Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf dem Zeitraum vom ausgehenden Hochmittelalter bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Desweiteren stehen die Formen institutionalisierter Armenfürsorge im Mittelpunkt, da das Ausmaß der Almosen, die von Hand zu Hand gingen, also die ganz private Fürsorge für die Armen, nicht abzuschätzen ist, und somit auch nicht objektiv diskutiert werden kann. Lediglich die verschriftlichten Testamente und Schenkungen können deshalb berücksichtigt werden.
Unter der Prämisse, daß es im Untersuchungszeitraum zu einem grundlegenden Wandel in der obrigkeitlichen Armenfürsorge gekommen ist, wird die Erörterung von verschiedenen Leitfragen bestimmt. Zum einen wird gefragt, wie und wann es zu dem Wandel kam und zum anderen werden die Folgen für die Effektivität der Armenfürsorge bzw. für die Motivation der Spender diskutiert. Dabei erörtert, ob die neu organisierte Armenfürsorge eher zu einem Fortschritt oder zu einem Rückschritt in der Bewältigung der Armutsproblematik geführt hat. Es wird gefragt, inwieweit die reformierte im Vergleich zur traditionellen Armenfürsorge in der Lage war bzw. beabsichtigte, den Bedürftigen aus ihrer Armut herauszuhelfen.
Im Sinne des Erkenntnisinteresses ist es zunächst einmal erforderlich, zu klären, wie Armut definiert wurde und welche Ausmaß die so definierte Armut hatte. Anschließend wird die mittelalterliche Armenfürsorge dargestellt. Abschließend wird dieser dann die reformierte Armenfürsorge gegenübergestellt. Aufgrund der Fragestellung liegt hier der Schwerpunkt der Erörterung.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die mittelalterliche Armenfürsorge
- Definition und Bedeutung der Armut im Mittelalter
- Die Organisation der Armenfürsorge
- Die Armenfürsorge in der Krise des Spätmittelalters
- Die reformierte Armenfürsorge
- Geistesgeschichtliche und/oder wirtschaftliche Ursachen für die Erneuerung der Armenfürsorge?
- Frühneuzeitliche Armenfürsorge unter dem Paradigma der Sozialdisziplinierung?
- Die Neuordnung im Zeichen von Sozialdisziplinierung und geistesgeschichtlicher Entwicklung
- Die Frage der Finanzierung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beleuchtet die Entwicklung der Armenfürsorge vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit, mit dem Schwerpunkt auf der Zeit vom ausgehenden Hochmittelalter bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Der Fokus liegt dabei auf den Formen institutionalisierter Armenfürsorge. Das Ausmaß der Almosen, die von Hand zu Hand gingen, wird aufgrund fehlender Daten nicht berücksichtigt. Die Arbeit will untersuchen, wie und wann es zu einem Wandel in der obrigkeitlichen Armenfürsorge kam, welche Folgen dies für die Effektivität der Armenfürsorge und die Motivation der Spender hatte, und ob die reformierte Armenfürsorge im Vergleich zur traditionellen Armenfürsorge Fortschritt oder Rückschritt in der Bewältigung der Armutsproblematik bedeutete.
- Die Definition und Ausmaß der Armut im Mittelalter
- Die Organisation und Entwicklung der mittelalterlichen Armenfürsorge
- Die Reformierung der Armenfürsorge in der Frühen Neuzeit
- Die Folgen der Reformierung für die Effektivität der Armenfürsorge und die Motivation der Spender
- Der Vergleich der traditionellen und reformierten Armenfürsorge hinsichtlich ihrer Fähigkeit, Bedürftigen aus der Armut zu helfen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor, definiert den Fokus und die Methodik, diskutiert die Quellenlage und die Fragestellungen der Arbeit.
- Die mittelalterliche Armenfürsorge: Dieses Kapitel beleuchtet die Definition und Bedeutung der Armut im Mittelalter, die Organisation der Armenfürsorge und deren Wandel im Spätmittelalter.
- Die reformierte Armenfürsorge: Dieses Kapitel behandelt die Ursachen für die Reformierung der Armenfürsorge, das Paradigma der Sozialdisziplinierung in der Frühen Neuzeit, die Neuordnung der Armenfürsorge im Zeichen von Sozialdisziplinierung und geistesgeschichtlicher Entwicklung, sowie die Frage der Finanzierung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Geschichte der Armenfürsorge im Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Zu den zentralen Themen gehören Armut, mittelalterliche und frühneuzeitliche Armenfürsorge, Sozialdisziplinierung, Geistesgeschichte, Finanzierung, Reformierung, Effektivität, und der Vergleich traditioneller und reformierter Armenfürsorge.
- Quote paper
- Gerald Böke (Author), 1996, Möglichkeiten und Grenzen mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Armenfürsorge, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/78446