Die Psychoanalyse wird als historische Nachfolgerin des Mesmerismus und der Hypnose betrachtet. Im Gegensatz zu Mesmer hat Freud allerdings kein geschichtliches oder literaturgeschichtliches Interesse an der Erzählung des Sandmanns. Daher gehört die Analyse der Sandmanngeschichte durch den Mesmerismus/ Magnetismus in den geistesge¬schichtlichen Bereich. Die Analyse durch Freud gehört dagegen zum psychoanalytischen Ansatz.
Das Ziel meiner Ausarbeitung ist zu zeigen, dass das Motiv der Augen sowohl im psychoanalytischen Ansatz als auch im Ansatz des Mesmerismus/ Magnetismus dafür verantwortlich ist, dass Nathanael wahnsinnig bzw. krank wird. Dabei beziehe ich mich hauptsächlich auf die Personen Nathanael und Coppelius/ Coppola, bzw. auf deren Beziehung zueinander.
Zu Beginn werde ich Sigmund Freud anhand einer kurzen Biographie vorstellen und die für dieses Thema relevanten Grundthesen Freuds kurz erläutern. Auch Mesmer werde ich mittels einer Kurzbiographie vorstellen und die Grundgedanken des Mesmerismus bzw. des Magnetismus erläutern. Mit Hilfe der Kerngedanken beider Theorien werde ich im Hauptteil zeigen, warum das Augenmotiv in enger Verbindung zu Nathanaels Krankheit steht und warum das Motiv der Augen sogar für dessen Selbstmord verantwortlich gemacht werden kann. Zum Schluss führe ich Gemeinsamkeiten und Unterschiede der auf das Augenmotiv angewandten Theorien auf und fasse die wichtigsten Gedanken noch einmal kurz zusammen.
Sigmund Freud wird am 6. Mai 1856 in Freiberg, Mähren (Tschechien) geboren, zieht aber vier Jahre später (1860) mit seiner Familie nach Wien. Sein Vater Jakob, ein orthodox erzogener Jude, ist Wollkaufmann. Sigmund ist der Liebling seiner Mutter und stets eifersüchtig auf den Vater. Seine katholische Kinderfrau erzählt ihm von Himmel, Hölle und Strafen. Im Gymnasium ist er stets Klassenbester, so dass er mit 17 den Schulabschluss hat. Er beginnt ein Studium der Medizin mit dem Spezialgebiet Physiologie. Nach seinem Studium in Wien promoviert er 1881 zum Doktor der Medizin. 1885 bekommt er eine Privatdozentur im Fachgebiet Neuropathologie (Krankheitserscheinung des Nervensystems). Um 1887 beschäftigt er sich zum ersten Mal mit dem therapeutischen Einsatz von Hypnose.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Kurzbiographie von Sigmund Freud
- 1.1.1 Grundthesen von Sigmund Freud
- 1.1.1.1 Der psychische Apparat
- 1.1.1.2 Psychische Qualitäten
- 1.1.1.3 Die Sexualfunktion
- 1.2 Kurzbiographie von Franz Anton Mesmer
- 1.2.1 Mesmers Theorie des tierischen Magnetismus
- 2. Anwendung des Mesmerismus/ Magnetismus auf das Augenmotiv im „Sandmann“
- 3. Anwendung der Psychoanalyse auf das Augenmotiv im „Sandmann“
- 4. Zusammenfassung
- 5. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Augenmotiv in E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ unter Anwendung der Theorien des Mesmerismus/Magnetismus und der Psychoanalyse. Ziel ist es aufzuzeigen, wie dieses Motiv im Kontext beider Ansätze zur Krankheit und dem Wahnsinn Nathanaels beiträgt. Die Analyse konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Nathanael und Coppelius/Coppola.
- Das Augenmotiv als zentraler Aspekt von Nathanaels psychischer Erkrankung
- Der Vergleich der psychoanalytischen und mesmeristischen Deutung des Augenmotivs
- Die Rolle von Coppelius/Coppola in der Ausprägung von Nathanaels Augen-Trauma
- Die Verbindung zwischen Mesmerismus/Magnetismus und Psychoanalyse in der Interpretation von Hoffmanns Werk
- Die Analyse der psychischen Mechanismen, die zu Nathanaels Wahnsinn führen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die geistesgeschichtliche Einordnung der Analyse von Hoffmanns „Der Sandmann“ sowohl durch den Mesmerismus/Magnetismus als auch durch die Psychoanalyse. Sie beschreibt das Ziel der Arbeit, welches darin besteht, die Bedeutung des Augenmotivs für Nathanaels psychische Erkrankung unter beiden theoretischen Perspektiven aufzuzeigen. Die Autorin skizziert den Aufbau der Arbeit, der eine kurze Darstellung von Freuds und Mesmers Theorien vorsieht, gefolgt von der Anwendung dieser Theorien auf das Augenmotiv in Hoffmanns Erzählung und einer abschließenden Zusammenfassung der Ergebnisse. Die Einleitung stellt klar, dass die Arbeit sich vor allem auf die Beziehung zwischen Nathanael und Coppelius/Coppola konzentriert.
1.1 Kurzbiographie von Sigmund Freud: Diese Sektion bietet eine knappe biographische Übersicht über Sigmund Freud, beginnend mit seiner Geburt und dem familiären Umfeld. Es werden wichtige Stationen seines Lebens und seiner wissenschaftlichen Entwicklung hervorgehoben, insbesondere die Beschäftigung mit Hypnose und die Entwicklung seiner Verdrängungs- und Neurosentheorie. Der Abschnitt betont die Bedeutung seiner Arbeiten „Entwurf einer Psychologie“, „Traumdeutung“ und „Das Ich und das Es“. Die Darstellung unterstreicht den Übergang von der Physiologie zur Psychologie in Freuds Werk.
1.1.1 Grundthesen von Sigmund Freud: Dieser Abschnitt präsentiert die für die Arbeit relevanten Grundthesen Freuds. Ausführlich wird der psychische Apparat mit seinen drei Instanzen (Es, Ich, Über-Ich) beschrieben, die Funktionsweisen dieser Instanzen erläutert und das Zusammenspiel zwischen Lustprinzip und Realitätsprinzip dargestellt. Weiterhin wird auf die drei psychischen Qualitäten (Bewusstes, Vorbewusstes, Unterbewusstes) eingegangen und die Entwicklung der Sexualfunktion nach Freud skizziert, inklusive der oralen und sadistisch-analen Phase. Der Fokus liegt dabei auf den Zusammenhängen zwischen den einzelnen Elementen der Freudschen Theorie und ihrer Relevanz für die spätere Analyse des Augenmotivs in "Der Sandmann".
Schlüsselwörter
E.T.A. Hoffmann, Der Sandmann, Augenmotiv, Psychoanalyse, Sigmund Freud, Mesmerismus, Franz Anton Mesmer, Nathanael, Coppelius, Coppola, Wahnsinn, Krankheit, psychischer Apparat, Sexualität, Traumdeutung, Tierischer Magnetismus.
Häufig gestellte Fragen zu „Der Sandmann“: Eine Analyse anhand der Psychoanalyse und des Mesmerismus
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Augenmotiv in E.T.A. Hoffmanns Erzählung „Der Sandmann“ unter Verwendung der Theorien von Sigmund Freud (Psychoanalyse) und Franz Anton Mesmer (Mesmerismus/Tierischer Magnetismus). Der Fokus liegt auf der Beziehung zwischen Nathanael und Coppelius/Coppola und wie das Augenmotiv zu Nathanaels Krankheit und Wahnsinn beiträgt.
Welche Theorien werden angewendet?
Die Arbeit wendet sowohl die psychoanalytische Theorie Freuds als auch die Theorie des Mesmerismus an. Es werden Freuds Konzepte wie der psychische Apparat (Es, Ich, Über-Ich), die psychischen Qualitäten (Bewusstes, Vorbewusstes, Unterbewusstes), das Lustprinzip und das Realitätsprinzip sowie die Entwicklung der Sexualität erläutert und auf das Augenmotiv in „Der Sandmann“ angewendet. Der Mesmerismus wird als Gegenpol zur Psychoanalyse verwendet, um verschiedene Interpretationsansätze zu vergleichen.
Welche Kapitel beinhaltet die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, die die Theorien von Freud und Mesmer einführt und das Ziel der Arbeit beschreibt. Es folgt eine kurze Darstellung der Biografien von Freud und Mesmer und ihrer relevanten Theorien. Die Hauptteile der Arbeit befassen sich mit der Anwendung des Mesmerismus und der Psychoanalyse auf das Augenmotiv in „Der Sandmann“, wobei die Beziehung zwischen Nathanael und Coppelius/Coppola im Zentrum steht. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung und einem Literaturverzeichnis.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Zentrale Themen sind das Augenmotiv als Ausdruck von Nathanaels psychischer Erkrankung, ein Vergleich der psychoanalytischen und mesmeristischen Deutung des Augenmotivs, die Rolle von Coppelius/Coppola bei der Ausprägung von Nathanaels Trauma, die Verbindung zwischen Mesmerismus/Magnetismus und Psychoanalyse in der Interpretation von Hoffmanns Werk, sowie die Analyse der psychischen Mechanismen, die zu Nathanaels Wahnsinn führen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: E.T.A. Hoffmann, Der Sandmann, Augenmotiv, Psychoanalyse, Sigmund Freud, Mesmerismus, Franz Anton Mesmer, Nathanael, Coppelius, Coppola, Wahnsinn, Krankheit, psychischer Apparat, Sexualität, Traumdeutung, Tierischer Magnetismus.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es aufzuzeigen, wie das Augenmotiv in „Der Sandmann“ im Kontext der Psychoanalyse und des Mesmerismus zu Nathanaels psychischer Erkrankung und seinem Wahnsinn beiträgt. Es soll ein Vergleich der beiden theoretischen Ansätze vorgenommen werden.
Auf welche Beziehung konzentriert sich die Analyse?
Die Analyse konzentriert sich vor allem auf die Beziehung zwischen Nathanael und den Figuren Coppelius und Coppola, und wie diese Beziehung die Bedeutung des Augenmotivs prägt.
- Quote paper
- Tina Heesel (Author), 2002, Magnetismus und Psychoanalyse - Anwendung auf das Augenmotiv in E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/78496