Dass rhetorische Terminologie im Schreiben über Musik vor allem bis ins 18. Jahrhundert geradezu allgegenwärtig ist, ist wohl ein Gemeinplatz in der Musikwissenschaft.
Interessant und wesentlich weniger eindeutig zu klären ist aber die Frage, inwiefern die Rhetorik tatsächlich produktiv auf das Musikschaffen einzelner Komponisten gewirkt hat - oder ob sie nicht in erster Linie ein theoretisches Gerüst war, das mittels seiner verbreiteten Anerkennung der Musik im akademischen Bereich Legitimationsdienste leisten sollte.
Sind musikalisch-rhetorische Figuren zu Bachs Zeit "Standardausrüstung" des kompositorischen Handwerks, oder eher terminologische Hilfen zur Beschreibung musikalischer Sachverhalte?
Es wird gefragt nach der "Grundlageneinheit von Musik und Rhetorik"; die Traditionslinie musikalischer Rhetorik und vor allem des "Figurbegriffs" wird am Beispiel Joachim Burmeisters und Christoph Bernhards untersucht; Bachs rhetorische Schulbildung, der Disput zwischen Scheibe und Birnbaum über Bach und die Rhetorik sowie die konkret rhetorisch gestützte Interpretation Bachscher Werke werden dargestellt und diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- I Zur Grundlageneinheit von Musik und Rhetorik
- I.1 Die Frage nach der Grundlageneinheit: Die Verbindung von ars musica und ars oratoria im Bildungswesen des 16. bis 18. Jahrhunderts
- I.1.1 Zwischenbilanz: Grundlageneinheit im Bildungswesen
- I.1.2 Folgen: Die Rhetorisierung der Musik (nach Gurlitt)
- I.2 Grundlageneinheit einer musikalischen Rhetorik im Wesen von Musik und Sprache
- II Zur Lehre von den musikalisch-rhetorischen Figuren
- II.1 Intention und Wirkung der theoretischen Schriften einer „musikalischen Rhetorik“ am Beispiel Joachim Burmeisters und Christoph Bernhards
- II.1.1 Einschub: Definitionsprobleme - Zum Figurbegriff in Sprache und Literatur
- II.2 Zur Figurenlehre bei Burmeister und Bernhard
- II.2.2 Der Figurbegriff bei Joachim Burmeister
- II.2.3 Der Figurbegriff bei Christoph Bernhard
- II.3 Zwischenbilanz
- III Bach und die Rhetorik - Drei Schlaglichter
- III.1 Zur rhetorischen Schulbildung Bachs
- III.2 Der Scheibe-Birnbaum-Disput – Das Zeugnis J. A. Birnbaums
- III.2.1 Wandel im Zeichen der Frühaufklärung – Gottscheds und Scheibes Figurbegriff
- III.2.2 Scheibes Kritik an Bach - eine Eingrenzung
- III.3 Anmerkungen zu einer Analyse
- IV Schluss: Bilanz (und Ausblick?)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage nach der Verbindung von Musik und Rhetorik im Werk Johann Sebastian Bachs. Im Fokus steht dabei die Untersuchung, ob es eine Tradition der musikalischen Rhetorik gibt, die für das Verständnis von Bachs Musik relevant ist.
- Die Grundlageneinheit von Musik und Rhetorik im Bildungswesen des 16. bis 18. Jahrhunderts
- Der Figurbegriff in der musikalischen Rhetorik
- Biographische Anhaltspunkte für eine Verbindung Bachs zur Rhetorik
- Die Kritische Auseinandersetzung mit den Theorien von Willibald Gurlitt und Hans-Heinrich Unger
- Die Analyse der Figurenlehren von Joachim Burmeister und Christoph Bernhard
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird die postulierte Grundlageneinheit von Musik und Rhetorik untersucht. Die Ansätze von Gurlitt und Unger werden kritisch betrachtet. Im zweiten Kapitel steht die Figurenlehre im Zentrum. Dabei werden die Traktate von Joachim Burmeister und Christoph Bernhard analysiert, insbesondere ihr stark voneinander abweichender Figurbegriff. Das dritte Kapitel beleuchtet drei Aspekte der Verbindung Bachs zur Rhetorik: seine rhetorische Schulbildung, den Scheibe-Birnbaum-Disput und Anmerkungen zu einer möglichen Analyse.
Schlüsselwörter
Musikalische Rhetorik, Johann Sebastian Bach, Figurbegriff, ars musica, ars oratoria, Rhetorisierung der Musik, Joachim Burmeister, Christoph Bernhard, Scheibe-Birnbaum-Disput, Lateinschulen, Universitäten, Bildungswesen, Grundlageneinheit.
- Arbeit zitieren
- Matthias Swart (Autor:in), 2004, Musikalisch-rhetorische Figuren bei Johann Sebastian Bach , München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/82013