In der vorliegenden Arbeit soll es in einem ersten Schritt vor allem darum gehen, einen zentralen Aspekt in der Analyse der Reiseerzählung Der Schatz im Silbersee von Karl May kritisch zu untersuchen: Die Verwendung deutscher Elemente und insbesondere ihren Einsatz für ein positives Deutschlandbild. Es wird der Versuch unternommen, die Bedeutung der deutschen Figuren im Hinblick auf die Darstellung Deutschlands bzw. deutscher Tugenden zu analysieren. Dabei ist zentraler Analysepunkt, ob deutsche Elemente dazu beitragen, ein „gutes Deutschland“ darzustellen, oder ob deutsche Figuren lediglich eine erzählerische Funktion zur besseren Identifizierung der Leser mit der exotischen Handlung einnehmen.
Die Einteilung der Abschnitte bzw. der Kapitel in diesem ersten Schritt ergibt sich vor allem aus der notwendigen Verknüpfung der Erzählung mit der entstehungsgeschichtlichen Realität der Kolonialpolitik im deutschen Kaiserreich, die bei der Analyse mit einbezogen und berücksichtigt werden muss. Auf Grundlage der Analyse des Zusammenhangs zwischen Kolonialpolitik und Reiserzählung kann eine eingehende Analyse der deutschen bzw. „nicht-deutschen“ Figuren erfolgen.
In einem weiteren Schritt wird es dann darum gehen, die Verfilmung der Reiseerzählung durch Harald Reinl im Jahr 1962 und ihren Zusammenhang mit der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft zu analysieren. Auch hier ist zentraler Analysepunkt, den Zusammenhang zwischen der durch den Zweiten Weltkrieg diskreditierten bundesdeutschen Gesellschaft und einem im Film gesuchten Entlastungsmechanismus zu analysieren. Gerade bei einem Film, in der deutsche Helden dem unterdrückten Volk der Indianer zur Seite stehen, könnte von einem solchen Entlastungsmechanismus für das kollektive Gewissen der Nachkriegsgesellschaft vermutet werden. In einem abschließenden Schritt wird durch einen Vergleich von Reiseerzählung und Verfilmung die These untersucht, ob die Verfilmung bezogen auf die Darstellung deutscher Elemente in einer Tradition zu ihrer literarischen Vorlage steht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Erzählung Der Schatz im Silbersee und die deutsche Kolonialpolitik – Abbild eines Zeitgeistes?
- Die Darstellung der Deutschen und „Nicht-Deutschen“
- Deutsche Figuren und Deutschlandbild
- Old Shatterhand
- Die Darstellung der „Nicht-Deutschen“ am Beispiel des Jefferson Hartley
- Deutsche Helden und Indianer
- Der Film Der Schatz im Silbersee und die deutsche Nachkriegsgesellschaft
- Der Film Der Schatz im Silbersee – Positives Deutschlandbild als Entlastungsmechanismus der Kriegsgeneration?
- Das Indianerbild
- Abschließender Vergleich: Der Film Der Schatz im Silbersee – Mögliche Traditionslinien zur literarischen Vorlage
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Analyse der Reiseerzählung "Der Schatz im Silbersee" von Karl May und ihrer Verfilmung von Harald Reinl. Im Mittelpunkt steht dabei die kritische Untersuchung der Verwendung deutscher Elemente und die Frage, ob diese dazu beitragen, ein positives Deutschlandbild zu schaffen. Zudem soll der Zusammenhang zwischen der Erzählung und der deutschen Kolonialpolitik sowie der Verfilmung und der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft untersucht werden.
- Die Rolle deutscher Elemente in der Darstellung Deutschlands und deutscher Tugenden
- Der Einfluss der Kolonialpolitik auf die Reiseerzählung
- Die Darstellung von „Nicht-Deutschen“ und die Konstruktion eines positiven Deutschlandbildes
- Der Zusammenhang zwischen der Verfilmung und der Nachkriegsgesellschaft
- Die Analyse des Films als möglicher Entlastungsmechanismus für das kollektive Gewissen der Kriegsgeneration
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und skizziert die zentralen Forschungsfragen. Das zweite Kapitel beleuchtet den Entstehungszusammenhang der Erzählung im Kontext der deutschen Kolonialpolitik. Es wird untersucht, inwieweit der Zeitgeist der Wilhelminischen Ära und die kolonialen Bestrebungen des Deutschen Kaiserreichs in Mays Werk reflektiert werden. Das dritte Kapitel analysiert die Darstellung von deutschen und „Nicht-Deutschen“ Figuren, wobei der Fokus auf Old Shatterhand und Jefferson Hartley liegt. Im vierten Kapitel wird die Beziehung zwischen den deutschen Helden und den Indianern untersucht. Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Verfilmung von "Der Schatz im Silbersee" und ihrem Zusammenhang mit der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft. Im sechsten Kapitel wird die Frage aufgeworfen, ob der Film als Entlastungsmechanismus für die Kriegsgeneration dient. Das siebte Kapitel analysiert das Indianerbild in der Verfilmung. Das achte Kapitel zieht einen abschließenden Vergleich zwischen Reiseerzählung und Verfilmung, um die Frage nach Traditionslinien zwischen beiden zu beantworten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themenbereichen Karl May, "Der Schatz im Silbersee", deutsche Kolonialpolitik, Deutschlandbild, deutsche Helden, Indianer, Verfilmung, Nachkriegsgesellschaft, Entlastungsmechanismus, Traditionslinien.
- Quote paper
- Johannes Maase (Author), 2005, Deutsche Elemente in "Der Schatz im Silbersee" – Analyse und Vergleich von Karl Mays Reiseerzählung und der Verfilmung von Harald Reinl, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/68479