„Wo fehlt es Ihnen denn?“ Diese Frage stelle ich meist zuerst an meine Patienten, wenn ich bei ihnen zu Hause oder am Unfallort eingetroffen bin. Sicherlich ist diese Frage berechtigt, jedoch drückt sie eindeutig die pathogenetische Orientierung der etablierten Medizin aus. Während meiner Ausbildung zum Rettungssanitäter und Rettungsassistent, war das biomedizinische Krankheitsmodell beherrschendes Erklärungsmuster für das Entstehen und Behandeln von Krankheiten. Für die Entstehung von Gesundheit wurden dabei keinerlei Aussagen getroffen. Die Schulmedizin richtet demnach ihren Blick auf die Pathogenität, Ätiologie und Epidemiologie, also auf das Krankmachende und Defizitäre. Allerdings denke ich, dass trotz der physiologischen Abläufe und messbaren Parameter wie z.B. Puls und Blutdruck, der Mensch sich nicht nur als „Bio-Wesen“ versteht, sondern vielmehr als bio-psycho-soziales Wesen verstanden werden sollte, auf welches vielfältige Eindrücke und Bedingungen Einfluss nehmen. Darüber hinaus habe ich während meiner Tätigkeit im Rettungsdienst Beobachtungen und Erfahrungen gesammelt, dass Menschen scheinbar auch unter-schiedlich mit Krankheit oder Krisen umgehen. Eine mögliche Erklärung ist das Modell der Salutogenese, wörtlich übersetzt „Gesundheitsentstehung“ oder „Ursprung von Gesundheit“. Dieses Konzept nimmt einen sehr interessanten Perspektivwechsel vor und befasst sich damit, wie Menschen bei Belastungen körperlich und seelisch gesund bleiben beziehungsweise im Erkrankungsfall möglichst schnell wieder gesund werden oder auch nicht. Da der Bekanntheitsgrad der Salutogenese innerhalb der Bevölkerung gerade mal 28% beträgt (davon sind 57% Studenten!), innerhalb des medizinischen und sozialen Bereichs jeweils sogar nur 14% , jedoch 87% das Konzept als gut und 76% als wirksam beurteilen, möchte ich in meiner Diplomarbeit das Konzept der Salutogenese von Aaron Antonovsky vorstellen. Gesundheit ist schließlich unser höchstes Lebensgut. Im ersten Teil der Diplomarbeit folgen mögliche begriffsklärungen von Gesundheit und Krankheit, ein kleiner Überblick derzeitiger Krankheits-modelle und dem Entstehungshintergrund der Salutogenese. Im Hauptteil wird das Konzept der Salutogenese ausführlich vorgestellt, wobei gleichzeitig Kritik am Gesundheitswesen geäußert werden soll. Im abschließenden dritten Teil werden anhängend die sozial-pädagogische Relevanz, Empire und Kritik grob skizziert, um einen Gesamteindruck über das Konzept der Salutogenese zu vermitteln.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffserklärung
- Krankheit
- Gesundheit
- Theoretische Krankheitsmodelle
- Das biomedizinische Modell
- Das psychosomatische Krankheitsmodell
- Das Stress-Coping-Krankheitsmodell
- Entstehungshintergrund
- Konzept der Salutogenese
- Die salutogenetische Fragestellung
- Kritik am Gesundheitswesen
- Der Ansatz der Salutogenese
- Das Gesundheits - Krankheits – Kontinuum
- Stressoren und Widerstandsressourcen
- Das Kohärenzgefühl
- Entwicklung des Kohärenzgefühls im Verlauf des Lebens
- Auswirkungen auf die Gesundheit
- Sozialpädagogische Relevanz
- Empire und Kritik
- Zusammenfassung/Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit widmet sich dem Konzept der Salutogenese, einem Ansatz zur Erklärung von Gesundheitsentstehung und -erhaltung, der von Aaron Antonovsky entwickelt wurde. Ziel ist es, die wesentlichen Elemente des Modells vorzustellen, seine Relevanz für den medizinischen und sozialen Bereich aufzuzeigen und gleichzeitig Kritik am aktuellen Gesundheitswesen zu üben.
- Begriffsklärung von Krankheit und Gesundheit
- Kritische Betrachtung des biomedizinischen Krankheitsmodells
- Das Konzept der Salutogenese und seine Kernelemente: Das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum, Stressoren und Widerstandsressourcen, das Kohärenzgefühl
- Soziale und pädagogische Relevanz der Salutogenese
- Kritik am Konzept und seine Anwendung in der Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Problematik der pathogenetischen Orientierung der etablierten Medizin dar. Anschließend werden in Kapitel 2 die Begriffe Krankheit und Gesundheit aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, bevor in Kapitel 3 gängige Krankheitsmodelle vorgestellt werden. Kapitel 4 geht auf den Entstehungshintergrund der Salutogenese ein.
Der Hauptteil der Diplomarbeit, Kapitel 5, widmet sich dem Konzept der Salutogenese und dessen Kernelementen. Zuerst wird die salutogenetische Fragestellung erläutert und Kritik am Gesundheitswesen geübt. Im weiteren Verlauf werden wichtige Elemente des Salutogenese-Modells wie das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum, Stressoren und Widerstandsressourcen sowie das Kohärenzgefühl vorgestellt. Abschließend werden die Auswirkungen des Modells auf die Gesundheit beleuchtet.
In Kapitel 6 wird die sozialpädagogische Relevanz des Konzepts aufgezeigt, bevor in Kapitel 7 Empire und Kritik am Modell der Salutogenese skizziert werden.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Begriffe und Themengebiete der Arbeit sind: Salutogenese, Gesundheitsentstehung, Kohärenzgefühl, Stressoren, Widerstandsressourcen, biomedizinisches Krankheitsmodell, Gesundheitswesen, sozialpädagogische Relevanz, Kritik.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2007, Konzept der Salutogenese nach Aaron Antonovsky, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/80298