Der Begriff der "Existenz" hat vor allem bezüglich des menschlichen Daseins eine relativ junge Geschichte in der Philosophie. Die eigentliche und gewichtigste Bedeutung kommt ihm sogar erst im 20. Jahrhundert zu, mit ihren wichtigsten Vertretern aus den unterschiedlichsten philosophischen Richtungen und Schulen, wie der Ontologie und der Phänomenologie. Eine gewisse Zeit lang galt die Beschäftigung mit der "Existenz" sogar als modern, als populäres Lebensgefühl der einen oder anderen Generation, die sich auf die Suche nach etwaigem Sinn zu machen schien. Einer der Hauptvertreter für diese Menschen war der französische Philosoph Jean- Paul Sartre (1905-1980). Er wurde zu ihrer Galionsfigur. Doch muss man Sartres engagiertes Werk und Leben als mehr als nur eine Modeerscheinung für einige Jungwüchsige würdigen, um sich der immensen Bedeutung des Menschen Sartre für die Geschichte bewusst zu werden. Bei den Philosophen erfuhr Sartre Würdigung, indem er einerseits offen und bei Namen kritisiert wurde und andererseits dadurch, indem er es nicht explizit wurde, so zum Beispiel durch Michel Foucault, der nicht in einen Diskurs mit ihm fallen wollte, um ja nicht die Position der Negation einnehmen zu müssen. Die Kritik an Sartres Philosophie kam aus den unterschiedlichsten Richtungen. Die einen sahen seinen methodischen Ansatz für zum Scheitern verurteilt, die anderen warfen ihm vor, das Subjekt in ihm nicht zukommende Höhen zu erheben, es all zu mächtig zu zeichnen. Es ist geradezu eine Bedingung zur Sicherung der eigenen Lebensgrundlagen, sich zu präsentieren, sich auf ein Profil hin zu entwerfen und zu verwirklichen, um nur im nächsten Moment feststellen zu müssen, dass die viel beschworene Flexibilität nach Neuem verlangt, dass das Alte ausgedient hat. Ein grenzenloser Entfremdungsprozess in allen Lebenslagen und –bereichen. Hierbei scheint es in erster Linie nebensächlich, ob der Mensch die Gesellschaft konstruiert oder ob vielmehr umgekehrt die Gesellschaft den Menschen konstruiert. Die Hauptsache ist das Rollenverständnis des Individuums, das „ambivalente Subjekt (...), sowohl von seiner methodischen als auch von seiner inhaltlichen Seite her zerrissen zwischen Ent- und Ermächtigung.“
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Seinsverständnis Sartres
- 2.1 Das An-sich-sein
- 2.2 Das Für-sich-sein
- 2.3 Das Für-Andere-sein
- 3. Der Andere
- 4. Existenz-Deutungen
- 5. Der Existentialismus ist ein Humanismus
- 6. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Spannungsverhältnis im Seinsverständnis Sartres und dessen methodologischer Fundierung. Ziel ist es, trotz der bestehenden Kritik, den Existentialismus Sartres als Humanismus zu verstehen und aufzuzeigen, wie er der Offenheit des Lebens gerecht wird, indem er den Menschen in die volle Verantwortung für sein Sein stellt. Der Fokus liegt auf der Relevanz des Existentialismus im Kontext der modernen Herausforderungen.
- Sartres Seinsverständnis und dessen Kritik
- Der Existentialismus als Antwort auf existenzielle Fragen
- Die Rolle des Menschen in der Gesellschaft
- Der Einfluss der Globalisierung auf das individuelle Sein
- Die Verantwortung des Individuums
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Existentialismus ein und beleuchtet die historische Entwicklung des Begriffs "Existenz" in der Philosophie. Sie hebt die Bedeutung Jean-Paul Sartres als Hauptvertreter des Existentialismus hervor und skizziert die kontroversen Reaktionen auf sein Werk, sowohl innerhalb als auch außerhalb der philosophischen Gemeinschaft. Die Einleitung betont die anhaltende Relevanz existentialistischer Fragestellungen angesichts der Herausforderungen der modernen Gesellschaft, insbesondere der Globalisierung und der damit verbundenen Orientierungslosigkeit und Entfremdung. Der Text kündigt die Absicht an, das Spannungsverhältnis im Seinsverständnis Sartres zu untersuchen und den Existentialismus bei Sartre als Humanismus zu interpretieren.
2. Das Seinsverständnis Sartres: Dieses Kapitel analysiert Sartres Verständnis des Seins, unterteilt in "An-sich-sein", "Für-sich-sein" und "Für-Andere-sein". Es untersucht die ontologischen Unterschiede zwischen dem Sein der Dinge und dem Sein des Menschen, der sich seiner Existenz bewusst ist und Entscheidungen treffen muss. Die Unterkapitel beleuchten die Konzepte der Freiheit, der Verantwortung und der Beziehung zwischen dem Individuum und der Außenwelt. Die verschiedenen Aspekte des Seins werden detailliert erläutert und miteinander in Beziehung gesetzt, um ein umfassendes Bild von Sartres philosophischer Position zu geben.
3. Der Andere: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Sartres Analyse der Interaktion zwischen Individuen und die Rolle des "Anderen" im existenzialistischen Denken. Es untersucht den Einfluss des Blicks des Anderen auf das Selbstverständnis des Individuums und die Herausforderungen, die sich aus der Begegnung mit anderen ergeben. Das Kapitel befasst sich mit den Konflikten und Möglichkeiten, die aus dem Verhältnis zum Anderen entstehen.
4. Existenz-Deutungen: Dieses Kapitel befasst sich mit verschiedenen Interpretationen und Deutungen des Begriffs Existenz und deren Einfluss auf das menschliche Dasein. Es analysiert, wie verschiedene Philosophen den Begriff der Existenz verstanden haben und welche Konsequenzen sich daraus für das menschliche Leben ergeben. Dieses Kapitel bildet eine Brücke zwischen der Vorstellung von Existenz und den Konsequenzen, die sich daraus für das Verständnis des Menschen ergeben.
5. Der Existentialismus ist ein Humanismus: Dieses Kapitel erörtert, wie Sartres Existentialismus als eine Form des Humanismus interpretiert werden kann. Es analysiert die Konzepte der Freiheit, Verantwortung und des menschlichen Handelns im Kontext des Existentialismus und widerlegt gängige Missverständnisse und Kritikpunkte. Der Humanismus wird im Kontext von Sartres philosophischer Position neu interpretiert.
Schlüsselwörter
Existentialismus, Sartre, Sein, Existenz, Freiheit, Verantwortung, Humanismus, Der Andere, Globalisierung, Entfremdung, Ontologie, Phänomenologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Jean-Paul Sartres Existentialismus
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Jean-Paul Sartres Existentialismus, insbesondere sein Seinsverständnis und seine Interpretation als Humanismus. Sie beleuchtet das Spannungsverhältnis in Sartres Philosophie und untersucht die Relevanz des Existentialismus im Kontext moderner Herausforderungen wie Globalisierung und Entfremdung. Die Arbeit umfasst eine Einleitung, eine detaillierte Auseinandersetzung mit Sartres Seinsverständnis (An-sich-sein, Für-sich-sein, Für-Andere-sein), die Rolle des "Anderen", verschiedene Existenzdeutungen, eine Interpretation des Existentialismus als Humanismus und eine Schlussbemerkung.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf Sartres Seinsverständnis und die Kritik daran, den Existentialismus als Antwort auf existenzielle Fragen, die Rolle des Menschen in der Gesellschaft, den Einfluss der Globalisierung auf das individuelle Sein und die Verantwortung des Individuums. Die zentralen Konzepte sind Freiheit, Verantwortung und das Verhältnis des Individuums zur Welt und zu anderen Menschen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Einleitung, Sartres Seinsverständnis (mit Unterkapiteln zu An-sich-sein, Für-sich-sein und Für-Andere-sein), Der Andere, Existenz-Deutungen, Der Existentialismus ist ein Humanismus, und Schlussbemerkung. Jedes Kapitel bietet eine Zusammenfassung des behandelten Themas.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel ist es, Sartres Existentialismus trotz bestehender Kritik als Humanismus zu verstehen und aufzuzeigen, wie er der Offenheit des Lebens gerecht wird, indem er den Menschen in die volle Verantwortung für sein Sein stellt. Die Arbeit möchte die anhaltende Relevanz des Existentialismus im Kontext moderner Herausforderungen verdeutlichen.
Welche Schlüsselbegriffe werden verwendet?
Schlüsselbegriffe sind Existentialismus, Sartre, Sein, Existenz, Freiheit, Verantwortung, Humanismus, Der Andere, Globalisierung, Entfremdung, Ontologie und Phänomenologie.
Welche Kapitelzusammenfassungen werden angeboten?
Die Arbeit bietet Kapitelzusammenfassungen, die die wichtigsten Inhalte jedes Kapitels kurz und prägnant zusammenfassen. Diese Zusammenfassungen geben einen Überblick über die behandelten Themen und deren Argumentationslinien.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit richtet sich an Leser, die sich für Philosophie, insbesondere den Existentialismus, interessieren. Sie ist besonders hilfreich für Studierende und Wissenschaftler, die sich mit dem Werk Jean-Paul Sartres auseinandersetzen möchten.
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- Anton Distler (Author), 2002, Der Existentialismus als Humanismus?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/7983