Frankreich war und ist ein sehr zentralistisches Land: Paris und die umliegende Region ist die wirtschaftlich bedeutendste Gegend, weshalb sich dort auch die meisten Medien etabliert haben, mit Ausnahme der regionalen. Der deutsche Staat hingegen entstand auf der Grundlage der einzelnen bereits bestehenden Bundesländer, die in allen kulturellen Bereichen immer noch das letzte Wort haben. Entsprechend entwickelten sich die Medien in allen Bundesländern mehr oder weniger gleichermaßen und es gibt keine Konzentration auf einen geographischen Bereich, wie es im Nachbarland Frankreich der Fall ist. Schon diese kulturellen Hintergründe deuten daraufhin, dass es diverse Unterschiede zwischen den Mediensystemen der beiden Länder geben muss. Andererseits führen globale Entwicklungen wie die des Fernsehens und Internets zu Konsumtrends, die in Deutschland und Frankreich ähnlich ausfallen.
Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick über den Status Quo eines Einzelbereiches des französischen Mediensystems, nämlich des Pressesystems geben und dabei den Vergleich zu Deutschland ziehen. Betrachtet werden die klassischen Printmedien, also sowohl die nationalen als auch die regionalen Tageszeitungen sowie die besonders in Frankreich wichtigen Zeitschriften und Magazine. Außen vor bleiben jedoch die Wochenzeitungen sowie die Internetauftritte der Tageszeitungen und Magazine beider Länder.
Der Punkt Rechtsgrundlagen und Finanzierung der Presse erläutert kurz die für die französische Presse relevanten Gesetzestexte. Näher eingegangen wird hier auf die Funktion des Staates, der in Frankreich eine nicht unerhebliche Rolle bei der Finanzierung der Verlagserzeugnisse spielt. Hier treten die Unterschiede zu Deutschland besonders stark zu Tage.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die nationalen Tageszeitungen
- Die regionalen Tageszeitungen
- Zeitschriften und Magazine
- Rechtsgrundlagen und Finanzierung der Presse
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit bietet einen Vergleich des französischen und deutschen Pressesystems mit Fokus auf Printmedien. Die Arbeit untersucht die nationalen und regionalen Tageszeitungen sowie Zeitschriften und Magazine, beleuchtet die Rechtsgrundlagen und die Finanzierung der Presse und analysiert die Unterschiede zwischen den beiden Ländern.
- Vergleich des französischen und deutschen Pressesystems
- Analyse der nationalen und regionalen Tageszeitungen in Frankreich und Deutschland
- Untersuchung der Rolle von Zeitschriften und Magazinen
- Bewertung der Rechtsgrundlagen und Finanzierung der Presse in beiden Ländern
- Identifizierung kultureller und struktureller Einflüsse auf die Medienlandschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit vergleicht das französische und deutsche Pressesystem, wobei der Fokus auf den kulturellen Unterschieden zwischen einem zentralistischen (Frankreich) und einem dezentralistischen (Deutschland) Staat liegt. Die Untersuchung konzentriert sich auf Printmedien: nationale und regionale Tageszeitungen sowie Zeitschriften und Magazine, unter Ausschluss von Wochenzeitungen und Online-Angeboten. Die Finanzierung und die rechtlichen Grundlagen werden ebenfalls beleuchtet.
Die nationalen Tageszeitungen: Im Gegensatz zu Deutschland, wo sieben nationale Tageszeitungen existieren, zählt Frankreich elf nationale Titel. Besonderheiten sind die rein sportlich ausgerichteten Zeitungen L’Equipe und Paris Turf. Es zeigt sich ein deutlicher Auflagenschwund bei den meisten nationalen französischen Tageszeitungen seit 1998, im Vergleich zu Deutschland, wo die Situation weniger kritisch ist. Ausnahmen bilden Le Parisien/Aujourd’hui en France und La Croix, deren Erfolg auf unterschiedliche Strategien (Regionalausgaben bzw. Abonnementkultur) zurückzuführen ist. Hohe Preise, geringe Werbeeinnahmen, fehlende Modernisierung und der Erfolg von Gratiszeitungen werden als Gründe für den Leserschwund genannt. Die Konzentration der nationalen Zeitungen auf Paris wird als ein wesentliches Merkmal des französischen Systems hervorgehoben, im Gegensatz zur dezentralisierten Struktur in Deutschland.
Die regionalen Tageszeitungen: Im Gegensatz zu den nationalen Zeitungen dominieren regionale Tageszeitungen den französischen Zeitungsmarkt (61 Titel), wenn auch in geringerem Maße als in Deutschland (ca. 380 Titel). Die französische regionale Presse zeichnet sich durch eine höhere Marktkonzentration aus, während in Deutschland stärkere Konkurrenz herrscht. Trotz des Zentralismus in Frankreich, hat die regionale Presse im 20. Jahrhundert an Bedeutung gewonnen und überholt die nationale Presse in Bezug auf Auflage. Ouest France, eine regionale Zeitung, ist die auflagenstärkste französische Tageszeitung. Ein wichtiger Unterschied zu Deutschland ist, dass keine regionale französische Zeitung eine nationale Leserschaft erreicht, im Gegensatz zu supraregionalen deutschen Zeitungen. Der Erfolg der regionalen Presse wird auf eine höhere Leserbindung und einen höheren Abonnentenanteil zurückgeführt.
Zeitschriften und Magazine: Die französische Zeitschriftenpresse zeigt im Gegensatz zur Tagespresse einen anhaltenden Erfolg. Frankreich hat die weltweit höchsten Verkaufszahlen für Zeitschriften, besonders bei jungen Menschen und Frauen. Eine große Anzahl an Titeln, insbesondere im Bereich der Special-Interest-Zeitschriften, ist verfügbar. Fernsehzeitschriften dominieren die Top-Ten der beliebtesten Titel. Der Vergleich mit Deutschland zeigt Ähnlichkeiten im Konsumverhalten, mit Fernsehzeitschriften als Spitzenreiter. Die gegenseitige Einfuhr von Zeitschriftenkonzepten zwischen Frankreich und Deutschland unterstreicht die Internationalisierung des Marktes.
Rechtsgrundlagen und Finanzierung der Presse: Das französische Pressegesetz von 1881 garantiert Pressefreiheit, inklusive der finanziellen Möglichkeit zur Meinungsäußerung. Der französische Staat unterstützt die Presse durch Subventionen, im Gegensatz zu Deutschland. Die geringe Abonnementkultur und die hohen Zustellungskosten in Frankreich machen die Presse stark von Werbeeinnahmen abhängig. Die staatlichen Subventionen gleichen Umsatzverluste aus und sichern den Meinungspluralismus, jedoch besteht die Gefahr von Abhängigkeit und eingeschränkter Kritikfähigkeit.
Schlüsselwörter
Französisches Pressesystem, deutsches Pressesystem, nationale Tageszeitungen, regionale Tageszeitungen, Zeitschriften, Magazine, Pressefreiheit, Finanzierung der Presse, staatliche Subventionen, Zentralismus, Dezentralismus, Auflagenschwund, Werbeeinnahmen, Meinungspluralismus, Abonnementkultur.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Vergleich des französischen und deutschen Pressesystems
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Diese Seminararbeit vergleicht das französische und deutsche Pressesystem, konzentriert sich dabei auf Printmedien (nationale und regionale Tageszeitungen sowie Zeitschriften und Magazine) und analysiert die Unterschiede zwischen beiden Ländern hinsichtlich Struktur, Finanzierung und rechtlichen Grundlagen.
Welche Medien werden im Detail untersucht?
Die Arbeit untersucht nationale und regionale Tageszeitungen, Zeitschriften und Magazine. Wochenzeitungen und Online-Angebote werden ausgeschlossen.
Was sind die zentralen Unterschiede zwischen dem französischen und dem deutschen Pressesystem?
Ein Hauptunterschied liegt im Grad der Zentralisierung: Frankreich weist ein stärker zentralisiertes System auf (Konzentration der nationalen Zeitungen auf Paris), während Deutschland dezentraler strukturiert ist (viele regionale Zeitungen mit großer Bedeutung). Dies spiegelt sich in der Anzahl der nationalen (Frankreich: 11, Deutschland: 7) und regionalen Zeitungen (Frankreich: 61, Deutschland: ca. 380) wider.
Wie ist die Situation der nationalen Tageszeitungen in Frankreich und Deutschland?
In Frankreich zeigt sich ein deutlicher Auflagenschwund bei den meisten nationalen Tageszeitungen seit 1998, im Gegensatz zu Deutschland, wo die Situation weniger kritisch ist. Ausnahmen in Frankreich sind Le Parisien/Aujourd’hui en France und La Croix. Ursachen für den Leserschwund in Frankreich sind hohe Preise, geringe Werbeeinnahmen, fehlende Modernisierung und der Erfolg von Gratiszeitungen.
Welche Rolle spielen regionale Tageszeitungen in beiden Ländern?
Regionale Tageszeitungen dominieren den französischen Zeitungsmarkt, jedoch in geringerem Maße als in Deutschland. Frankreich zeigt eine höhere Marktkonzentration in der regionalen Presse als Deutschland. Die regionale französische Presse hat im 20. Jahrhundert an Bedeutung gewonnen und überholt die nationale Presse in Bezug auf Auflage. Ein wichtiger Unterschied: Keine regionale französische Zeitung erreicht eine nationale Leserschaft, im Gegensatz zu supraregionalen deutschen Zeitungen.
Wie entwickelt sich der Markt für Zeitschriften und Magazine?
Die französische Zeitschriftenpresse zeigt im Gegensatz zur Tagespresse anhaltenden Erfolg mit weltweit höchsten Verkaufszahlen, besonders bei jungen Menschen und Frauen. Fernsehzeitschriften dominieren die Top-Ten. Der Vergleich mit Deutschland zeigt Ähnlichkeiten im Konsumverhalten.
Welche Rechtsgrundlagen und Finanzierungsmodelle gibt es?
Das französische Pressegesetz von 1881 garantiert Pressefreiheit. Der französische Staat unterstützt die Presse durch Subventionen, im Gegensatz zu Deutschland. Die geringe Abonnementkultur und hohe Zustellungskosten in Frankreich machen die Presse stark von Werbeeinnahmen abhängig. Staatliche Subventionen gleichen Umsatzverluste aus, bergen aber die Gefahr von Abhängigkeit und eingeschränkter Kritikfähigkeit.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Französisches Pressesystem, deutsches Pressesystem, nationale Tageszeitungen, regionale Tageszeitungen, Zeitschriften, Magazine, Pressefreiheit, Finanzierung der Presse, staatliche Subventionen, Zentralismus, Dezentralismus, Auflagenschwund, Werbeeinnahmen, Meinungspluralismus, Abonnementkultur.
- Arbeit zitieren
- Evelyn Glose (Autor:in), 2006, Das Pressesystem in Frankreich im Vergleich zu Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/68279