Wie in vielen Staaten Lateinamerikas ist Demokratie in Mexiko nicht repräsentativ im ursprünglichen Sinne zu verstehen, sondern als formale Angelegenheit, welche durch Parteien, diverse Personen und wirtschaftliche Kräfte ihrer eigentlichen Verantwortung entzogen wird- zum Leidtragen eines Großteils der mexikanischen Bevölkerung.
Neben dem Ausschluss von politischen Partizipations-
möglichkeiten ist der Alltag der ländlichen, meist indigenen Bevölkerung vor allem im Bundesstaat Chiapas auch von sozialen Benachteiligungen, ökonomischer Ausbeutung, Mängeln im Bildungsbereich und dem Gesundheitswesen geprägt.
Diese Welt der Desillusionierung und Hoffnungslosigkeit gab den Nährboden für viele Aufstände von Bauern, sozialen Bewegungen und auch der Rebellion der Zapatisten- dem Ejército Zapatista de Liberación Nacional- kurz EZLN.
Zum Jahreswechsel 1994 wagten sie- gerade an dem Tag, an dem Mexiko dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA beitreten wollte- in San Cristóbal de las Casas den Aufschrei:
Mit ihrem ¡Ya basta! gelang es ihnen, dass die Weltöffentlichkeit den Blick auf sie, die indigene Bevölkerung, und ihre Forderungen- antistaatliche und liberitäre Prinzipien- wie Freiheit, Gerechtigkeit und dem Postulat nach kommunaler Autonomie durch eine Demokratisierung von Unten, richtete.
Die indigenen Ethnien Mexikos agieren seit dem Aufstand landesweit als selbstbewusste Subjekte und streiten für ihre Interessen. Durch das Bewusstsein einer kollektive Identität und dem gleichzeitigen Betonen der Andersartigkeit und Vielfalt der indigenen Kulturen auf Toleranz und Anerkennung der Würde anderer basierend, etablierte sich der Zapatismus als eine Möglichkeit einer alternativen Gesellschaftsform.
Zur Kultfigur und unverzichtbaren Bezugspunkt in den Reihen der Zapatisten ist ihr Sprecher Subcomandante Insurgente Marcos, geworden. Im Laufe der Jahre wurde er das Pseudonym des (mexikanischen) Revolutionärs.
Inhaltsverzeichnis
- Am Anfang war der Schrei: ¡Ya basta!
- Gesamtgesellschaftliche Faktoren des Aufstands
- Politischer Hintergrund
- Soziale Situation der Indígenas und Campesinos am Beispiel Chiapas
- Wirtschaftlicher Kontext bis 1994
- Das nordamerikanische Freihhandelsabkommen NAFTA
- EZLN- Ejército Zapatista de Liberación Nacional
- Entstehungsgeschichte und die Basis der EZLN
- Subcomandante Insurgente Marcos
- Politische Entwicklungen seit 1994
- Verhandlungen der Regierung mit der EZLN
- Militär, Paramilitär, Polizei und die Rolle des Staates
- Zum Wandel zur Diskursguerilla und der Ergreifung des Wortes als Waffe
- Zum Gesellschafts- und Politikverständnis der Zapatisten
- Zentrale Charakeristika des Zapatismus
- Phasen des Autonomieprozesses - Die Gründung der Caracoles und der 'Juntas der Guten Regierung'
- Die Revolution vor der Revolution- Die zapatistischen Frauengesetze
- Die Situation der Frauen in Mexiko
- Die Rolle der Frauen im zapatistischen Aufstand
- Errungenschaften der Zapatistischen Revolution und Prognosen für die Zukunft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die zapatistische Revolution in Mexiko. Sie untersucht die historischen, sozialen, politischen und ökonomischen Faktoren, die zum Aufstand im Januar 1994 führten, sowie die Entstehung und Entwicklung der EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional).
- Die Rolle des neoliberalen Freihandelsabkommens NAFTA
- Die soziale und politische Situation der Indígenas und Campesinos in Chiapas
- Die Geschichte und die Ideologie der EZLN
- Die Verhandlungen zwischen der mexikanischen Regierung und der EZLN
- Das Gesellschafts- und Politikverständnis der Zapatisten
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschreibt den Ausbruch der zapatistischen Revolution am 1. Januar 1994. Die Rebellion richtete sich gegen die Unterzeichnung des NAFTA-Abkommens und die damit verbundenen neoliberalen Tendenzen. Die Zapatisten forderten Recht auf Land, Arbeit, Nahrung, Wohnung, Gesundheit, Bildung, Demokratie, Gerechtigkeit, Freiheit und Unabhängigkeit.
Kapitel 2 beleuchtet den gesellschaftlichen Hintergrund der Revolution. Es werden die politische und wirtschaftliche Situation Mexikos, die soziale Situation der Indígenas und Campesinos in Chiapas und die Rolle des NAFTA-Abkommens analysiert.
Kapitel 3 fokussiert sich auf die EZLN, ihre Entstehungsgeschichte, ihre Ideologie und die Rolle des Subcomandante Marcos.
Kapitel 4 behandelt die politischen Entwicklungen seit 1994. Es werden die Verhandlungen zwischen der Regierung und der EZLN sowie die Rolle des Militärs, der Paramilitärs und der Polizei betrachtet.
Kapitel 5 beschäftigt sich mit dem Gesellschafts- und Politikverständnis der Zapatisten. Es werden die zentralen Charakteristika des Zapatismus und die Gründung der Caracoles und der 'Juntas der Guten Regierung' erläutert.
Kapitel 6 untersucht die zapatistischen Frauengesetze und die Rolle der Frauen im Aufstand.
Schlüsselwörter
Zapatistische Revolution, Mexiko, Chiapas, EZLN, NAFTA, Indígenas, Campesinos, Subcomandante Marcos, Neoliberalismus, soziale Bewegungen, Autonomie, Demokratie, Gerechtigkeit, Freihandel, Armut, Diskriminierung, Repression, Frauenrechte.
- Quote paper
- Constanze Lemmerich (Author), 2007, Soziale Bewegungen in Mexiko am Beispiel der zapatistischen Revolution , Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/80019