Mit seinem Roman „Drei Kameraden“ beendete Erich Maria Remarque seine als Trilogie angelegte Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg. Den Anfang dieser Reihe bildet sein bekanntestes Werk „Im Westen nichts Neues“, in dem die Gräuel der Kriegsfront geschildert werden, gefolgt von dem Roman „Der Weg zurück“, der das Schicksal der Heimkehrer behandelt. In „Drei Kameraden“ versucht der Protagonist Robert Lohkamp zusammen mit zwei Kriegskameraden in der unruhigen, politisch brisanten Zeit der Zwanziger Jahre, seine Existenz zu sichern und seinen Platz im Leben zu behaupten. Damit schließt Drei Kameraden thematisch an die beiden vorangegangenen Romane an.[...]
Während die beiden ersten Werke sich stilistisch in der dokumentierenden, beinah emotionslos präzisen Beschreibung des Krieges und seiner Folgen ähneln, ist in „Drei Kameraden“ der klare, sachliche Tonfall immer wieder durch gefühlsbetonte Passagen gebrochen, die zum Teil durch eine metaphernüberladene Symbolik ins Schwülstige kippen.
Hier tritt eine andere Seite Remarques stärker hervor, die sich schon in seinen frühen, insbesondere seinen journalistischen Texten zeigte: sein Hang zum Schwärmerischen. [...]
Remarque war nicht nur der „realistisch-reportagehafte“ Kriegsdokumentarist, wie er in der Öffentlichkeit bedingt durch sein meist gelesenes Werk „Im Westen nichts Neues“ erschien, sondern seit seiner Jugend geprägt von der geistigen Strömung des Ästhetizismus und der Décadence des fin de siécle. Gleichzeitig ist sein Schreiben sowohl stilistisch wie auch thematisch beeinflusst von der, Kunst und Literatur der Zwanziger Jahre beherrschenden, Ästhetik der Neuen Sachlichkeit.
In der vorliegenden Arbeit wird anhand von ausgewählten Textstellen gezeigt, wie Remarque Elemente des Ästhetizismus und der Décadence mit Elementen der Neuen Sachlichkeit, also mit einer literarisch konträren Strömung, in einem Werk verbindet und damit etwas Innovatives schafft. Mein Anliegen ist es dabei nicht, eine literarische Einordnung oder Kategorisierung vorzunehmen, sondern textimmanent zu untersuchen, inwieweit der Autor stilistisch und thematisch die beiden literarischen Strömungen miteinander verbindet, indem er Romanfiguren schafft, die zwischen den beiden Polen Dekadenz und Sachlichkeit denken und agieren. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zwischen 'neusachlicher' Abgeklärtheit und schwärmerischer Verklärung
- Drei Kameraden im Spiegel der Neuen Sachlichkeit
- Drei Kameraden im Spiegel des Ästhetizismus
- Das 'Auto'-Motiv
- Symbolstruktur
- „therapeutische Autofahrt“
- Das „Alkohol“-Motiv
- Gefühlsregulierung durch Ästhetisierung
- Schluss
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht, wie Erich Maria Remarque in seinem Roman „Drei Kameraden“ Elemente des Ästhetizismus und der Décadence mit Elementen der Neuen Sachlichkeit verbindet und somit etwas Innovatives schafft. Ziel ist es, die stilistische und thematische Verknüpfung dieser beiden literarischen Strömungen im Werk zu analysieren und die mögliche Funktion dieser Verbindung zu erforschen.
- Verknüpfung von Ästhetizismus und Neuer Sachlichkeit in Remarques „Drei Kameraden“
- Analyse der stilistischen und thematischen Verknüpfung der beiden literarischen Strömungen
- Untersuchung der möglichen Funktion dieser Verbindung
- Bedeutung der Motive „Auto“ und „Alkohol“ für die Charakterisierung der Romanfiguren
- Einfluss der Kriegs- und Nachkriegszeit auf die literarische Gestaltung des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Roman „Drei Kameraden“ im Kontext von Remarques Trilogie zur Auseinandersetzung mit dem Ersten Weltkrieg vor. Sie erläutert die thematische Verbindung zu den vorherigen Romanen und hebt die stilistischen Unterschiede hervor, insbesondere die stärkere Präsenz von gefühlsbetonten Passagen und metaphernreicher Symbolik.
Kapitel 2 befasst sich mit der Analyse von „Drei Kameraden“ im Spiegel der Neuen Sachlichkeit. Es erläutert die literarische Antwort der Bewegung auf die Urbanisierung und Technisierung der Lebenswelt und untersucht die ästhetischen Forderungen der Neuen Sachlichkeit. Die Analyse zeigt, wie Remarque diese Elemente in seinen Roman integriert.
Kapitel 3 widmet sich dem „Auto“-Motiv in „Drei Kameraden“. Es analysiert die symbolische Bedeutung des Motivs im Kontext des Romans und untersucht die Funktion der „therapeutischen Autofahrt“ als Mittel der Gefühlsregulierung.
Kapitel 4 behandelt das „Alkohol“-Motiv in „Drei Kameraden“ und analysiert dessen Bedeutung in der Romanhandlung.
Kapitel 5 erörtert die Rolle der Ästhetisierung in der Gefühlsregulierung der Romanfiguren. Es untersucht, wie die Figuren durch die Anwendung von ästhetischen Elementen ihre Emotionen kontrollieren und bewältigen.
Schlüsselwörter
Erich Maria Remarque, Drei Kameraden, Neue Sachlichkeit, Ästhetizismus, Décadence, Auto-Motiv, Alkohol-Motiv, Gefühlsregulierung, Ästhetisierung, Kriegszeit, Nachkriegszeit.
- Arbeit zitieren
- Katharina Maas (Autor:in), 2000, Erich Maria Remarques „Drei Kameraden“. Verbindung von Elementen des Ästhizismus und der Neuen Sachlichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/71514