Der fortschreitenden Globalisierung und dem damit verbundenen zunehmenden Druck auf internationalen Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben, folgt das Bestreben transnational tätiger Unternehmen durch Harmonisierung der Bilanzierungspraxis ein weltweit vergleichbares Rechnungslegungssystem aufzubauen. Besonders die Präsenz auf ausländischen Kapitalmärkten erfordert für Investoren „aussagekräftige und vergleichbare Informationen“ durch international anerkannte Jahresabschlüsse.
Im Jahr 2004 wurde mit § 315a HGB im Rahmen des BilReG für börsennotierte Unternehmen eine gesetzliche Pflicht zur Aufstellung konsolidierter Abschlüsse nach IFRS eingeführt, die für ab dem 1.1.2005 beginnende Geschäftsjahre gilt.
Bei der Umstellung der Rechnungslegung von nationalen HGB-Vorschriften auf die internationalen IFRS-Regelungen, gilt besondere Beachtung den latenten Steuern.
Trotz der engen Verknüpfung der Handels- und Steuerbilanz durch das in Deutschland angewandte Prinzip der Maßgeblichkeit können Ergebnisdifferenzen auftreten. In der IFRS-Rechnungslegung fallen diese jedoch erheblich höher aus, da hier die steuerliche und handelsrechtliche Gewinnermittlung strikt voneinander getrennt sind. Dagegen entstehen auch im HGB-Konzernabschluss, auf Grund erfolgswirksamer Konsolidierungsmaßnahmen, regelmäßig Steuerlatenzen. Somit nimmt die Steuerabgrenzung in der Konzernbilanz, im Vergleich zum Einzelabschluss, schon immer einen höheren Stellenwert ein, da mit ihrem Ausweis eine zutreffende Darstellung der Konzernvermögenslage ermöglicht wird.
Latente Steuern gelten als eine „nur schwer zu greifende Bilanzposition“. Auf Grund ihrer unterschiedlichen Ansatzmöglichkeiten im HGB- und IFRS-Einzel- bzw. Konzernabschluss, gewinnt ihre Bilanzierung v.a. im Zuge derInternationalisierung der Rechnungslegung mehr und mehr an Bedeutung.
Kernpunkt der vorliegenden Diplomarbeit ist die Bilanzierung latenter Steuern im Konzernabschluss nach HGB und IFRS. Die konzeptionellen Unterschiede und die bestehenden Gemeinsamkeiten werden anhand von ausgewählten Einzelfällen ausführlich dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundlagen
- 21. Definitionen und Rechtsgrundlagen
- 211. Begriff der latenten Steuern
- 212. Rechtliche Grundlagen
- 22. Klassifikation latenter Steuern
- 23. Herkunft latenter Steuern im Konzernabschluss
- 24. Konzepte der Steuerabgrenzung nach HGB und IFRS
- 241. Timing-Konzept
- 242. Temporary-Konzept
- 243. Mischkonzept nach DRS 10
- 25. Methoden der Steuerabgrenzung
- 251. Abgrenzungsmethode (Deferred-Methode)
- 252. Verbindlichkeitsmethode (Liability-Methode)
- 21. Definitionen und Rechtsgrundlagen
- 3. Übernahme latenter Steuern aus dem Einzelabschluss in den Konzernabschluss
- 31. Ansatz latenter Steuern nach HGB-Vorschriften
- 311. Gesetzliche Grundlagen
- 3111. Passivierungspflicht nach § 274 Abs. 1 HGB
- 3112. Aktivierungswahlrecht nach § 274 Abs. 2 HGB
- 312. Ausgewählte Einzelfälle
- 3121. Ansatz passiver latenter Steuern am Beispiel der langfristigen Fertigungsaufträge sowie der Ingangsetzungs- und Erweiterungsaufwendungen
- 3122. Möglichkeit der Aktivierung latenter Steuern am Beispiel der Rückstellungen
- 3123. Aktivierung latenter Steuern aus Verlustvorträgen
- 311. Gesetzliche Grundlagen
- 32. Ansatz nach IFRS-Regelungen
- 321. Passivierungs- und Aktivierungspflicht gem. IAS 12
- 322. Ausgewählte Einzelfälle
- 3221. Passivierung latenter Steuern am Beispiel der Bilanzierung von langfristigen Fertigungsaufträgen und der Ingangsetzungs- und Erweiterungsaufwendungen
- 3222. Aktivierung latenter Steuern am Beispiel der Rückstellungen
- 3223. Ansatz latenter Steuern aus Verlustvorträgen
- 31. Ansatz latenter Steuern nach HGB-Vorschriften
- 4. Abgrenzung latenter Steuern aus der Aufstellung der HB II
- 41. Anpassung der Bilanzierung an das Recht des Mutterunternehmens
- 411. Ansatz nach HGB-Vorschriften
- 4111. Aufstellung der HB II nach HGB
- 4112. Ausgewählte Einzelfälle: langfristige Fertigungsaufträge, Ingangsetzungs- und Erweiterungsaufwendungen und Rückstellungen
- 412. Ansatz nach IFRS
- 4121. Aufstellung der HB II nach IFRS
- 4122. Ausgewählte Einzelfälle: langfristige Fertigungsaufträge, Ingangsetzungs- und Erweiterungsaufwendungen und Rückstellungen
- 4123. Behandlung der Verlustvorträge
- 411. Ansatz nach HGB-Vorschriften
- 42. Latente Steuern aus Währungsumrechnungsdifferenzen
- 421. Anpassung an die Konzernwährung nach HGB
- 422. Anpassung an die Konzernwährung nach IFRS
- 41. Anpassung der Bilanzierung an das Recht des Mutterunternehmens
- 5. Entstehung latenter Steuern im Rahmen der Konsolidierung
- 51. Konzernspezifische Regelungen nach HGB
- 511. Ansatz Latenter Steuern aus der Kapitalkonsolidierung
- 512. Latente Steuern aus der Schuldenkonsolidierung
- 513. Latente Steuern aus der Zwischenergebniseliminierung
- 514. Behandlung von Verlustvorträgen im HGB-Konzernabschluss
- 52. Konzernspezifische Regelungen nach IFRS
- 521. Latente Steuern aus der Kapitalkonsolidierung
- 522. Latente Steuern aus der Schuldenkonsolidierung
- 523. Latente Steuern aus der Zwischenergebniseliminierung
- 524. Behandlung von Verlustvorträgen im IFRS-Konzernabschluss
- 51. Konzernspezifische Regelungen nach HGB
- 6. Bewertung und Ausweis latenter Steuern im Konzernabschluss
- 61. Bewertung und Ausweis im HGB-Konzernabschluss
- 611. Anzuwendender Steuersatz im HGB-Konzernabschluss
- 612. Ausweis in Konzernbilanz und GuV nach HGB
- 62. Bewertung und Ausweis im IFRS-Konzernabschluss
- 621. Bewertung im IFRS-Konzernabschluss
- 622. Ausweis in Konzernbilanz und GuV nach IFRS
- 61. Bewertung und Ausweis im HGB-Konzernabschluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit dem Vergleich der Bilanzierung latenter Steuern im Konzernabschluss nach Handelsgesetzbuch (HGB) und International Financial Reporting Standards (IFRS). Dabei liegt der Fokus auf der Analyse von ausgewählten Einzelfällen, um die unterschiedlichen Regelungen und deren Auswirkungen auf die Bilanzierungspraxis aufzuzeigen.
- Definition und rechtliche Grundlagen latenter Steuern
- Klassifikation und Entstehung latenter Steuern im Konzernabschluss
- Konzepte der Steuerabgrenzung nach HGB und IFRS
- Übernahme latenter Steuern aus dem Einzelabschluss in den Konzernabschluss
- Bewertung und Ausweis latenter Steuern im Konzernabschluss
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: In diesem Kapitel wird die Problemstellung der Diplomarbeit dargestellt und die Relevanz des Themas für die Bilanzierungspraxis herausgestellt. Die Forschungsfrage und die Methodik werden vorgestellt.
- Kapitel 2: Grundlagen: Dieses Kapitel beleuchtet die theoretischen Grundlagen der Bilanzierung latenter Steuern. Es werden Definitionen, rechtliche Grundlagen, Klassifikationen und Herkunftsarten von latenten Steuern erläutert.
- Kapitel 3: Übernahme latenter Steuern aus dem Einzelabschluss in den Konzernabschluss: In diesem Kapitel werden die Regelungen für den Ansatz latenter Steuern im Konzernabschluss nach HGB und IFRS vorgestellt. Ausgewählte Einzelfälle verdeutlichen die Anwendung der Vorschriften.
- Kapitel 4: Abgrenzung latenter Steuern aus der Aufstellung der HB II: Dieses Kapitel befasst sich mit der Anpassung der Bilanzierung latenter Steuern an das Recht des Mutterunternehmens bei der Aufstellung der Handelsbilanz II (HB II). Die Kapitel analysiert die Unterschiede zwischen HGB und IFRS.
- Kapitel 5: Entstehung latenter Steuern im Rahmen der Konsolidierung: Hier werden die konzerninternen Regelungen für den Ansatz latenter Steuern nach HGB und IFRS im Rahmen der Konsolidierung behandelt. Die Kapitel beleuchtet die Entstehung von latenten Steuern aus verschiedenen Konsolidierungsschritten.
- Kapitel 6: Bewertung und Ausweis latenter Steuern im Konzernabschluss: In diesem Kapitel werden die Bewertung und der Ausweis von latenten Steuern im Konzernabschluss nach HGB und IFRS diskutiert. Die Kapitel analysiert die Unterschiede in den anzuwendenden Steuersätzen und Ausweisvorschriften.
Schlüsselwörter
Latente Steuern, Konzernabschluss, Handelsgesetzbuch (HGB), International Financial Reporting Standards (IFRS), Steuerabgrenzung, Timing-Konzept, Temporary-Konzept, Deferred-Methode, Liability-Methode, Konsolidierung, Kapitalkonsolidierung, Schuldenkonsolidierung, Zwischenergebniseliminierung, Verlustvorträge, Bewertung, Ausweis.
- Quote paper
- Andrea Roth (Author), 2006, Vergleich der Bilanzierung latenter Steuern im Konzernabschluss nach HGB und IFRS anhand ausgewählter Einzelfälle, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/78594