Das Thema „Sozialraumorientierung“ ist seit einigen Jahren in aller Munde. Vergleicht man die Zahl der Veröffentlichungen und die der Seminare im Bereich der Sozialen Arbeit verstärkt sich dieser Eindruck. Besonders die Jugendämter und Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) schreiben sich oftmals sozialräumliche Konzepte auf die Fahnen. Von Hilfen aus einer Hand und „Maßanzüge statt Massenware“ ist dort die Rede. Angesichts angespannter kommunaler Haushalte können sich Politiker gut mit dieser auf lange Sichte gesehen kostengünstigen Variante anfreunden und unterstreichen ihrerseits die neuen fachlichen Anforderungen an eine moderne und bessere Jugendhilfe.
Das hinter der Arbeit im Sozialraum ein sinnvolle Methode steckt ist in der Sozialen Fachwelt unbestritten. Doch werden diese Konzepte wegen der fachlichen Überzeugung umgesetzt oder handelt es sich dabei vielmehr um eine kommunalpolitische Einsparmaßnahme, um die hohen Kosten in der Kinder- und Jugendhilfe in einem erträglichen Rahmen zu halten?
In der vorliegenden Seminararbeit „Sozialraumorientierung in der Kinder- und Jugend-hilfe. Fachlicher Ansatz oder politische Einsparmaßnahme?" werde ich versuchen dieser Fragestellung nachzugehen. Wie ein Sozialraumkonzept aussehen kann, habe ich in meiner Zeit als Fremdpraktikant im Kreisjugendamt in Backnang erfahren (vgl. Kapitel 7.1). Dieses Fremdpraktikum und die Feststellung, dass stationäre Erziehungshilfen vorausichtlich in den nächsten Jahren einen Belegungszahlenrückgang verzeichnen werden, haben mich dazu bewogen mich mit diesem vieldiskutierten Aspekt der Erziehungshilfen bzw. der Sozialen Arbeit intensiv und kritisch auseinander zu setzen, da dieses Thema zwangsläufig meine berufliche Zukunft beeinflussen wird.
Zu Beginn meiner Seminararbeit werde ich im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen auf den 1990 erschienen Achten Kinder- und Jugendbericht eingehen, der maßgeblichen Einfluss auf die Soziale Arbeit der letzten Jahre ausgeübt hat. Eine ebenfalls einschneidende Änderung in der Jugendhilfe war das im gleichen Jahr in Kraft getretene Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG). Im nächsten Kapitel werde ich zunächst den Begriff der Sozialraumorientierung erläutern, die speziellen Methoden und Rahmenbedingungen in der Kinder- und Jugendhilfe erläutern und der Frage nach den Gründen nachgehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG.
- 2. GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN
- 3. ACHTER KINDER- UND JUGENDBERICHT.
- 3.1 Lebensweltorientierung - Strukturmaxime der Jugendhilfe.
- 4. KINDER- UND JUGENDHILFEGESETZ (KJHG).
- 5. SOZIALRAUMORIENTIERUNG.
- 5.1 Der Sozialraum
- 5.2 Begriff der Sozialraumorientierung.
- 5.3 Wurzeln und Geschichte der Sozialraumorientierung.
- 5.4 Methoden der Sozialraumorientierung.
- 6. SRO IN DER KINDER- UND JUGENDHILFE.
- 6.1 Paradigmenwechsel: Vom Fall zum Feld.
- 7. UMSETZUNG VON SRO KONZEPTEN IN BAWÜ.
- 7.1 Sozialraumkonzeption im Landkreis Rems-Murr.
- 7.1.1 Ausgangslage.
- 7.1.2 Zielsetzung.
- 7.1.3 Umsetzung.
- 7.1.4 Finanzierung und Laufzeit.
- 7.1.5 Ergebnisse.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Frage, ob die Sozialraumorientierung in der Kinder- und Jugendhilfe ein fachlicher Ansatz oder eine politische Einsparmaßnahme ist. Sie analysiert die Entwicklungen in der Sozialen Arbeit, die zur Entstehung des Konzepts der Sozialraumorientierung führten, und untersucht die Umsetzung von sozialräumlichen Konzepten in der Praxis. Dabei wird insbesondere auf die Rolle der Jugendämter und den Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) eingegangen.
- Entwicklungen in der Sozialen Arbeit
- Die Rolle des Achten Kinder- und Jugendberichts und des KJHG
- Begriff und Methoden der Sozialraumorientierung
- Praxisbeispiele für sozialräumliche Konzepte in der Kinder- und Jugendhilfe
- Bewertung der Sozialraumorientierung als fachlicher Ansatz oder politische Einsparmaßnahme
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema Sozialraumorientierung ein und stellt die Forschungsfrage nach dem Charakter des Konzepts als fachlicher Ansatz oder politische Einsparmaßnahme. Das zweite Kapitel befasst sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen und den Herausforderungen, denen Kinder und Jugendliche in der heutigen Zeit gegenüberstehen. Das dritte Kapitel widmet sich dem Achten Kinder- und Jugendbericht, der maßgeblich den Fokus auf die Lebensweltorientierung in der Jugendhilfe gelenkt hat. Das vierte Kapitel behandelt das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) und dessen Auswirkungen auf die Jugendhilfe. Das fünfte Kapitel erläutert den Begriff der Sozialraumorientierung, seine Geschichte und die verschiedenen Methoden, die im Rahmen der Sozialraumorientierung angewendet werden. Das sechste Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Sozialraumorientierung in der Kinder- und Jugendhilfe und thematisiert den Paradigmenwechsel vom Fall zum Feld. Das siebte Kapitel stellt die Umsetzung von sozialräumlichen Konzepten in Baden-Württemberg am Beispiel des Landkreises Rems-Murr vor.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Sozialraumorientierung, Lebensweltorientierung, Kinder- und Jugendhilfe, Jugendämter, Allgemeiner Sozialer Dienst (ASD), fachlicher Ansatz, politische Einsparmaßnahme, Paradigmenwechsel, Fall- und Feldarbeit sowie dem Landkreis Rems-Murr. Die Arbeit analysiert die Anwendung der Sozialraumorientierung in der Praxis und bewertet deren Relevanz als Instrument der Sozialen Arbeit.
- Quote paper
- Patrick Wehner (Author), 2007, Sozialraumorientierung in der Kinder- und Jugendhilfe. , Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/77879