1. Quellenproblematik, Historie und Einordnung des alten Aramäisch
„Die ältesten gesicherten Kenntnisse über die Geschichte und die Existenz der Aramäer stammen aus den akkadischen Keilschriften, in denen durch die Bezeichnung „aramâja“ auf aramäische Volksgruppen hingewiesen wird.“(1) Die meisten auf Pergament, Papyrus, Holz und Scherben geschriebenen aramäischen Texte wurden am Westufer des Toten Meeres in den Höhlen von Qumran, Hurabba’at, Nahal Hever und der Bergfestung Masada gefunden. Diese erhielten Privaturkunden, literarische Texte und Abschriften. Außerdem sind Inschriften auf Gräbern, in Synagogen, Kirchen und auf Amuletten zu finden. Weitere aramäische Dokumente sind Aussprüche von Schriftgelehrten, das Testament Levis aus der Kairoer Genisa (der Rumpelkammer der Synagoge von Alt-Kairo), einige Tempelaufschriften und der aramäische Teil des Danielbuches.(2)
Im 12 Jh. v. Chr. siedelten in Syrien, Mesopotamien und Babylonien bereits Aramäer, die erstmalig in assyrischen Quellen von 1112 v. Chr. erwähnt wurden. Vom 11. Jh. v. Chr. an bildeten sie Staaten bei Sam’al, Arpad, Hamat und Damaskus in Westsyrien und Gosan in Nordostsyrien. Die Aramäer übernahmen von den Phöniziern die Alphabetschrift und verbesserten sie durch die Vokalschreibung. Diese Weiterentwicklung wurde im darauf folgenden Jahrhundert an die Israeliten, Ammonieter und Gileaditer weitergegeben. Damit nahm das Aramäische großen Einfluss auf andere Sprachentwicklungen und die Einfachheit des Aramäischen führte dazu, dass das Akkadische und das Kanaaneische verdrängt wurde.(3) Dieser Prozess wurde außerdem durch die Umsiedlungspolitik des neubabylonischen Reiches im 9. – 6. Jh. v. Chr. beschleunigt, sodass man zu Zeiten Jesu Christi in fast allen semitischen Kulturländern Aramäisch sprach.(4)
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(1) Rosenthal, Franz: „Die aramaistische Forschung“, S. 23
(2) vgl. Beyer, Klaus: „Die aramäischen Texte vom Toten Meer“, S. 21
(3) vgl. Beyer, Klaus: „The Aramaic language“, S.9
(4) vgl. ebd. S.10
Inhaltsverzeichnis
- 1. Quellenproblematik, Historie und Einordnung des alten Aramäisch
- 2. Das Altaramäisch
- 2.1. Historische Entwicklung des Altaramäischen
- 2.2. Die Grammatik des Ja'udischen
- 3. Das Reichsaramäisch
- 3.1. Historische Entwicklung des Reichsaramäischen
- 3.2. Die Grammatik des Reichsaramäischen
- 3.2.1. Die aramäische Lautverschiebung
- 3.2.2. Pronomen im Aramäischen
- 3.2.3. Der bestimmte Artikel
- 3.2.4. Die Verben
- 3.2.5. Perfekt und Imperfekt
- 3.2.6. Die Femininendung
- 4. Das Altostaramäisch
- 4.1. Das Altsyrische und seine mittelaramäische Fortsetzung
- 4.2. Die Grammatik des Syrischen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit bietet eine Einführung in die Geschichte und Grammatik der alten aramäischen Sprache. Ziel ist es, einen Überblick über die Entwicklung des Aramäischen, seine verschiedenen Dialekte und seine grammatikalischen Besonderheiten zu geben.
- Die historische Entwicklung des Aramäischen und seine Einordnung in die semitische Sprachfamilie
- Die verschiedenen Dialekte des alten Aramäischen (Altaramäisch, Reichsaramäisch, Altostaramäisch)
- Die grammatikalischen Strukturen des Altaramäischen und des Reichsaramäischen
- Die Quellenlage und die Herausforderungen der Erforschung des Aramäischen
- Der Einfluss des Aramäischen auf andere Sprachen des Vorderen Orients
Zusammenfassung der Kapitel
1. Quellenproblematik, Historie und Einordnung des alten Aramäisch: Dieses Kapitel untersucht die Quellenlage für die Erforschung des alten Aramäischen, die hauptsächlich aus Inschriften, Texten auf verschiedenen Materialien (Pergament, Papyrus, etc.) und literarischen Werken besteht. Es beleuchtet die historische Entwicklung und geographische Verbreitung der aramäischen Sprache, beginnend mit den ersten Erwähnungen in akkadischen Keilschriften. Das Kapitel betont die Herausforderungen der sprachlichen Zuordnung aufgrund der fehlenden fassbaren Ursprungssprache des Semitischen und erläutert den Begriff „protosemitisch“. Die Einordnung des Aramäischen in die semitische Sprachfamilie wird anhand einer Tabelle veranschaulicht, welche die verschiedenen Zweige und Untergruppen darstellt. Die Entwicklung vom Altaramäischen zum Reichsaramäischen und die Rolle des Aramäischen als Verkehrssprache werden ebenfalls hervorgehoben.
2. Das Altaramäisch: Dieses Kapitel konzentriert sich auf das Altaramäisch, seine historische Entwicklung und die Grammatik des Ja'udischen. Es werden die ältesten bekannten Inschriften und Schriftzeugnisse aus dem 10. bis 8. Jahrhundert v. Chr. erwähnt, die auf die Verwendung des Aramäischen als Kanzleisprache hinweisen. Der Unterschied zwischen dem Ja'udischen und der Bileamschrift wird erläutert, und die bedeutende Rolle des Aramäischen als Verwaltungssprache im 8. Jahrhundert v. Chr. wird anhand des Beispiels des assyrisch-jüdischen Krieges illustriert. Die Auflösung des Altaramäischen in lokale Schriftsprachen im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. und der darauf folgende Aufstieg des Reichsaramäischen wird ebenfalls diskutiert. Die Grammatik des Ja'udischen wird als eine Mischung aus nordsemitischen, phönizischen und aramäischen Elementen beschrieben, wobei spezifische grammatikalische Merkmale wie das Fehlen von Artikeln und besondere Pluralendungen hervorgehoben werden.
3. Das Reichsaramäisch: Das Kapitel befasst sich mit der historischen Entwicklung und der Grammatik des Reichsaramäischen. Es beschreibt die sprachlichen Veränderungen und den Einfluss anderer Sprachen auf das Aramäische, wie z.B. Akkadisch, Persisch und Griechisch. Ein Schwerpunkt liegt auf der Beschreibung der aramäischen Lautverschiebung sowie der Behandlung von Pronomen, dem bestimmten Artikel und den Verben (inklusive Perfekt und Imperfekt) im Reichsaramäischen. Die grammatikalischen Besonderheiten werden im Detail analysiert, um ein tiefgehendes Verständnis der sprachlichen Strukturen zu vermitteln und ihre Unterschiede zum Altaramäischen herauszuarbeiten. Die Bedeutung der Femininendung und deren Verwendung werden ebenfalls erörtert.
4. Das Altostaramäisch: Dieses Kapitel behandelt das Altostaramäisch, einschließlich des Altsyrischen und seiner mittelaramäischen Weiterentwicklung. Es fokussiert sich auf die grammatikalischen Besonderheiten des Syrischen, die im Kontext der Gesamtentwicklung des Aramäischen betrachtet werden. Die Zusammenhänge und Unterschiede zu den anderen aramäischen Dialekten werden herausgearbeitet. Das Kapitel legt den Schwerpunkt auf die syntaktischen und morphologischen Merkmale des Syrischen und beschreibt, wie sich diese aus den vorherigen Entwicklungsstufen des Aramäischen ableiten lassen.
Schlüsselwörter
Altaramäisch, Reichsaramäisch, Altostaramäisch, Ja'udisch, Semitische Sprachfamilie, Grammatik, historische Entwicklung, Phonologie, Quellenproblematik, Sprachvergleich, Vorderer Orient.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Altes Aramäisch: Geschichte und Grammatik"
Was ist der Inhalt dieses Buches?
Dieses Buch bietet eine umfassende Einführung in die Geschichte und Grammatik des alten Aramäischen. Es behandelt die Quellenproblematik, die historische Entwicklung des Aramäischen und seiner verschiedenen Dialekte (Altaramäisch, Reichsaramäisch, Altostaramäisch), sowie deren grammatikalische Besonderheiten. Der Fokus liegt auf der detaillierten Analyse der Grammatik, einschließlich Phonologie, Morphologie und Syntax. Zusätzlich werden die Zusammenhänge zwischen den verschiedenen aramäischen Dialekten und deren Einordnung in die semitische Sprachfamilie beleuchtet.
Welche aramäischen Dialekte werden behandelt?
Das Buch behandelt drei Hauptdialekte des alten Aramäischen: Altaramäisch, Reichsaramäisch und Altostaramäisch (inkl. Altsyrisch). Jeder Dialekt wird hinsichtlich seiner historischen Entwicklung und grammatikalischen Besonderheiten separat untersucht. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Ja'udischen als einer Form des Altaramäischen gewidmet.
Welche Themen werden im Buch behandelt?
Die wichtigsten Themen umfassen: die Quellenproblematik der aramäischen Forschung, die historische Entwicklung des Aramäischen und seine Einordnung in die semitische Sprachfamilie, die Grammatik des Altaramäischen und des Reichsaramäischen (einschließlich Lautverschiebung, Pronomen, Artikel, Verben, Perfekt und Imperfekt, Femininendung), die Grammatik des Altostaramäischen/Altsyrischen, und der Einfluss des Aramäischen auf andere Sprachen des Vorderen Orients.
Wie ist das Buch strukturiert?
Das Buch ist in Kapitel unterteilt, die jeweils einen bestimmten Aspekt des alten Aramäischen behandeln. Es beginnt mit einer Einleitung zur Quellenlage und historischen Einordnung. Danach werden die einzelnen Dialekte Altaramäisch, Reichsaramäisch und Altostaramäisch mit Fokus auf deren Grammatik detailliert beschrieben. Jedes Kapitel enthält eine Zusammenfassung der behandelten Inhalte. Zusätzlich gibt es ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten und eine Liste der Schlüsselwörter.
Welche grammatikalischen Aspekte werden im Detail erklärt?
Die Grammatik wird umfassend behandelt, einschließlich der aramäischen Lautverschiebung, der Pronomen, des bestimmten Artikels, der Verbkonjugation (Perfekt und Imperfekt), der Femininendung und weiterer morphologischer und syntaktischer Besonderheiten. Die Unterschiede in der Grammatik zwischen den verschiedenen aramäischen Dialekten werden explizit herausgearbeitet.
Für wen ist dieses Buch geeignet?
Dieses Buch eignet sich für Studierende und Wissenschaftler, die sich mit der semitischen Sprachwissenschaft und insbesondere mit dem alten Aramäischen befassen. Es ist eine wertvolle Ressource für alle, die ein tiefes Verständnis der Geschichte und Grammatik dieser wichtigen Sprache erlangen möchten.
Welche Quellen werden verwendet?
Die im Buch verwendeten Quellen umfassen Inschriften, Texte auf verschiedenen Materialien (Pergament, Papyrus etc.) und literarische Werke. Das Buch diskutiert auch die Herausforderungen der Erforschung des Aramäischen aufgrund der oft fragmentarischen und schwer zu interpretierenden Quellenlage.
Welche Rolle spielte das Aramäische als Verkehrssprache?
Das Buch hebt die Bedeutung des Aramäischen als wichtige Verkehrssprache im Vorderen Orient hervor, insbesondere das Reichsaramäisch. Es beschreibt die Verwendung des Aramäischen in der Verwaltung und im interkulturellen Austausch. Der Einfluss des Aramäischen auf andere Sprachen wird ebenfalls diskutiert.
- Arbeit zitieren
- Christian Müller-Thomas (Autor:in), 2004, Einführung in die Geschichte und Grammatik der alten aramäischen Sprache, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/70208