Diese Magisterarbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung von Träumen in epischen Werken des Hochmittelalters. Dabei ist die Überschrift der Arbeit in doppeldeutigem Sinn zu verstehen. Zum einen wird das Handeln „zeitlich nach“ Träumen behandelt und zum anderen „gemäß“ Träumen. Denn der Einbau von Träumen, die Figuren in epischen fiktiven Texten haben, hat natürlich immer einen Sinn in der Erzählung.
Hierfür gibt es verschiedene Zwecke, mit denen sich diese Arbeit ausführlich auseinandersetzt. Dabei sind drei große Kategorien gewählt worden: 1. Der Traum teilt dem Publikum/dem Leser Wissen mit, 2. er teilt der Figur in der Erzählung Wissen mit, und 3. er teilt Figur und Publikum Wissen mit.
Der Fall, dass solch ein Traum dem Publikum Wissen mitteilt, wird anhand des „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach erläutert. Der Protagonist träumt nach seinem ersten Besuch in der Gralsburg von Schwertkämpfen, die er bestehen muss. Doch beim Erwachen beschäftigt sich Parzival in keiner Weise mit diesem Traum.
Dass der Traum der Figur Wissen mitteilt, das das Publikum schon hat, wird am Traum des Protagonisten im „Moriz von Craûn“ vom falschen Verhalten der Gräfin (Traum als auslösendes Moment) sowie am Traum Marjodos über die Beziehung von Tristan und Isolde im „Tristan“ Gottfrieds von Straßburg (Traum als Aufklärer) erläutert.
Die Kategorie der Wissensvermittlung durch einen Traum sowohl an Figur als auch an Publikum ist etwas umfangreicher und wird daher in vier Einzelfälle unterteilt: am Beispiel von vier verschiedenen Träumen im „Helmbrecht“ von Wernher dem Gartenaere (Reaktion und Ignoranz der Figur), an Kriemhilds drei Träumen vom Tod ihres geliebten Siegfried im „Nibelungenlied“ (Ängstigung und Handlung), am Traum von Herzeloyde im „Parzival“ (verstehendes Ignorieren) und an Josephs Träumen in der „Wiener Genesis“ (glücksverheißende Träume).
Als Fazit wird festgehalten, dass Träume in epischen Texten des Mittelalters immer Bedeutung haben. Allerdings nicht ausschließlich für den Fortgang der Erzählung, sondern manchmal auch nur für die Atmosphäre, also für Spannungsaufbau und -erhaltung in der Erzählung.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Definition der verwendeten Begriffe
- 1.2. Einleitende Gedanken zu Träumen in epischen Texte
- 1.3. Vorgehensweise
- 2. Klassifizierung der Träume
- 2.1. Der Traum teilt dem Publikum Wissen mit
- 2.1.1. Ignoranz gegenüber dem Traum
- 2.2. Der Traum teilt der Figur Wissen mit
- 2.2.1. Der Traum als auslösendes Moment
- 2.2.2. Der Traum als Aufklärer
- 2.3. Der Traum teilt Publikum und Figur gleichzeitig Wissen mit
- 2.3.1. Sowohl Reaktion als auch Ignoranz
- 2.3.2. Ängstigung und Handlung
- 2.3.3. Verstehendes Ignorieren
- 2.3.4. Glückverheißende Träume
- 3. Zusammenfassung
- 3.1. Forschungsausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit „Handeln nach Träumen“ untersucht die narrativen Funktionen von Träumen in ausgewählten Beispielen der höfischen Epik. Die Arbeit konzentriert sich auf die Darstellung und die narrative Funktion des Traumes sowie die Reaktion der Figuren auf diese Träume. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Verhalten der Akteure im Kontext ihrer Träume gewidmet.
- Untersuchung der unterschiedlichen Funktionen von Träumen in epischen Texten
- Analyse der Reaktionen von Figuren auf ihre Träume
- Klassifizierung von Träumen nach ihrem Informationsgehalt für Publikum und Figur
- Betrachtung der prophetischen Funktion von Träumen in der höfischen Epik
- Untersuchung des Spannungsverhältnisses zwischen Gewißheit und Ungewißheit im Kontext von Träumen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 der Arbeit führt in das Thema ein und definiert den Begriff des Traumes im Kontext der Arbeit. Es werden Einleitende Gedanken zur Verwendung von Träumen in epischen Texten dargelegt und die Vorgehensweise der Untersuchung beschrieben.
Kapitel 2 bietet eine Klassifizierung von Träumen nach ihrer Funktion und untersucht die Reaktion der Figuren auf die Träume. In diesem Kapitel werden verschiedene Szenarien beleuchtet, in denen der Traum dem Publikum, der Figur oder beiden Wissen vermittelt. Beispiele aus der höfischen Epik werden herangezogen, um die Analyse zu veranschaulichen.
Schlüsselwörter
Die Magisterarbeit beschäftigt sich mit dem Thema der narrativen Funktionen von Träumen in der höfischen Epik des Mittelalters. Im Zentrum stehen die Analyse der unterschiedlichen Funktionen von Träumen in epischen Texten, die Reaktion der Figuren auf ihre Träume sowie die prophetische Funktion von Träumen. Die Arbeit beleuchtet die Rolle von Träumen als Informationsquelle, als Auslöser von Handlungen und als Ausdruck von Ängsten und Hoffnungen in der literarischen Welt der höfischen Epik.
- Quote paper
- Magistra Artium Jenny Ebert (Author), 2005, Handeln nach Träumen - Überlegungen zu den narrativen Funktionen von Träumen in ausgewählten Beispielen der höfischen Epik, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/72802