Die Rolle des Beamten und der Verwaltung in der Zeit des Nationalsozialismus zählt zu den wenigen Bereichen, die in der Geschichtswissenschaft noch nicht umfassend aufgearbeitet wurden. Jedoch gehörte die Administration zu den Kriterien, die maßgeblich die Herrschaft Hitlers stabilisierten und gewährleisteten. Es stellt sich die Frage, wie sich die Machthaber die Loyalität der Beamten sicherten, sie respektive erzwangen.
Dem Gesetz zur „Wiederherstellung des deutschen Berufsbeamtentums“ kommt bei der Betrachtung dieser Frage eine gewichtige Bedeutung zu, da dieses das Instru-ment der Konstituierung der nationalsozialistischen Herrschaft im behördlichen Sinne darstellte.
Diese Arbeit soll eine Übersicht über die wesentlichen Bestimmungen des Berufsbe-amtengesetzes geben, die Folgen für die betroffenen Personengruppen aufzeigen und versuchen den Inhalten des BBG eine Bewertung zu geben. Es konnte nur in sehr begrenzten Maße auf die einzelnen Paragraphen eingegangen werden, eine vollständige Analyse ist im Rahmen dieser Arbeit nicht zu leisten. Die wichtigsten Inhalte sind kurz aufgezeigt und werden in ihrer Wirkung beschrieben. Auf eine ausführliche Darstellung der Vorgeschichte des Beamtenapparats in der Weimarer Republik, sowie die Rolle des Deutschen Beamtengesetzes ab 1937 mußte ebenfalls verzichtet werden.
Der Stand der Forschung hat sich seit den neunziger Jahren verbessert, da eine Viel-zahl der Akten durch die Öffnung der Archive im Osten Deutschlands zugänglich wurden. Wissenschaftlich erschlossen wurden die Bestände allerdings nur marginal. Die Forschung tendiert bislang zu Darstellungen, die das Beamtentum von Beginn seiner Entstehung bis zum heutigen Zeitraum dokumentieren und daher nicht explizit auf bestimmte Problemkomplexe eingehen können. Dahingehend sind die Werke Thieles und Hattenhauers zu nennen, welche die wichtigsten Entwicklungslinien
andeuten, aber eher als Einstieg in die Thematik zu sehen sind. Als Standartwerke gelten die Arbeiten von Mommsen und Mühl – Benninghaus , wobei letztere auf Mommsen aufbaut und ihn durch die veränderte Quellenlage ergänzt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Die Machtergreifung der Nationalsozialisten und die Folgen für den Beamtenapparat
- Die Einführung des Gesetzes zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“
- Verschärfungen und Veränderungen des Berufsbeamtengesetzes
- Charakteristik des Berufsbeamtengesetzes
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ (BBG) aus dem Jahr 1933 und untersucht dessen Einfluss auf die deutsche Beamtenschaft während der NS-Zeit. Ziel ist es, die zentralen Bestimmungen des BBG aufzuzeigen, die Folgen für die betroffenen Beamten zu beleuchten und das Gesetz in seiner Gesamtheit zu bewerten.
- Die Säuberung der Beamtenschaft von „unzuverlässigen“ Elementen
- Die Einführung des „Arierparagraphen“ und die systematische Diskriminierung von Juden
- Die Unterwerfung des Beamtenapparats unter die Kontrolle der NSDAP
- Die Rolle des BBG im Kontext der Gleichschaltung der Länder mit dem Reich
- Die Bewertung des Gesetzes hinsichtlich seiner Effektivität und der Folgen für die Beamtenschaft und das deutsche Volk
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Rolle des Beamtenapparats in der NS-Zeit und die Bedeutung des BBG für die Etablierung der nationalsozialistischen Herrschaft heraus. Sie skizziert den Forschungsstand und die Struktur der Arbeit.
- Die Machtergreifung der Nationalsozialisten und die Folgen für den Beamtenapparat: Dieses Kapitel beschreibt die willkürlichen Säuberungsaktionen in der Verwaltung nach der Machtergreifung der NSDAP, die zur Destabilisierung des Beamtenapparats führten. Die Notwendigkeit einer systematischen Neuordnung des Beamtentums wird deutlich.
- Die Einführung des Gesetzes zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“: Hier werden die zentralen Bestimmungen des BBG analysiert, die die Entlassung von politischen Gegnern und Juden, die Diskriminierung von Kommunisten und Sozialdemokraten sowie die systematische Unterwerfung der Beamten unter die NSDAP ermöglichten.
- Verschärfungen und Veränderungen des Berufsbeamtengesetzes: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den zahlreichen Änderungen und Durchführungsverordnungen des BBG, die die ursprünglichen Bestimmungen immer weiter verschärften und die Säuberungsmaßnahmen in der Beamtenschaft intensivierten.
- Charakteristik des Berufsbeamtengesetzes: Hier werden die Folgen des BBG für die Beamtenschaft, die deutsche Gesellschaft und die Stabilisierung der NS-Herrschaft beleuchtet. Die Arbeit diskutiert die Effektivität des BBG und stellt die Mitschuld der Beamtenschaft an den Verbrechen des Nationalsozialismus fest.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der NS-Herrschaft, Beamtentum, "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums", Gleichschaltung, "Arierparagraph", Judenverfolgung, Diskriminierung, Nationalsozialismus, Verwaltung, Machtstabilisierung und Mitschuld.
- Quote paper
- M.A. Norman Voigt (Author), 2002, Die Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in der Zeit des Nationalsozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/75582