Die spartanische Verfassung unterschied sich in klassischer Zeit, also im 5. und in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr., deutlich von denen anderer griechischer Poleis. Ihren Ursprung führte man in dieser Periode jedoch nicht auf eine allmähliche gesellschaftliche Entwicklung, sondern, ähnlich wie in anderen Poleis, auf eine Gründerfigur zurück. Als diese wird in den antiken Quellen nahezu einheitlich der Gesetzgeber Lykurg genannt. Seine Historizität, obwohl in der Antike nicht hinterfragt, ist jedoch äußerst umstritten, da die antiken Autoren ihrerseits auf mündliche Überlieferungen der Vergangenheit angewiesen waren. So sind denn auch die Angaben zu Lebenszeiten und Ausmaß der Gesetzgebung des Lykurg bei verschiedenen Autoren teilweise recht widersprüchlich. Die Quellen, aus denen Lykurg überliefert ist, weisen zwei Besonderheiten auf. Zum einen sind sie, wie beschrieben, im Bezug auf den Gesetzgeber nicht zeitgenössisch, zum anderen wurden sie allesamt von Nicht-Spartanern verfasst.
Die vorliegende Arbeit widmet sich daher der Frage, wie unter diesen besonderen Vorzeichen die Figur des Lykurg sowohl in der Antike wie auch in der neueren Geschichtsschreibung behandelt wurde bzw. wird. Wie kann sie mit der relativ gut belegten politischen und sozialen Ordnung Spartas in klassischer Zeit in Zusammenhang gebracht werden? Kann sie bzw. die Entstehung der spartanischen Verfassung in eine historische Chronologie nach modernen Maßstäben eingefügt werden?
Um diese Fragen zu beantworten, sollen zunächst die wichtigsten antiken Quellen einer kritischen Analyse und Interpretation unterzogen werden. Dabei sind neben dem eigentlichen Text die Persönlichkeit des Autors, seine Zeitumstände und die Motivation der Niederschrift zu beachten. Anschließend soll die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnende Forschungsdiskussion um Historizität und Lebenszeit des Lykurg betrachtet werden, um festzustellen, ob sich daraus neue Informationen zur spartanischen Frühgeschichte ableiten lassen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Quellenlage
- 3. Forschungsdiskussion
- 4. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Figur des Lykurg, des legendären Gesetzgebers Spartas, und die Herausforderungen, die seine Historizität mit sich bringt. Die Analyse konzentriert sich auf die antiken Quellen und die darauf basierende moderne Forschung. Ziel ist es, die Behandlung der Lykurg-Figur in der Antike und der modernen Geschichtsschreibung zu beleuchten und ihre Verbindung zur politischen und sozialen Ordnung Spartas in der klassischen Periode zu untersuchen. Die Einordnung der Entstehung der spartanischen Verfassung in eine historische Chronologie nach modernen Maßstäben stellt eine weitere wichtige Fragestellung dar.
- Kritische Analyse antiker Quellen über Lykurg
- Bewertung der Historizität Lykurgs
- Zusammenhang zwischen Lykurg und der spartanischen Verfassung
- Forschungsdiskussion zur spartanischen Frühgeschichte
- Einordnung der spartanischen Verfassung in eine historische Chronologie
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Behandlung der Lykurg-Figur in der Antike und der neueren Geschichtsschreibung. Sie hebt die Problematik der Quellenlage hervor, da diese nicht zeitgenössisch und von Nicht-Spartanern verfasst wurden. Die Arbeit will die Figur des Lykurg mit der politischen und sozialen Ordnung Spartas in Verbindung bringen und die Einordnung der Entstehung der spartanischen Verfassung in eine historische Chronologie untersuchen. Die methodische Vorgehensweise, die kritische Analyse antiker Quellen und die Auseinandersetzung mit der Forschungsdiskussion, wird dargelegt.
2. Quellenlage: Dieses Kapitel analysiert die wichtigsten antiken Quellen zu Lykurg, beginnend mit Herodot, dessen Bericht auf mündlicher Überlieferung beruht und zwei alternative Varianten des Ursprungs der spartanischen Ordnung darstellt. Der Orakelspruch von Delphi zur Legitimation der Gesetzgebung Lykurgs wird diskutiert, ebenso die Bedeutung der Vormundschaft des Königs Labotas und die Problematik der spartanischen Königslisten für die Datierung. Die Quelle wird kritisch unter Berücksichtigung der Persönlichkeit Herodots, seiner Zeitumstände und seiner Motivation analysiert. Die Bedeutung von Xenophons „Spartanische Verfassung“ wird angedeutet, deren detaillierte Analyse wohl dem nächsten Kapitel vorbehalten ist.
Schlüsselwörter
Lykurg, Sparta, spartanische Verfassung, antike Quellen, Herodot, Xenophon, Aristoteles, Diodor, Plutarch, Historizität, Frühgeschichte Spartas, Königslisten, Forschungsdiskussion, oligarchische Ordnung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit über Lykurg und die spartanische Verfassung
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Figur des Lykurg, des legendären Gesetzgebers Spartas, und die Herausforderungen, die seine Historizität mit sich bringt. Der Fokus liegt auf der Analyse antiker Quellen und der darauf basierenden modernen Forschung. Ziel ist es, die Darstellung Lykurgs in der Antike und modernen Geschichtsschreibung zu beleuchten und seine Verbindung zur politischen und sozialen Ordnung Spartas zu untersuchen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einordnung der Entstehung der spartanischen Verfassung in eine historische Chronologie.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt kritische Analysen antiker Quellen über Lykurg, die Bewertung seiner Historizität, den Zusammenhang zwischen Lykurg und der spartanischen Verfassung, die Forschungsdiskussion zur spartanischen Frühgeschichte und die Einordnung der spartanischen Verfassung in eine historische Chronologie.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit analysiert die wichtigsten antiken Quellen zu Lykurg, darunter Herodot, Xenophon, Aristoteles, Diodor und Plutarch. Die Quellen werden kritisch unter Berücksichtigung der jeweiligen Autoren, ihrer Zeitumstände und ihrer Motivationen untersucht.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Quellenlage, ein Kapitel zur Forschungsdiskussion und eine Zusammenfassung. Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die methodische Vorgehensweise vor. Das Kapitel zur Quellenlage analysiert die wichtigsten antiken Quellen zu Lykurg. Die Forschungsdiskussion setzt sich mit den unterschiedlichen Interpretationen der Lykurg-Figur und der spartanischen Verfassung auseinander. Die Zusammenfassung fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Lykurg, Sparta, spartanische Verfassung, antike Quellen, Herodot, Xenophon, Aristoteles, Diodor, Plutarch, Historizität, Frühgeschichte Spartas, Königslisten, Forschungsdiskussion, oligarchische Ordnung.
Was ist die zentrale Forschungsfrage?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie wurde die Figur des Lykurg in der Antike und der neueren Geschichtsschreibung behandelt, und wie lässt sich diese Figur mit der politischen und sozialen Ordnung Spartas in Verbindung bringen?
Welche methodische Vorgehensweise wird angewendet?
Die Arbeit verwendet eine kritische Analyse der antiken Quellen und setzt sich intensiv mit der relevanten Forschungsdiskussion auseinander.
Welche Problematik ergibt sich aus der Quellenlage?
Die Quellenlage ist problematisch, da die überlieferten Texte nicht zeitgenössisch sind und von Nicht-Spartanern verfasst wurden. Dies erschwert die Rekonstruktion der tatsächlichen Ereignisse und die Bewertung der Historizität Lykurgs.
- Quote paper
- Stefan Zeuge (Author), 2007, Quellenlage und Forschungsdiskussion zu Lykurg, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/73511