In der vorliegenden Arbeit soll dargestellt werden, inwiefern nach Theodor W. Adorno ein kritischer Bildungsbegriff unhintergehbar mit der Forderung verbunden ist, dass sich ein Ereignis wie das von Auschwitz1 nicht wiederholt.
Dazu soll zunächst das Bildungsverständnis der Kritischen Theorie erschlossen werden,
indem die Antworten der Kritischen Theorie zu Fragen der Erziehung und Bildung
skizziert werden.
Um diese - teils divergierenden - Positionen systematisieren zu können, werden die für
Bildungsfragen wichtigsten Werke der Kritischen Theorie chronologisch und damit
kontextbezogen erörtert.
Den Ausgangspunkt wird dabei die im zweiten Abschnitt folgende Darstellung der
zentralen Elemente der „Dialektik der Aufklärung“ bilden, die die immer wiederkehrenden Grundgedanken der Kritischen Theorie enthält.
Ähnlich wie die „Dialektik der Aufklärung“, rechtfertigt auch die „Theorie der Halbbildung“ noch nicht den emanzipatorischen Anspruch Adornos, den er mit seiner Forderung nach einer Verunmöglichung eines zukünftigen Auschwitz’ durch Bildung und Erziehung in seiner „Erziehung nach Auschwitz“ formuliert. Jedoch trägt die der „Theorie der Halbbildung“ zugrunde liegende „negative Seite“ der Bildung insofern zu einer Explikation des Bildungsverständnisses der Kritischen Theorie bei, als dass sie zeigt, wie Bildung in ihrem Sinne nicht sein sollte. Durch eine Schilderung des spezifischen Kontexts der „Erziehung nach Auschwitz“ soll der dritte Teil der Arbeit, „Theorie der Halbbildung und Erziehung nach Auschwitz“, aber ebenso dazu überleiten, die Begründung für die „positive Seite“ des Bildungsverständnisses der Kritischen Theorie sichtbar machen zu können.
In diesem Sinne wird sich die „Erziehung nach Auschwitz“ als pädagogische Antwort auf die „Theorie der Halbbildung“ herausstellen.
Welche Inhalte ein kritisches Bildungsverständnis mit sich bringen muss, zeigt der
anschließende vierte Abschnitt: „Der kritische Bildungsbegriff bei Horkheimer“. [...]
1 In der vorliegenden Arbeit wird der Begriff Auschwitz im Sinne Adornos als Synonym für den Massenmord an den Juden gebraucht. Eine differenzierte Darstellung der Begriffsproblematik findet sich bei HEYL, Matthias: Erziehung nach Auschwitz. Eine Bestandsaufnahme: Deutschland, Niederlande, Israel, USA. Hamburg: S. Krämer 1997.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Dialektik der Aufklärung
- III. Theorie der Halbbildung und Erziehung nach Auschwitz
- IV. Der kritische Bildungsbegriff bei Horkheimer
- V. Der kritische Bildungsbegriff als Bedingung für die Verunmöglichung einer Wiederholung von Auschwitz
- VI. Fazit
- VII. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, inwiefern ein kritischer Bildungsbegriff nach Theodor W. Adorno untrennbar mit der Forderung verbunden ist, eine Wiederholung des Holocaust zu verhindern. Hierzu wird das Bildungsverständnis der Kritischen Theorie beleuchtet, indem die Antworten der Theorie auf Fragen der Erziehung und Bildung skizziert werden. Die wichtigsten Werke der Kritischen Theorie werden chronologisch und kontextbezogen erörtert, um die teils divergierenden Positionen zu systematisieren.
- Die „Dialektik der Aufklärung“ als zentrale Quelle für die Grundgedanken der Kritischen Theorie
- Die „Theorie der Halbbildung“ als negative Seite des Bildungsverständnisses der Kritischen Theorie
- Der spezifische Kontext der „Erziehung nach Auschwitz“ als Übergang zur Begründung des positiven Aspekts des Bildungsverständnisses
- Die Inhalte eines kritischen Bildungsverständnisses im Kontext des Bildungsbegriffs bei Horkheimer
- Der kritische Bildungsbegriff als Bedingung für die Verunmöglichung einer Wiederholung von Auschwitz
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Die Arbeit stellt die These auf, dass nach Adorno ein kritischer Bildungsbegriff mit der Forderung nach der Verhinderung einer Wiederholung von Auschwitz verbunden ist. Der Bildungsbegriff der Kritischen Theorie wird erörtert und die wichtigsten Werke der Theorie chronologisch behandelt.
- II. Dialektik der Aufklärung: Die „Dialektik der Aufklärung“ von Adorno und Horkheimer wird als zentrale Quelle für die Grundgedanken der Kritischen Theorie betrachtet. Es wird argumentiert, dass die Aufklärung in ihren eigenen kulturellen Hervorbringungen die Barbarei angelegt hat, was sich in Auschwitz manifestiert.
- III. Theorie der Halbbildung und Erziehung nach Auschwitz: Die „Theorie der Halbbildung“ wird als negative Seite des Bildungsverständnisses der Kritischen Theorie betrachtet. Die „Erziehung nach Auschwitz“ wird als pädagogische Antwort auf die „Theorie der Halbbildung“ dargestellt.
- IV. Der kritische Bildungsbegriff bei Horkheimer: Dieses Kapitel behandelt die Inhalte eines kritischen Bildungsverständnisses im Kontext des Bildungsbegriffs bei Horkheimer.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf den kritischen Bildungsbegriff der Kritischen Theorie, insbesondere im Kontext von Adornos „Erziehung nach Auschwitz“. Die Kernthemen sind Aufklärung, Vernunftkritik, Halbbildung, Emanzipation, Verunmöglichung der Wiederholung von Auschwitz und das Verhältnis von Bildung und Erziehung.
- Quote paper
- Robert Lachner (Author), 2006, Der Bildungsbegriff der Kritischen Theorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/71795