In den Politik- und Geschichtswissenschaften wird immer wieder die Frage nach der Kontinuität zwischen den frühen Bolschewiki und der stalinistischen Herrschaft debattiert. In dieser Arbeit steht zunächst die politische Praxis und ideengeschichtliche Einordnung der frühen Bolschewiki im Vordergrund, um anschließend auf die Politik der russischen Kommunistischen Partei unter Stalin, bis zur Ausschaltung der „Linken Opposition“ 1929 und dem Beginn der Säuberungen, einzugehen. Dabei wurden sowohl Primärquellen, als auch Texte renommierter Sozial- und Geschichtswissenschaftler herangezogen. Die auch in der bundesdeutschen Geschichts- und Politikwissenschaft häufig propagierte Parallelen zwischen der frühbolschewistischen Politik unter Lenin und Trotzki und der stalinistischen Epoche seit Ende der 1920er sind aus Sicht des Autors nicht nur bedenklich, sondern auch unangemessen und irreführend. Folgerichtig wurden den Positionen Lenins und Trotzkis der Politik Stalins gegenübergestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Quellenlage
- Definitionen
- Ideengeschichtliche und politische Positionen der Bolschewiki
- Das marxistische Insistieren auf den Internationalismus
- Revolutionärer Defätismus und permanente Revolution
- Imperialismusanalyse und die internationalistische Perspektive
- Die Oktoberrevolution und die bolschewistischen Exponenten
- Lenin
- Trotzki
- Stalin
- Machteroberung und Etablierung Stalins
- Stalins Ausgangspositionen
- Die Rückständigkeit Russlands, der Kriegskommunismus und die NEP
- Lenins Tod und die Machtkämpfe
- Die stalinistische Restauration
- Zentralisierung und Bürokratisierung
- ,,Sozialismus in einem Land\" und die Macht des Apparats
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Stalins Machtergreifung und den Bruch mit dem Bolschewismus. Sie beschreibt die politische Praxis und die ideengeschichtliche Einordnung der frühen Bolschewiki und vergleicht sie mit der Politik der Kommunistischen Partei unter Stalin bis 1929. Der Fokus liegt auf der Widerlegung der oft behaupteten Kontinuität zwischen der frühbolschewistischen Politik und dem Stalinismus.
- Die ideengeschichtlichen und politischen Positionen der frühen Bolschewiki
- Der Vergleich der Positionen Lenins und Trotzkis mit der Politik Stalins
- Stalins Machteroberung und die Etablierung seiner Herrschaft
- Die stalinistische Restauration und der Bruch mit bolschewistischen Prinzipien
- Zentralisierung und Bürokratisierung unter Stalin
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Kontext der Arbeit im Rahmen eines Seminars zum Stalinismus und formuliert die These, dass eine Kontinuität zwischen der frühbolschewistischen Politik und dem Stalinismus irreführend ist. Sie skizziert den methodischen Ansatz, der auf Primär- und Sekundärquellen basiert, und benennt die Beschränkungen der Arbeit hinsichtlich der Berücksichtigung tiefergehender Dimensionen der russischen Geschichte.
Quellenlage: Dieses Kapitel bewertet die verfügbaren Quellen, sowohl die Sekundärliteratur als auch die Schriften marxistischer Theoretiker und bolschewistischer Politiker, die für die Kritik an Stalin relevant sind. Es nennt zentrale Werke von Trotzki und Deutscher als wichtige Quellen und erwähnt Zizeks Buch über Lenin als ergänzende Lektüre. Der Autor betont die Bedeutung von Primärquellen, wie den Schriften Lenins selbst.
Definitionen: Hier werden die Begriffe "Bolschewismus" und "Stalinismus" im Kontext der Arbeit definiert. Bolschewismus wird als die Politik der russischen Kommunisten vor Stalins Machtergreifung verstanden, vor allem unter Lenin und Trotzki. Stalinismus wird als eine exzessiv machtorientierte Ordnung beschrieben, die einen Bruch mit den Prinzipien der Bolschewiki darstellt und ab 1928/29 in der Sowjetunion beginnt.
Ideengeschichtliche und politische Positionen der Bolschewiki: Dieses Kapitel behandelt die ideengeschichtlichen und politischen Positionen der Bolschewiki, insbesondere den Internationalismus, den revolutionären Defätismus und die permanente Revolution, sowie die Imperialismusanalyse. Es wird die Bedeutung der revolutionären Theorie und der kommunistischen Partei für die Konstituierung des revolutionären Subjekts - der Arbeiterklasse - herausgestellt. Das Kapitel beleuchtet Lenins Kritik an einem spontanen revolutionären Bewusstsein der Arbeiterklasse und betont die zentrale Rolle der kommunistischen Partei.
Die Oktoberrevolution und die bolschewistischen Exponenten: Dieses Kapitel analysiert die Oktoberrevolution und die Rollen von Lenin, Trotzki und Stalin in diesem Prozess. Es beschreibt die unterschiedlichen Perspektiven und Strategien dieser Schlüsselfiguren und legt den Grundstein für den späteren Vergleich ihrer Ansätze mit Stalins Politik.
Machteroberung und Etablierung Stalins: Dieser umfangreiche Abschnitt beschreibt Stalins Aufstieg zur Macht. Er analysiert seine Ausgangspositionen, die Auswirkungen der Rückständigkeit Russlands, des Kriegskommunismus und der NEP auf seine Machtergreifung, sowie die Machtkämpfe nach Lenins Tod. Die stalinistische Restauration, Zentralisierung und Bürokratisierung sowie die Doktrin des "Sozialismus in einem Land" werden im Detail untersucht, um Stalins Strategien zur Konsolidierung seiner Macht zu beleuchten.
Schlüsselwörter
Stalinismus, Bolschewismus, Lenin, Trotzki, Oktoberrevolution, Machteroberung, NEP, Zentralisierung, Bürokratisierung, Sozialismus in einem Land, revolutionäre Theorie, Internationalismus, permanente Revolution.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des Stalinismus und des Bruchs mit dem Bolschewismus
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht Stalins Machtergreifung und den Bruch mit dem Bolschewismus. Sie vergleicht die politische Praxis und die ideengeschichtliche Einordnung der frühen Bolschewiki mit der Politik der Kommunistischen Partei unter Stalin bis 1929. Der Fokus liegt auf der Widerlegung der oft behaupteten Kontinuität zwischen frühbolschewistischer Politik und Stalinismus.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die ideengeschichtlichen und politischen Positionen der frühen Bolschewiki (Internationalismus, revolutionärer Defätismus, permanente Revolution, Imperialismusanalyse), den Vergleich der Positionen Lenins und Trotzkis mit Stalins Politik, Stalins Machteroberung und die Etablierung seiner Herrschaft, die stalinistische Restauration und den Bruch mit bolschewistischen Prinzipien, sowie die Zentralisierung und Bürokratisierung unter Stalin.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf Primär- und Sekundärquellen. Als wichtige Sekundärquellen werden Werke von Trotzki und Deutscher genannt, Zizeks Buch über Lenin wird ergänzend erwähnt. Der Autor betont die Bedeutung von Primärquellen wie den Schriften Lenins.
Wie werden "Bolschewismus" und "Stalinismus" definiert?
Bolschewismus wird als die Politik der russischen Kommunisten vor Stalins Machtergreifung verstanden, insbesondere unter Lenin und Trotzki. Stalinismus wird als eine exzessiv machtorientierte Ordnung beschrieben, die einen Bruch mit den Prinzipien der Bolschewiki darstellt und ab 1928/29 in der Sowjetunion beginnt.
Welche Rolle spielen Lenin, Trotzki und Stalin in der Analyse?
Die Arbeit analysiert die Oktoberrevolution und die Rollen von Lenin, Trotzki und Stalin. Sie beschreibt deren unterschiedliche Perspektiven und Strategien und vergleicht diese mit Stalins späterer Politik.
Wie wird Stalins Machteroberung beschrieben?
Der Aufstieg Stalins zur Macht wird detailliert beschrieben, einschließlich seiner Ausgangspositionen, der Auswirkungen der Rückständigkeit Russlands, des Kriegskommunismus und der NEP, der Machtkämpfe nach Lenins Tod, der stalinistischen Restauration, Zentralisierung und Bürokratisierung sowie der Doktrin des "Sozialismus in einem Land".
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit argumentiert gegen die These einer Kontinuität zwischen frühbolschewistischer Politik und Stalinismus. Das Fazit wird im Text nicht explizit ausgewiesen, aber die Zusammenfassung der Kapitel deutet darauf hin, dass der Stalinismus als ein fundamentaler Bruch mit den Prinzipien des Bolschewismus dargestellt wird.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Stalinismus, Bolschewismus, Lenin, Trotzki, Oktoberrevolution, Machteroberung, NEP, Zentralisierung, Bürokratisierung, Sozialismus in einem Land, revolutionäre Theorie, Internationalismus, permanente Revolution.
- Quote paper
- Hannes Heine (Author), 2004, Stalins Machteroberung und der Bruch mit dem Bolschewismus , Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/72597