Da sich diese Arbeit mit der Komik in Goldonis Komödie La Locandiera beschäftigen wird, erscheint es sinnvoll, zunächst einmal den Begriff als solchen zu klären. Schon Aristoteles entwarf eine Theorie der Komik, und bis heute haben sich unzählige Komiktheorien mit verschiedenen philosophischen, komödien-theoretischen und psychologischen Ansätzen entwickelt. Allerdings soll es hier nicht darum gehen, die entsprechenden Theorien von z. Bsp. Kant, Hegel, Freud, Bergson oder Schopenhauer zu diskutieren, sondern einen Überblick über die wichtigsten Merkmale der Komik zu geben.
Die Theorie des Aristoteles, der Komik schlicht als „harmlosen, unschädlichen Fehler“ definierte, besticht im Vergleich zu den Gängigen durch ihre Einfachheit. Trotzdem enthält sie dabei aber bereits eines der noch heute als wesentlich erachteten Elemente der Komik: Das Harmlose, Ungefährliche, oder um es mit den Worten von Jauss zu sagen, den „Unernst des komischen Konflikts“ . Dies bedeutet, dass etwas nur komisch wirken kann, wenn alles ausgeschaltet ist, was Ekel, Mitleid oder Verachtung auslösen könnte, und wenn für den Betroffenen keine Gefahr besteht. Stierle bezeichnet diese Voraussetzung der Komik als „komische Enthebbarkeit“ und betont die Notwendigkeit, dass ein Vorgang ohne ernsthafte Folgen bleiben muss, um als komisch empfunden zu werden.
Den Ursprung der Komik sieht Stierle dabei in der „Fremdbestimmtheit“ des Handelns, die sich in verschiedenen Formen äußern kann: Die natürliche Fremdbestimmtheit zeigt sich in der Dominanz eines Körperteils oder auch eines Charakterzuges (der Geizige, der von seinem Geiz beherrscht wird, oder im Falle von La Locandiera der Misogyn, dessen Denken und Handeln von seinem Hass auf die Frauen bestimmt wird), während die Komik der kulturellen Fremdbestimmtheit an eine bestimmte Gesellschaftsauffassung gebunden ist (der Diener übernimmt die Rolle des Herrn). Hinzu kommt die Situationskomik, in der der vom Zufall arrangierte Gegensinn das handelnde Subjekt ebenfalls als fremdbestimmt erscheinen lässt, da sich die Veränderung der Situation dessen Kontrolle entzieht.
Inhaltsverzeichnis
- A: Definition Komik
- B: Die Komik in Goldonis Komödie La Locandiera
- I. Goldoni und seine Theaterreform
- II. La Locandiera: Inhalt und Aufbau
- III. Mirandolina und ihr Spiel
- IV. Der Cavaliere als komische Figur
- V. Die Ridikülisierung des Adels
- VI. Das Spiel im Spiel: Die Komödiantinnen
- C: Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Komik in Carlo Goldonis Komödie "La Locandiera". Ziel ist es, die komischen Elemente des Stückes anhand der bestehenden Komiktheorien zu analysieren und zu beleuchten, wie Goldoni seine Theaterreform in diesem Werk umsetzt. Dabei wird der Fokus auf die Charaktere und deren Interaktionen gelegt.
- Definition und Theorie der Komik
- Goldonis Theaterreform und ihre Auswirkungen auf "La Locandiera"
- Analyse der komischen Figuren, insbesondere Mirandolina und des Cavalieres
- Die Darstellung des Adels und dessen satirische Kritik
- Das "Spiel im Spiel" als komisches Element
Zusammenfassung der Kapitel
A: Definition Komik: Dieses Kapitel liefert eine Einführung in die Komiktheorie, beginnend mit Aristoteles' simpler Definition als "harmloser, unschädlicher Fehler". Es werden wesentliche Merkmale der Komik erörtert, wie z.B. die "komische Enthebbarkeit" (Stierle), die "Fremdbestimmtheit" des Handelns und die Rolle der Zuschauerinterpretation. Der Fokus liegt auf der Notwendigkeit eines "unernste[n] komische[n] Konflikts" (Jauss), der das Lachen auslöst, indem der Zuschauer sich mit dem Überlegenen identifiziert und die "fremdbestimmte" Handlung des Unterlegenen ohne ernsthafte Folgen beobachtet. Die Bedeutung der Erwartungshaltung des Zuschauers und die gattungsspezifische Einordnung als Komödie werden ebenfalls hervorgehoben.
B: Die Komik in Goldonis Komödie La Locandiera: Dieser Abschnitt analysiert die Komik in "La Locandiera" im Kontext von Goldonis Theaterreform. Kapitel I gibt einen kurzen Überblick über Goldonis Leben und sein Bestreben, eine nationale Komödienform zu schaffen, die die Commedia dell'arte reformiert. Die Reform beinhaltet die Ersetzung starrer Masken durch realistischere Charaktere ("caratteri veri"), die Vermeidung von Obszönitäten und die Hinwendung zur "verosimiglianza". Kapitel II beschreibt Inhalt und Aufbau des dreiteiligen Stückes, das in einer florentinischen Locanda spielt. Es wird die Hauptfigur Mirandolina und ihr komplexes Spiel mit den männlichen Gästen, insbesondere dem Frauenfeind Ripafratta und dem Cavaliere, vorgestellt, ohne jedoch den Handlungsverlauf detailliert wiederzugeben. Die folgenden Kapitel (III-VI), die hier nicht zusammengefasst werden, analysieren im Detail die komischen Aspekte einzelner Figuren und die Struktur des Stückes im Hinblick auf die Komik.
Schlüsselwörter
Komik, Goldoni, La Locandiera, Theaterreform, Commedia dell'arte, Mirandolina, Cavaliere, Adel, Satire, "verosimiglianza", komische Enthebbarkeit, Fremdbestimmtheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Komik in Goldonis "La Locandiera"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Komik in Carlo Goldonis Komödie "La Locandiera". Sie untersucht die komischen Elemente des Stücks anhand bestehender Komiktheorien und beleuchtet, wie Goldoni seine Theaterreform in diesem Werk umsetzt. Der Fokus liegt auf den Charakteren und ihren Interaktionen.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition und Theorie der Komik; Goldonis Theaterreform und deren Auswirkungen auf "La Locandiera"; Analyse der komischen Figuren, insbesondere Mirandolina und des Cavalieres; die Darstellung des Adels und dessen satirische Kritik; und das "Spiel im Spiel" als komisches Element.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptteile: A) Definition Komik (Einführung in die Komiktheorie); B) Die Komik in Goldonis Komödie La Locandiera (Analyse der Komik im Stück, unterteilt in Unterkapitel zu Goldonis Theaterreform, Inhalt und Aufbau von "La Locandiera", Mirandolina, dem Cavaliere, der Ridikülisierung des Adels und dem "Spiel im Spiel"); und C) Schlussbetrachtung.
Wie wird die Komik in "La Locandiera" analysiert?
Die Komik wird im Kontext von Goldonis Theaterreform analysiert. Es werden die Charaktere und ihre Interaktionen untersucht, insbesondere Mirandolina und der Cavaliere. Die Arbeit betrachtet auch die satirische Kritik am Adel und das "Spiel im Spiel" als komische Elemente. Die Analyse bezieht sich auf relevante Komiktheorien, beispielsweise die Konzepte der "komischen Enthebbarkeit" und "Fremdbestimmtheit".
Was ist der Fokus der Kapitel zu Goldoni und "La Locandiera"?
Kapitel I gibt einen Überblick über Goldonis Leben und seine Theaterreform, die eine Abkehr von der Commedia dell'arte hin zu realistischeren Charakteren und "verosimiglianza" (Wahrscheinlichkeit) bedeutete. Kapitel II beschreibt Inhalt und Aufbau des Stücks. Die folgenden Kapitel analysieren detailliert die komischen Aspekte der Figuren und die Struktur des Stücks im Hinblick auf die Komik.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Arbeit?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Komik, Goldoni, La Locandiera, Theaterreform, Commedia dell'arte, Mirandolina, Cavaliere, Adel, Satire, "verosimiglianza", komische Enthebbarkeit, Fremdbestimmtheit.
Welche Komiktheorien werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf verschiedene Komiktheorien, unter anderem die Definition von Aristoteles und die Konzepte der "komischen Enthebbarkeit" (Stierle) und "unernste[n] komische[n] Konflikts" (Jauss). Die Bedeutung der Erwartungshaltung des Zuschauers und die gattungsspezifische Einordnung als Komödie werden ebenfalls berücksichtigt.
- Arbeit zitieren
- Dorothea Nolde (Autor:in), 2005, Die Komik in Goldonis Komödie 'La Locandiera', München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/80315