Die Vereinigten Staaten von Amerika sind die einzige westliche Demokratie, die bis heute an der Todesstrafe festhalten. Weltweit haben laut Amnesty International 129 Staaten die Todesstrafe entweder ganz oder zumindest de facto abgeschafft. Waren es am Ende des 19. Jahrhunderts gerade einmal drei Staaten, die auf die Todesstrafe verzichteten, wurde mit der Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte 1948 ein weltweiter Abschaffungsprozess in Gang gesetzt. Allein seit Anfang der 90er Jahre haben über 40 Staaten die Todesstrafe aus ihren Strafgesetzen entfernt, in der letzten Dekade wurde sie von durchschnittlich mehr als drei Staaten pro Jahr verboten und wird heute von der Mehrzahl als unmoralisch geächtet.
Diesem klaren, weltweiten Trend stehen 68 Staaten gegenüber, die noch immer an einem Gesetz zur Verhängung der Todesstrafe festhalten. Darunter auch zwei der führenden Demokratien: Japan und die USA. Der tatsächliche Anteil der Staaten, die Hinrichtungen auch durchführen, ist dabei allerdings weitaus geringer. So wurden fast alle Hinrichtungen im Jahre 2005, nämlich mindestens 94 Prozent, in nur vier Staaten vollstreckt. Dies sind China, der Iran, Saudi Arabien und die Vereinigten Staaten von Amerika. Damit „stehen die USA in einer Reihe mit Staaten, deren Gesellschaft sie ansonsten tunlichst zu vermeiden suchen“ und folgen somit nicht dem weltweiten moralischen Wandel, der sich in den letzten Jahrzehnten auf der Weltbühne vollzogen hat.
Ziel dieser Arbeit soll es sein, einen Erklärungsansatz für die fortwährende Existenz der Todesstrafe in den USA und deren Abkoppelung von dieser internationalen Tendenz aufzuzeigen. Hierbei soll durch einen vergleichenden Ansatz untersucht werden, welche Faktoren ein Festhalten an der Todesstrafe in den Vereinigten Staaten begünstigen und was in anderen Staaten, insbesondere in Europa, zu einer Abschaffung der Todesstrafe geführt hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Besonderheiten der politischen Kultur
- Geschichtlicher Abriss
- Moralische Aspekte
- Funktionalisierungsmöglichkeiten der Todesstrafe
- Die Rolle und Politisierung der Kriminalität
- Direkte Wahl von Richtern und Staatsanwälten
- Wahlkampf
- Föderalismus
- Öffentliche Meinung
- Die Todesstrafe als internationales Menschenrechtsthema
- Einfluss politischer Führung
- Europäische Bewegung
- Anti-Todesstrafenkampagnen
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die anhaltende Existenz der Todesstrafe in den USA im Vergleich zum internationalen Trend ihrer Abschaffung. Das Hauptziel ist es, die Faktoren zu identifizieren, die ein Festhalten an der Todesstrafe in den Vereinigten Staaten begünstigen und diese von anderen, insbesondere europäischen Staaten, unterscheiden.
- Besonderheiten des US-amerikanischen politischen Systems
- Rolle der öffentlichen Meinung und moralischer Aspekte
- Einfluss politischer Führung und Kampagnen
- Föderale Strukturen und deren Auswirkungen auf die Todesstrafe
- Vergleich mit europäischen Entwicklungen und der internationalen Menschenrechtsdebatte
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Gründen für die Beibehaltung der Todesstrafe in den USA trotz des weltweiten Trends zur Abschaffung. Sie verweist auf den moralischen Wandel und die Kritik an der Todesstrafe als Menschenrechtsverletzung und hebt die Besonderheit der USA als einzige westliche Demokratie mit Todesstrafe hervor. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der gegensätzlichen Entwicklungen und der Rolle des US-amerikanischen politischen Systems.
Besonderheiten der politischen Kultur: Dieses Kapitel analysiert die geschichtlichen und moralischen Aspekte, welche die politische Kultur der USA prägen und die Todesstrafe beeinflussen. Der historische Abriss beleuchtet die Entwicklung der Todesstrafe in den USA, während der Abschnitt zu moralischen Aspekten die unterschiedlichen ethischen Positionen und deren Einfluss auf die öffentliche Debatte untersucht. Die Verbindung zwischen diesen Aspekten und dem Fortbestehen der Todesstrafe bildet den Kern dieses Kapitels.
Funktionalisierungsmöglichkeiten der Todesstrafe: Dieses Kapitel befasst sich mit den verschiedenen Möglichkeiten, wie die Todesstrafe im US-amerikanischen politischen System instrumentalisiert wird. Es untersucht die Rolle der Kriminalität in der politischen Debatte, den Einfluss der direkten Wahl von Richtern und Staatsanwälten, die Auswirkungen von Wahlkämpfen und die Bedeutung des Föderalismus bei der Aufrechterhaltung der Todesstrafe. Die Argumentation zeigt die komplexen Wechselwirkungen zwischen Politik und Rechtssystem auf.
Öffentliche Meinung: Das Kapitel analysiert die öffentliche Meinung zur Todesstrafe in den USA und deren Einfluss auf die politische Entscheidung. Es wird untersucht, wie die öffentliche Meinung geformt wird und welche Rolle Medien, politische Akteure und gesellschaftliche Gruppen dabei spielen. Die Verbindung zwischen der öffentlichen Meinung und dem politischen Umgang mit der Todesstrafe steht im Mittelpunkt.
Die Todesstrafe als internationales Menschenrechtsthema: Dieses Kapitel betrachtet die Todesstrafe aus der Perspektive des internationalen Menschenrechts. Es untersucht die Kritik an der Todesstrafe aus internationaler Sicht und den Druck auf die USA, die Todesstrafe abzuschaffen. Die Position der USA in der internationalen Gemeinschaft und der Konflikt zwischen nationaler Souveränität und internationalen Menschenrechtsstandards werden diskutiert.
Einfluss politischer Führung: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Einfluss politischer Führung auf die Debatte um die Todesstrafe. Es analysiert die Rolle europäischer Bewegungen und Anti-Todesstrafenkampagnen und deren Wirkung auf die politische Landschaft der USA. Der Fokus liegt auf der Beeinflussung der öffentlichen Meinung und politischen Entscheidungen durch diese Kampagnen und Bewegungen.
Schlüsselwörter
Todesstrafe, USA, Politisches System, Föderalismus, Öffentliche Meinung, Menschenrechte, Internationale Beziehungen, Vergleichende Politikwissenschaft, Moral, Politische Kultur, Wahlkampf, Kriminalität, Europäische Union.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse der Todesstrafe in den USA
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die anhaltende Existenz der Todesstrafe in den USA im Vergleich zum internationalen Trend ihrer Abschaffung. Sie analysiert die Faktoren, die ein Festhalten an der Todesstrafe in den Vereinigten Staaten begünstigen und diese von anderen Staaten, insbesondere europäischen, unterscheiden.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit deckt ein breites Spektrum an Themen ab, darunter die Besonderheiten der US-amerikanischen politischen Kultur, die Rolle der öffentlichen Meinung und moralischer Aspekte, den Einfluss politischer Führung und Kampagnen, die Auswirkungen des Föderalismus, und einen Vergleich mit europäischen Entwicklungen und der internationalen Menschenrechtsdebatte. Es werden die geschichtlichen Wurzeln der Todesstrafe in den USA beleuchtet, sowie deren Funktionalisierung im politischen System untersucht.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zu Einleitung, Besonderheiten der politischen Kultur (mit Unterkapiteln zu historischem Abriss und moralischen Aspekten), Funktionalisierungsmöglichkeiten der Todesstrafe (mit Unterkapiteln zur Rolle der Kriminalität, Wahl von Richtern und Staatsanwälten, Wahlkampf und Föderalismus), Öffentliche Meinung, die Todesstrafe als internationales Menschenrechtsthema und Einfluss politischer Führung (mit Unterkapiteln zu europäischen Bewegungen und Anti-Todesstrafenkampagnen), sowie eine Zusammenfassung und einen Ausblick.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Das Hauptziel ist die Identifizierung der Faktoren, die das Festhalten an der Todesstrafe in den USA begünstigen. Die Arbeit möchte die gegensätzlichen Entwicklungen im Vergleich zu anderen Staaten, besonders europäischen, verstehen und die Rolle des US-amerikanischen politischen Systems dabei beleuchten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Todesstrafe, USA, Politisches System, Föderalismus, Öffentliche Meinung, Menschenrechte, Internationale Beziehungen, Vergleichende Politikwissenschaft, Moral, Politische Kultur, Wahlkampf, Kriminalität, Europäische Union.
Wie wird die öffentliche Meinung behandelt?
Die Arbeit analysiert die öffentliche Meinung zur Todesstrafe in den USA und deren Einfluss auf politische Entscheidungen. Es wird untersucht, wie die öffentliche Meinung geformt wird und welche Rolle Medien, politische Akteure und gesellschaftliche Gruppen spielen.
Welche Rolle spielt der Föderalismus?
Der Föderalismus wird als wichtiger Faktor für die Aufrechterhaltung der Todesstrafe in den USA betrachtet und seine Auswirkungen auf die politische Landschaft und die Umsetzung der Todesstrafe werden untersucht.
Wie wird der internationale Aspekt behandelt?
Die Arbeit betrachtet die Todesstrafe aus der Perspektive des internationalen Menschenrechts, untersucht die internationale Kritik und den Druck auf die USA zur Abschaffung der Todesstrafe, und diskutiert den Konflikt zwischen nationaler Souveränität und internationalen Menschenrechtsstandards.
Wie wird der Einfluss politischer Führung behandelt?
Der Einfluss politischer Führung wird analysiert, indem die Rolle europäischer Bewegungen und Anti-Todesstrafenkampagnen und deren Wirkung auf die politische Landschaft der USA untersucht wird. Der Fokus liegt auf der Beeinflussung der öffentlichen Meinung und politischer Entscheidungen.
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- Julia Fiedler (Author), 2006, Warum gibt es eine Todesstrafe in den USA?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/72584