Die Tatsache, dass sich im Frankreich der Zwischenkriegszeit keine Diktatur etablieren konnte, und dass erst der Einmarsch der Deutschen 1940 das Ende der Dritten Republik einleiten sollte, verleitet zur Annahme, dass in Frankreich die Wirrungen und Krisen der Zwischenkriegszeit weitestgehend abgefedert werden konnten, da soziale Verwerfungen, wie z.B. die Massenarbeitslosigkeit, sich weitaus weniger stark manifestierten, als dies in anderen Ländern der Fall war.
Auf diese These Bezug nehmend, sollen im Folgenden die wirtschaftlichen Strukturen, die von einer bemerkenswerten Kontinuität bestimmt waren, sowie die von der Politik geschaffenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Frankreichs der zwanziger und dreißiger Jahre betrachten werde.
Für sich allein betrachtet könnten die beiden Jahrzehnte nicht kontrastreicher sein. Während die Nachkriegsdekade als Periode des relativen Wohlstandes mit hohen Wachstumsraten gesehen werden kann, an deren Ende Frankreich trotz der Weltwirtschaftskrise 1929 sogar als „îlot de prospérité dans un monde en crise“1 gelten konnte, sind die 1930er Jahre von einer wirtschaftlichen Dauerkrise geprägt, die bis 1938 anhalten sollte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die 1920er Jahre - Überwindung der Nachkriegskrise und Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs bei nahezu ausbleibender Modernisierung
- Die Zeit der Weltwirtschaftskrise 1929 - Frankreich als Insel des Wohlstands
- Die Gründe für die späten aber langanhaltenden Folgen der Weltwirtschaftskrise
- Maßnahmen gegen die Krise
- Stabilität trotz Krise
- Das ,,Blum Experiment“
- Regierung Daladier - Überwindung der Krise ohne Strukturwandel
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die wirtschaftliche Entwicklung Frankreichs in der Zwischenkriegszeit und analysiert die Faktoren, die zur Stabilität trotz zahlreicher Krisen beitrugen. Dabei werden die wirtschaftlichen Strukturen, die Politikgestaltung und die Reaktion Frankreichs auf die Weltwirtschaftskrise untersucht.
- Wirtschaftliche Strukturen und Kontinuitäten in den 1920er und 1930er Jahren
- Frankreichs Reaktion auf die Weltwirtschaftskrise im Vergleich zu anderen Ländern
- Die Rolle der Politik und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
- Die Bedeutung der Agrarwirtschaft und der kleinen und mittleren Unternehmen für die französische Wirtschaft
- Frankreichs Positionierung im internationalen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die These auf, dass Frankreich in der Zwischenkriegszeit aufgrund seiner stabilen Wirtschaft und der Abfederung von Krisen, wie der Massenarbeitslosigkeit, im Vergleich zu anderen Ländern besser durch die Wirrungen der Zeit kam. Die Arbeit soll die wirtschaftlichen Strukturen, die Politikgestaltung und die Reaktion Frankreichs auf die Weltwirtschaftskrise untersuchen.
- Die 1920er Jahre - Überwindung der Nachkriegskrise und Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs: Das Kapitel beschreibt den Aufschwung der französischen Wirtschaft in den 1920er Jahren nach der Nachkriegskrise. Es werden die Ursachen für diesen Aufschwung, wie staatliche Investitionen und der Aufschwung des Exports, sowie die Bedeutung der Produktivitätssteigerungen in modernen Sektoren beleuchtet. Die Arbeit zeigt jedoch auch, dass die Modernisierung und der Strukturwandel nur geringe Teile der französischen Wirtschaft erreichten und im Vergleich zu anderen Ländern, besonders im Agrarsektor, Rückstände bestanden.
- Die Zeit der Weltwirtschaftskrise 1929 - Frankreich als Insel des Wohlstands: Dieses Kapitel befasst sich mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise auf Frankreich. Es wird festgestellt, dass Frankreich im Vergleich zu anderen Ländern relativ unberührt blieb. Es werden Gründe für diese „Insel des Wohlstands“ genannt, wie die geringe Exportorientierung der französischen Wirtschaft und die geringe Abhängigkeit von amerikanischem Kapital.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Frankreich, Zwischenkriegszeit, Wirtschaftspolitik, Weltwirtschaftskrise, Stabilität, Modernisierung, Strukturwandel, Agrarwirtschaft, kleine und mittlere Unternehmen, internationale Konkurrenzfähigkeit, Reparationen, Franc, Inflation, Goldreserven.
- Arbeit zitieren
- Jochen Brandt (Autor:in), 2007, Wirtschaftsgeschichte im Frankreich der Zwischenkriegszeit, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/78979