe kurz umreißen sollen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Kultur des Bürgertums
- Die kulturelle Bedeutung des Speisens
- Die „Gute Küche“ in Deutschland und Frankreich
- Ein kurzer allgemeiner Überblick über die Geschichte des Speisens
- Antike und Mittelalter
- Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts
- Die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert
- Die Kunst des Essens von W. Fred
- Kochen ist weiblich? Die Rolle der Frau
- Tischsitten
- Grundzüge des gastronomischen Anstands von Grimod de la Reynière
- Gast und Gastgeber: Rechte und Pflichten
- Die Rolle der Frau
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Tischkultur in der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Ziel ist es, die Bedeutung des Essens in Gesellschaft, die kulturellen Nuancen und zeitgenössischen Stimmungen anhand von Texten wie „Die Kunst des Essens“ von W. Fred und „Grundzüge des gastronomischen Anstands“ von Grimod de la Reynière aufzuzeigen. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung des bürgerlichen Selbstverständnisses, die Abgrenzung vom Adel und die Rolle der Frau im Kontext der Esskultur.
- Entwicklung des bürgerlichen Selbstverständnisses im 19. Jahrhundert
- Abgrenzung des Bürgertums vom Adel in Bezug auf Esskultur und Lebensweise
- Bedeutung des Essens als kommunikatives Handeln und Symbol
- Tischsitten und gastronomische Anstandsregeln im 19. Jahrhundert
- Rolle der Frau in der Esskultur und im gesellschaftlichen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über die Veränderungen, die die bürgerliche Gesellschaft im 19. Jahrhundert durchmachte, sowie über die Definition des Bürgertums und dessen Selbstverständnis. Kapitel 2 beleuchtet die Kultur des Bürgertums, die Wert auf Reisen, Hausmusik, literarische und bildnerische Künste, Kleidung, Feste, Gesprächs- und Tischkultur legte.
Kapitel 3 widmet sich der kulturellen Bedeutung des Speisens und betrachtet das Essen als kommunikatives Handeln. Kapitel 4 bietet einen historischen Überblick über die Entwicklung des Speisens von der Antike bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In Kapitel 5 werden „Die Kunst des Essens“ von W. Fred und die Rolle der Frau im Kontext der Esskultur näher beleuchtet.
Kapitel 6 behandelt „Grundzüge des gastronomischen Anstands“ von Grimod de la Reynière, wobei die Rechte und Pflichten von Gast und Gastgeber sowie die Rolle der Frau im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Bürgertum, Esskultur, Tischkultur, 19. Jahrhundert, Gesellschaft, Adel, Kommunikation, Symbol, Tischsitten, Gastronomie, Grimod de la Reynière, W. Fred, Frau, Rolle der Frau
- Quote paper
- Barbara Schilling (Author), 2007, Tischkultur in der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/82333